Etappe 10: Kematen – Ried – Tulfer – Wiesen – Flains – Sterzing (Abschluss)

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Aug 202023
 

Dienstag, 1. August 2023. Die heutige letzte Etappe stand unter dem Vorzeichen einer 100%-Regenvorhersage für den gesamten Tag. Als Alternative hätte sich ab Kematen (1440m über NN) die Fahrt mit dem Bus nach Sterzing (945m über NN) angeboten. Aber wir wollten laufen, – laufen mit der Kraft der eigenen Beine! Das war ja schließlich der Sinn unserer kühnen Unternehmung. Wir genossen ein sehr gutes Frühstück in der Alpenrose und unterhielten uns dabei angeregt mit zwei anderen Bergsteigern, einem Südtiroler und einem Regensburger. Kurz nach neun Uhr brachen wir auf. Der 100%-Regen ließ – unhöflich wie der Regen eben ist – beharrlich auf sich warten, das Wetter hielt! So wanderten wir vorerst trockenen Fußes und Leibes auf abwechslungsreichen Wegen talauswärts.

An einem Naturstein-Verarbeitungswerk, das wir durchquerten, bestaunten wir die herrlich bunten Gneis-Bruchsteine von der Art, wie wir sie in riesigen Blöcken auf dem Pfitscher Joch in natura gesehen hatten.

Wir kommen an der artenreichen Burgumerau, einem Altarm des Pfitscher Baches, an regentriefenden Wiesen und dem Rieder Stausee vorbei.

Später queren wir den reißenden Pfitscher Bach; hier verengt sich das Pfitscher Tal zu einer Klause, die Bergwände treten nahe aneinander heran, das Wasser stürzt rauschend zu Tale.

Nach etwa 2 Stunden Gehzeit setzt der angekündigte Regen ein, und wir legen das bereitgehaltene Regenzeug an. Eine gute Stunde marschieren wir unverdrossen in strömendem Regen weiter, bis wir schließlich die Ortschaft Wiesen erreichen. Wir suchen und finden Unterschlupf vor den Wassermassen in der Wiesener Pfarrkirche Zum heiligen Kreuz, die uns zunächst mit ihrem schlichten romanischen Äußeren beeindruckte und dann durch eine üppige Innenausstattung in bairischem Barock fesselte.

Ich las stumm und summte aus dem Gotteslob einige besonders schöne Gebete und Lieder aus dem regionalen Eigenteil der Diözese Bozen-Brixen – in der Hoffnung, dass der strömende Regen endlich aufhören möge, der uns zusehends Harm und Ungemach zuzufügen drohte … und siehe da, als wir die Kirche verließen, hatte der Regen aufgehört, die güldene Sonne brachte Leben und Wonne zurück.

Nach einigen weiteren Minuten lag plötzlich Sterzing zu unseren Füßen.

Wir hatten also fast den Endpunkt unserer Alpenüberquerung erreicht, und prompt fing es auf den letzten Metern unserer 123 km langen Route wieder zu regnen an, als wir eben ein mit 19% Gefälle steil abschüssiges Sträßchen hinabtippelten. Wir unterquerten Bahngeleise, dann standen wir auch schon vor dem berühmten Zwölferturm in der Sterzinger Altstadt.

Wir schossen stolz einige „Alpenüberquerer-Beweis-Selfies“ und checkten in unserem vorausgebuchten Hotel ein. Wir wechselten in trockene Kleidung und trockene Turnschuhe und strebten zur Belohnung gleich die Bäckerei Häusler an, wo wir uns mit Buchweizentorte und Apfelstrudel sowie einer Tasse Kaffee stärkten.

Dann gingen wir weiter ins Multscher- und Stadtmuseum, das sich in der ehemaligen Deutschordenskommende befindet. Besonders bestaunten wir die Altartafeln, die der aus Ulm stammende Hans Multscher 1457-1459 geschaffen hat. Mit tat es besonders die Darstellung des barfüßigen Josef an, der – vielleicht nach einer langen hochalpinen Wanderung – die ermüdeten Füße aus den engen Wanderstiefeln zieht und sie erst einmal pflegt und frei atmen lässt, ehe er sich dem neugeborenen Menschenkind zuwendet.

O Josef, wie gut verstehe ich dich! Unbeschuht sollst du dich dem Heiligsten nahen – das wusste Hans Multscher sehr genau; das Barfußgehen war und ist von alters her ein Zeichen höchster Achtung vor dem Wahren, dem Lebendigen, wie ein kurzer Blick in das Buch Exodus (2. Mose 3,5) lehrt.

Ein absolutes Highhlight war aber das Spielzimmer, das mit Trompe-l’œil-Wandmalereien gerahmter Kupferstiche ausgeschmückt war. Wirklich spannend und ungewöhnlich!

Nach einer angenehmen Unterhaltung an der Kasse über neue Impulse der Museumsarbeit setzten wir uns noch eine Weile in den gefälligen Innenhof vor der Stadtpfarrkirche und füllten einige Blätter in unseren Skizzenbüchern mit Architekturzeichnungen.

Den Abend ließen wir im Kolpinghaus ausklingen. Eine Pizza S’Platzl und eine Pizza Sterzing mundeten uns vortrefflich, ein Viertel Grauburgunder gönnten wir uns auch, und zum Abschluss verwöhnten wir uns mit Eis vom Laden „Il Ghiottone“, bei dem ein wahrhaft meridionaler Eiskünstler aus Lecce das Edelste, was Pistazien und weiße Schokolade darbieten können, nach geheimen Rezepten in eine phantastische, Trompe-le-palais-Eisskulptur vermischt hatte. Zum Hinschmelzen gut schmeckte das!

Und so fand unsere Alpenüberquerung 2023, bei der wir in 10 Tagen eine Strecke von 123 km durch drei europäische Staaten mit der Kraft der eigenen Beine gewandert waren, einen glücklichen, fröhlichen Abschluss. Es wird nicht unsere letzte Fernwanderung bleiben!

Dies hier unten war ein letzter Blick, ein Abschiedsblick auf Sterzing, ehe wir dann Tags darauf den Flixbus nach München bestiegen.

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Lob der Barfüßer

 Armut, Augsburg, Barfuß, Bert Brecht, Griechisches  Kommentare deaktiviert für Lob der Barfüßer
Jul 152023
 

Hier war einmal ein Kirchenschiff der Barfüßerkirche – heute ein Innenhof, frei zugänglich auch für Tauben, unter freiem Himmel

Μὴ κτήσησθε πήραν εἰς ὁδὸν μηδὲ δύο χιτῶνας μηδὲ ὑποδήματα μηδὲ ῥάβδον – „Nehmt weder Ranzen noch zwei Obergewänder, auch weder Schuhe noch Wanderstab mit“, auf dieses Gebot Jesu (hier aus Mt 10 zitiert), leichten Sinnes und ohne jede überflüssige Last barfuß zu gehen, bezogen sich die „Barfüßer“, also Angehörige jener Ordensgemeinschaften, die auch in Augsburg ihre eigene Kirche errichteten – die „Barfüßerkirche“, an der ich nach ungezählten Schultagen auf die Straßenbahnlinie 1 wartete (statt die 6 km nachhause barfuß zurückzulegen).

Hier in der Barfüßerkirche wurde übrigens Bert Brecht getauft, hier besuchte er den Religionsunterricht, hier wurde er konfirmiert. Eine Erklärtafel brachte bei unserem Besuch dieser Kirche am vergangenen Sonntag die Einzelheiten und zeigte uns den jungen Brecht mit Ranzen und gepflegtem Schuhwerk:

Die Kirche wurde im Februar 1944 durch verheerende Bombardierungen völlig zerstört, heute ist sie mit ergreifender Dürftigkeit, fast ohne Schmuck, beraubt, ein Denkmal der Obdachlosigkeit, mit offenem Gewölbe als eine Kirche der Armut wieder hergerichtet; von der ursprünglichen Ausstattung ist alles verloren gegangen. Im Altarraum sahen wir zwei Mal Jesus, beide Male unbeschuht, ohne Obergewand, ohne Ranzen, ohne Wanderstab, beraubt und schmucklos – und in hebräischen goldenen Lettern das Tetragramm. Das heute zu sehende „Christkind“ schuf übrigens Georg Petel.

So wenig braucht es, um so viel zu sagen.

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Lob des Barfußgehens

 Barfuß, Freude, Natur-Park Schöneberger Südgelände, Orthopädie  Kommentare deaktiviert für Lob des Barfußgehens
Jul 152023
 

Nach einer kleineren Nachmittagsrast unternahm ich am heutigen Sonnabend noch einen längeren Streifzug durch den Naturpark Schöneberger Südgelände – natürlich teils ganz barfuß, teils mit meinen minimalistischen neuartigen Sockenschuhen. Es tut mir einfach gut, mit den Füßen die Unebenheiten eines natürlichen Boden zu ertasten, die Weichheit des Grases zu genießen, die kleinen Piekser von Kies und Steinen wegzustecken. Alle Nervenpunkte werden dadurch belebt, die trägen Muskeln in Füßen und Beinen werden umfassender gekräftigt, die Heilung nach kleineren Verletzungen wird beschleunigt. Erworbene Fehlstellungen der Füße und der Beine werden durch reichliches Barfußgehen sachte korrigiert. 

Vor einigen Wochen erzählte mir ein Bekannter, er habe nach jahrelang erduldeten Beschwerden, unzähligen Therapieversuchen durch Medikamente, nach teuren orthopädischen Maßnahmen seine chronischen Schmerzen an den Knieen im wesentlichen nur durch das häufige und lang ausgedehnte Barfußgehen beseitigt, zum Teil unterstützt durch „Barfußschuhe“, die er insbesondere zur Wahrung des „anständigen Auftretens“ im Berufsleben sowie bei schmutzigem Untergrund verwende.

Bild: „Der Mensch geht – das Rad rollt“ – ein neues Wandgemälde, erstmals gesehen heute in der Feiluftgalerie Tälchenweg im Natur-Park Schöneberger Südgelände

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Zuhause ist dort, zuhause ist hier

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Sep 132020
 

Abenddämmerung über dem Templiner See, zwei Schwäne ziehen in den Westen, ab und zu tunken sie ihr Haupt in das Wasser. Langgezogener, warmer, geschenkter Sommer, der dem Nachsommer vorangeht! Eine ausgedehnte Tour hatte uns gestern nach Beelitz Heilstätten geführt.

Leere Fensterhöhlen starren uns an, dahinter wittere ich Stroh, feuchte Bettlaken, allerlei Ungeziefer mag sich dort tummeln. Wo früher Lungenkranke über Wochen und Monate der pandemischen Lungenentzündung und Tuberkulose zu entkommen suchten und auf Genesung hofften, tummelten wir uns unbeschwert im Barfußpark 5 lange Stunden ohne Strümpf und ohne Schuh. Ja, damals gab es auch schon echte Volkskrankheiten – so wie heute den Diabetes II oder auch die pandemisch grassierenden Herz-Kreislaufsyndrome, an denen in Deutschland etwa 10 Millionen Menschen erkrankt sind.

Wonnig das Waten im Lehm, mag der Grieche seinen Ton zu Gestalten drücken, mag er Hammer und Meißel ansetzen, wir versinken lustvoll mit bloßen Füssen im feuchten Torf, im nassen Moor, im schlüpfrigen Schlick!

Der Schwielowsee erfrischt uns zum Schluss mit wirklich kaltem klarem Wasser. Ich höre italienische Stimmen an diesem Brandenburger See! Zwei Frauen und zwei Mädchen unterhalten sich. Sie sagen: „Usciamo … siamo entrate di qua.“ Das weltoffene Brandenburg empfängt alle, hier stehen allen Menschen die Türen und Tore offen.

Zuhause angelangt, in Schöneberg! Wer begrüßt uns da? Gute Bezirksnachbarn aus alten Tagen – Hans „Hänschen“ Rosenthal, Marlene Dietrich, Theodor Heuss, David Bowie, Albert Einstein! Das sind alles Schöneberger Nachbarn, Nachbarn gewesen, mindestens eine Zeit lang! Einstein? Richtig, zwar hatte er ein Sommerhäuschen am Templiner See und segelte leidenschaftlich über die glatte Fläche, auf der wir soeben die Schwäne ihr Haupt ins Wasser tunken sahen.

Aber zuhause war er werktags in Schöneberg, hier bei uns in der Haberlandstraße 5.

Gute Nachbarn haben wir, hatten wir. Zuhause ist hier.

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Flammende Käthchen am Grab meiner Mutter

 Barfuß, Berchtesgaden, Gedächtniskultur, Gemeinschaft im Wort, Latein, Mutterschaft  Kommentare deaktiviert für Flammende Käthchen am Grab meiner Mutter
Jul 282018
 

Augsburg, 24.07.2018
Ich besuche das Grab meiner Mutter im Neuen Ostfriedhof. Nach den heftigen Regengüssen der vergangenen Tage strahlt und blitzt der uralte Baumbestand; die Stieleichen ragen mächtig und stolz in den Himmel. Was würde meine Mutter sagen, wenn ich meine Schuhe im Friedhof auszöge, wenn ich mich – wie es die Alten Israels taten – unbeschuht nahete, als Zeichen der Demut und Ehrfurcht? Ich tue es. Ich löse die Sandalen von meinen Füßen und beschreite den sanften, bis unter die Graswurzeln durchweichten Boden. „Zieh ruhig die Klapperl aus“, würde sie sagen.  (Klapperl, das ist ein bairisches Wort für Sandalen).

Ich verharre lange Augenblicke in der Zwiesprache mit meiner Mutter und beschließe dann, einige Madagaskarglöckchen zu pflanzen. Dann drängen sich mir einige Gedanken auf, erst in deutscher, dann in lateinischer Sprache. Sie besagen folgendes:

Der Schrecken des Todes löset sich, nun darfst
du barfuß den Boden, in dem deine Mutter ruht,
betreten. Die sechs flammenden Käthchen, die du ihr
aufs Grab gepflanzt, werden für sie blühen; zieh
deine Klapperl aus, fühle den weichen Mutterboden!
Entschlag dich deiner Sorgen, singe die Lieder,
die sie einst für euch gesungen: es wird sie erfreuen.

Solvitur acries hiems mortis, nunc pede
libero pulsanda tellus matris, Kalanchoe
blossfeldiana nunc virescit, at tu tolle
calceos, languidas curas dimitte, licet cantare.
In memoriam

Zur Erinnerung an Gerda Hampel
* 28. Juli 1927 in Berchtesgaden +8. Februar 2015 in Berlin-Kreuzberg

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Schmerzen lindern, Freude gewinnen, oder: „75% der OPs sind überflüssig“

 Barfuß, Beweg dich, bitte!, Das Gute, Freude, Gesundheit, Kochen, Medizin, Orthopädie, Singen, Tugend, Verwöhnt  Kommentare deaktiviert für Schmerzen lindern, Freude gewinnen, oder: „75% der OPs sind überflüssig“
Mai 022018
 

Guter Beitrag zum Thema „Orthopädische Operationen“ heute in der BZ auf S. 19! Ein Schmerz-Experte spricht die Wahrheit aus: 75 Prozent aller Operationen, die durchgeführt würden, seien überflüssig. In jedem Fall müsse der Patient die Entscheidung treffen. Ein Arzt, der sage, die OP müsse sein, der liege falsch. Das ist die Meinung des Mediziners Dr. Martin Marianowicz.

Wir fragen: Was tun bei Schmerzen im Bewegungs- und Halteapparat? Mehr noch: Wie lindert oder vermeidet man Knie-, Hüft- und Schulterschmerzen?

Ich meine dazu – hoffentlich im Einklang mit der BZ und Dr. Martin Marianowicz – Folgendes:

Das Wichtigste ist eine gesunde Lebensweise. Diese schließt folgendes ein:

1) Tägliche körperliche Bewegung in maßvoller Stärke auch bei Schmerzen! Öfters wiederholte, bewusst ausgeführte Bewegungen scheinen mir dafür am besten geeignet, z.B. zügiges Wandern in freier Luft bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit über mindestens 1 Stunde, Kanupaddeln einen Nachmittag lang, Radfahren einen Vormittag lang, Schwimmen für 30 Minuten. Garten- und Feldarbeit gelenk- und rückenschonend ausführen!

2) Gesunde, abwechslungsreiche, selbst zubereitete und genußvolle Ernährung, mit hohem Anteil an Gemüse der Saison, Salat, Vollkornbrot und Obst!

3) Ausreichende Kleidung an Rumpf, Füßen und Kopf, die insbesondere nasse und kalte Füße, einen unterkühlten Rumpf sowie allzu viel Luftzug und übermäßige Sonneneinstrahlung am Kopf verhindert!

4) Kein Rauchen! Wenig oder auch ruhig gar kein Alkohol oder sonstige Drogen!

5) In der warmen Jahreszeit häufiges längeres Barfußgehen auf nachgiebigem Untergrund!

6) Ausreichende, ungestörte, ablenkungsfreie Nachtruhe in einem abgedunkelten Zimmer; keinerlei Medienkonsum während der Nachtruhe!

7) Singen in Gemeinschaft oder allein hilft bei fast allem – es löst den seelischen Schmerz, hilft zu besserem Atmen, verbessert die Sprechfertigkeit in allen Sprachen, und es steigert den Glauben an das Gute im Menschenleben.

Wer diese sieben guten Ratschläge, dieses mein ganzheitliches Anti-Schmerz-Programm ein ganzes Erwachsenen-Leben lang weitestgehend befolgt, der braucht sich – so glaube ich – in 75% der Fälle heute keine BZ zu kaufen und hat 1 Euro gespart. Und er spart in 75% der Fälle Behandlungskosten von rund 3000 Euro pro Gelenk.

Quelle:
Was hilft, wenn Knie, Hüfte und Schulter schmerzen? Schmerz-Experte hat einen neuen Heilungsansatz bei Arthrose. In: BZ. Zeitung des Jahres. 2. Mai 2018, S. 19

Buchempfehlung:
Arthrose selbst heilen: Das ganzheitliche Anti-Schmerz-Programm von Dr. Martin Marianowicz und Dr. Willibald Walter, Verlag GU, 2017

Bild:
Genussvolles, ausdauerndes, bewusst geführtes, schmerzfreies Kanupaddeln im Spreewald gestern, zwischen Lehde und Lübbenau! Freude einen ganzen Tag lang!

 Posted by at 11:38

Barfußpfade – eine gangbare Alternative zum Hochgebirgswandern?

 Barfuß, Berchtesgaden, Südtirol, Wanderungen  Kommentare deaktiviert für Barfußpfade – eine gangbare Alternative zum Hochgebirgswandern?
Okt 062015
 

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Statt eines steil ausgesetzten Höhenkamms – den man nicht haben kann im Umland von Berlin – führte uns der Weg am Sonntag von Ribbeck im Havelland auf dem Barfußpfad über eine Länge von 2 km zum Kinderbauernhof Marienhof. Ohne Schuhe und ohne Socken stapften wir durch Sumpf und Luch, über Stock und Stein, immer am Rand des Wirtschaftsweges entlang. Mancherlei Hindernisse stellten sich uns in den Weg, von der knuppeligen Baumwurzel über steil aufragende Altreifen, von der schottrigen Grauwacke über einen schwanken Steg aus zwei Balken bis hin zum umgestülpten Mehrweggetränkeflaschentragl.

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Die nackten Füße erfuhren Erdgeschichte, erfuhren den ersten Kältehauch des Herbstes im tief quatschenden Sumpf, ertasteten noch die gespeicherte Wärme des Sonnentages im feinkörnigen Mergel und im aufgeschütteten Schluff. Und ja, dieses ständige Fassen und Nehmen der Fußsohle am Boden, das Weichen und Nachgeben, das Drücken und Zwicken des Erdbodens entfalteten eine konzertante Gesamtwirkung auf den gesamten Bewegungs- und Halteapparat aus Zehen, Füßen und Beinen, dass ich mich danach an die wohlig walkende Wirkung eines Höhenpfades in 2.000 m erinnert fühlte. Das gesamte Alpenpanorama dacht‘ ich mir dazu – etwa mit folgenden Versen:

Der Einsamkeiten tiefste schauend unter meinem Fuß
Entlassend meiner Wolken sanftes Tragewerk
Betret‘ ich wohlbedächtig dieser Gipfel Saum

— und die Südtiroler Herrlichkeit vergegenwärtigte mir ein Buch, das ich im Sammelregal gebrauchter Bücher im Schloß Ribbeck fand und erstand, nämlich den packenden Schicksalsroman „Zwei Menschen“ von Richard Voß, 1911 zuerst erschienen in Stuttgart, 1959 wieder aufgelegt durch den Fackelverlag Olten. Eine prachtvolle, in vollem Selbstbewusstsein schaltende und waltende Frau ist sie, diese Judith vom Platterhof! Ein Leckerbissen für Genderforscherinnen aller Geschlechter!

Der Roman spielt in Vahrn am wild schäumenden Eisack, wo ich meine letzten Bergabenteuer erlebt habe, und der Autor starb 1918 in seiner Wahlheimat Berchtesgaden, wo man sich seiner noch heute erinnert. Ebenfalls erwähnt wird in dem Buch das Kloster Neustift, aus dem ich drei Flaschen Wein mit nach Berlin brachte.

Wer mochte dies Buch dort wohl für mich hinterlegt haben?

Ergebnis: Ja, Barfußpfade sind eine taugliche Alternative für alle jene, die es nicht schaffen, am Wochenende ins Hochgebirg zu fahren, um starre, zackige Felsengipfel zu erklimmen.

Der Havelland-Radweg führt bequem, still und geräuschlos rollend von Nauen bis Ribbeck ans Ziel.

https://www.youtube.com/watch?v=PmvBOAlpwPE

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Open-Source-Software – gut für die re:publica, gut für die Republik

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Mai 082014
 

Heute nach der Arbeit ruhiges besinnliches Umhergehen im Park. Barfuß. Die Füße erkennen die rauhe Oberfläche des Kieses, sie erkennen das Weiche das Grases, sie graben sich lustvoll in den warmen Sand auf den Beachvolleyballplätzen in der früheren Gleiswildnis hinein.  Dann ein paar Schritte weiter in das alte Bahnhofsgebäude an der Luckenwalder Straße hinein: Ab 18 Uhr gab es freien Eintritt in die re:publica. Gute Gespräche mit den Linux-Entwicklern. Open-Source-Software, das ist eine gute Chance, um die alte republikanische Tugend des Gemeinsinns zu pflegen.  Ich sehe hier bei den jungen Menschen so viel guten Willen, so viel Anstrengung, etwas zum Gelingen des Ganzen beizusteuern. Besonders beeindruckte mich ein Gespräch mit einer blinden Frau, die uns anschaulich die Vorzüge eines froschgrünen, billigen, persönlich vergebenen  Kleincomputers für alle Kinder in Entwicklungsländern erklärte. In vielen Ländern hat nur der Lehrer das Schulbuch. Ein robuster kleiner Laptop kostet kaum 100 Dollar, er kann die Grundausstattung schon in der Grundschule werden. Linux hat weniger Bugs als Windows, keine Frage! „Wir haben 500.000 dieser Computer mit Windows verkauft und 2000 mit Linux“, berichtet ein Händler. Das sind die Dimensionen. 500.000 zu 2.000!

Wir kaufen am Stand von Bugs-Food drei getrocknete Heuschrecken mit Chili Piquin, eingehaust in ein gläsernes Röhrchen.  Hinweis: „Flügel und Beine der Heuschrecken müssen vor dem Verzehr beseitigt werden.“ Gut zu wissen für einen, der sich gern einen Tag lang von Heuschrecken ernährt.

Der ADFC Sachsen hat eine Open-Source-Map-Karte für den Radweg Berlin-Dresden angefertigt. Wir erhalten eine gedruckte erste Übersicht über den derzeit empfohlenen Streckenverlauf. Überlegungen, den gesamten Weg in 2 oder 3 Tagen abzufahren.

www.radweg-berlin-dresden.de

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Aug 202010
 

11082010029.jpg Soeben holte ich für meinen zweiten Sohn und mich unsere Startunterlagen für den 4. Airport Run der Berliner Flughäfen ab. Meine Startnummer: 6354. Morgen früh geht es los, allerdings wurde die Startzeit von 09.00 auf 09.10 Uhr verschoben.

In der mitgegebenen Tüte entdecke ich die Lauf-Zeitschrift LEX – Das Magazin der Laufexperten, Nr. 1-2010. Was lese ich da auf S. 52 aus der Feder von Dieter Lang? Was empfiehlt der ausgewiesene Laufexperte als bestmögliches Training für den leistungsorientierten Läufer? Folgendes:

„Die Idealvorstellung: barfuß auf unterschiedlichen Naturböden gehen und laufen.“

Genau das, was ich vom Ökowerk Teufelssee her kenne und was ich erst vor wenigen Tagen am wilden Altarm des Flusses Moskwa genießen durfte. Kuckt hier mein kleines Urlaubsvideo:

YouTube – Von der Herrlichkeit des Barfußgehens 15082010(005).mp4

Allerdings setze ich morgen keinerlei Leistungsdruck aus! Ich war zeit meines Schülerlebens immer ein schwacher Langstreckenläufer, fürchtete jeden 1000m-Lauf und setze mir morgen einfach das Ziel, überhaupt anzukommen – ohne zu humpeln oder zu hampeln.

Bild: am Fluss Moskwa, August 2010

 Posted by at 15:14