Jan. 072025
 

„Von oben sah Deutschland aus, als hätte jemand einen Mülleimer ausgekippt.“ Mit dieser Schilderung eröffnen die beiden großartigen Autoren Andrea Paluch und Robert Habeck in dem Buch Der Schrei der Hyänen ihren freischwebenden Adlerblick von oben auf das heutige Deutschland, dessen Bundestag wir von ganz drunten (mit dem demütigen Maulwurfsblick der einfachen Bürger) am 23. Februar wählen werden.

Nun: Gleicht Deutschland wirklich – von nahem, von unten betrachtet – einer Müllkippe, wie es das famose Autorenduo Paluch/Habeck uns einzuflüstern scheint?

Ist denn wirklich, nach dem weidlich durch Gassen und Straßen verkündeten Ampel-Aus, alles so schlimm, wie es im Schrei der Hyänen beschrieben ist? Wir hegen Zweifel. Das hier zitierte, sehr empfehlenswerte Buch verdient genaues, achtsames Lesen, denn es vermittelt einen Eindruck dessen, wie einer der aussichtsreichsten Kanzlerkandidaten und seine Unterstützer auf Deutschland blicken.

Diese Frage: Sieht Deutschland von unten wie eine Müllkippe aus? – verdient weitere Beschäftigung, selbstverständlich mit dem Blick des Maulwurfes, von drunten, ganz von drunten – da, wo wir sind!

Zitatnachweis:
Andrea Paluch, Robert Habeck: Der Schrei der Hyänen. Kapitel 2, S. 32-43, Piper Verlag, München 2005, hier: S. 32

Bild: Rot-Gelb-Grün. Ein Blick von unten auf die Natur im Natur-Park Schöneberger Südgelände. Berlin, Oktober 2024. Eigene Aufnahme

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Apr. 272024
 

„Als ich in dieser Eiseskälte und im Schnee an der Bushaltestelle stand und dich als Baby, eingewickelt in einer Decke, die nicht einmal dir gehörte, ganz fest an mich drückte, damit du nicht frierst, so viel zu klein und viel zu schwach, und dich so anschaute, da wusste ich, du wirst, solange du bei mir bist, sicher sein. Niemand wird dir weh tun, niemand wird dich verletzen. Du bist frei und kannst später dein Leben selbst gestalten, dafür werde ich alles geben. […]
Heute sehe ich dich und bin glücklich, weil aus den Gedanken damals im Schnee etwas Wahres geworden ist, und freue mich über dich, über deine Geschwister, über mein Leben mit euch und weiß, ich habe damals und heute das Richtige entschieden und bereue es keine Sekunde. Lerne jeden Tag etwas Neues, sei freundlich zu den Menschen, wenn sie auch freundlich zu dir sind – die unfreundlichen kannst du einfach ignorieren oder, wie ich es sonst mache, auch mal anschreien. Lass dir deine Freiheit nicht nehmen, entscheide richtig, und falsch darf es auch mal sein, dafür ist dieses Leben da. […]

Deine Mama“

Was ist das doch für eine wunderbare, überwältigende Liebeserklärung! So eine schöne Liebeserklärung habe ich gedruckt kaum je sonst in den letzten Wochen lesen dürfen. Dafür danke ich Latife Arab, der liebenden Frau und mutigen Mutter, die sich beherzt und unerschrocken gegen viele Widerstände und Hindernisse inmitten von unermesslichem Leid zu behaupten wusste.

Winterstürme wichen dem Wonnemond, die Liebe lockte den Lenz, Frühling zieht ein, die Nachtigallen singen mit süßem Sang im Naturpark Schöneberger Südgelände!

Zitatnachweis: Latife Arab: Vom Regen in die Traufe, in: Latife Arab: Ein Leben zählt nichts – als Frau im arabischen Clan. Eine Insiderin erzählt. Wilhelm Heyne Verlag, 3. Aufl., München 2024, S. 63-95, hier: S. 86-87

Bild: Frühling im Naturpark Schöneberger Südgelände, 27. April 2024

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Juli 152023
 

Nach einer kleineren Nachmittagsrast unternahm ich am heutigen Sonnabend noch einen längeren Streifzug durch den Naturpark Schöneberger Südgelände – natürlich teils ganz barfuß, teils mit meinen minimalistischen neuartigen Sockenschuhen. Es tut mir einfach gut, mit den Füßen die Unebenheiten eines natürlichen Boden zu ertasten, die Weichheit des Grases zu genießen, die kleinen Piekser von Kies und Steinen wegzustecken. Alle Nervenpunkte werden dadurch belebt, die trägen Muskeln in Füßen und Beinen werden umfassender gekräftigt, die Heilung nach kleineren Verletzungen wird beschleunigt. Erworbene Fehlstellungen der Füße und der Beine werden durch reichliches Barfußgehen sachte korrigiert. 

Vor einigen Wochen erzählte mir ein Bekannter, er habe nach jahrelang erduldeten Beschwerden, unzähligen Therapieversuchen durch Medikamente, nach teuren orthopädischen Maßnahmen seine chronischen Schmerzen an den Knieen im wesentlichen nur durch das häufige und lang ausgedehnte Barfußgehen beseitigt, zum Teil unterstützt durch „Barfußschuhe“, die er insbesondere zur Wahrung des „anständigen Auftretens“ im Berufsleben sowie bei schmutzigem Untergrund verwende.

Bild: „Der Mensch geht – das Rad rollt“ – ein neues Wandgemälde, erstmals gesehen heute in der Feiluftgalerie Tälchenweg im Natur-Park Schöneberger Südgelände

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Überwachsener Weg

 C.H.Beck, Eigene Gedichte, Natur-Park Schöneberger Südgelände, Wanderungen  Kommentare deaktiviert für Überwachsener Weg
Juli 022023
 

Der Weg in unsrem Park ist überwachsen
von frischem Grün und krautig wucherndem
Gebüsch, so daß wir tastend gingen, das eine
an des andern Hand, und dankbar dafür
daß wir dies erleben durften, trotz allem
was da draußen tobt und brandet,
schritten wir hinein in eines weißen Hauses
Frieden, das auf uns wartete und uns empfing
mit Zeilen, die auf Birkenrinde rot geschrieben
waren, und die wir einst als Kinder hörten,
und die wir doch erst jetzt verstanden,
als wir erahnten, dass es so nicht wieder sein würde,
nie wieder …:

[…] Die So-geliebte, daß aus einer Leier
mehr Klage kam als je aus Klagefrauen;
daß eine Welt aus Klage ward, in der
alles noch einmal da war: Wald und Tal
und Weg und Ortschaft, Feld und Fluß und Tier;
und daß um diese Klage-Welt, ganz so
wie um die andre Erde, eine Sonne
und ein gestirnter stiller Himmel ging,
ein Klage-Himmel mit entstellten Sternen -:
Diese So-geliebte. […]

Zitat aus: Der ewige Brunnen. Gesammelt und herausgegeben von Dirk von Petersdorff. C.H. Beck, München 2023, S. 451

Foto: Natur-Park Schöneberger Südgelände, 30. Juli 2023




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Schön ist deiner Erfindung Pracht

 Angst, Apokalypse, Klimawandel, Natur, Natur-Park Schöneberger Südgelände  Kommentare deaktiviert für Schön ist deiner Erfindung Pracht
Apr. 022023
 

Sandstrohblume, Habichtskraut, Eberesche, Hartriegel, Rispenflockenblume, Rainfarn, Nachtkerze, Weinrosen – diese Pflanzenarten und noch viele mehr, nämlich über 350 Pflanzenarten sind hier im Schöneberger Südgelände nachgewiesen!

Friedrich Gottlieb Klopstock fasst die staunenswerte Fülle, die die natürliche Umwelt uns bietet, mit folgenden Worten:

Schön ist, Mutter Natur, deiner Erfindung Pracht,
Auf die Fluhren zerstreut ; schöner ein froh Gesichte,
Das den großen Gedanken
Deiner Schöpfung noch einmahl denkt.

Die Natur – so erlebt der Dichter dies 1750 bei seiner Fahrt auf der Zürcher See – ist eine prachtvolle Erfinderin, deren Einfallsreichtum uns immer wieder in Staunen versetzt. Nicht der Mensch hat die Natur geschaffen, sie ist vor ihm da und wird ihn auch überdauern. Die Natur ist zunächst einmal nicht unser Gegenstand, sondern das uns Ergreifende, uns Entzückende.

Von der schimmernden See weinvollen Ufer her,
Oder, flohest du schon wieder zum Himmel auf,
Komm im röthenden Strale,
Auf den Flügeln der Abendluft ;

Komm, und lehre mein Lied jugendlich heiter seyn,
Süße Freude, wie du ! gleich dem aufwallenden
Vollen Jauchzen des Jüngelings!
Sanft, der fühlenden Sch — inn gleich.

Während für das heutige besorgende, verwaltende Denken und Rechnen die Natur wie auch das Klima im wesentlichen nur noch als Lebensgrundlage des Menschen, als Menschendienliches, als eine Art gewaltige berechenbare Maschine erscheint, die es am Laufen zu halten gilt, gerät der Dichter außer sich, – er denkt über das reine Menschsein hinaus, er denkt – nach. Er weiß, dass er über die Natur (wie auch über das Klima) keine Gewalt hat.

Dies, so meine ich, sollten wir heute ebenfalls beherzigen.

Und wir Menschen – dürfen das mit Herz und Sinn, mit Verstand und Gefühl genießen. Für die durch die Medien maßlos hochgepeitschte, apokalyptische Angst vor dem vielbeschworenen Untergang der Welt, wie wir sie kennen, besteht, so meine ich, kein Anlass, nicht der geringste Anlass!

Der Natur-Park Südgelände ist ein prachtvolles Zeugnis für den Erfindungsreichtum der Natur – hier hat sich innerhalb weniger Jahrzehnte fast ohne Zutun des Menschen auf einer verlassenen Eisenbahnbrache eine Lebensgemeinschaft herausgebildet, die artenreich, widerständig, lebensstrotzend, klimawandelresistent und wandelbar ist.

Gedruckte Erstfassung hier zitiert nach:
1750. Friedrich Gottlieb Klopstock: Zweyte Ode von der Fahrt auf der Zürcher See. In: Gedichte 1700-1770. Nach den Erstdrucken in zeitlicher Folge herausgegeben von Jürgen Stenzel. [=Epochen der deutschen Lyrik in 10 Bänden. Herausgegeben von Walther Killy. Band 5], 2. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1977, S. 243-245, hier: S. 243

Bild: Ein Blick in den Natur-Park Schöneberger Südgelände am heutigen 2. April 2023

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Мир вам oder Мир вам? Wie unterscheidet man Ukrainisch und Russisch?

 Natur-Park Schöneberger Südgelände, Novum Testamentum graece, Russisches, Ukraine  Kommentare deaktiviert für Мир вам oder Мир вам? Wie unterscheidet man Ukrainisch und Russisch?
Apr. 232022
 

In einer früheren Zeit, als Kreuzberg meine zweite, dritte oder vierte Heimat war, hörte ich dort immer wieder den uralten, den ewig neuen Friedensgruß, der zugleich auch ein Alltagsgruß geworden ist: Мир вам, wie der Ukrainer sagt, oder auch Мир вам, wie der Russe sagt, oder auch Salam aleikum, wie die Moslems im Späti am Kotti um die Ecke sagen, oder auch Scholem aleichem wie die Juden sagen, oder auch der Friede sei mit Euch, wie Jesus nach seiner Auferstehung nach dem Zeugnis des Johannes dreifach zu den Jüngern sagte.

Es ist erstaunlich, dass im Evangelium des Johannes Jesus nur an dieser Stelle die Jünger ausdrücklich mit diesem so alltäglichen, drei Mal wiederholten Friedensgruß anredet. Der Evangelist verknappt die Begrüßung Jesu an seine Jünger ins Dichteste, Alltäglichste. So wie er den Judas mit „Freund“ anredete, so redet er jetzt die Jünger mit „Der Friede sei mit euch“ an.

Im griechischen Neuen Testament lautet das bei Johannes so:

ἦλθεν ὁ Ἰησοῦς καὶ ἔστη εἰς τὸ μέσον, καὶ λέγει αὐτοῖς· Εἰρήνη ὑμῖν.

Auf Ukrainisch lautet das so:

увіходить Ісус, став посередині та й каже їм: «Мир вам!»

Auf Russisch lautet das in der eigenwilligen russisch-jüdischen Übersetzung des Neuen Testaments, die David Stern vorgelegt hat, so:

пришёл Йешуа, встал посередине и сказал: „Шалом алейхем!“

Dies zu begreifen ist gar nicht so schwer. Kann man Russisch, wird man das Neue Testament auch auf Ukrainisch lesen können. Kann man Ukrainisch, wird man das Neue Testament mit seiner Friedensbotschaft auch auf Russisch lesen und verstehen können.

http://kifa.kz/bible/stern/stern_yohanan_20.php

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Iam satis terris nivis misit pater … Gespräch mit dem Cherusker (2)

 Antike, Cheruskerpark, Deutschstunde, Latein, Mären, Natur-Park Schöneberger Südgelände  Kommentare deaktiviert für Iam satis terris nivis misit pater … Gespräch mit dem Cherusker (2)
Feb. 012021
 

Vor wenigen Tagen hatte ich während eines Spazierganges in der Cheruskerstraße doch tatsächlich einen Cherusker kennengelernt, wie sich nach und nach herausstellte. Wie das? Nun, da er mich lateinisch mit den Worten „Quid agis?“ angesprochen hatte, erwiderte ich ihm in derselben Sprache.

Doch merkten wir beide bald, dass wir das Lateinische nicht ganz frei von Akzentbeifärbungen sprachen. Bis gestern waren wir immer noch nicht im Bilde, woher wir stammten und was unsere Muttersprachen wären. So probierten wir es mit verschiedenen Varianten europäischer Sprachen, indem wir Sprichwörter und Zitate aus der gemeineuropäischen Literatur wie Tischtennisbälle hin und her flippen ließen.

„Iam satis terris nivis atque dirae…“ begrüßte ich ihn gestern. Denn in der Tat war sein sehnsüchtiger Wunsch nach einem richtigen Winter endlich erfüllt worden!

„… grandinis misit Pater et rubente
dextera sacras iaculatus arces
terruit urbem …“ ergänzte der Wandergefährte. Das war Horaz! Ich war entzückt! Endlich also hatte ich jemanden gefunden, der meine Liebe zu Horaz teilte!

„Broahut volli hut…“ schlug er auf,

„all moanada gnug“, ergänzte ich treffsicher.

Gemeint ist mit diesem uralten alemannischen Sprichwort, das mir aus dem von Walsern besiedelten Flecken Issime bekannt ist, wenn es im Brachmonat Juni genug Schnee in den Hut schneie, dann habe man in allen Monaten genug davon!

Von der Cheruskerstraße, der via Cheruscorum, führte unser Weg uns in den nahegelegenen Hortulus Naturae apud stationem Crucem Meridionis positus. Und bald stellte sich heraus, dass mein neuer Bekannter das alte Germanische in verschiedenen Dialekten beherrschte, ja sogar bei den legendär zerstrittenen germanischen Stämmen, den Cheruskern, den Brukterern, Sueben, Tenkterern, Usipeten, Chatten usw., die sich in den Auseinandersetzungen mit den Römern zu verkämpfen drohten, so manche wertvolle Hilfe als Sprachmittler und vor allem als Menschenmittler hatte leisten können.

Seine Kindheit und Jugend hatte er, aus vornehmer Familie stammend, als den Römern gestellte Geisel in Rom verbracht, und so erklärte sich auch seine hervorragende Kenntnis des Lateinischen.

Wir hatten, in unsere Gespräche vertieft, den höchsten Berg der Gegend, den Mons insularum erreicht. Wir hielten inne und vertieften das angeschnittene Thema der verschiedenen Formen verschiedener europäischer Sprachen. Da traf es sich vortrefflich, dass wir beide erst wenige Tage zuvor die Netflix-Serie „Barbaren“ gesehen hatten, und während wir mit der Darstellung der Römer völlig einverstanden waren, ja sogar begeisterte Ausrufe des Entzückens über das sehr gepflegte, sehr achtsam gesetzte Latein in dieser Fernseh-Serie ausgestoßen hatten, konnte uns das in den aufwändigen Streifen gesprochene Deutsch oder besser das „Schwundgermanische“ nicht überzeugen.

Entsprach es doch allzu sehr jenem gängigen Vorurteil der Römer oder „Lateiner“ bis in unsere Zeit, wonach das Germanische in allen seinen Varietäten roh, unbehauen, ungebärdig, fehlerhaft, dem Grunzen von Schweinen ähnlicher sei als dem feinziselierten Idiom der gesitteten Welt von südlich der Alpen.

(sermo continuabitur)

Quellennachweise:
Q. Horati Flacci opera ed. Wickham, cur. H.W. Garrod, Oxonii 1975, carminum liber primus, carmen II, vv. 1-4

GABRIELE IANNÀCCARO: Broahut volli a hut, all moanada gnug. Proverbi meteorologici nelle comunità walser a sud delle Alpi. Gefunden unter folgendem Link: (99+) (PDF) Barcellona Paper: Broahut volli a hut, all moanada gnug. Proverbi meteorologici nelle comunità walser | Gabriele Iannaccaro – Academia.edu

Netflix.com : Barbaren. Regie: Barbara Eder, Steve St. Leger

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E non mi si partìa d’innanzi al volto: Begegnung in der Wildnis

 Dante, Natur-Park Schöneberger Südgelände  Kommentare deaktiviert für E non mi si partìa d’innanzi al volto: Begegnung in der Wildnis
Jan. 092021
 

Schöneberg, den 8. Januar 2021
Wieder einmal führt mich der Weg durch die Wildnis des verlassenen Bahngeländes. Eine undurchdringliche, wattige Nebelschicht lässt mich die Stunde des Tages nicht erkennen. Ich halte inne, ein gestreifter Intercity fährt weiter hinten vorbei, da sehe ich sehr geschmeidig und flink ein katzenartiges Wesen auf mich zukommen. In leichtem Trab kommt es mir entgegen, es scheint mich zu mustern. Ein Kräftemessen steht an! Das Tier weicht mir nicht von meinem Angesicht, vielmehr versperrt es mir den Weg, der vor mir liegt, sodass ich mich fast zur Rückkehr entschließen muss.

Da fallen mir ein paar Verse des Dichters ein, dessen Gedenkjahr wir 2021 begehen.

e non mi si partìa d’innanzi al volto,
anzi impediva tanto il mio cammino,
ch’i‘ fui per ritornar più volte volto.

Vor einer Stunde habe ich die Nachricht erhalten, dass eine Einspielung mit Auswahltexten dieses europäischen Dichters soeben erschienen ist, bei der auch ich das eine oder andere Wörtlein mitzureden hatte. So sehr begleitet mich also dieser Dichter, dass selbst bei alltäglichen Begebenheiten ein Streiflicht von ihm auf die begegnende Realität fällt! Er erhellt seine, unsere dunkle Gegenwart mit einem unvergänglichen Schimmer!

Übrigens entpuppte sich das geschmeidige, flink trabende Tier sehr rasch weder als Panther, noch als Luchs noch auch als Pardelkatze, sondern als Fähe, die einer direkten Begegnung mit mir dann doch aus dem Weg ging. Stattdessen zog sie ihre Spur in einem weiten Bogen links von mir, schnürte dann vor meinen Augen von links zu meiner rechten Seite, witterte, äugte misstrauisch zu mir und setzte, immer wieder niederhockend, ihre Markierungen, um mir eindeutig mitzuteilen: das hier ist mein Revier, du wirst es mir nicht streitig machen!

Gehab dich wohl, Fähe!

Genug! Für mich ist es Anlass, die drei zitierten Verse selbst ins Deutsche zu übersetzen:

und wich mir nicht von meinem Angesicht,
vielmehr versperrt‘ sie mir so sehr den Weg,
dass ich beinah zur Rückkehr mich gericht.

Die Einspielung ausgewählter Textabschnitte des genannten Dichters ist nunmehr in 33 verschiedenen Sprachen unter folgendem Link abrufbar:

https://www.spreaker.com/user/emonsedizioni/de-dante-die-goettliche-komoedie

DE – Dante – Die Göttliche Komödie

From: Dalla selva oscura al Paradiso – From the dark wood to Paradise

Registrazione a cura di: Istituto Italiano di Cultura di Berlino Direttrice: Maria Carolina Foi Lingua: Tedesco Casa editrice: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Ditzingen, 2010 (vol. I), 2011 (vol. II), 2012 (vol. III) Traduttore: Hartmut Köhler Voci: Timo Weisschnur, Eva Maria Jost, Johannes Hampel

Un progetto del Ministero degli Affari Esteri e della Cooperazione Internazionale in compartecipazione con il Comune di Ravenna e in collaborazione con il Teatro delle Albe/Ravenna Teatro. Si ringrazia la Civica Biblioteca Guarneriana di San Daniele del Friuli per aver concesso la riproduzione in copertina della miniatura (c.1r) del Manoscritto 200.

Zitat: Dante, La Commedia, I, 34-36


 Posted by at 22:12

Das neue Jahr 2021, es regt sich munter, froh und quicklebendig – und hinterlässt erste Spuren!

 Freude, Natur-Park Schöneberger Südgelände  Kommentare deaktiviert für Das neue Jahr 2021, es regt sich munter, froh und quicklebendig – und hinterlässt erste Spuren!
Jan. 032021
 

Herrlicher Januar 2021! Seit heute liegt hier auch Schnee! Findet Ihr auf obenstehendem Foto das Eichhörnchen? Es wohnt hier in meiner Nähe in Natur-Park Schöneberger Südgelände.

Was für ein rätselhaftes Wesen mag hier heute im Schöneberger Hans-Baluschek-Park seinen Fußabdruck hinterlassen haben? War es Yeti, der Schneemensch? Wir fanden mehrere dieser Fußabdrücke in weitem Abstand voneinander.
 Posted by at 22:09

Männlein holt sich so gern ein Selfie!

 Einstein, Natur-Park Schöneberger Südgelände  Kommentare deaktiviert für Männlein holt sich so gern ein Selfie!
Okt. 142020
 
Kalb mit Albert Einstein, Tälchenweg, Naturpark Schöneberger Südgelände, 10.10.2020

Wo ich geh und wo ich steh,
stets ein Bild von mir ich seh;
auf dem Schreibtisch, an der Wand,
um den Hals am schwarzem Band.

Männlein, Weiblein wundersam
holen sich ein Autogramm.
Jeder muss ein Kritzel haben
von dem hochgelehrten Knaben.

Mensch, so frag in all dem Glück,
ich im lichten Augenblick:
Bist verrückt du etwa selber
oder sind die andern Kälber. Albert Einstein

Nun, der große Schöneberger Mitbürger, der zuhause in der Küche so gern Mozart auf seiner Geige spielte – und der auch gern auf den Spuren Heinrich Heines lustige, witzige und bissige Vierzeiler verfasste -, er würde das neueste Porträt, das ich am vergangenen Samstag in der quicklebendigen Kunstgalerie des Schöneberger Tälchenweges fand, sicherlich halb geschmeichelt, halb belustigt als eine der zahllosen auf ihn niederprasselnden Ehrungen über sich ergehen lassen.

Einstein lebt!

Zitatnachweis:
Sebastian Murken: Albert Einstein im Portrait. Sein Bild in der Kunst von 1920 bis 1955. Unter Mitarbeit von Antonia Güthoff. Katalog anlässlich der Ausstellung vom 23.10.2014 bis 27.02.2015 im Einstein Forum, Potsdam, S. 32, Rückumschlag

 Posted by at 19:25

Hart, struppig, böse

 Corona, Das Böse, Jesus von Nazareth, Natur-Park Schöneberger Südgelände  Kommentare deaktiviert für Hart, struppig, böse
Apr. 102020
 

Sieh mal an, hieraus ließe sich doch mühelos eine Dornenkrone flechten, wie sie Jesus aufgesetzt wurde! Dieser harte, struppige, bösartige Strauch im Schöneberger Südpark verdeutlichte mir heute am Morgen, wie grausam das ganze Geschehen ist! „Dann flochten sie einen Kranz aus Dornen…“, schreibt Matthäus, Kap. 27, Vers 29.

Übrigens: CORONA heißt nichts anderes als KRONE.

 Posted by at 15:26

Pumuckl und sein Meister Eder – die fröhlichen Superstars unserer Frühlings-Kindheit in Bayern

 Eigene Gedichte, Freude, Gedächtniskultur, Kinder, Natur-Park Schöneberger Südgelände, Theater  Kommentare deaktiviert für Pumuckl und sein Meister Eder – die fröhlichen Superstars unserer Frühlings-Kindheit in Bayern
Apr. 042020
 

Frühling zieht machtvoll herein! Aufnahme vom 1. April 2020, Natur-Park Schöneberger Südgelände

Schmunzeln und lachen wir immer wieder laut auf, wenn wir an den PUMUCKL und seinen Meister EDER denken! Hier kann man richtiges Bairisch hören und lernen, hier lernt man die Welt Münchens von den Graswurzeln her kennen! Spielt in MÜNCHEN! Wenn ich diese Sprache meines Lebensfrühlings, die Sprache, in der meine Mama und mein Papa sich bei Tag und bei Nacht unterhielten, die Sprache meines Geburtsortes höre, da fallen mir unabweislich jene Zeilen Walthers ein:

Owê, war sint verswunden alliu mîniu jâr!
ist mir mîn leben getroumet, oder ist ez wâr?
daz ich ie wânde, daz iht wære, was daz iht?
dar nâch hân ich geslâfen und enweiz es niht.

Wenn ich dann noch den zweiten Podcast des Bayrischen Rundfunks höre, dann entspringt in mir wie ein munter sprudelnder Quell der Gewissheit die folgende Antwort an Walther:

Ja, wahr ist es! Und niemand kann’s dir wehren,
Kein Rost, kein Mehltau, kein Corona, keine Zeit,
Ein unvergesslich Schatz ist zu vermehren,
Den raubt dir allenfalls der Eigen-Neid.

https://www.br.de/mediathek/podcast/pumuckl/pumuckl-und-der-1-april/1794628?fbclid=IwAR0C0COxKOZz93lau3ghtJlelWfQ3AB69eqx0xTiWOpnu4RkdbY-K1oq9UI

 Posted by at 10:30

Natur und Technik, sie haben sich, eh du’s gedacht, gefunden

 Natur-Park Schöneberger Südgelände  Kommentare deaktiviert für Natur und Technik, sie haben sich, eh du’s gedacht, gefunden
Feb. 102020
 
Ein Blick in den Natur-Park Schöneberger Südgelände

Natur und Kunst sie scheinen sich zu fliehen
Und haben sich, eh’ man es denkt, gefunden
;

Eine Zusammenfügung des Widerstrebenden, also des Naturhaft Gewachsenen und des technisch Gefertigten, ist der Künstlergruppe ODIOUS im Natur-Park Schöneberger Südgelände gelungen!

Der Widerwille ist auch mir verschwunden,
Und beide scheinen gleich mich anzuziehen.

Felix Müller schrieb gestern in seinem schönen Beitrag für die Berliner Morgenpost über dieses Gelände:

„Auf 18 Hektar Fläche, früher teils Rangierbahnhof Tempelhof, teils Trasse der Anhalter und Dresdener Bahn, kann man hier ein Wunderwäldchen erkunden, eine fast magische Mischung aus überwucherten Eisenbahnanlagen, Kunstobjekten, bemalten Wänden und seltenen Pflanzen.“

Es gilt wohl nur ein redliches Bemühen!
Und wenn wir erst in abgemess’nen Stunden
Mit Geist und Fleiß uns an die Kunst gebunden,
Mag frei Natur im Herzen wieder glühen.

Felix Müller erkennt sehr treffend, was den unglaublichen Reiz dieser sich selbst überlassenen Insel der Natur mit den sicher gebaueten Stegen ausmacht, nämlich „…dass es hier nicht nur darum geht, den Besuchern trockene Füße zu sichern. Es geht um Naturschutz: Unter dem Gitter können sich die Tiere besser bewegen, und man läuft nicht irgendwohin und stört brütende Vögel.“ Eine Freude! Natur und Technik, sie scheinen sich zu fliehen, und haben sich, eh man es denkt, gefunden!

So ist’s mit aller Bildung auch beschaffen:
Vergebens werden ungebundne Geister
Nach der Vollendung reiner Höhe streben.

Dabei sollten wir nicht vergessen: Zu Goethes Zeit verstand man unter Kunst auch die Kunstfertigkeit im weitesten Sinne, alles Menschengemachte, also das, was das alte griechische Wort für Kunst einschloss, nämlich τέχνη, techne, d.i. alles, was seinen Ursprung nicht aus sich selber hat, – im Gegensatz zu dem, was seinen Ursprung in sich selber trägt, die „Natur“, griechisch φύσις genannt.

Wer Großes will muß sich zusammenraffen;
In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister,
Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben.

Ich bin sicher: Auch Goethe würde hier in diesem Wunderwäldchen täglich Erquickung suchen und finden!

Quellenverzeichnis:
Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen„, in: Johann Wolfgang Goethe. Gedichte 1800-1832. Hg. von K. Eibl, Frankfurt 1998, S. 838-839

Felix Müller: Ein Leben für die Kunst. Berliner Spaziergang. Berliner Morgenpost, Sonntag 09. Februar 2020, S. 3

https://www.morgenpost.de/berlin/article228370067/Ein-Leben-fuer-die-Kunst.html?utm_source=Facebook&utm_medium=Social&utm_campaign=share&__pwh=eFohFRpVTOmiiGMEgB13UA%3D%3D&fbclid=IwAR3-SrZVJZ3JwWTgw-kVcNKmQk2pXYd8ymLr_BIj2atm-lm_DLHVi36v-eY

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