Teilnehmer:
Wulf Bernotat, Vorstandsvorsitzender E.ON AG
Volker Kauder, deutscher Politiker, MdB
Sahra Wagenknecht, deutsche Politikerin, MdEP
Prof. Dr. Stefan Homburg, Finanzwissenschaftler
Björn Böhning, deutscher Politiker, Direktkandidat Friedrichshain-Kreuzberg/Prenzlauer Berg Ost
Volker Schlöndorff, Regisseur, ehemals Student der Volkswirtschaftslehre in Paris
Zwischenrufe des schreibenden Bloggers werden hier in diesem Kurzprotokoll kursiv gesetzt.
Kauder tischt gleich zu Beginn erneut den Begriff „systemrelevante Bank“ auf. Durch den Zusammenbruch von Lehman Brothers sei die Krise ausgelöst worden. Ausgelöst ja – aber doch nicht verursacht! „Wir dürfen solche Banken nicht in den Konkurs treiben!“ Aber es waren nicht wir, die die Banken in den Konkurs getrieben haben! Nicht überzeugend, Herr Kauder.
Sahrah Wagenknecht hat leichtes Spiel. Sie steht besser da mit ihren Argumenten.
Böhning befürwortet Verstaatlichung, führt den Crash auf einen Mangel an Mitbestimmung zurück. Mehr Mitbestimmung würde zur Crashverhinderung geführt haben. Glaub ich nicht.
Stefan Homburg weist die Eingriffe des Staates zurück.Teilt die Einschätzung aller möglichen Geldhäuser als „relevante Bank“ nicht! „Die Welt ist nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers nicht untergegangen.“ Sehr gut, in Insolvenz gehen lassen. Dicker Punkt für Homburg!
Schlöndorff warnt vor Panik. Wirbt für Augenmaß – sehr gut! Politik kann weniger als die Politiker denken! Just do it! Machen, anschauen, rangehen, „amerikanische Tugenden“! Big Point für Schlöndorff!
„Madame No“ hatte recht zu zaudern – ja warum treibt ihr sie dann zu solchen unbedachten Maßnahmen, Herr Kauder?
Wagenknecht redet mal wieder das Chaos herbei, verbreitet Weltuntergangsstimmung. Das Übliche.
„Sozialismus kommt nicht wieder.“ Kauder
„Keiner will die DDR wiederhaben“. Wagenknecht
Bernotat: „Es ist eine unternehmerische Aufgabe.“ Gut!
Böhning: Will Zugriff auf Unternehmen, die beim Staat unterkriechen.
„Wir sind Feuerwehr“ – sagt Kauder, – aber das Haus brennt schon lichterloh!
Verfassungsrechtler Prof. Dr. Ulrich Battis redet Klartext: Art. 15 GG erlaubt die Sozialisierung. Politisch derzeit nicht durchsetzbar. 1949 erfolgte im GG keine Festlegung auf eine Wirtschaftsordnung. Unüberbrückbarer Gegensatz. Ahlener Programm der CDU 1946 wollte christlichen Sozialismus. Guter Punkt! Staaten können Eigentümer von Unternehmen sein. „Bürge nie!“ lernt der Jurastudent im ersten Semester.
Bernotat: „Soziale Marktwirtschaft hat Wohlstand erarbeitet, jetzt sind wir in einer temporären Krise.“
Wagenknecht fordert Gemeinwohlverpflichtung des Eigentums ein. Fährt schweres Geschütz gegen die „Abzocke“ von E.On auf.
Homburg hält bessere Bankenregulierung für illusorisch. Lange Geschichte der Misserfolge der Bankenregulierung. Er fordert: Persönliches Fehlverhalten muss persönlich bestraft werden.
Homburg nickt zustimmend, als Böhning vor den Übernahmephantasien der Unternehmen warnt.
Riesige Mehrheit der Bundesbürger wünscht laut Stern-Umfrage Staatshilfen oder Verstaatlichung der Energie- und Versorgungswirtschaft. Absurd, der Glaube an den Obrigkeitsstaat.
Volker Schlöndorff weist auf Sicherheitsbedürfnis hin. Die meisten erwarten vom Staat, er solle für sie die Rundum-Sorglos-Existenz sichern. Guter Punkt.
Böhning: Überhitzung der Finanzmärkte machen die Finanzprodukte völlig undurchschaubar. Fordert mehr Demokratie auf den Finanzmärkten.
„Wird mein Arbeitsplatz erhalten?“Ich sage: Dies kann kein Staat versprechen!
Homburg: „Der Albtraum geht jeden Morgen weiter.“ Die Bundesregierung leistet dem Vorschub. „Ich würde die Familie Schaeffler nachhause schicken – auch die Banken.“ „Man braucht nicht die Banken zu schützen, nur die Sparer.“
Wagenknecht sahnt mit wohlfeilen Sprüchen ab: „Die Frau Schaeffler kriegte den Hals nicht voll genug.“
Kauder: „Treten Sie mal vor die Arbeiter und sagen Ihr Arbeitsplatz geht verloren. Können Sie so herzlos sein?“ Ja, Herr Kauder, das ist wieder die Selbstüberschätzung der Politik. Die Politik kann nicht Arbeitsplätze retten. Papa Staat soll Arbeitsplätze für 6 oder 12 Monate erhalten?
Homburg: KfW LBB … alles staatliche Banken, die in Schieflage sind.
Böhning fordert konjunkturelle Maßnahmen. Staatliche Organisation der Grundversorgung.
Bernotat: Man braucht mehr Kompetenz, mehr Fachwissen in den Aufsichtsräten.
Schlöndorff plädiert für ideologiefreie Mischformen der Wirtschaft.
Schlöndorff: „Auf den einzelnen kommt es an.“
Homburg: Eine Insolvenz ist nicht so schlimm, wie es klingt.
Mein Fazit NACH der Sendung:
Die Politiker Kauder, Böhning und Wagenknecht konnten mich quer durch die Parteien alle nicht überzeugen.
Den Fachleuten aus Wirtschaft (Bernotat) und Wissenschaft (Prof. Dr. Homburg, Prof. Dr. Battis) und auch Herrn Volker Schlöndorff musste ich hingegen fast immer zustimmen. Sie haben ja weitgehend das ausgesprochen, was ich vor der Sendung hier niedergeschrieben habe.
Meine Meinung von VOR der Sendung muss ich insofern korrigieren, als ich jetzt sage: Der Staat stand nicht in der Verpflichtung, einzelne Banken vor dem selbstverschuldeten Untergang zu bewahren. Ich nehme dieses Argument zurück, wonach die Politik, der Staat es versäumt habe, die Banken durch zusätzliche Regulierung vor dem Zusammenbruch zu schützen.
Die Geldhäuser haben in großem Umfang Fehler gemacht – dafür sollten sie jetzt geradestehen. Die staatlichen Rettungs- und Allmachtsphantasien sollten abgeschüttelt werden.