Mein Freund Achmed, der Datenscheich, tritt heute mit einer Bitte an mich heran, der ich gerne nachkomme:
hallo! es würde mich SEHR freuen, wenn du mitmachen würdest: nimm das nächst liegend buch.schlage es auf seite 123 auf.notiere die sätze 6 – 8 in dein blog!und bitte 5 blogger, das gleiche zu tun. was ich notiert habe? wer mich eingeladen hat? wen ich eingeladen habe? alles hier: http://www.taz.de/blogs/datenscheich/
danke.Bestes! der Datenscheich
Ein wunderbarer Gedanke, Achmed! Er erinnert mich an die uralte Sitte des zufälligen Buchorakels – also etwa der Sortes Vergilianae. Man schlug die Aeneis, oder auch z.B. die Bibel auf, ließ den Finger auf einen Vers fallen und deutete den zufällig getroffenen Vers als Hinweis auf des eigene Schicksal. Augustinus schildert sehr schön in den Confessiones sein Erlebnis – das berühmte Tolle lege.
Ich schlage also meine gegenwärtige Nacht- und Schreckenslektüre auf S. 123 auf. Und was finde ich? Doch lest selbst die Sätze 6-8 aus diesem Buche auf der verlangten Seite:
Mais le malheur, il faut s’y confronter; l’inévitable et la nécessité, il faut toujours être prêt à les regarder en face, et accepter de voir les conséquences qui en découlent; fermer les yeux, ce n’est jamais une réponse.
Max Aue, der Held dieses Buches, fordert also nichts anderes als eine Kultur des Hinsehens – man sieht: es ist ein Buch, das ein Kind der heutigen Zeit für unsere Zeit – das Jahr 2008 – geschrieben hat! Das Buch heißt übrigens Les Bienveillantes, verfasst von Jonathan Littell, hier beigezogen in der vom Autor selbst überarbeiteten Neuausgabe, die 2006 in Paris bei Gallimard verlegt worden. Wie gerne würde ich Jonathan Littell einmal zu uns nach Berlin einladen und mit ihm locker plaudern – über unsere Zeit, über die alten Griechen, über des Aischylos Eumeniden, über Empathie in unserer Gegenwart, Einfühlung in die Opfer und dergleichen mehr!
Danke Achmed!
Morgen werde ich dieselbe Übung mit meiner Handausgabe des Vergil anstellen! Am darauffolgenden Tag mit des Augustinus Confessiones.