„Ein kleiner Affe oder ein Hund am Fuße der Treppe? Ein Rucksack?“ Rätsel einer Sommernacht im Rottal

 Alpirsbach, Aus unserem Leben, Freude, Geige, Singen  Kommentare deaktiviert für „Ein kleiner Affe oder ein Hund am Fuße der Treppe? Ein Rucksack?“ Rätsel einer Sommernacht im Rottal
Aug 072020
 
Ein Geiger auf hölzernem Balkon spielt eine Serenade für Kind und Hund, für Groß und Klein, für Himmel und Erde. Massing, Nacht vom 31. Juli auf den 1. August 2020

Nach 4 Wochen wieder in Berlin eingetroffen. Zunächst hatte ich arbeitsreiche Wochen im Schwarzwald. Nur am Wochenende fuhr ich jedes Mal ganz wild mit einem gemieteten Mountainbike in die Kreuz und die Quer. Herrlich, dieser Schwarzwald, so wild, so überraschend und so schön!

In Alpirsbach, wo ich einquartiert war, gibt es eine sehr gute Kirchenmusikszene unter der Organistin/Kantorin Carmen Jauch, die ich zwei Mal im Gottesdienst hörte und auch danach in einem Konzert mit geistlichen Liedern. Hier keimt in kleiner Besetzung nach tonloser Zeit das Neue auf, die Freude, die zur Musik wird. Möge sie weiter und lauter tönen!

Dann verbrachte ich eine Woche Urlaub in Mittelfranken im kleinsten lieben Kreise, wo es mir noch besser gefiel! Das bildkräftig und blütenreich verträumt hergerichtete Römerlager in Ruffenhofen, die konzentrierte Darbietung unseres großen Dichters Wolfram in Wolframs-Eschenbach, der herrlich frische Altmühlsee, der Igelsbachsee – es war eine Perlenkette an guten, erfrischenden, belehrenden heiteren Stunden! Und jeden Abend gab ich ein kleines Konzert mit deutschen und italienischen Liedern und Arien, und rahmte den Gesang stets auch mit der Geige. Ein richtiger Hausmusikant war ich für ein ganz liebes Publikum geworden, das mich immer unterstützte!

Zum Abschluss dann zwei richtige Konzerte im Garten in Massing/Niederbayern für das große Verwandtenfest mit unserer guten Tante Greti, alles mit vorher eingespielter Klavierbegleitung. Ich fühlte mich frei und sicher. Nach Wochen und Monaten des öffentlichen Verstummens endlich aus voller Brust und voller Hingabe zu singen und zu geigen! Im Freien, im Sommer, bei Tag und in der Nacht! Es war, als hätt der Himmel die Erde still geküßt …!

Was Besseres kann einem nicht passieren, die Leute wollten mehr hören, sie klatschten, sie lagen hingeschmolzen flach auf dem Rasen! Also bitte! Bin sehr froh, dass ich das alles erleben durfte!

„Ich wollt als Spielmann ziehen und singen meine Weisen vor jedem Haus…!“

Wie bei Eichendorff! Das ist wirklich Manna, dieser lebendige Kontakt zum Publikum in Fleisch und Blut!
Werde das alles noch nachklingen lassen…!

„Schönes Bild! Aber was ist das am Fuße der Treppe? Ein kleiner Hund, ein Rucksack oder ein kleiner Affe?“, fragt mich eine Zuhausegebliebene. Antwort: Ich weiß es nicht.

 Posted by at 21:33

Mit der güldnen Welle des Klangs. Ein Konzert in der Alpirsbacher Klosterkirche

 Alpirsbach, Freude, Musik  Kommentare deaktiviert für Mit der güldnen Welle des Klangs. Ein Konzert in der Alpirsbacher Klosterkirche
Jul 122020
 
Die Orgelskulptur in der Klosterkirche Alpirsbach. Erbaut 2006-2008 von Claudius Winterhalter in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Armin Göhringer. 35 Register, 3 Manuale.

„Mit der güldnen Welle des Lichts nimmst du das Ungemach“, so sangen wir zaghaft hinter unseren Nasen-Mund-Masken versteckt heute in einem Lied zum Gottesdienst. „Du nimmst das Ungemach mit der güldnen Welle des Lichts?“ Ha? Wie schön ist das denn! Kann man das erlösende Erlebnis des Tagesanbruchs besser beschreiben?

Ich kehre eine kurze Weile nach dem Schlusssegen zurück zu einem Konzert unter dem Titel „Musik dient Gott“. Raumfüllend eröffnet die 11 m hohe fahrbare „Orgelskulptur“ mit dem ersten Satz der VI. Symphonie von Charles-Marie Widor die Abfolge von Liebesliedern: „Sehet, welche Liebe“.

Das Schifflein voller Musik mit sicherer Hand und strahlend durch die gewaltige Klosterkirche hindurchleiten! Das war die Aufgabe. Die Orgel ist der Anker des Gemeindegesanges, ist der Hort der Musik im Konzert, wenn sonst auch alle Stricke reißen und unsere menschlichen, allzu menschlichen Stimmen hinter Masken zittern und zagen. Die Orgel nimmt mit der güldnen Welle des Klanges das Ungemach von den Mündern der Menschen.

Sie strahlt wirklich skulptural, diese Orgel, hier versteht man jede Stimme, die in den Raum hineingedrechselt wird, man kann alles durchhören, wenn sie von so guten Organisten gespielt wird, es geht nichts verloren! Phantastisch, sensationell, dieses Zusammenspiel des Raumes und der Stimmen, auch der menschlichen Stimme, heute ausgefüllt durch den Bariton Christian Honold!

Und die Organisten sind das Instrument für dieses Zusammenspielen. Wie begnadet muss sich das anfühlen!

MUSIK DIENT GOTT. Klosterkirche Alpirsbach, Sonntag, 12. Juli 2020, um 11.15 Uhr. Orgel: Carmen Jauch. Bariton: Christian Honold

 Posted by at 22:02