Nov. 182010
 

Gestern war ein schöner Tag. Am Nachmittag führten meine Frau, einige Kinder und ich in der Lomonossow-Grundschule die Zauberflöte  von Mozart auf. Ich durfte wie ein echter Theaterdirektor das Schauspiel ankündigen, die Puppe des Tamino und der Pamina führen und zusammen mit meinem braven Weib Irina die Handlung erzählen. Die Kinder lachten unglaublich viel. Wir besprachen gemeinsam Fragen von Gut und Böse. Wir fanden heraus, dass es uns allen freisteht, das Gute zu wählen.

Am Abend radelte ich zu der Sitzung des ADFC-Bezirksrates. Wir besprachen wichtige Themen. Ich habe viel gelernt. Manche eigene Ansichten habe ich überprüft und geändert. Das gemeinsame Ziel, den Radverkehr in Berlin zu fördern, verbindet und eint uns. Das Amt des Sprechers des Bezirksrates gab ich mit Ablauf meiner zweiten Amtszeit im besten Einvernehmen an Annette Schlipphak weiter.

Lomonossow-Grundschule zu Berlin :: Private deutsch-russische Lomonossow-Grundschule zu Berlin

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Vorfreude auf das morgende Konzert

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Mai 262009
 

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Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847) war der Bruder Fanny Hensels. Seine Berliner Kindheit verbrachte er mit seinen drei Geschwistern in einem Haus an der Leipziger Straße 3. Mit großem Fleiß lernte er mehrere Sprachen, Musik, Mathematik, Literatur, Sport, Zeichnen und Geschichte. Der Vater ermahnte die Kinder immer wieder, auch wenn er auf Reisen war: „Tut was für eure Bildung, lernt, übt, arbeitet!“ Die Eltern mussten damals noch aus eigener Tasche für den ganzen Unterricht bezahlen. Mehrere Jahre lebte er dann in verschiedenen Ländern, weil er nicht wusste, wo er eigentlich hingehörte. Endlich, am 21. Februar 1832, schrieb er an seinen Vater: „Das Land ist Deutschland; darüber bin ich jetzt in mir ganz sicher geworden.“  

Voller Vorfreude auf das morgige Konzert in der Fanny-Hensel-Schule studiere ich Partituren und Skizzen, Bücher und hochgelahrte Abhandlungen. Denn ich musste soeben noch ein komplettes Programm schreiben, bosseln, häkeln, drucken und falten. Obiges ist der Lebenslauf, wie ich ihn für die Kinder, die uns morgen zuhören werden, geschrieben habe. Die Kinder sind zwischen 6 und 12 Jahren alt. Sie kommen aus ca. 12 Ländern.

Das Foto zeigt Angela Billington und den hier bloggenden Komödianten bei der Aufführung der Mozartischen Zauberflöte, letzte Woche in der Fanny-Hensel-Grundschule in Berlin-Kreuzberg. Den Theatervorhang haben die Kinder der Klasse 1 B selbst gemalt.

Und so habe ich die Künstler-Biographien zurechtgehübscht:

 

Angela Billington (Sopran) kommt aus England und hat in Cambridge studiert. In Berlin hat sie bei diversen Oper- und Kabarettprogrammen mitgewirkt. Sie hat in letzter Zeit Solokonzerte in Kalifornien und England gegeben. Sie interessiert sich besonders für die russische Oper.

 

Irina Potapenko (Alt) stammt aus Moskau. Ausgebildet als Opernsängerin in Moskau und Leipzig an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy. Sie ist freiberufliche Sängerin und lebt in Berlin. Preisträgerin beim Bach-Wettbewerb in Leipzig. www.musikerportrait.de/irina-potapenko/

 

Ivan Hampel (Violine) geboren am 28.05.2002, besucht die Klasse 1 B der Fanny-Hensel-Grundschule. Er nimmt bei Tamara Prischepenko Geigenunterricht. Seine berufliche Zukunft sieht er gleichermaßen als Lokomotivführer und Geiger. Seine beiden Sprachen sind Deutsch und Russisch.

 

Johannes Hampel (Violine) spielt seit 40 Jahren nach Herzenslust Geige. Er arbeitet als Konferenzdolmetscher für Englisch, Italienisch und Französisch und lebt fünf Tandem-Fahrradminuten von der Fanny-Hensel-Schule entfernt.

 

Natalia Christoph (Klavier) stammt aus Kaliningrad (Königsberg). Sie wirkte als Pianistin an zahlreichen Opernaufführungen in Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz mit. Pädagogische Tätigkeiten: Moldauisches Konservatorium Kischinjow, derzeit an der UdK Berlin, Meisterkurse in Frankreich und Belgien. Sie begleitete unter anderem Ute Trekel-Burckhardt und Hanno Müller-Brachmann. www.natalia-christoph.de/

Und das ist unser Programm (Dauer 45 Minuten):

1. Robert Schumann: Marsch

    Ivan Hampel, Geige

    Irina Potapenko, Klavier

 

2. Felix Mendelssohn Bartholdy: 3 Duette

    Ich wollt, meine Lieb ergösse sich (Worte: Heinrich Heine)

    Herbstlied (Karl Klingemann)

    Lied aus Ruy Blas (Victor Hugo)    

Angela Billington, Sopran

Irina Potapenko, Alt

Natalia Christoph, Klavier

 

3. F. Mendelssohn Batholdy

    Andante. 2. Satz aus dem Violinkonzert e-moll

            Johannes Hampel, Violine

            Natalia Christoph, Klavier

 

4. F. Mendelssohn Bartholdy

    Frühlingslied  (Nikolaus Lenau)

    Gondellied (Thomas Moore)

            Irina Potapenko, Natalia Christoph

 

6. F. Mendelssohn Bartholdy

    Rondo capriccioso

   Natalia Christoph, Klavier

 

7. Pjotr Ilijitsch Tschaikowskij: Zwei Duette

    Im Garten

    Duett der Lisa und Polina aus der Oper „Pique Dame“

    Angela Billington, Irina Potapenko, Natalia Christoph

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„Wann geht es endlich los?“ – „Wann machen wir weiter?“ – „Wann führen Sie Mozart auch mit uns auf?“

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Mai 192009
 

Mit diesen Fragen bedrängten uns die Kinder aus der Klassenstufe 1 an der Fanny-Hensel-Schule. Auf dem Programm stand heute wieder unsere unvergängliche Zauberflöte, in der Fassung für Marionettentheater. Einige Kinder aus der Klasse 1a hatten Rollen als wilde Tiere, als Katzen, Löwen, Tiger zu spielen, die vom Klang der Zauberflöte besänftigt werden. Bei den Proben taten sich besonders einige Jungs hervor – sie ließen uns ihre gesammelte Kraft spüren.

In ihrer netten Begrüßung hob die Konrektorin, Frau Ünsal-Bihler, hervor, dass Mozert derjenige sei, der ja den berühmten Marsch „alla turca“ geschrieben habe. „MOZART!“ Ahh  … die Kinder raunten wissend. Der Name Mozart ist ihnen schon gut bekannt.

Die Kinder hatten die Bühnenbilder selbst gemalt. M.elle Angela Billington trat als Sopranistin auf und sang „Ach, ich fühls …“ so ergreifend, dass mir wieder einmal fast die Tränen kamen! Dies ist eins der Geheimnisse von Mozarts Musik: Sie nutzt sich nicht ab. Je öfter ich die Ouvertüre zur Zauberflöte höre, desto göttlicher, desto unbändiger, desto freudiger erscheint mir diese Musik. „Wo bin ich hier?“, dachte ich. „Wieder einmal höre ich eine Musik mit anderen Menschen zusammen, die schon vor uns Hunderttausende gehört haben. Und nach uns werden sie ebenfalls noch hunderttausende hören. Auch noch in tausenden von Jahren!“

Die 60 Kinder hörten gesammelt, unverwandten Blickes, gespannt über 40 Minuten zu. Sie klatschten heftigen Beifall – und dann kamen die Kinder der 1b an mit ihren Bitten. Sie fühlen sich hinter der 1a zurückgesetzt, sie wollen jetzt ebenfalls die Zauberflöte inszenieren.

Beim Hinausgehen lernte ich noch „Die drei Damen“ kennen. Nein, nicht die aus Mozarts Zauberflöte, sondern aus dem Schulhof der Fanny-Hensel-Schule. Ihre Aufgabe ist, als ehrenamtliche Mediatoren bei Streitigkeiten zu vermitteln. „Aber wir richten nicht. Wir geben niemandem recht. Wir achten auf die Einhaltung von allgemeinen Regeln“, erklärten sie uns. „Nehmen Sie mal eine Kugel. Geben Sie diese Kugel an ein Kind. Das Kind darf reden, solange es die Kugel in Händen hält. Sobald es die Kugel weitergibt, ist das nächste Kind dran. Nur wer die Kugel, hat darf reden. Das wirkt! Probieren Sie es aus!“

„An dieser Schule herrscht ein guter Geist – und das ist auch Ihr Verdienst. Dafür danke ich Ihnen.“ So sage ich zu den Drei Damen zum Abschied. Denn mein Mädchen oder Weibchen (wie Papageno sagen würde, sorry, Feministinnen, der Ausdruck ist keine Diskriminierung!) drängelt. Sie will unbedingt ins Café, das heißet Ökotussi, gelegen in der Kreuzberger Großbeerenstraße, und einen Milchkaffe trinken. Das hat sie sich redlich verdient! Ich esse eine Tomatensuppe, einen Riesenteller.

Unser Foto zeigt die Wirkungsstätte der Drei Damen, nämlich den Schulhof der Fanny-Hensel-Schule. Foto veröffentlicht mit freundlciher Genehmigung des Fotografen Charles Yunck.

 Posted by at 22:31
Feb. 202008
 

In aller Frühe brachen wir gestern zur Aufführung der Zauberflöte auf. Eine Freundin hatte uns in eine Berliner Grundschule eingeladen, für die sie arbeitet. Vor 110 Kindern der Klassen 1 und 2 produzieren wir Mozarts Zauberflöte in der Fassung für Marionettentheater. Etwa 20 Kinder spielen begeistert als wilde Tiere mit, die durch die Zauberflöte gezähmt werden und artig tanzen, die anderen sind zahme Katzen, die den Vorhang für die Königin der Nacht öffnen. Dramaturgie, Regie, Textfassung, Sopran, Dompteuse: Ira Potapenko, unsere Prinzipalin in der Kunst wie echten Leben. Was für ein Gefühl, vor einer dichtgedrängten Aula den Kindern das Blaue vom Himmel herunterzuerzählen! Und ich darf mich sogar als Dirigent der von einer CD eingespielten Ouvertüre betätigen. Damit erzielen wir die größten Lacher bei dieser Aufführung. Mozarts Werk bleibt fesselnd, eine Handlung, die bei aller Verworrenheit eben doch einen guten Ausgang verheißt. Danach fühlte ich mich erledigt wie nach jedem anderen öffentlichen Auftreten auch, aber eben auch stolz und froh: „Wir haben es geschafft“!

Anschließend Gespräch über die Lage an den Schulen. „Leider wird unsere Aula nur einmal im Jahr gereinigt. Es ist kein Geld da, um die Aula mehr als einmal im Jahr zu reinigen. Es finden keine Feste statt. Das ist die offizielle Linie in der Berliner Schulpolitik.“ Interessant zu sehen, wie die Spuren der Zeit sich ablagern, all der Staub, die Flusen, die vergessenen Schühchen … Ich denke: Ist das Jahr seit der letzten Reinigung schon wieder um?

Zuhause angelangt, übe ich die Grundrechenarten:

Aufgabe:

Gesetzt, einer jener mehreren Hundert deutschen Steuerhinterzieher, von denen die Welt heute spricht, habe 1 Million Euro pro Jahr hinterzogen, wie oft könnte dann die Aula einer Berliner Grundschule gereinigt werden, so dass dort wieder Feste und Versammlungen in einer sauberen Umgebung stattfinden können? Veranschlagen Sie die Gestehungskosten inkl. Sozialabgaben und Steuern mit 42.-/Euro pro Stunde, und unterstellen Sie, dass die Reinigung der Aula vier Stunden dauert! Runden Sie nach mathematischen Rundungsregeln auf ganze Jahre!

Lösung:

Reinigungskosten pro Woche: 168.-.Reinigungskosten pro Jahr (40 Wochen, da ohne Ferien): 6720.- Zahl der Jahre: 148,809523809

Ergebnis:

Mit der Summe, die ein durchschnittlicher Liechtenstein-Steuerflüchtling pro Jahr im Ausland hinterzieht, lässt sich die Aula einer Berliner Grundschule 149 Jahre lang einmal wöchentlich reinigen, so dass dort wieder Feiern und Versammlungen in einer sauberen Umgebung stattfinden können (Ferien ausgenommen).

 Posted by at 15:43