Aug 202019
 
Der Schulhof der Teltow-Grundschule, Aufnahme vom 20.08.2019

Nachdenklich, fast traurig stimmt mich die Betrachtung des neuen Zustandes, in den der Schulhof der Schöneberger Teltow-Grundschule versetzt worden ist. Wir erinnern uns: Der Schulhof dient eigentlich der unbeschwerten Nutzung durch die Kinder in den Pausen, doch war er stets allen anderen Bürgern als Durchgang freigegeben. Die Radfahrer durften nicht durchfahren, sondern mussten zum Schutz der herumtollenden Kinder absteigen. Der Autoverkehr war ganz ausgeschlossen.

Doch nur die wenigsten Radfahrer hielten sich an das Durchfahrverbot, die meisten fuhren durch, sehr zum lauten Missfallen der Kinder. Über mehr als zwei Jahre versuchte man alles, um die Herren und Damen Radfahrer zum Absteigen und Schieben zu bewegen: Lustige bunte Plastikmännchen wurden aufgestellt, Blumenkästen verwandelten die frühere Rennstrecke der Radfahrer in einen Hindernis-Parcours. Gelegentlich kontrollierten Mitarbeiter des Ordnungsamtes oder auch Polizisten und ermahnten die fahrenden Radfahrer. Nichts half.

Im Gegenteil: Die Kinder lernten auf dem Pausenhof Tag um Tag von den Erwachsenen, dass man sich nicht an Verkehrsregeln halten muss, dass die Erwachsenen das nicht einhalten, was sie den Kindern immer wieder predigen.

Ich meine: Schon hier in der kleinen Welt des Schulhofes funktioniert das Zusammenleben nicht so richtig. Achtsamer, schonender Umgang miteinander, Einhaltung der Regeln sind eine Grundvoraussetzung für das gemeinsame Wachsen und Gedeihen der Gesellschaft. Wenn bereits hier immer wieder Rücksichtslosigkeit vorgelebt wird, wie soll dann das große Ganze klappen? Hat es dann einen Sinn von Klimaschutz, von der „Rettung der Welt“, von der Solidarität mit den Schwachen (also in dem Fall mit den Kindern) zu reden?

Ich meine: nein! Das ganze scheppernde Gerede von der Rettung der Erde, von der Klimarettung, von der klimaneutralen Wirtschaft und was dergleichen hochtrabende Reden mehr sind, hat doch keinen Sinn, solange nicht Tag um Tag, Mensch für Mensch vorgelebt wird, dass es uns ernst ist mit dem, was lauthals vorgeplärrt wird über alle Kanäle!

Nun, jetzt ist der ehemalige gemeinsame Raum, der „Shared Space“, wo spielende Kinder, schiebende Radfahrer, erwachsene Spaziergänger schiedlich friedlich hätten miteinander auskommen können, in eine „Gated Community“, eine umzäunte Gemeinde umgewandelt worden. Zäune schützen jetzt die Kinder in einem umhegten Raum, ein letztes schmales Band wird für die Radfahrer an der Seite freigehalten, die zusätzlich durch mächtige, aufgerüstete Blumenkasten-Balken am Durchbrettern gehindert werden. Die Postbotin muss nunmehr ihren Hänger vom Fahrrad abkuppeln, um überhaupt durchzukommen.

So weit ist es also gekommen. Kein bucklicht Männlein winkt uns mehr zu. Dann braucht man aber auch nicht mehr von Rettung der Welt oder vom Erreichen des 2-Grad-Zieles zu sprechen. Was im Kleinen, im Schulhofmaßstab nicht funktioniert, wird auch im Großen, im globalen Maßstab nicht gelingen.

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Jul 212011
 

22062011766.jpg Die Bergmannstraße bleibt im Fokus der Aufmerksamkeit. Was ich bei meinen Umfragen unter Anwohnern und Geschäftsleuten im Bergmannkiez feststellte: „Shared Space“ ist ein Fremdwort, niemand weiß damit etwas anzufangen. Mehr Chancen räume ich dem Wort und der Sache der „Begegnungszone“ ein. Sie klingt deutsch und stammt aus der Schweiz. Lest selbst im Tagesspiegel vom 20.07.2011:

Senat plant: Mehr Sicherheit für Fußgänger – Verkehr – Berlin – Tagesspiegel
In den geplanten „Begegnungszonen“ sollen Fußgänger auch auf der Straße Vorrang haben. Für Autos und Radler gilt Tempo 20. Als erste Testreviere wurden der Checkpoint Charlie und die westliche Bergmannstraße in Kreuzberg erkoren, wo die Fußgänger ohnehin in der Mehrheit sind. Als weitere Kandidaten gelten die nördliche Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg und die Stargarder Straße in Prenzlauer Berg.

Für die Kommunalpolitik in Friedrichshain-Kreuzberg tun sich interessante Gemengelagen auf: Einerseits ein BVV-Beschluss aus dem Juni 2010, der die Verlängerung der Fahrradstraße in die westliche Bergmannstraße fordert. In der Tat: Die wichtige Fahrrad-Senatsroute TR 4 führt geradenwegs durch die Bergmannstraße! Die sogenannte Fahrradstraße im östlichen Teil der Bergmannstraße hat freilich kaum etwas verändert. Sie hat aber auch niemandem geschadet oder wehgetan. Die Autos fahren munter weiterhin rein und raus, parken im modischen Querparken einen großen Teil der Fläche zu. Schaut selbst in die Fahrradstraße hinein:

220620117691.jpg

Andererseits ein Vorschlag des Senats, hier eine „Begegnungszone“ einzurichten. „Fahrradstraße“ und „Begegnungszone“ widersprechen einander. Denn Fahrradstraßen beanspruchen einen eindeutigen Vorrang des Radverkehrs gegenüber dem Fußverkehr und dem Autoverkehr. Sie können dort eingerichtet werden, wo der Fahrradverkehr bereits jetzt die vorherrschende Verkehrsart ist, oder wo zu erwarten ist, dass er alsbald die „vorherrschende Verkehrsart“ sein wird.

Die „Begegnungszone“ nach Schweizer Vorbild beansprucht hingegen Vorrang nicht für den Radverkehr, sondern für den Fußverkehr.

Meine persönliche Meinung? Nun, der Bergmannkiez ist mit etwa 7000 Einwohnern/Quadratkilometer eins der dichtestbesiedelten Wohngebiete Deutschlands! Dennoch prägen derzeit parkende und fahrende Autos sowie auch der zunehmende Fahrradverkehr das Straßenbild in der Bergmannstraße. Die Fußgänger müssen halt schauen, wo und wie sie ihren Weg durch Autos, Autos, Tische, Stühle und Fahrräder hindurch finden.

Verkehrskonzepte erfüllen in der Stadtplanung eine nur dienende Funktion. Der Verkehr dient dem Menschen bloß. Ich persönlich schlage deshalb vor, die Bergmannstraße in einem umfassend durchdachten, kulturell anspruchsvollen Ansatz in eine „Straße der Mitmenschlichkeit“ umzugestalten.

22062011765.jpg

Die Fotos in diesem Eintrag stammen alle aus dem Juni 2011 und zeigen den jetzigen Zustand der Bergmannstraße.

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Was wird aus dem shared space Bergmannstraße | die bergmannstrasse

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Jun 242011
 

24062011772.jpgHeute verteilte ich, während andere eifrig Buden und Tische aufbauten, in der Bergmannstraße Einladungen für die Veranstaltung am 28.06. Ich fragte systematisch in den Geschäften der Bergmannstraße ab: Was braucht ihr? Was wollt ihr? Spät abends finde ich noch diesen Blog-Eintrag:

Was wird aus dem shared space Bergmannstraße | die bergmannstrasse
Ich frage mich, was ist aus der Shared Space-Initiative geworden, die alle paar Monate mal durch unsere Zeitungen geistern, ohne dass wirklich etwas passiert? Warum wird nicht auch hier eine Parkraumbewirtschaftung und eine Verknappung des Durchflusses erreicht – im Sinner der Anwohner, der Durchfahrenden, der Touristen?

Weil es dem Bezirk ganz egal ist – sind ja nur Altkiezler und Nervensägen, die nichts von Politik verstehen?

Ich gehe jede Wette ein, wenn zwanzig Wohnungs-Wirtschafts-Investoren das alles auch sagen, dass die Landespolitik ganz plötzlich, ganz aktionistisch handelt?

 Posted by at 22:35
Mai 102010
 

09052010015.jpg Heftige Schelte erhielt der kühne Blogger von den Fachleuten und den Bezirks-Politikern für seinen nur angedachten Vorschlag, an ausgewählten Stellen die Gehwege großzügig für Radfahrer und Fußgänger gemeinsam freizugeben: Shared Space zum Nulltarif.

ADFC, Parteien von links bis rechts und Mitstreiter wiesen mich zurecht und ich versprach geknickt, diese Forderung nicht weiter zu erheben.

Dabei rege ich noch einmal an: Wo sollen die über 65-Jährigen Rad fahren? Wohin sollen sie? Die werden doch überall weggescheucht!

Berlin hat kein Geld. Shared Space, wie es im Buche steht, kostet wahnsinnig viel  Geld. Warum nicht zum Nulltarif? Man muss nur umdenken … Berliner! Teilt den gemeinsamen Raum und merkt, dass ihr gut miteinander auskommen könnt!

Dass Shared Space zum Nulltarif funktionieren kann, beweist aber ein Video, das ich gestern schoss. Hier ist es. 

YouTube – Kanal von JohannesHampel

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Zum Nachhören … Shared Space

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Jan 272010
 

Ein Bekannter schickt folgenden Hinweis zur Sendung über Shared Space heute:

wer`s verpaßt hat, nachzuhören hier (eventuell auf einer der früheren
Seiten):
http://www.dradio.de/aod/html/?year=2010&month=01&day=27&page=3&

direkt hier:

„Mehr Sicherheit durch weniger Schilder? – NRW und Niedersachsen testen neue
Verkehrsregeln“

Audio:
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2010/01/27/dlf_20100127_1010_d5b3a4cd.mp3

Sendezeit: 27.01.2010 10:10
Autor: Roehl, Michael
Programm: Deutschlandfunk
Sendung: Länderzeit
Länge: 70:16 Minuten

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Shared Space setzt einen Mentalitätswandel voraus

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Apr 152009
 

Seit Januar 2008 verfolgen wir in diesem Blog das Konzept von Shared Space. Seit einigen Monaten wird es auch in Berlin breiter diskutiert. Überrascht war ich, in der aktuellen Radzeit die folgende, eher skeptische Einschätzung des Verkehrswissenschaftlers und Soziologen Andreas Knie von der TU Berlin zu lesen:

Sybil Henning-Wagener: Ist das Konzept vom Shared
Space, das Hans Monderman immerhin
schon vor 30 Jahren in die Welt gesetzt
hat, die Verkehrsutopie, die diese neue Urbanität
befördern könnte?
Andreas Knie: Shared Space ist unter anderem ein Versuch,
die alte funktionale Trennung ein Stück
weit aufzuheben. Doch darf man nicht vergessen:
Die praktizierten Formen der „Verkehrsfluss“-
Idee sind bis heute auch sehr leistungsfähig.
Mit Shared Space würde man diese Codierung
des Straßenraumes, diese rechtlich
verbindliche Regelungsform, wieder zurückschrauben.
Shared Space bedeutet, alles, was
festgelegt ist und ohne Nachdenken befolgt
wird, wieder verhandelbar zu machen. Man
fährt natürlich dann ganz anders. Der Autofahrer
oder die Autofahrerin müssen alle Sinne anstrengen,
um sich fortzubewegen. Andererseits
besteht Konsens darüber, dass die Vorgänge im
Verkehr zu 95 Prozent und mehr Routine sind.
In modernen hochdifferenzierten Großstädten
denken Sie über Ihre verkehrliche Aktivität
nicht nach. Shared Space ist sicher ein Beitrag
zu mehr Sicherheit, ein Beitrag zu einer vollkommen
neuen Verkehrskultur und einer Entschleunigung
der Städte, ich halte ihn aber, gemessen
an der eigentlichen Aufgabe der Städte,
schnelle Teilhabe zu organisieren, für keinen
funktionstauglichen Entwurf. Demokratie heißt
immer Teilhabe, das heißt auch immer: schnelle
Ortsveränderung, Beweglichkeit.

RadZeit-2-2009-72dpi.pdf (application/pdf-Objekt)

Umgekehrt wird nunmehr laut einem Bericht in der Morgenpost vom 14.04.2009 in Charlottenburg diskutiert, bei der Neugestaltung des Tauentzien-Platzes erstmals in Berlin Shared Space Wirklichkeit werden zu lassen:

Berlins Einkaufsmeile Nummer eins – die Tauentzienstraße – sorgt für Streit. Jetzt hat sich Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen (SPD) eingeschaltet. Sie schlägt vor, bei der ohnehin geplanten Umgestaltung der rund 600 Meter langen Shopping-Meile mutig etwas ganz Neues zu probieren: Alle Verkehrsteilnehmer sollen sich gleichberechtigt den öffentlichen Straßenraum teilen – ohne Bordsteine, Schilder oder Ampeln. Bekannt geworden ist das Konzept unter dem Namen „Shared Space“ (geteilter Raum). Vor rund zwei Jahren wurde das niedersächsische Bohmte (13.300 Einwohner) als „erste deutsche Stadt ohne Schilder“ berühmt.

Mein eigener Standpunkt:  Zu Beginn war ich hochbegeistert von dem Konzept. Ich warb eifrig bei meinen Mitstreitern, etwa in der Fahrradlobby, für Vorarbeiten und genauere Befassung. Mittlerweile ist mein Eifer schwächer geworden, weil die Idee offenbar nicht so recht zündet. Persönlich wäre ich schon froh, wenn wir mit den vorhandenen Regeln zu einem auskömmlichen Miteinander kämen. Doch so weit sind wir noch nicht. Ich wünsche mir einen Mentalitätswandel im Straßenverkehr. Ob er durch das neuartige Konzept von Shared Space kommt? Ich hege Zweifel. Denn unser Verkehrsverhalten hängt wesentlich von unserer Einstellung ab. Tugenden wie Rücksicht, Aufmerksamkeit, Regeltreue sind noch nicht weit genug verbreitet. Shared Space setzt den mündigen, den erwachsenen Verkehrsteilnehmer voraus, den wir in zu geringen Zahlen haben.

Umgekehrt würde sich die Lage sofort verbessern, wenn mehr Menschen sich rücksichtsvoll, regeltreu und aufmerksam verhielten.

Ganz ohne Kosten, auch ohne Shared Space.

 Posted by at 14:46

Ist Johannes Hampel ein Wirtschaftsweiser?

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Nov 122008
 

Bloggerinnen und Blogger, im letzten Beitrag hatte ich – wie bereits am 20.10.2008 – die halbherzigen sinnlosen Steuergeschenke der Bundesregierung für die Autobranche recht unbarmherzig zerpflückt und statt dessen – wie vor einigen Tagen – milliardenschwere Verkehrsinfrastruktur-Investitionen empfohlen. Und drei Stunden später – tun die fünf Wirtschaftsweisen dasselbe. Ja, lesen die Wirtschaftsweisen denn dieses Blog mit? Das kann doch nicht sein! Oder doch?

Außerdem: Ich habe noch die ökologische Komponente drin – denn ich habe empfohlen, die Verkehrsinfrastruktur in einem nachhaltigen Sinne umzubauen – also mehr Radverkehrsanlagen, mehr Shared Space.

So wären alle zufrieden: Wirtschaft, Konjunktur, Wirtschaftsweise, Bürger, alle, alle, alle.

Jahresgutachten: Wirtschaftsweise empfehlen Straßenbau gegen Rezession – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Wirtschaft
Als eine Möglichkeit, den Abschwung zu bremsen, sehen die Experten, dass Ländern und Kommunen Milliarden in die Verkehrsinfrastruktur stecken. Zudem forderten die Forscher mehr Ausgaben im Bildungsbereich.

 Posted by at 15:12

Shared Space – der Gemeinsame Raum

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Nov 032008
 

Das Kind braucht einen deutschen Namen. Liebe Bloggerinnnen und Blogger, niemand wird mir eine Feindseligkeit gegenüber fremdem Wortgut unterstellen können. Im Gegenteil, in diesem Blog findet ihr Wörter, Wendungen, ja ganze Abschnitte in türkischer, hebräischer, griechischer, französischer, polnischer, russischer, italienischer, lateinischer und sogar englischer Sprache.

Alles gut und schön, aber um einer Sache, einem Anliegen auf „breitester Front zum Durchbruch zu verhelfen“ (wie die Militärs sagen), muss hier in Berlin das Kind einen deutschen Namen haben. Denn für all die Türken, Araber, Griechen, Italiener, Russen, Oberschwaben und Urberliner gibt es in Berlin nur eine gemeinsame Verständigungssprache. Und die heißt nun einmal deutsch. German is our shared space when we speak!

Deshalb meine ich: Wenn wir das Konzept Shared Space nach vorne bringen wollen, brauchen wir eine griffige deutsche Wendung, die im Kopf bleibt. Die Leser des Hamburger Abendblattes haben sich den Kopf zerbrochen. Sie haben „Gemeinschaftsstraße“ zum Sieger gewählt. Eine gute Wahl, wie ich finde!

Ich schlage meinerseits vor: der Gemeinsame Raum. Denn Shared Space – der „Miteinander-Raum“ – bezieht sich nicht nur auf Straßen, sondern auf öffentliche Verkehrsflächen überhaupt.

Übrigens: Der ADFC hat im Juli 2008 eine sehr kluge, gut abgewogene Stellungnahme zu Shared Space erarbeitet. Ihr findet sie auf http://www.adfc.de/1705_1.

Die Leserumfrage zeigt übrigens noch etwas: Neben Shared Space heißt es dort auf einmal „Share Space“. Das heißt: „Teile den Raum mit anderen, lebe im Miteinander statt im Gegeneinander!“

Ein gute Entscheidung. Was meint ihr? Was haltet ihr für das beste deutsche Wort?

Hier kommt eine Auswahl aus dem Hamburger Abendblatt vom 01.09.2008:

„Gemeinschaftsstraße“ mit 775 Stimmen.“Ein einfaches und treffendes Wort“, sagte Senatorin Anja Hajduk. „Wir werden den Begriff bei der weiteren Projektplanung als Anregung berücksichtigen“. „Wir“, damit meint Senatorin Hajduk ihre Behörde und die Bezirke. Sie wolle das Verkehrskonzept nicht „von oben“ anordnen, sondern viele Entscheidungsträger einbeziehen. Derzeit sind die Gremien der jeweiligen Stadtteile dazu aufgerufen, Stellen zu benennen, die zur gemeinschaftlichen Straße werden könnten. So viel sickerte schon durch: Eimsbüttel denkt über Teile der Osterstraße nach, im Bezirk Mitte ist die Lange Reihe im Gespräch. In den kommenden Monaten will der Senat von einer Arbeitsgruppe prüfen lassen, wie das bisher nur in Kleinstädten erprobte Verkehrskonzept in Hamburg umgesetzt werden kann. Eckpunkte: ausreichend Parkplätze und Umgehungsmöglichkeiten für den Verkehrsfluss. Bereits im nächsten Jahr würden dann „ausgewählte Orte“ feststehen, um das Projekt zu testen.

Sollte sich „Gemeinschaftsstraße“ nicht durchsetzen, könnte die Stadtentwicklungsbehörde weitere Anregungen der Abendblattleser umsetzen: Mit insgesamt 655 Stimmen belegt „Straße für alle“ den prominenten zweiten Platz. „Zebra-Zone“ liegt mit 270 Stimmen auf Platz drei, in Anlehnung an den Zebrastreifen, der übrigens auch eine Erfindung der Abendblattleser ist (siehe Kasten). Für „Rücksichtszone“ stimmten 260 Leser.

Auf Platz fünf steht „Toleranzverkehr“ (257 Stimmen). Auch der wohl kreativste Name fand einige Zustimmung bei den Lesern: „Efa“, für „Eine für alle“ wünschen sich 237 der teilnehmenden Leser. Kurz darauf folgt „Fairkehr“ (Fairer Verkehr) mit 219 Stimmen. „Geh-Fahr-Straße“ traf auf 101 Zustimmungen. Moralisch wünschen es sich 43 Teilnehmer: „Gutwillstraße“. Auch auf dem letzten Platz steht ein einfallsreicher Begriff: Allbahnstraße. Und diese Idee deutet an: Auf einer Straße für alle führen viele Wege ans Ziel. (Die Angaben stammen aus gerundeten Prozentwerten.)

„Gemeinschaftsstraße“ statt „Share Space“

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Der Miteinander-Raum – der künftige Trend in Berlin

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Okt 212008
 

16102008001.jpg Im Tagesspiegel lesen wir heute erneut über den Tod eines Rentners, den ein bei Rotlicht fahrender PKW vorgestern am Potsdamer Platz getötet hat:

In diesem Jahr starben bereits acht Menschen nach der Missachtung einer roten Ampel: In sechs Fällen waren die Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer selbst Schuld – sie hatten die rote Ampel missachtet. So wie Johannes K. war im Februar ein 22-jähriger Autofahrer durch einen betrunkenen Rotlicht-Raser getötet worden. Er hatte sich Stunden später der Polizei gestellt, weil er ahnte, dass ihm die Kriminaltechnik ohnehin schnell auf die Spur kommen würde.

Mit Vollgas über Rot – trauriger Trend in Berlin

Ich meine:

Wir alle stehen in der Verantwortung. Jeder zunächst für sich, dann aber auch für andere, insbesondere für Kinder. Egal ob Radfahrer, Autofahrer oder Fußgänger. Immer wieder fragt mein sechsjähriger Sohn: „Warum bist du einer der ganz wenigen Radfahrer, die bei Rot anhalten? Warum fährst du nicht rücksichtslos auf den Gehwegen wie so viele andere Radfahrer? Warum hältst du dich eigentlich an die Verkehrsregeln? Schau dich doch um! Warum fährst du laut Tacho auf der Stadtautobahn 81 km/h, wo doch nur 80 erlaubt sind – runter vom Gas, sofort runter auf 80!“ Mein Sohn Wanja hat recht, er ist die Stimme der Vernunft. Er ist ein echter Freund und Helfer im Dauereinsatz! Einhaltung der StVO, ständige Rücksichtnahme und wechselseitige Verantwortung, das brauchen wir! Besonders wichtig: Langsamer fahren – in Berlin fahren fast alle PKW erheblich zu schnell, meist sogar weit über der erlaubten Geschwindigkeit.  Daneben gilt es nun, die Praxismodelle von Miteinander-Raum („Shared Space“) zu untersuchen und sorgfältig zu prüfen, an welchen Stellen in Berlin erste Miteinander-Raum-Zonen ausgewiesen werden können. Der Miteinander-Raum – also der gemeinsam erlebte, befahrene, wahrhaft ‚geteilte Raum‘ hat in mehreren Gemeinden zu einem sensationellen Rückgang der Unfälle bis hin zu null Unfällen geführt – auch in London und im deutschen Bohmte. Ankucken, studieren, nachahmen!

 

Übrigens: Die Heinrich-Böll-Stiftung veranstaltet am 07.11.2008 einen Workshop zum Thema Miteinander-Raum (Shared Space). Ich hau euch die offizielle Ankündigung einfach mal in dieses Blog rein (wir sind ansonsten fast werbefrei…!)

Termin: 7. November 2008, 16:30-21:30 Uhr
Ort: Belle Etage der Heinrich-Böll-Stiftung,
Schumannstr. 8, 10117 Berlin

Mit: Ben Hamilton-Baillie, Büro Hamilton-Baillie Associates (England)
Klaus Goedejohann (Bürgermeister von Bohmte, CDU)
Rob Duvergé, Projekt-Manager Shared Space
Wilhelm Forthuis, Leiter des Keuning Institutes, Groningen
Claudia Hämmerling (MdA, Bü 90/Grüne)
Christian Gaebler (MdA, SPD)

Moderation: Michael Cramer (MdEP, Bü 90/Grüne)
Teilnahmekosten: keine
Imbissangebot vor Ort: Kostenbeteiligung

Infos: Florian Schmidt, Fon 030-61652513

Internationale Erfahrungen mit Shared Space

Mobilität und Verkehr sind in Zeiten von Klimawandel und Reurbanisierung entscheidend zur nachhaltigen Gestaltung unserer Städte. Das Verkehrskonzept „Shared Space“ gilt als zukunftsweisender Ansatz für mehr Verkehrssicherheit und mehr Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum. Im Zentrum der Veranstaltung steht die Frage der Übertragbarkeit des Konzepts auf Berlin. Der Auseinandersetzung mit Beispielen aus London, Grachten (NL) und Bohmte im ersten Teil der Veranstaltung, folgt die Diskussion, wie Shared Space in Berlin umgesetzt werden kann.

Kooperation mit: Verkehrsclub Deutschland VCD.

Anmeldung:     stadtpolitik@bildungswerk-boell.de

Veranstaltungstyp: Workshop und Diskussion

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Shared space – Lösung für einen Teil unserer Verkehrsprobleme?

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Jan 042008
 

Auf der Homepage der Berliner Grünen fand ich ein sehr interessantes Konzept, das mir als vielfach gebeuteltem Berliner Fahrradfahrer sehr vielversprechend erscheint: Shared space – gemeinsam genutzter Raum. Grundidee: Weniger Vorschriften, weniger Barrieren, stattdessen stetes Aufeinander-Achten aller Verkehrsteilnehmer. Dadurch werden angeblich alle tödlichen Unfälle vermieden. Was mir daran gefällt, ist, dass endlich der städtische Raum als gemeinsamer Lebensraum wiedergewonnen werden soll. Vermutlich bedarf es aber noch zahlreicher flankierender Maßnahmen, um die derzeit bestehende einseitige Bevorzugung des Autoverkehrs zugunsten eines gedeihlichen Miteinanders aller umzukehren.

Zitat:

„Das Konzept von „Shared Space“ ist verblüffend: An die Stelle von Schildern und Ampeln treten Aufmerksamkeit und gegenseitige Rücksichtnahme in einem von allen VerkehrsteilnehmerInnen gleichberechtigt genutzten Straßenraum und der Grundsatz Rechts vor Links. Der Straßenraum wird den NutzerInnen nicht mehr durch Linien, hohe Bordsteinkanten oder Blumenkübel zugewiesen. Farbliche Kennzeichnungen und ein bis drei Zentimeter hohe Niveauunterschiede erleichtern die optimale Bewegung im Straßenraum. „Shared Space“ zielt auf die Gestaltung des öffentlichen Raumes, in dem Verkehr, Verweilen und andere Funktionen wieder miteinander im Gleichgewicht sind. Hans Monderman beschreibt den Zusammenhang zwischen der Qualität des öffentlichen Raumes und dem Verhalten der Menschen mit dem zutreffenden Vergleich: „Wer will, dass sich die Menschen wie in einer Kirche verhalten, darf keine Disko bauen.“

 Posted by at 13:52