Pied Beauty. An einem Sonntag in dieser Zeit

 Eigene Gedichte, Gnade  Kommentare deaktiviert für Pied Beauty. An einem Sonntag in dieser Zeit
Apr 192020
 
Pied Beauty – Gesprenkelte Schönheit

Kurzes, stummes Innehalten vor
dem bunt gesprenkelten Bild, den
hingetupften Blüten der Bäume,
den blumengesprenkelten Rainen
und dem üppig emporwuchernden
Kraut, dem Gewürm, dem unordentli
chen Durcheinander, das unsere Welt
so schön macht an diesem Sonnentag,
der wie ein immerwährender Sonntag
erscheinen mag dank DIR!

Ich greife in all dieser Pracht dankbar zu einem entzückenden, rätselvollen Gedicht des englischen Dichters Gerard M. Hopkins. Es heißt

Pied Beauty

Glory be to God for dappled things –
   For skies of couple-colour as a brinded cow;
      For rose-moles all in stipple upon trout that swim;
Fresh-firecoal chestnut-falls; finches’ wings;
   Landscape plotted and pieced – fold, fallow, and plough;
      And áll trádes, their gear and tackle and trim.

All things counter, original, spare, strange;
   Whatever is fickle, freckled (who knows how?)
      With swift, slow; sweet, sour; adazzle, dim;
He fathers-forth whose beauty is past change:
                                Praise him.

https://www.poetryfoundation.org/poems/44399/pied-beauty

Zitatnachweis:
Gerard M. Hopkins: Pied Beauty, in: The Oxford Book of English Verse. Edited by Christopher Ricks. Oxford University Press, 1999, S. 509

 Posted by at 19:25

COVID-19 – ein Weckruf an unser mitfühlendes Herz

 Das Gute, Europas Lungenflügel, Russisches  Kommentare deaktiviert für COVID-19 – ein Weckruf an unser mitfühlendes Herz
Apr 192020
 

Die COVID-19-Quarantäne bedeutet für viele in so manchem europäischen Land Hunger, Versorgungskrise, Abgeschnittensein. Der Staat kann nicht überall sein, kann nicht allen helfen. Aber hier zeigt sich auch das Beste in den Menschen, ein mitfühlendes Herz! Auch in der Hauptstadt des größten europäischen Landes gelten jetzt strenge Ausgangsbeschränkungen. Guter, vorbildlicher Einsatz junger Bürgerinnen und Bürger im Freiwilligendienst um Jegor Schukow für diejenigen Menschen in Moskau, die durch die Quarantäne besonders hart getroffen werden. Konkrete Hilfe für die Menschen! Gut, macht weiter so!

 Posted by at 18:54

„Are we going to survive our next few breaths?“ Hilary Mantels befreiende Grundeinsicht

 Angst, Ausnahmezustand, Corona, Europas Lungenflügel, Seuchen, Verwöhnt  Kommentare deaktiviert für „Are we going to survive our next few breaths?“ Hilary Mantels befreiende Grundeinsicht
Apr 172020
 
Hilary Mantel: The Waterstones Interview – Wolf Hall Trilogy 24.02.2020

„Werden wir die nächsten paar Atemzüge überleben?“

In unseren durch und durch gesicherten Zeiten fällt es uns wohl zunehmend schwer, das Grundgefühl zu verstehen, das die Menschen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts immer wieder überfiel, sie beherrschte, sie zum Glauben trieb und vom Glauben abfallen ließ: das Gefühl der gestundeten, der aufgeschobenen Sterbestunde, der Gedanke an den eigenen Tod als ständigen Wegbegleiter, das Ringen um jeden Atemzug, der der letzte sein konnte.

Hilary Mantel, die in der Grafschaft Derbyshire geborene Schriftstellerin, fasst dieses alle Jahrhunderte, alle Jahrtausende der bisherigen Menschheitsgeschichte durchziehende Grundgefühl in einem Gespräch über den dritten Teil ihrer Cromwell-Trilogie in die folgende brillante Formulierung: „Are we going to survive our next few breaths?“

Der unzeitige, der vorzeitige Tod, die Todesgefahr war dieser Schatten, der die Menschen im Alltag begleitete. Man starb früher vor allem an Infektionskrankheiten aller Art – Atemwegserkrankungen wie Tuberkulose und Lungenentzündungen zuvörderst -, an bakteriellen und viralen Seuchen, Epidemien, „Plagen“, Pest, Pandemien, man starb an Verletzungen und Unfällen, man starb in Kriegen, in Raubüberfällen, Brandschatzungen, Feuersbrünsten, Vergiftungen, Hungersnöten.

Man erreichte fast nie das Ablaufdatum der biologischen Uhr, also jene Altersgrenze, an der der menschliche Organismus nicht mehr die Kraft zum Weiterleben – und das heißt: zum Weiterkämpfen – hat.

Die heute so pandemisch verbreiteten Wohlstandskrankheiten wie Übergewicht aufgrund von zu reichlicher Ernährung und Bewegungsmangel – oder auch zahllose vermeidbare chronische Erkrankungen wegen des Tabakrauchens – gab es nur in der winzigen Schicht des begüterten Adels.

Normal dagegen waren plötzlich hereinbrechende Unglückslagen, Pest, Infektionen, Hunger, Krieg. Raffael starb mit 37 Jahren, Mozart mit 35. Überrascht war man trotz aller Trauer durch derartige „vorzeitige“ Sterbefälle nicht. Sie waren die Norm.

Die derzeit in aller Munde diskutierte Corona-Pandemie vermag einen schwachen Eindruck, einen milden Abklatsch davon zu geben, in welcher fundamentalen Unsicherheit die Menschen zu Zeiten eines Cromwell, eines Thukydides, eines Achilles oder auch eines Napoleon lebten.

Unser heutiger Ausnahmezustand war früher der Normalzustand.

Heute, in unseren von unvergleichlicher Sicherheit geprägten reichen Gesellschaften (in der reicheren Hälfte der Weltbevölkerung wohlgemerkt, nicht in den armen Staaten!) sterben die meisten Menschen erst in hohem Alter an Herz-Kreislauferkrankungen und an Krebs, während infektiöse Erkrankungen wie Lungenentzündung oder COVID-19 nur mehr 3-5% der Todesursachen ausmachen und gewaltsames Sterben nahezu verschwunden ist – selbst wenn jeder Sonntagabend mit der Unzahl an seriell gefertigten Krimis das Gegenteil zu verkünden scheint.

Nach den und zusätzlich zu den Pandemien der vermeidbaren Wohlstandserkrankungen (überwiegend durch menschliches Fehlverhalten bedingt) haben wir nun eine weitere Pandemie zu bewältigen – die Corona-Pandemie. Nach Dimension, Wucht, Dauer, statistischer Relevanz kommt sie bisher den bereits vorhandenen nicht-infektiösen Pandemien noch nicht nahe, an die wir uns gewöhnt haben. Denn weiterhin sterben die allermeisten Menschen und werden die meisten Menschen an ganz anderen Ursachen sterben – nämlich an Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs, ferner auch weiterhin an opportunistischen Infektionen wie Lungenentzündung, COVID-19 oder Noro-Viren. Die Todesfälle durch COVID-19 laufen derzeit als kleiner statistischer Zusatz mit. Sie werden durch eine gigantische mediale Überhöhung freilich rund um die Uhr buchstäblich ins Volk gepeitscht und getrommelt.

Ihre Unvermeidbarkeit und ihre vermeintliche Neuartigkeit sind es, die zunächst einmal Angst vor COVID-19 machen und das gesamte staatliche Gefüge durcheinander wirbeln! Politics of fear! Angst vor Kontrollverlust als Triebfeder der Politik! Die Allmachtsfantasien der modernen, risikoarmen Wohlstandsgesellschaften werden durch COVID-19 gebrochen. Der unzeitige, der nicht planbare, der nicht erwartbare Tod tritt wieder als ständiger Begleiter an die Seite des Menschen, so wie er dies in früheren Jahrhunderten und Jahrtausenden auch gewesen ist. Es tritt wieder eine Art Normalzustand der Menschheitsgeschichte ein.

In der Muttersprache Hilary Mantels, der ich an dieser Stelle von Herzen danke, möchte man sagen:

Buck up, come on, things aren’t that bad. They aren’t that new, either. We will survive our next few breaths, in all likelihood.

 Posted by at 10:24

„Faut-il le savoir ?“ La question de Marmeladov

 Aus unserem Leben  Kommentare deaktiviert für „Faut-il le savoir ?“ La question de Marmeladov
Apr 142020
 

Le Vendredi saint, j’ai marché le long de la Ebersstraße à Schöneberg. Là, j’ai vu un livre posé sur le rebord d’une fenêtre. Un livre abandonné. „Chanson douce“ en était le titre. Par Leïla Slimani, Gallimard, folio. Paris 2016. Étrange!

J’ai été saisi par l’irrésistible attraction que les livres français et italiens ont toujours exercée sur moi. J’ai pris le livre et j’ai immédiatement commencé à lire dedans. Page 11.

J’ai lu la question d’un certain Marmeladov: „Comprenez-vous, Monsieur, ce que cela signifie quand on n’a plus où aller? Car il faut que tout homme puisse aller quelque part.“

J’ai réfléchi à ce que je devrais répondre à cette question de Marmeladov. Marmeladov a-t-il eu raison de poser sa question ? Faut-il toujours savoir où l’on va ?

Ma réponse est non, nous ne savons pas, et nous n’avons pas besoin de savoir.

Leïla Slimani: Chanson douce. Gallimard, Paris 2016, p.11

 Posted by at 19:25

Angelehnt an eine Äolsharfe im Britzer Garten

 Freude, Musik, Neukölln  Kommentare deaktiviert für Angelehnt an eine Äolsharfe im Britzer Garten
Apr 122020
 

Angelehnt an die Efeuwand
Dieser alten Terrasse,
Du, einer luftgebornen Muse
Geheimnisvolles Saitenspiel,
Fang‘ an,
Fange wieder an
Deine melodische Klage!

So beginnt Eduard Mörike sein herrliches Gedicht „An eine Äolsharfe“. Heute, an Ostern, habe ich zum ersten Mal in meinem Leben eine echte Äolsharfe gesehen und gehört! Was für ein Osterwunder ereignete sich da!

Ihr kommet, Winde, fern herüber,
Ach! von des Knaben,
Der mir so lieb war,
Frischgrünendem Hügel.
Und Frühlingsblüten unterweges streifend,
Übersättigt mit Wohlgerüchen,
Wie süß bedrängt ihr dies Herz!

Die Äolsharfe, auch Windharfe oder Geisterharfe genannt, besteht aus mehreren aufeinander eingestimmten Saiten, die in einen Resonanzkasten eingespannt sind. Wenn der Gott der Winde, Äolus, hindurchbläst, erklingen diese Saiten in unterschiedlichen Tönen bzw. Obertönen und erzeugen je nach Windrichtung und Windstärke unterschiedliche Harmonien.

Und säuselt her in die Saiten,
Angezogen von wohllautender Wehmut,
Wachsend im Zug meiner Sehnsucht,
Und hinsterbend wieder.

Diese Äolsharfe im Britzer Garten in Berlin ist eine Leihgabe von Jutta Kelm, Oldenburg. Die Video- Aufnahme entstand heute, am Ostersonntag des Jahres 2020, in der Mittagsstunde, der „Stunde Pans“.

Aber auf einmal,
Wie der Wind heftiger herstößt,
Ein holder Schrei der Harfe
Wiederholt mir zu süßem Erschrecken
Meiner Seele plötzliche Regung,
Und hier – die volle Rose streut, geschüttelt
All ihre Blätter vor meine Füße!

Quelle: „An eine Äolsharfe“.
In: Eduard Mörike: Werke. Herausgegeben von Hannsludwig Geiger. Deutsche Buch-Gemeinschaft, Berlin 1961, S. 31

Hier könnt ihr die Äolsharfe des Britzer Gartens hören:

https://youtu.be/WjWSJWyCdTc


 Posted by at 19:25

„Wir wollen alle fröhlich sein.“ Ich bin es heute!

 Freude, Ostern  Kommentare deaktiviert für „Wir wollen alle fröhlich sein.“ Ich bin es heute!
Apr 122020
 

„Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit, denn unser Heil hat Gott bereit. Halleluja halleluja halleluja halleluja, gelobt sei Christus, Marien Sohn.“

Der Turmbläser spielte strahlend dieses Lied und vielen andere Melodien heute am Ostermorgen, die Sonne erstrahlte heller und immer heller zu diesen Tönen und wegen dieser Trompetentöne hinter der Königin-Luise-Gedächtniskirche auf der Roten Insel in Berlin-Schöneberg, und der ganze Erdenkreis strahlte und sang mit!

Text und Melodie im Evangelischen Gesangbuch, Ausgabe Berlin-Brandenburg 1995, Lied Nr. 100

 Posted by at 18:27

COVID-19-Infektionsquote in Deutschland: 0,7 Promille

 Corona, Seuchen  Kommentare deaktiviert für COVID-19-Infektionsquote in Deutschland: 0,7 Promille
Apr 112020
 

Das sollte man wissen: Zum jetzigen Zeitpunkt (Werte des Robert-Koch-Instituts von heute, 11.04.2020, 00.00 Uhr) sind fast die Hälfte (48,79%) der 117.658 in Deutschland gemeldeten COVID-19-Fälle, nämlich 57.400 Personen, wieder genesen, also gesund, werden aber weiter als aktuelle „Infizierte“ geführt.

Was heißt dies? Nun, das wäre so, als würde man alle je gemeldeten Lungenentzündungen auch nach ihrer Ausheilung weiter als aktuelle „Infizierte“ – mithin nach umgangssprachlichem Verständnis als Infektionsquellen – aufaddieren.

Was mir bei den amtlichen Angaben des RKI noch fehlt, ist der Anteil derjenigen Infizierten, die sich nachweislich in Krankenhäusern, Pflege- und Altersheimen mit dem COVID-19-Virus angesteckt haben. Es fehlen mir kausale Erklärungsansätze. Wie hoch ist der Anteil der medizinischen und pflegerischen Professionen an allen COVID-19-Erkrankten, insbesondere in den Altersklassen unter 60 Jahren? Denn nach zahllosen episodischen Berichten aus Italien und aus Deutschland sind es wohl vor allem diese drei Einrichtungen, die als Infektionsherde auffällig werden! Krankenhäuser, Pflege- und Altersheime stechen als überragende Infektionsherde hervor. Sie scheinen in Deutschland (auch in den USA und Italien) derzeit die Orte mit dem höchsten COVID-19-Infektionsrisiko überhaupt zu sein – jedoch mit riesigen regionalen Unterschieden! Warum ist dies so?

Geht man von der wahrscheinlich zutreffenden Annahme aus, dass Genesene, also ehemals COVID-19-Infizierte, keine Ansteckungsquellen mehr darstellen, sind 60.258 Menschen, also 0,07% der etwa 83,02 Mio. Menschen umfassenden Population Deutschlands nach amtlichen Meldungen derzeit (Stand heute 00.00 Uhr) potenzielle Überträger des COVID-19-Virus. Unter 10.000 Deutschen befinden sich also nach jetzigem Kenntnisstand statistisch gesehen 7 aktuell Corona-Infizierte. Einzuräumen ist dabei, dass niemand den genauen Infektionsgrad der Bevölkerung angeben kann.

Von der „Herdenimmunität“, die meist ab einer Durchseuchung (Prävalenz) von 60-70% angenommen wird, sind wir also noch sehr weit entfernt.

Hoffen wir, dass diese Zahl von 0,7 Promille Prävalenz nicht wesentlich ansteigt! Tun wir alles dafür, was sinnvoll, zielführend und punktgenau die Ursachen der Infektion anzielt und somit die Gesundheit aller schützt!

https://experience.arcgis.com/experience/478220a4c454480e823b17327b2bf1d4

 Posted by at 15:26

Geduld, Geduld

 Bach  Kommentare deaktiviert für Geduld, Geduld
Apr 102020
 

„Geduld, Geduld“, in dieser Darbietung Fritz Wunderlichs scheint die Zeit wie ein endloses geflochtenes Band, geborgen in SEINER Hand.

 Posted by at 15:32

Hart, struppig, böse

 Corona, Das Böse, Jesus von Nazareth, Natur-Park Schöneberger Südgelände  Kommentare deaktiviert für Hart, struppig, böse
Apr 102020
 

Sieh mal an, hieraus ließe sich doch mühelos eine Dornenkrone flechten, wie sie Jesus aufgesetzt wurde! Dieser harte, struppige, bösartige Strauch im Schöneberger Südpark verdeutlichte mir heute am Morgen, wie grausam das ganze Geschehen ist! „Dann flochten sie einen Kranz aus Dornen…“, schreibt Matthäus, Kap. 27, Vers 29.

Übrigens: CORONA heißt nichts anderes als KRONE.

 Posted by at 15:26

Raffaello Sanzio – Nunc est hora

 Donna moderna, Mutterschaft, Raffaello  Kommentare deaktiviert für Raffaello Sanzio – Nunc est hora
Apr 042020
 

Raffaello Santi: Madonna Solly (um 1502), Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, im Original gesehen am 13.03.2020, 17.10 Uhr

In dieser Zeit des Stillehaltens, dieser „staden“ Zeit, wie man auf Bairisch sagt, fanden wir gestern die Muße, eine Rundfunksendung des SWR zu hören, die schon auf den 6. April 2020 vorausweist, den Tag, an dem sich der Todestag des Malers Raffaello Sanzio zum 500. Mal jährt. Ihr Titel lautete „Der Maler Raffael – Superstar der Renaissance.

https://www.swr.de/swr2/wissen/der-maler-raffael-superstar-der-renaissance-swr2-wissen-2020-04-02-100.html?fbclid=IwAR2mN66NsOzeWYg7_b0NoeVFwwK4_arTLkYg-cTb19lxCRCm3HdtVQnV0tk

Diese Rundfunksendung ist als höchst gelungen anzusehen, denn sie preist uns einen derzeit unzugänglichen, vom Firnis der Vermarktung und der Rühmung oft überdeckten Maler nicht als höchst vollkommen, sondern als Werdenden an, sie erregt eine unwiderstehliche Bestrebung, die Zeichnungen und Gemälde Raffaels im Original zu genießen, uns auf den Weg zu ihnen zu machen – einerlei ob sie nun in Berlin, Dresden, Rom, Paris oder London hängen!

Und doch: alle diese Zeichnungen und Gemälde sind im Original unseren Augen bis auf weiteres verschlossen. Wir werden der schmerzhaften Einsicht gewahr: Das Schöne, die Schöne ist nicht immer verfügbar, auch das Schöne ist endlich, ist — sterblich!

Und um die sechste Stunde ward eine Finsternis„, so singt es der Evangelist in der Matthäuspassion Bachs. Da überfällt mich eben noch die Erinnerung an jene Stunde gegen 18 Uhr, die „sechste Stunde“, als die Raffael-Ausstellungen im Kulturforum nach unserem letzten Rundgang die Pforten geschlossen hatten. Von der Matthäuskirche läutete unter scharf pfeifendem Wind „die sechste Stunde“, unheilschwanger verkündete ein riesiges herabhängendes Poster die Wahrheit: „Nunc est hora“.

Ich dachte unwillkürlich an die Formel der Marienanrufung „… nunc et in hora mortis nostrae“, kaum jemals schien sie mir passender als gerade – jetzt! Dies war ein kostbares mystisches Nu. Das Nu!

Jetzt und auch in der Stunde unseres Todes! Eine großartige Wendung, eine machtvolle Fügung, dieses „et“. Es besagt: Nur jetzt ist es jetzt. Es könnte auch das letzte Jetzt sein. Sei also jederzeit bereit das Jetzt bis zum letzten Tropfen zu genießen, als schlössen sich die Tore des Schönen für immer! Sei im Nu!

 Posted by at 19:32

Pumuckl und sein Meister Eder – die fröhlichen Superstars unserer Frühlings-Kindheit in Bayern

 Eigene Gedichte, Freude, Gedächtniskultur, Kinder, Natur-Park Schöneberger Südgelände, Theater  Kommentare deaktiviert für Pumuckl und sein Meister Eder – die fröhlichen Superstars unserer Frühlings-Kindheit in Bayern
Apr 042020
 

Frühling zieht machtvoll herein! Aufnahme vom 1. April 2020, Natur-Park Schöneberger Südgelände

Schmunzeln und lachen wir immer wieder laut auf, wenn wir an den PUMUCKL und seinen Meister EDER denken! Hier kann man richtiges Bairisch hören und lernen, hier lernt man die Welt Münchens von den Graswurzeln her kennen! Spielt in MÜNCHEN! Wenn ich diese Sprache meines Lebensfrühlings, die Sprache, in der meine Mama und mein Papa sich bei Tag und bei Nacht unterhielten, die Sprache meines Geburtsortes höre, da fallen mir unabweislich jene Zeilen Walthers ein:

Owê, war sint verswunden alliu mîniu jâr!
ist mir mîn leben getroumet, oder ist ez wâr?
daz ich ie wânde, daz iht wære, was daz iht?
dar nâch hân ich geslâfen und enweiz es niht.

Wenn ich dann noch den zweiten Podcast des Bayrischen Rundfunks höre, dann entspringt in mir wie ein munter sprudelnder Quell der Gewissheit die folgende Antwort an Walther:

Ja, wahr ist es! Und niemand kann’s dir wehren,
Kein Rost, kein Mehltau, kein Corona, keine Zeit,
Ein unvergesslich Schatz ist zu vermehren,
Den raubt dir allenfalls der Eigen-Neid.

https://www.br.de/mediathek/podcast/pumuckl/pumuckl-und-der-1-april/1794628?fbclid=IwAR0C0COxKOZz93lau3ghtJlelWfQ3AB69eqx0xTiWOpnu4RkdbY-K1oq9UI

 Posted by at 10:30

Die sinnlosen Zahlen-Wimmelbilder der Corona-Berichterstattung

 Bitte zählen!, Corona, Seuchen, Verdummungen  Kommentare deaktiviert für Die sinnlosen Zahlen-Wimmelbilder der Corona-Berichterstattung
Apr 022020
 

Lustiges Schneegewimmel am 31.03.2020, nahe dem Bahnhof Südkreuz. Herrlich!

Alexander von Kekulé laut Zeitung WELT vom 02.04.2020:
Manche nehmen an, dass auch in Deutschland fünf Mal so viele Menschen infiziert sind, wie überhaupt gezählt werden“, sagt Kekulé. Letztlich sei aber völlig unklar, wie viele Menschen tatsächlich betroffen sind: „Wir haben da eine Riesengrauzone, weil wir nicht wissen, wie viele infiziert sind.https://www.welt.de/…/Virologe-Kekule-zu-Corona-Wir…

Riesengrauzone! Klingt vernünftig, was Kekulé da sagt! Unterdessen werden wir einfachen Bürger mit nur höchstens 12-13 Jahren Mathematikunterricht (wie etwa der hier Schreibende) weiterhin in praktisch allen Leitmedien beschallt mit sinnlosem Zahlenschneegewimmel, einem hemmungslosen, gebetsmühlenartig niederprasselnden Datengewitter, bei denen in der Regel jede Referenzgröße fehlt.

Das verwirrt nur und sät Zweifel. Es fehlen die Sterbeziffern in demselben Zeitraum des Vorjahres. Haben wir zusätzliche Tote in signifikantem Umfang zu betrauern? Wie viele Menschen (auch solche, bei denen kein Corona-Virus nachgewiesen wurde), sind in dem Gebiet überhaupt in dem genannten Zeitraum verstorben? Welche anderen schweren Krankheiten lagen bei den Verstorbenen vor? Wie hoch ist das Durchschnittsalter der Verstorbenen?

Epidemiologie, Virologie ist vor allem Aufbereitung von Zahlen, Usachenforschung in großem Maßstab, in ganzen Populationen. Es geht fundamental in der Epidemiologie nicht um das Leiden des einzelnen Menschen, sondern um das Gesamtbild! Um so wichtiger wäre es, einen sinnvollen Referenzrahmen für politische Entscheidungen zur Seuchenbekämpfung treffen zu können! Dieser sinnvolle Referenzrahmen fehlt in Deutschland fast durchgängig in der Darstellung aller unserer Leitmedien („meinungsbildender Medien“).

Allein schon die Tatsache, dass ständig von Corona-Toten oder Corona-Opfern gesprochen wird, ohne Komorbiditäten, also andere schwere Krankheiten zu erwähnen, stimmt nachdenklich und erregt einen bohrenden Verdacht. Jeder Verstorbene, bei dem auch Coronaviren festgestellt werden, scheint ja als „Corona-Opfer“ zu gelten. Warum eigentlich?

Ich wünsche mir mehr Sachlichkeit, sinnvolle Zahlen statt nebulöser Zahlen-Aggregationen, naturwissenschaftliche Strenge statt angsterzeugender sinnloser Zahlengewitter.

Hier nur als Beispiel dafür, wie es besser als in Deutschland geht: die amtliche Berichterstattung aus Italien vom 31. März 2020, 18 Uhr, RAINEWS24, 18.00 -18.30 Uhr. Den Tedeschi bzw. den TedeSSchi, wie uns der Regisseur und Schauspieler Tullio Solenghi neuerdings nennt, sehr zur Nachahmung empfohlen!

Daten der italienischen Behörden zu allen Patienten, die bisher mit (nicht an) Covid-19 gestorben sind: Durchschnittsalter: 79 Jahre. 52% dieser Patienten hatten mindestens drei sehr schwere Krankheiten und auch Covid-19. 25% der Patienten hatten zwei schwere Krankheiten und auch COVID-19. 21% der Patienten hatten 1 sehr schwere Krankheit und auch COVID-19. Weniger als 4 % hatten keine andere schwere Krankheit, die als Todesursache in Betracht käme. 70% der Verstorbenen waren Männer. 30% Frauen. Quelle: RAINEWS24, live, 31.03.2020, 18.00-18.20 Uhr

 Posted by at 13:44

„Convivere con il virus“, oder: Wie wir lernen, mit dem Virus zu leben. Die besonnene Lagebeurteilung des Fabrizio Pregliasco

 Corona, Europas Lungenflügel, Italienisches, Seuchen  Kommentare deaktiviert für „Convivere con il virus“, oder: Wie wir lernen, mit dem Virus zu leben. Die besonnene Lagebeurteilung des Fabrizio Pregliasco
Apr 022020
 

Gute, kluge, besonnene Hinweise, Fakten und Vorschläge des in Mailand wirkenden Virologen Fabrizio Pregliasco, gerade erst im STUDIO24 des italienischen Sender RAINEWS24 geäußert! Es war eine Freude zuzuhören. Hier das Wichtigste zum Nachlesen:

1) Das Virus wird nicht verschwinden. Wir werden auch in Zukunft mit dem Virus leben. Virale Infektionen mit neuartigen Erregern sind und bleiben Teil der menschlichen Entwicklung. „Non ci potremo liberare dal virus.“

2) Der Anstieg der gemeldeten Fälle hat sich abgeflacht, die Spitze der Kurve zeigt einen plateauartigen Verlauf. Das Abklingen der Seuche wird ebenfalls nur allmählich erfolgen.

3) Die seuchenpolitischen Maßnahmen sollten auch in Zukunft auf folgende drei Ziele ausgerichtet bleiben: Eindämmung der Ansteckungsgefahr („restringimento“), möglichst punktgenaue Erfassung der tatsächlichen aktuellen Infektionen („individuazione“), Abmilderung der Folgen solcher Ansteckungen („mitigazione“).

4) Die Lockerung der angeordneten Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung sollte nach Lage schrittweise, gestaffelt, wahrscheinlich auch unterschieden nach einzelnen Regionen Italiens entschieden werden. Die öffentlich zugänglichen Orte werden je nach Dringlichkeit und Risikopotential nach und nach wieder geöffnet. „Le discoteche saranno le ultime – die Diskos kommen als letzte dran“. Die Lombardei wird möglicherweise die letzte Region sein, die zur Normalität zurückkehrt.

5) Als neu entdeckte Ansteckungsherde mit sehr hohem Risiko haben Alten- und Pflegeheime zu gelten.

6) Überraschend aus der Sicht des jahrzehntelang forschenden Virologen Pregliasco an diesem neuartigen Corona-Virus ist die sehr hohe Zahl an asymptomatischen Infektionen (es treten keinerlei Krankheitszeichen auf) und das im Vergleich zu ähnlichen Viren hohe Übertragungsrisiko.

7) Derzeit werden 12 theoretisch mögliche Impfstoffe auf Wirksamkeit und Verträglichkeit systematisch untersucht. Wahrscheinlich sind in etwa einem (1) Jahr Impfstoffe in ausreichender Menge verfügbar.

8) Dennoch wird das Virus wellenartig wiederkehren („onde di rientro“).

9) Das Tragen von Schutzmasken kann mittlerweile als empfehlenswerte Maßnahme gelten.

10) „Dobbiamo abituarci a riavvicinarci.“ Wir müssen uns daran gewöhnen, im sozialen Raum allmählich wieder mehr Nähe zuzulassen.

Quelle:
La diretta di RAINEWS24, Sendung STUDIO24, 02. April 2020, 10.05-10.45 Uhr

www.rainews.it/dl/rainews/live/ContentItem-3156f2f2-dc70-4953-8e2f-70d7489d4ce9.html

 Posted by at 13:01