Wie spricht man eigentlich das italienische Wort „pera“ aus?

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Feb 182024
 

Aus Italien erreichte mich soeben folgendes Rätsel:

Was ist die richtige Aussprache von „pera“, pèra mit offenem E wie Pèroxid, oder péra mit geschlossenem E wie in Péter?

Il blogger schöneberghese risponde:

La pronuncia corretta di pera dipende dal contesto.

La pèra era nel passato una tasca („Tasche, Ranzen“), una bisaccia („Satteltasche“). 

Pèra („er/sie möge sterben“), nel senso di muoiacrepi è il congiuntivo presente di perire.

Vedi per esempio il coro finale nella Dalinda del Donizetti: „Pera, pera, figlio suo, figlio suo, che orror!“

La péra („die Birne“) è un frutto carnoso commestibile.

A voi la scelta!

Francamente, io preferisco di gran lunga la péra alla pèra pesante del passato, per non parlare delle maledizioni di tipo pèra, pèra!

Fonti citate:

  • Newsletter Dizione.it, 18 febbraio 2024
  • Gaetano Donizetti: Dalinda. Dramma in tre atti. Napoli, 1838. Riduzione per canto e pianoforte a cura di Eleonora Di Cintio. Ricordi, Milano 2022, Rondò finale, pp. 253-256

Foto: Spuntano i primi crochi lungo il sentiero del parco Hans Baluschek, 18 febbraio 2024

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Ein Versöhnungsfest mit Dalinda

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Mai 172023
 

Die im Konzerthaus Berlin gefeierte Uraufführung Deiner bewegten Geschichte war für Dich, Dalinda, ein großer Erfolg, auf den Du allerdings fast zweihundert Jahre warten musstest!

Dalinda, ich wünsche Dir weiterhin (ich darf doch mittlerweile DU zu dir sagen, nach all den Stunden, all den Tagen, all den Wochen, die wir um Dich gerungen haben?) Gerechtigkeit, Anerkennung, Würde, die Zuwendung Deines Sohnes, die Dir zu Lebzeiten versagt blieb, und viel viel Liebe, Erbarmen, Verzeihung!

Und siehst Du den Tenor dort hinten unter der Orgel, der vierte von links unter den Cavalieri franchi (oder soll ich sagen der Lanzichenecchi occidentali, der Daidi orientali...)? – das bin ich, der hier Unterzeichnende – Dein allergeringster Diener – semper tuus!

PS: Wir haben übrigens haben gute Kritiken bekommen:

https://www.der-theaterverlag.de/opernwelt/aktuelles-heft/artikel/bildnis-einer-dame/
https://www.deutschlandfunk.de/audiothek?drsearch%3AsearchText=Dalinda&drsearch%3Astations=4f8db02a-35ae-4b78-9cd0-86b177726ec0
https://www.inforadio.de/rubriken/kultur/beitraege/2023/05/stilett-beim-duett—dalinda–im-konzerthaus.html
https://www.mdr.de/klassik/index.html
https://www.nmz.de/politik-betrieb/musikleben/androzid-nahost-die-urauffuehrung-von-donizettis-dalinda-berlin
https://www.nzz.ch/feuilleton/donizetti-urauffuehrung-in-berlin-diese-oper-wurde-gleich-zweimal-verboten-ld.1738589
https://onlinemerker.com/berlin-konzerthaus-dalinda-berliner-operngruppe-begeistert-mit-der-welturauffuehrung-einer-lange-verschollenen-donizetti-oper/
https://o-ton.online/aktuelle_auffuehrung/o-ton-berlin-dalinda-des-aubris-230514/

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Allein gegen Heerscharen: Dalinda. Eine stolze Muslima kämpft für die Würde der Frau, die Freiheit des Mannes, die Gleichheit der Menschen

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Mai 132023
 

Noch verhüllen zarte Schleier das Konzerthaus am Gendarmenmarkt, an dem morgen um 19 Uhr ein Festspiel um das melodramatische Geschehen dargeboten wird, das Donizetti Jahrhunderte später so meisterhaft eingefangen hat!

Ein Gespinst an Mutmaßungen, Schutzbehauptungen, Täuschungen, falschen Fährten umgibt Dalinda, die muslimische Frau und Mutter – die Tochter des Alten vom Berge, des Rashid ad-Din Sinan oder auch des Ḥasan-i Ṣabbāḥ, von dem uns einst Marco Polo erzählt hat. Sie ist Braut des Dai eldoat, also des geistlichen Herrschers der islamischen Glaubensgemeinschaft der Ismailiten, die sich in der Felsenfestung von Alamut eine schier uneinnehmbare Bergfeste geschaffen hat.

Mögen die Kreuzritter doch weiter ihren weisen Sultan Saladin bejubeln, mit dem sie einen nicht nachhaltigen Ausgleich gefunden haben. Hier, in den weiten Hochebenen des Iran, schlägt pochend und unerbittlich das Herz einer fundamentalistischen Glaubensgemeinschaft, die unverrückbar an ihren hergebrachten Werten von Macht, Ehre, Herrlichkeit festhält.

Hier kämpft Saladin gegen die fundamentalistische Politik des Rashid ad-Din Sinan, das Gedächtnis des Richard Löwenherz gegen die Toleranzpolitik der Fatimiden, die aufgehetzte Schar der Kreuzritter gegen eine mutige, einsame, überall verachtete, kämpferische, leidenschaftliche Frau und verzweifelt liebende Mutter.

In all dem ist sie unrettbar verstrickt – Dalinda, die Frau zwischen den Stühlen. Sie erfährt in Emessa die tiefste Demütigung durch die lateinischen Kreuzritter, die „Franchi“, und sie wird sich zu rächen wissen! So viel darf hier schon verraten werden.

Diese sehr moderne, sehr selbstbewusste Muslima wird sich aber auch ihren Weg aus dem Gefängnis der Ehe mit einem rasend eifersüchtigen Mann und aus dem Kerker des männlich definierten Ehrbegriffes freizukämpfen wissen!

Atemlos werden wir erneut dem Geschehen morgen – am Muttertag des Jahres 2023! – folgen, wie wir heute schon hellauf begeistert von den Solisten und dem Orchester waren!

Der Vorhang des Zweifelns, der dumpfen Ungewissheit wird sich im Konzerthaus lichten!

https://www.konzerthaus.de/de/programm/berliner-operngruppe/8918

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„Worum geht es eigentlich in der Dalinda?“ (Teil 1)

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Mai 122023
 

Tja, was wird hier in dieser bisher nie aufgeführten Oper eigentlich gespielt? Ich versuche mir die Handlung der Oper vor der Uraufführung der Berliner Operngruppe zurechtzulegen:

ATTO I
N.1 Introduzione
Volksfest in den Gärten Emessas (=Homs in Syrien). Bunt geschmückte erleuchtete Pavillons. Die Abendländer („Franchi) und die Muslime („Sarazenen“) überbieten sich in Höflichkeiten. Buntes Treiben, man tanzt, raucht, schmaust  nach Herzenslust. Syrer, Hebräer, Armenier beider Geschlechter bezeugen so den interreligiösen Frieden, den Frieden unter Mann und Frau.

Scena I:

Nr. 1 Introduzione:

In ausgelassener Heiterkeit betreten Corboga, Ubaldo, Ugo, Garniero, Ridolfo, Guglielmo die Bühne, später auch Ildemaro, der sich vor lauter Müdigkeit abseits der anderen auf einem Hocker ausruht.

Die Männer preisen und rühmen den Frieden, freuen sich auf ein noch bombastischeres Friedens- und Versöhnungsfest in Alamut (Iran).

Corboga verkündet die unheilvolle Anwesenheit Dalindas in Alamut. Der Männerchor erschrickt und schmäht Dalinda, die Tochter des Alten vom Berge, als Ausbund an Bösartigkeit (Takt 105 ff.)

Ugo bietet an, die Geschichte Dalindas zu erzählen.

Ildemaro winkt ab und kündigt an, die Erzählung Ugos zu „verschlafen“.

Ugo erzählt: „Nach dem Friedensschluss zwischen Richard Löwenherz und Saladin herrscht eitel Freude zwischen dem Abendländer und dem Sarazenen, als Gipfel der Ehrerbietung wurde sogar eine Frau als Prämie verschenkt.“ Der Chor fällt ein: „Ja, wir erinnern uns daran – toller Erfolg!“ (Takt 140ff.). Ugo erzählt weiter: „Auf dem Rückweg tauchte mitten im Wald von Saron der König Konrad III. als bluttriefendes Gespenst auf und kündigt das weiterhin todbringende Wirken Dalindas an.“ „Auch er war ein Opfer [Dalindas]!“, stimmt der Chor ein (T. 166). „Aber nicht mit uns – nein – nein -nein!“

Vivace:

Die Kapelle lädt zum Tanz ein. Der Chor verwirft die düsteren Prophezeiungen als eitel Schreckgespenst: „Lasst uns fröhlich feiern, der Alte vom Berge, Rashid ad-Din Sinan, der fundamentalistische Hauptfeind des weisen Sultans Saladin hat ja dem Friedensvertrag zugestimmt, der kann uns mit seinen Satellitenkönigen nichts anhaben! Hurra, wir sind sicher vor den Dolchen der Daiden (Takt 200-430)“!

Alle außer Ildemaro verlassen die Szene, um sich in einem der Festzelte weiter zu vergnügen.

Nr. 2 Romanza, Duetto e Finale Primo

Scena II: Dalinda in armenischer Verkleidung betritt vorsichtig die Bühne in Begleitung eines Dais, der ebenfalls als Armenier gekleidet ist. Ildemaro schläft weiterhin. Sie schickt den Dai mit einer Handbewegung weg und nähert sich dem schlafenden Ritter, in wohlgefälliges Betrachten versunken. Corboga kehrt zurück.

Dalinda gerät singend in Entzückung beim Anblick des schlafenden Ildemaro. Dann bemerkt sie Corboga, der sie vor ihren überall lauernden Feinden warnt. Sie erwidert: „Wirklich, überall werde ich verachtet – könnte ich doch wenigstens offenbaren, dass  Ildemaro mein Sohn ist. Dann vergäße ich in meinem Sohn alle Missetaten (jenes unwürdigen Erzeugers). Und jetzt lass mich allein!“ Corboga tritt ab.

Scena III: Dalinda und der schlafende Ildemaro. Während Dalinda sich dem Ritter nähert, bemerkt sie nicht, dass ihr Gemahl Acmet und Elmelik, ein Dai des Alten vom Berge, in täuschender Verkleidung maskiert ihr hinterherspionieren.

Dalinda besingt Ildemaro als Ausbund aller Wonnen und wünscht ihm alles nur erdenkliche Gute. „Möge er nicht dazu verleitet werden, mich zu verachten wie alle Welt sonst!“

Unterdessen befragt der in Eifersucht entbrannte Acmet den Dai Elmelik, wer der Liebhaber seiner Gemahlin sei, und fordert ihn auf, alle erdenklichen Beweise gegen sie zu sammeln, sie auzuspionieren und ihm Bericht zu erstatten.

Dalinda besingt noch einmal in höchsten Tönen und Koloraturen (mehrfaches hohes B!) ihre Liebe zu Ildemaro und schickt sich an abzutreten. Da kehrt sie noch einmal zurück und küsst zärtlich seine Hand. Dadurch erwacht Ildemaro. Auf den ersten Blick verliebt er sich in die ihm unbekannte Dame.  In beiden erwacht stürmisch eine unnennbare Leidenschaft, die sie einander sofort eingestehen.

Doch warnt Ildemaro seine neue Liebe, es gebe da eine Objekt seiner Zuneigung, das er noch mehr liebe als sie – seine Mutter!  „Liebe deine Mutter!“ erwidert Dalinda.

Larghetto.  Ildemaro erzählt, er sei als Ziehsohn eines unedlen Fischers (Di pescator ignobile) herangewachsen, habe seine Mutter nie kennengelernt, nur ein Schreiben ihrer Hand sei ihm von einem unbekannten Krieger übergeben worden. Dieses Schreiben trage er stets an seiner Brust. „Meine Mutter schrieb mir, sie sei Opfer eines schrecklichen Unglücks geworden und bete jeden Tag für mich. Nur eines hat sie mir aufgetragen: Ich dürfe sie nie befragen, was ihr Name sei und woher sie stamme.“

Dalinda fällt ihm ins Wort: „Möge irgendwann doch deine Mutter dich an ihre Brust drücken.“

Aus den Festzelten treten plötzlich verschiedene Personen hervor, darunter Ugo mit seinen Freunden. Dann bilden sie ein dichtes Gedränge.  „Da kommen Leute! Ich muss dich hier allein lassen…!“, verabschiedet sich Dalinda.

Scena V.

Ugo: „Ja, wen sehen wir denn da?“ Ildemaro hält Dalinda fest und bestürmt sie: „Hiergeblieben! Wer bist du? Sag es endlich!“

(Fortsetzung folgt)

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„Ella infame si rese!“ oder: Wer wirft den ersten Stein?

 Dalinda, Frau und Mann, Kupferstichkabinett  Kommentare deaktiviert für „Ella infame si rese!“ oder: Wer wirft den ersten Stein?
Mai 122023
 

Ella infame si rese, è l’orror d’ogni etade...“ – „Sie hat sich entehrt, sie ist der Schrecken jedes Zeitalters“ diese von uns Männern zu singenden Verse aus dem Libretto zur Dalinda kamen mir kürzlich in den Sinn, als ich die feine Ausstellung „Muse oder Macherin? Frauen in der italienischen Kunstwelt 1400-1800“ betrachtete. Gezeigt wird hier in diesem Kupferstich von Diana Montavana die Szene aus dem Johannesevangelium (Joh 8,1-11), in der einige Männer eine beim Ehebruch ertappte Frau vorführen und sagen: „Mose hat uns vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen.“ Aus diesen hämischen grinsenden, selbstgerecht verkniffenen Gesichtern spricht der ganze Männerabscheu gegenüber dieser einen Frau, die da an den Pranger gestellt wird. Warum eigentlich nur die FRAU? Warum wird nicht auch der Mann mit beigezogen?

Gericht der vielen Männer über die einzelne ohnmächtige Frau! Und was hier in dieser Szene geschieht, das geschieht auch in der Dalinda des Donizetti. Eine einzelne Frau wird aus dem Nichts heraus, aufgrund von Gerüchten und Berichten für alles Übel dieser Welt gewissermaßen in Haft genommen. Und wir machen das mit, wir – der Männerchor! Da mitzuhalten fällt mir mitunter schwer, ich gestehe es.

Ich selbst ergreife in den Probenpausen immer wieder Partei für Dalinda, versuche für sie werben, doch stehe ich auf weitgehend verlorenem Posten. Ich meine zu hören: „Wir wissen, was wir von dieser Frau zu halten haben! Denn wir kennen Lucrezia Borgia!“ Ja was ist denn das für eine Logik? Donizettis Dalinda für die angeblichen, vermuteten, nicht hinreichend belegten Missetaten der Lucrezia Borgia Donizettis verantwortlich zu machen? Das schlägt dem Fass den Boden aus!

Ich kann da nur den Kopf schütteln und fragen: Wer wirft den ersten Stein? Das Fehlen jeder verzeihenden, jeder um Verständnis ringenden Nachfrage bei uns Männern, die diese unglückliche Dalinda bedrängen, umringen, umketten, beschatten und belauern, missfällt mir. Mir missfällt die Abwesenheit jedes christlichen Erbarmens bei diesen christlichen (christlichen? -Fragezeichen!) Kreuzrittern im Heiligen (?) Land zur Zeit des dritten Kreuzzuges (Kreuz-Zuges???).

Hier noch eine mögliche andersartige Reaktion auf die Anprangerung der Sünderin:

Dies ist der ganze Kupferstich der Diana Mantovana (nach Giulio Romano), zu sehen noch bis 4. Juni 2023 im Kupferstichkabinett am Kulturforum Berlin in der Ausstellung „Muse oder Macherin? Frauen in der italienischen Kunstwelt 1400-1800″

 Posted by at 14:44

Wie kann es sein, dass…?

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Mai 112023
 

„Wie kann es sein, dass eine vollständige Oper, die 1838 komponiert worden ist, bis heute noch nie aufgeführt worden ist?“

Diese Frage beantwortete uns Felix Krieger, der Dirigent der Welturaufführung, die am 14. Mai im Berliner Konzerthaus gefeiert wird, mit folgenden Worten:

„Die Geschichte ist eine Geschichte der Verbote: Experten haben entdeckt, dass es sich bei Dalinda um eine alternative Version von Lucrezia Borgia handelt, die von Donizetti umgestaltet und zu einer eigenständigen neuen Oper ausgearbeitet wurde. Lucrezia zählt heute zu den populärsten Opern des italienischen Genies.
 
Die Oper um die Papsttochter Lucrezia Borgia wurde 1833 an der Mailänder Scala uraufgeführt, hatte aber von Anfang an aufgrund ihres für die damalige Zeit unmoralischen Inhalts große Probleme mit der Zensur und war zahlreichen Änderungen unterworfen. In Neapel, damals Lebensmittelpunkt Donizettis, wurde 1834 die Oper Lucrezia Borgia komplett verboten.
 
Um dieses Verbot in Neapel zu übergehen und die Oper am berühmten Teatro San Carlo aufzuführen, schrieb Donizetti seine Lucrezia um, änderte alle Namen in der Oper, stellte Nummern um, versetzte die Geschichte in eine andere Zeit und in eine andere Umgebung und komponierte streckenweise einen ganz neuen 3. Akt.

Noch vor der geplanten Uraufführung von Dalinda  im Jahr 1838 kam die Zensurbehörde dahinter, dass es sich bei dieser neuen Oper um eine Art „versteckte“ Lucrezia handelt, und verbot auch dieses neue Werk sofort. Dalinda verschwand somit unaufgeführt und galt bis vor kurzem als verschollen. Vor wenigen Jahren wurde die Partitur in einer Bibliothek in Neapel wieder entdeckt. Die italienische Musikwissenschaftlerin Eleonora Di Cintio hat die Opern für Ricordi ediert.  
 
Opera Co-pro Ltd., mit denen die Berliner Operngruppe ko-produziert, hat vom RICORDI Verlag für ihre Mitglieder die Rechte für die internationale „Uraufführungs-Tour“ erhalten und ein kreatives Team um die italienische Regisseurin Giulia Randazzo engagiert, die ein kompatibles Konzept für verschiedene Formate entwickelt haben, auch für ein semiszenisches Format wie das der Berliner Operngruppe.

Dalinda wird nach ihrer Uraufführung in Berlin an zahlreiche andere Opernhäuser um die Welt gehen , u.a. nach Rom, New York und London.

Die Uraufführung im Konzerthaus wird daher ein historisches Ereignis.“

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Liebe in Zeiten des Hasses: Zur Handlung von Donizettis Dalinda

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Mai 082023
 

Qual tradimento! Ove siam noi venuti?“, „Was für ein Verrat, wo sind wir hier hingelangt?“ so fragen wir singend im Chor, so singen wir fragend als abendländische Ritter aus dem fernen Westen in der uralten, mächtig und schroff über der Wüste Irans aufragenden Felsenfestung von Alamut! Fragen genug, um weiter auszuholen! Wo sind wir? Was wird hier eigentlich gespielt in dieser geheimnisumwobenen Oper Dalinda?

Nun, zu Beginn der Oper feiern wir ein Volksfest in den prachtvollen Gärten und üppig bewässerten Parks der Stadt Emessa, die auf syrisch-arabisch Homs heißt; muslimische Syrer, sephardische Juden, christliche Armenier beider Geschlechter ergehen sich in munterem Geplauder, blicken in Basare hinein, stimmen Jubelrufe an! Hier ist des Volkes wahrer Himmel, vergleichbar einem Osterspaziergang, nach einem bahnbrechenden Friedensschluss ist die multikulturelle, multireligiöse Gesellschaft im syrischen Homs Wirklichkeit geworden! Hinter die Massaker, die infolge der Invasion der abendländischen Franji an den verschiedensten jüdischen, islamischen und christlichen Gruppen vor und während der Eroberung Jerusalems 1099 verübt wurden, ist endlich ein Schlussstrich gezogen.

Die Handlung spielt einige Jahre nach der Rückeroberung Jerusalems, wir stehen also in der Zeit vor dem oder während des dritten Kreuzzuges.

Auftreten in ausgelassenem Frohsinn Garniero, Ubaldo, Ridolfo, Guglielmo, abendländische Milizionäre, berittene Kämpfer, ihnen beigesellt ist Corboga, der die Gewandung eines abendländischen Trovatore, eines Soldatenanwerbers trägt, aber in Wahrheit ein Dai, also ein Hofbeamter und religiöser Gesandter des Alten vom Berge ist und ein doppeltes Spiel spielt. Zu ihnen stößt Ildemaro, ein cavaliere di ventura, also ein berittener Kämpfer ohne klare Loyalität, offensichtlich ungeklärter Abstammung, der im Laufe seiner kriegerischen Karriere verschiedenen Herren dienen darf.

Corboga verkündet nun aus dem fernen iranischen Alamut eine beunruhigende Nachricht: Dort ist Dalinda eingetroffen. Dalinda! Ein Schauder durchfährt die Gebeine aller zuhörenden Männer: Der Name dieser Frau löst in ihnen Entsetzen aus, wütender Hass bricht mit Urgewalt aus ihnen heraus:

„Chi le sue colpe intendere, e non odiar la può?

„Wer kann ihre Untaten vernehmen und sie nicht hassen?“

In Dalinda betritt der Verkörperung des Bösen schlechthin, der Gegenstand tiefsitzenden Hasses die Bühne. Es wird spannend! Jetzt kommt das gewaltige Geschehen in Gang. Die pazifistische Grundstimmung der Anfangsszene ist dahin. Ildemaro will nichts von Dalinda hören und legt sich erst einmal aufs Ohr.

Während Ildemaro müde einschlummert, nimmt das Unheil nimmt seinen Lauf, in Gang gesetzt durch eine Frau: DALINDA!

Quelle:
– Gaetano Donizetti: DALINDA. Dramma in tre atti. Napoli 1838 [da Lucrezia Borgia: Melodramma in un prologo e due atti di Felice Romani]. Riduzione per canto e pianoforte condotta sull’edizione critica della partitura a cura di Eleonora Di Cintio. Ricordi, Milano 2022

Bild:

Starres Entsetzen – nackter Schauder lässt diesem Mann die Gesichtszüge einfrieren, schon seit Jahrhunderten! Die schroff über der Elbe aufragende Festung Königstein, Aufnahme vom 30.04.2023

Erfahre mehr:

URAUFFÜHRUNG: Gaetano Donizetti – DALINDA

Uraufführung am 14. Mai 2023 um 19.00 im Konzerthaus Berlin (semiszenisch)
Dramma in tre atti, Napoli 1838
(da Felice Romani: Lucrezia Borgia, melodramma in un prologo e due atti)
Kritische RICORDI-Edition von Eleonora Di Cintio

Lidia Fridman, Dalinda; Yajie Zhang, Ugo d´Asti; Luciano Ganci, Ildemaro; Paolo Bordogna, Acmet; André Moreno García, Elmelik; David Ostrek, Corboga; Kangyoon Shine Lee, Garniero; Fermin Basterra, Guglielmo; Egor Sergeev, Ridolfo; Kento Uchiyama, Ubaldo

Chor und Orchester der Berliner Operngruppe
Berliner Operngruppe
Felix Krieger, Dirigent
Giulia Randazzo, szenische Einrichtung
Steffen Schubert, Choreinstudierung

Tickets: Programm – Konzerthaus Berlin


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Wer sind eigentlich die „Franken“ in Donizettis Dalinda?

 Dalinda, Der Westen, Latein  Kommentare deaktiviert für Wer sind eigentlich die „Franken“ in Donizettis Dalinda?
Apr 292023
 

Zufällig habe ich die Ehre, neben einem echten Franken im Chor der Cavalieri Franchi, der „fränkischen Ritter“ zu singen. „Des basst fei scho!“, murmeln wir einander zu. Wir sind doch wacker, frank&frei, frisch – wie eben die Franken ganz allgemein sind – und als Beweis dafür brauche ich nur den Dreggsagg Michl Müller, die Putzfraa Ines Procter oder auch schlicht die Altneihauser Feierwehrkapell’n zu nennen, die wir Jahr um Jahr in Veitshöchsheim bewundern dürfen.

Doch enttäuscht muss ich feststellen, dass wir uns haben in die Irre führen lassen, denn ausgerechnet die italienische Wikipedia klärt uns auf, dass als „Franchi“, oder auch „Franji“ in der Zeit der Kreuzzüge alle Angehörigen des Westens bezeichnet wurden:

„Nel Medio Oriente, in particolare in Terra Santa, ma anche in Grecia, dopo la Prima crociata tutti gli occidentali venivano indicati come „Franchi“ (Franji), indipendentemente dalla nazione d’origine, per via del massiccio numero e dell’importanza dei capi francesi (come Raimondo di TolosaStefano di Blois e Baldovino) che vi parteciparono.“

https://it.wikipedia.org/wiki/Franchi

Als Cavalieri Franchi sind wir also schlicht Kämpfer des lateinischen Westens, Vertreter der zügellos ins Land einfallenden Invasionsheere, die unter den Einheimischen im Nahen und Mittleren Osten Angst und Schrecken verbreiteten; und in genau diese Zeit der ersten Welle der sogenannten Kreuzzüge (von 1096 bis 1291) werden wir durch die Oper Dalinda hineinversetzt! Wir werden unvermutet Teil jener weltgeschichtlichen Auseinandersetzung zwischen dem Westen und dem Osten, die bis zum heutigen Tag auf der politischen Bühne, in den Köpfen und Herzen der Menschen inszeniert wird.

Hinweis:

14. Mai 2023, 19 Uhr: Welturaufführung: Dalinda. Oper von Gaetano Donizetti. Dramma in tre atti, Napoli 1838 (da Felice Romani, Lucrezia Borgia, melodramma in un prologo e due atti). Kritische RICORDI-Edition von Eleonora Di Cintio. Berliner Operngruppe. Leitung: Felix Krieger. FABBRICA-Opera di Roma: Giulia Randazzo (szenische Einrichtung) / Gaia Tagliabue (Kostüme) / Giulia Belle (Ausstattung)‍. In Kooperation mit Opera Co-Pro. Konzerthaus Berlin, Gendarmenmarkt 2, 10117 Berlin

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Dalinda – die rätselhafte Schwester Lucrezias

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Apr 222023
 

Die Chorproben für den öffentlichen Einzug Dalindas, einer verschollen geglaubten Schwester der Lucrezia, sind in vollem Gange! Mit größter Sorgfalt feilen wir an den erregten Zwischenrufen des Chores, der die aufgepeitschten Volksmassen zur Zeit des dritten Kreuzzuges mit unerbittlicher Schärfe verkörpert. Mal himmelhoch jauchzend, mal hämisch grinsend, mal friedensselig jubilierend, stets ein Spielball der Leidenschaften, – das sind wir — Männer eben! Und doch – ungelöste Rätsel bleiben! Vor allem der riesige Unterschied der Lebenszeiträume – trotz desselben Vaters! Die beiden sind Schwestern, haben denselben Vater, Gaetano Donizetti. Dalinda lebte, wirkte, litt Entsetzliches und starb als Ehefrau des ismaelitischen Herrschers Achmet zur Zeit des dritten Kreuzzuges.

Lucrezia, eine stolze Fürstin aus dem Geschlecht der Borgia, lebte von 1480-1519, tat es den mächtigen Männern nach, übertrumpfte die meisten Männer und starb hochgeehrt als Herzogin von Ferrara. Und beide Schwestern wurden immer wieder post mortem von der Öffentlichkeit ferngehalten – oder hemmungslos mit Lügen der Männer verleumdet.

Was ist Wahrheit bei den beiden Schwestern? Diese bohrende Frage wird hoffentlich am 14. Mai 2023 im Konzerthaus am Gendarmenmarkt einer Antwort nähergebracht.

Hinweis:

14. Mai 2023, 19 Uhr: Welturaufführung: Dalinda. Oper von Gaetano Donizetti. Dramma in tre atti, Napoli 1838 (da Felice Romani, Lucrezia Borgia, melodramma in un prologo e due atti). Kritische RICORDI Edition von Eleonora Di CintioBerliner Operngruppe. Leitung: Felix Krieger. FABBRICA-Opera di Roma: Giulia Randazzo (szenische Einrichtung) / Gaia Tagliabie (Kostüme) / Giulia Belle (Ausstattung)‍. In Kooperation mit Opera Co-Pro. Konzerthaus Berlin, Gendarmenmarkt 2, 10117 Berlin

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