Verlust und Gewinn, morgendlich

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Feb 052024
 

Früh ist es, da schleicht ein einsamer Wanderer an diesem kahlen Baum vorbei. Zauber der Stille im Innehalten! Wer hat denn dieses feine Geäst so zart, so ausgeglichen in die aufleuchtenden Wolken gezeichnet? Wer führte die Hand des Zeichners? Wer erkannte, dass hier ein Maler am Werke war, bei dem selbst ein Caspar David Friedrich in die Schule hätte gehen können?

Mehr noch: Wog diese einzige, greifbare, vergängliche Zeichnung des Morgens nicht alle Trauer über die Verluste auf, über den verlorenen steinigen „Ostseestrand“, den verbrannten „Hafen in Greifswald“, die hingeraffte „Augustusbrücke“, die zu Asche zerstobene „Abendstunde“ – alles Werke, die am 6. Juni 1931 im Münchner Glaspalast in Flammen aufgingen?

Ja, es ist noch nicht alles zu Ende. Immer wieder erhebt sich die Sonne. Es gibt Grund zu hoffen. Mit diesen Gedanken griff der Wanderer in seinen Rucksack, holte den Schlüssel zur Haustür hervor, öffnete die Tür. Jetzt – war er da. War angekommen im Tag.

Hinweis:
Florian Illies: FEUER. In: ders., Zauber der Stille. Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2023, S. 13-77, hier bsd.: S. 13-14

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Mond, Meer und Rosen in allen Farben

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Jan 312024
 

O, wie schön leuchtet doch der Mond, ehe der Sänger seinen Gesang anhebt im Blackmore’s! „Der Mond, irgendein Mond?“ – „O nein, der Wonnemond, dem die Winterstürme wichen!“

Aber im Ernst: Aus Wagners Walküre diese „Winterstürme wichen dem Wonnemond“, begleitet vom wunderbar getreuen Begleiter Uwe Streibel, vortragen zu dürfen, war ein wildes, berauschendes, beflügelndes Erlebnis. Zum Ausgleich „Torna a Surriento“ sang ich von Ernesto de Curtis hinterdrein. Da ist lächelndes Einverständnis zu hören, eine Liebe, die allem Abschied voraus ist, weil sie fest an das Wiederkommen glaubt!

Und das Duett „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ von Carl Zeller passte zum Auftakt wundersam genug ebenfalls hinein – vorgetragen mit Heike Borchardt.

Stürmische Wogen spielten im milden Mondschein, Rosen in allen Farben leuchteten drein – ein verspieltes konzertantes Geburtstagsfest, ein geselliges Gesamtkunstwerk der Friends of Florence, an das wir gerne und lange zurückdenken!

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Zum Antritt des neuen Jahres 2024

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Jan 012024
 

Du blick dich um von deines Insulaners Gipfel!
Das neue Jahr beginnt verhalten,
Es übernimmt so manche Last vom alten,
Und gibt die Sicht frei über kahler Bäume Wipfel.

Da hinterm Gasometer, da wohnst du,
Und da ist deines Daseins kleiner Kreis,
Da wartet auf dich, was noch keiner weiß,
Und dort gärt auch die Stadt, stets ohne Ruh.

Dann sammle dich, erkenne, was du bist, 
Beschränke dich, doch nicht zu sehr,
Der kleinste Fluss fließt ja doch auch ins Meer.
Nun freue dich auf das, was dir erreichbar ist!

Johannes Robert Hampel, Blick vom Insulaner auf das Gasometer Schöneberg, am 1. Januar 2024

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Vom heilenden Blick eines Hundes

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Dez 132023
 

Unverhoffte Begegnung. Langsam setzt sich die S-Bahn in Bewegung. Draußen ziehen streifig die Häuser vorbei, an dunklen Fichtenästen schmelzen letzte Schneereste. Die gesperrte Fußgängerunterführung von Eichwalde wartet seit vielen Jahren auf den Fortgang der Bauarbeiten. Seit sechs Jahren wartet die ebenfalls gesperrte Fußgängerunterführung von Zeuthen auf den Fortgang der Bauarbeiten. Ich spreche eine Mitreisende an. Was ist da los? „Nicht einmal das klappt also in diesem Land!“ – An einer simplen Bahnunterführung scheitert schon die Planungs- und Handlungsfähigkeit der staatlichen Akteure. „Das stimmt mich höchst besorgt über den Zustand unserer Wirtschaft in Deutschland überhaupt“, erklärt mir die mitreisende Eichwalder Bürgerin, mit der ich angeregt in der S-Bahn plaudere. „Dass die Bahn es nicht schafft, unsere Bahnhöfe, die eigentlich Schmuckstücke sind – damals, im 19. Jahrhundert gebaut in wenigen Monaten! – oder sein könnten, in einigermaßen zugänglichem Zustand zu halten! Die Kioskbetreiber kämpfen um das nackte Überleben.“

Ich suche beim Heimfahren einen festen Halt in der Umgebung. Da – eine Frau mit Hund steigt ein. Der Hund legt sich unter die Bank mir gegenüber, betrachtet mich unverwandten Blicks. Ich merke auf: Die Augen dieses treuen Hundes strahlen etwas zutiefst Menschliches aus, dem kein noch so hartes Menschenherz widerstehen kann! Seine Herrin weiß und fühlt das. Sehen kann sie es nicht. Denn sie ist ja blind. Unverhofft strahlt mich dieses Wunder in der S46 an, irgendwo zwischen Eichwalde und Johannisthal. Und vertreibt alles Grämen und Barmen ob der Handlungs- und Planungsunfähigkeit staatlicher oder staatsnaher Akteure selbst bei kleinen Projekten.

Danke, du lieber Hund!

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Urzeugung des Lebens – Metamorphosen der Form im Strandbad Wannsee

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Sep 242023
 

Heute Vormittag besuchte ich als erster und längere Zeit all-einziger Badegast das riesige Strandbad Wannsee, ein herrliches Gefühl! Zumal ich dann auch zwei Mal in dem brackigen, von reichlich Grünalgen besiedelten See umherschwamm und anschließend auch kalt duschte. Um mich herum als Badegast die etwa zehn Bediensteten, Sicherheitsleute, Badewärter, Aufsichtspersonen! Ich plauderte ein bisschen mit dem einen oder anderen und fühlte mich rundum behütet und betreut! Ein Betreuungsschlüssel von 10 Betreuern für einen einzigen zu betreuenden Schwimmgast, davon können sie in Schönebergs oder Neuköllns Sommerbädern, in Berlins Kitas und Schulen nur träumen!

Ein wunderbarer Tag – schaut hin! Dieses Wasser der Havel lebt und wimmelt, Milliarden von grünen Zellen verknäueln sich hier ineinander; unter dem kraftvoll anregenden Sonnenlicht blühen die winzigen, gallertartig verklumpten Lebewesen schimmernd auf! Wenn man so will, – dies ist die Urzeugung des Lebens aus der unbelebten Materie – dem Wasser!

Nach allerlei sportlichen Übungen und sorgsamem Abduschen des Körpers mit Schwällen klaren, kalten aus geometrisch geformten Duschköpfen spritzenden Wassers blieb mir Zeit, die einsam daliegende, anmutig gestaltete Landschaft zu betrachten, in die ich sozusagen als kleiner König des Augenblicks versetzt war. Und siehe, sogar an ein Kunstwerk haben die Planer gedacht, denn um ein Kunstwerk muss es sich zweifellos handeln bei diesem archaisch hingewuchteten, wie von Zyklopen aufgestellten Felsgebilde! Ein Besinnungsgeviert, eine Art Begräbnisstätte, ein Menhir für einen Abwesenden – gewidmet dem einzigen hier Anwesenden, wer vermöchte das zu entscheiden?

Und wie lieblich, wie ansprechend ist doch diese Hausfassade, der ich beim Verlassen des weitläufigen Geländes meine Aufwartung macht! Man möchte an das Gartenhaus Goethes denken, das ich vor Jahr und Tag in Weimar besuchte. Wie sorgfältig haben die Architekten und Ausführenden (Martin Wagner, Richard Ermisch) in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts hier jedes Detail entworfen und gestaltet! Jeder Fensterladen, jeder Blumenkasten, jedes Gebüsch, jedes Gitter, die Farben, die unverputzten, in Rot und Ocker spielenden Backsteine – alles tritt hier zu einem harmonischen Ganzen zusammen, das dem müßigen Wanderer Bewunderung und Entzücken abverlangt!

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Lob des Barfußgehens

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Jul 152023
 

Nach einer kleineren Nachmittagsrast unternahm ich am heutigen Sonnabend noch einen längeren Streifzug durch den Naturpark Schöneberger Südgelände – natürlich teils ganz barfuß, teils mit meinen minimalistischen neuartigen Sockenschuhen. Es tut mir einfach gut, mit den Füßen die Unebenheiten eines natürlichen Boden zu ertasten, die Weichheit des Grases zu genießen, die kleinen Piekser von Kies und Steinen wegzustecken. Alle Nervenpunkte werden dadurch belebt, die trägen Muskeln in Füßen und Beinen werden umfassender gekräftigt, die Heilung nach kleineren Verletzungen wird beschleunigt. Erworbene Fehlstellungen der Füße und der Beine werden durch reichliches Barfußgehen sachte korrigiert. 

Vor einigen Wochen erzählte mir ein Bekannter, er habe nach jahrelang erduldeten Beschwerden, unzähligen Therapieversuchen durch Medikamente, nach teuren orthopädischen Maßnahmen seine chronischen Schmerzen an den Knieen im wesentlichen nur durch das häufige und lang ausgedehnte Barfußgehen beseitigt, zum Teil unterstützt durch „Barfußschuhe“, die er insbesondere zur Wahrung des „anständigen Auftretens“ im Berufsleben sowie bei schmutzigem Untergrund verwende.

Bild: „Der Mensch geht – das Rad rollt“ – ein neues Wandgemälde, erstmals gesehen heute in der Feiluftgalerie Tälchenweg im Natur-Park Schöneberger Südgelände

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Freude, Freiheit, Singen – „Einsingen um 9“

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Dez 302022
 

Einsingen um 9 – tägliches Einsingen um 9 Uhr via Live-Stream (einsingen-um-9.ch)

Schöne bestrahlte Bergwelt Mittenwald

Bereits seit vier Tagen besuche ich jeden Tag das aus der Schweiz in unseren humorärmeren Norden eingestrahlte „Einsingen um 9“, eine gewitzte Initiative einiger professioneller Sänger und Gesangspädagogen, die aus der Not der Corona-Krise eine Tugend des digitalen Zeitalters geschmiedet haben. Jeden Tag reichen sie uns eine neue Folge an Übungen, Liedern, Einsichten zum Einsingen, Mitsingen und Weitersingen dar.

Soweit mir ein Urteil zusteht, meine ich: Besser kann man die Grundlagen technisch sauberen und musikalisch ansprechenden Singens über digitale Medien nicht vermitteln. Natürlich wird damit die persönliche Arbeit mit Gesangspädagogen nicht überflüssig gemacht; diese wird unersetzlich bleiben für alle, die in größerem Rahmen solistisch auftreten wollen.

Aber die Grundlagen des professionellen Gesangsstudiums lassen sich sehr wohl mit dieser Methode mindestens erahnen, erkennen, einüben und festigen.

Jedes Einsingen folgt einem bestimmten Bild, einer vorgebahnten Strecke, einem Thema, flicht in diesen Rahmen kleine Weglein und Umweglein ein: körperliche Vorbereitung, stimmliches Aufwärmen, mentale Durchdringung, Bilder, Rätsel, Reime, Lieder – ein bunter Strauß an Einfällen, der aber stets verlässlich (soweit ich das beurteilen kann) absolut solide Grundlagen für das Singen, das Auftreten, die Darbietung sowohl des klassischen Gesangs wie auch des Popgesangs bietet.

Klasse gemacht! Ragazzi, siete bravissimi!

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O du Waldeinsamkeit in den Glauer Bergen!

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Sep 262022
 
Waldeinsamkeit! Blick vom Löwenberger Aussichtsturm nach Westen, Richtung Wildgehege Glauer Tal, 29.09.2022

Die Glauer Berge sind eins der schönsten, überraschungsreichsten Wanderreviere in der näheren Umgebung Berlins. Bei unserer kleinen Tour zurück vom Wildgehege Glauer Tal nach Trebbin haben wir gestern nachmittag einen kleinen Umweg gemacht, querfeldein über Pferdekoppeln, unter unter Strom stehenden Zäunen durchkrabbelnd. Denn wir waren an einer Weggabelung bei der Friedensstadt Weißenberg gutgläubig dem breiten bequemen Wirtschaftsweg statt dem kaum zu entdeckenden, verkrauteten Pfad gefolgt.

So endeten wir vorübergehend im Weglosen, wenngleich nicht Ausweglosen einer Pferdeweide. Manchmal muss man schlechterdings Wege gehen, die im Unbegangenen enden. Aber schon nach einer Stunde, ein paar Minuten nach fünf,  standen wir am Fuße des Löwenberger Aussichtsturmes, bestiegen diesen und warfen einen großartigen Blick in den sich allmählich rötlich färbenden weiten Abendhimmel. 

Nach einer weiteren Stunde zügigen Ausschreitens langten wir am Bahnhof Trebbin an. Der RE kam nach 10 Minuten, um viertel vor acht waren wir dann zuhause, glücklich über all das Erlebte und Gesehene! 

Übrigens begegneten wir im Wald über die vielen Stunden hinweg nur einem einzigen anderen Menschen, einem jungen Mountainbike-Fahrer. Wanderer gab es keine außer uns. Herrliche Waldeinsamkeit!

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Von der heilenden Kraft der Rede

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Mai 312022
 

Die Red‘ ist vns gegeben
Damit wir nicht allein
Vor vns nur sollen leben
Vnd fern von Leuten seyn;
Wir sollen vns befragen
Vnd sehn auff guten Raht,
Das Leid einander klagen
So vns betretten hat.

Soweit Simon Dach, der aus Memel gebürtig ist, dort als Sohn eines Gerichtsdolmetschers für Litauisch aufwächst. Auf Litauisch heißt diese Stadt Memel von alters her übrigens Klaipėda.

Simon Dach hat recht: wieviel hilft es doch schon in Not und Ungemach, wenn man einander klagt, wenn man um guten Rat fragt – selbst wenn man weiß, dass diese Klage noch keine Veränderung der äußeren Welt mit sich bringt.

Was kan die Frewde machen
Die Einsamkeit verheelt?
Das gibt ein duppelt Lachen,
Was Freunden wird erzehlt;
Der kan sein Leid vergessen,
Der es von Hertzen sagt;
Der muß sich selbst aufffressen
Der in geheim sich nagt.

Von geradezu Dantescher Wucht ist hier das Sprachbild des sich selbst auffressenden, menschenabgewandten Sonderlings!

Wir lernen von Simon Dach: Die Rede, die Klage, das Raten – sie alle entfalten heilsame, entlastende Wirkung. Sie tun uns gut!

„Jetzt habe ich Dir meinen schlechten Tag erzählt – und schon geht es mir besser.“

Simon Dach hat recht!

Quelle:
Simon Dach: Perstet semper amicitiae venerabile foedus! Hier zitiert nach: Das deutsche Gedicht. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Hgg. von Wulf Segebrecht. S. Fischer Verlag o.O. 2005, S. 58-59

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Was bleibt, Letizia? Was stärker ist!

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Apr 142022
 

Jeder Mensch fragt sich wohl immer wieder: Wie möchte ich sein? Wie sehen mich andere? Wie möchte ich gesehen werden? Manchmal gelingt es, diese Fragen in einem Bild zu beantworten. So etwas geschah mir im Mai 2008. Frau Steffan vom Zürcher Ammann Verlag sandte mir damals ein Bild von einer Veranstaltung mit Letizia Battaglia und Leoluca Orlando zu. Damals aufgenommen, im Willy-Brandt-Haus, Berlin-Kreuzberg. Zwei lachende Menschen sehe ich da, – eben Letizia Battaglia, die gestern verstorbene Photographin, daneben ich -, die beiden Menschen strahlen irgend jemandem entgegen, belustigt, fast augenzwinkernd. Sie scheinen einer Meinung zu sein. Im Hintergrund sieht man Fotos von einigen Verbrechen und Verbrechensopfern. Aber auch so etwas wie eine weiße Taube. Palermo, ihr wisst schon … Letizia selbst hat diese weiße Taube aufgenommen. Damals lief mehrere Wochen die Fotoausstellung im Willy-Brandt-Haus.

Du fragst, mein Freund: Darf man lachen, wenn man über schwierige, traurige Themen spricht? Ich frage dich: Wem hülfe es, wenn wir nicht lachten? Würde dadurch auch nur eines der Opfer wieder lebendig?

Beim Betrachten des Fotos kommt mir der Gedanke: Ja, so möchte ich immer sein! Im Einverständnis mit anderen, nach außen offen, gesprächsbereit, optimistisch. Niemand leugnet das Böse auf diesem Foto. Ich verleugne nicht die Schuld! Aber deine Gnad und Huld gibt eine Kraft, die auf Dauer stärker ist als das Böse: die Gemeinschaft im Jetzt, das Lachen, die Sympathie.

Ed i vivi? I vivi sono più esigenti dei morti, Letizia, sono molto esigenti! Il tuo sorriso mi rimarrà sempre. Ciao, Letizia!

Foto: Letizia Battaglia (Palermo, 5 marzo 1935 – Cefalù, 13 aprile 2022), Johannes Hampel. Willy-Brandt-Haus, Berlin-Kreuzberg, Mai 2008.  Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Ulla Steffan, Zürich

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Ein Film spannt des bunten Bogens Wechseldauer

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Feb 142022
 
Komm mit mir in das Cinema. Die Gregors. Film von Alice Agneskirchner. Weltpremiere am 13. Februar 2022 im Delphi Kino bei der Berlinale Berlin

Augsburg, im Domviertel, abends, 14. Februar 2022

Bin immer noch ganz beseligt von diesem herrlichen Film über Erika und Ulrich Gregor – er spannt so einen schönen, farbenbunten Bogen durch das Leben dieses bewundernswerten Paares, geht so klug, so bedachtsam, so einfühlsam und so professionell mit Menschen, Filmen, Themen, Klängen, Schnitten um, dass ich kaum zu Ende komme mit dem Loben!

Dieses gemeinsame Kind – der Film – wird seinen Weg machen, wird Erfolg haben! 

Die Filmproduktion Ehlermann & Agneskirchner hat aus dem mit mir geführten Gespräch zwei sehr prägnante, sehr gut ausgewählte Aussagen in den fertigen Film hereingenommen, eigentlich die besten überhaupt! Auch damit war und bin ich hochzufrieden. Hochzufrieden, sagte ich, glücklich, und – ja – auch dankbar dafür. Denn wann sonst erhielte ich die Chance, als Zeitzeuge mit und nach Wim Wenders, Jim Jarmusch, Helke Sander, István Szabo, Rosa von Praunheim und einigen anderen die Filmwelt und Filmwahrnehmung umgestaltenden Persönlichkeiten zu Wort zu kommen?

Der starke, tiefe, beglückende Eindruck dieses wunderbaren Films steht mir noch lange — vor Augen, klingt in den Ohren, hängt in der Nase…!

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Paul&Johann, euch setz ich auf die Playlist des Jahres 2021!

 Angst, Apokalypse, Ey Alter, Freude, Verdummungen, Weihnacht  Kommentare deaktiviert für Paul&Johann, euch setz ich auf die Playlist des Jahres 2021!
Dez 302021
 
Die Krippe in der Kirche Heilig Kreuz am 26.12.2021, Hildegardstraße, Berlin-Wilmersdorf, frei zugänglich bis 2. Februar 2022

Luciano & Ezhel: „Benim Hayaller”, The Rolling Stones: „Paint It Black“, The Kid Laroi und Miley Cyrus: „Without you“, Nilüfer Yanya: „Stabilise“ – das sind nur einige der vielen guten Lieder, die möglichen Songs des Jahres 2021, die man am Ende des Jahres auf seine Playlist setzen könnte, um sich immer damit beschallen zu lassen oder vielleicht auch mitzuträllern. Gewählt haben diese Songs ein paar Journalisten einer bekannten, in Frankfurt erscheinenden Tageszeitung.

„Benim hayaller“ heißt „Meine Träume“, und Träume sind es doch, die man inmitten von allumfassender Schwarzmalerei („Paint it black“) angesichts des Verlustes eines geliebten Menschen („Without you“) unbedingt hegen und pflegen sollte, um sich einigermaßen zu stabilisieren („Stabilise“).

Gute, okayische Vorschläge! Ich mach mir trotzdem meine eigene Playlist. Auf Platz 1 setze ich dieses Jahr den Song „Fröhlich soll meine Herze springen“. Lyrics von Paul Gerhardt, Arrangement/Setting by Johann Crüger. Die beiden ergänzen sich klasse, was Rhythm und Harmonics angeht. Der Mood ist vorwärtsdrängend, spicy, guter Counterpart zu der gruftigen Paint-it-black-Atmosphäre, die ansonsten in Europe in diesem Jahr vorherrscht.

Cool auch die Wortwahl – ich hör da ein klares Ja zu Massenveranstaltungen, zum Eingehen von Risiken auch in wahnsinnig schwierigen Zeiten wie den unsrigen heraus. Während unsere Gesellschaft alles daran setzt, die Risiken im Alltag zu minimieren, haben Paul&Johann offenbar was Größeres, was Tolleres erlebt. PAINT IT BLACK, wie es 1964 die Stones sangen, ist das Motto von Paul&Johann fast 60 Jahre später, am Jahresende 2021, nicht. Angst vor Krankheit, vorzeitigem Tod, Angst vor einem unverschuldeten Unglück, Angst vor Irrtum hält sie nicht ab, das zu tun, wozu es sie drängt:

„Ei so kommt und lasst uns laufen,
Stellt euch ein, groß und klein, eilt mit großen Haufen!
Liebt den, der vor Liebe brennet;
Schaut den Stern, der euch gern Licht und Labsal gönnet.“

Licht und Labsal„, „liebt den, der vor Liebe brennet“, das sind fantastische Kombinationen von Wörtern, das drückt den Spirit aus, Überfließendes, hat was Exzessives – gute Sache, dass Paul&Johann sich das heute noch zu sagen und zu singen trauen! Cool, so cool. Paul kennt sich gut aus mit der deutschen Sprache, drechselt Binnenreime, wechselt den Rhythmus innerhalb eines Verses, um das Hüpfen des Herzens auszudrücken. Krasser Typ. Ist offenbar in die Schule der Deutsch-Rapper gegangen. Oder die Deutsch-Rapper könnten auch was von dem Duo Paul&Johann lernen.

Hab grade einen Jahresrückblick im German Free-TV angeschaut. Channel? Egal. Glaubt man dem Free-TV in Germany, dann ist sowieso alles schlimm, alles geht den Bach runter, nicht nur im Ahrtal, sondern auch sonst, wir sind fest im Würgegriff der Seuche, und sofern wir die Pandemie überleben, werden uns die reißenden Fluten des Klimawandels fortreißen. Mausetot. PAINT IT BLACK, das ist der Grundton der deutschen Mainstream-Medienlandschaft, gerade jetzt zum Jahresende.

Gut, das Paul&Johann noch einen anderen Ton finden. Gut, dass es ihnen noch nicht die Beine weggehaut hat. Gut, dass es ihnen noch nicht die Sprache verschlagen hat.

Paul&Johann, euch setz ich 2021 auf die Playlist. Weil alles nicht so schlimm ist. Weil wir noch Träume haben. Weil es ist Mist, alle Zuversicht und Freude zu begraben.

Die Songs des Jahres 2021 der FAZ-Redaktion

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Spring fröhlich, o Herz! Weihnachten ist!

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Dez 252021
 

Vorfreude erfasst mich beim Gedanken an den morgigen Gottesdienst in der Hochmeisterkirche. Weihnachten erlaubt mir, nicht zu denken, oder mindestens doch nicht zu viel zu denken, das Herze einfach springen zu lassen.

O Herz, vergiss das Belastungs-EKG der Trübsal, lass einfach mal die aorta ascendens mit ihrem Rechtsschenkelblock kräftig und frei pulsieren!

Ascende, a cor! Steige auf o Herz! Weite dich, o Aorta!

O Herz! Sing und fiedle das hier mit:

Fröhlich soll mein Herze springen
Dieser Zeit, da vor Freud alle Engel singen.
Hört, hört, wie mit vollen Chören
Alle Luft laute ruft: Christus ist geboren!

Ei so kommt und lasst uns laufen,
Stellt euch ein, groß und klein, eilt mit großen Haufen!
Liebt den, der vor Liebe brennet;
Schaut den Stern, der euch gern Licht und Labsal gönnet.

 Posted by at 20:19