Der britische Guardian berichtete gleich zu Jahresbeginn, am 4. Januar 2024, wie in der Berchtesgadener Musikkneipe Kuckucksnest ein Grüppchen Neonazis auf einen behinderten Mitbürger losging und mutwillig eindrosch. Das mutige Eingreifen einiger Stammgäste und des Wirts vom Kuckucksnest verhinderte Schlimmeres.
„Einschüchtern heißt für die Feiglinge, einem geistig Beeinträchtigten ins Gesicht zu schlagen und dann davonzulaufen“, sagt Palm. „Ihr wisst gar nicht, was ihr da angestellt habt.“ So berichtet die Münchner Abendzeitung über diesen Vorfall.
Bin stolz auf meinen Verwandten Jakob Palm, den Wirt vom Kuckucksnest (dessen Urgroßvater Karl Seiberl übrigens auch mein Großvater war). In seinem Instagram-Post hebt Jakob ausdrücklich hervor: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Dieses Gebot gilt uneingeschränkt auch dann, wenn wir uns der rohen Gewalt entgegenstellen und die Hilflosen schützen.
Vorbildlicher Mut von Berchtesgadener Bürgern, sich nun dem extremistischen Nazi-Mob und auch dem NS-Kult entgegenzustellen! Gute Initiative, die Von-Hindenburg-Allee endlich umzubenennen! (Ich bin sowieso immer viel lieber die Kälbersteinstraße entlanggegangen). Hindenburg passt sicher nicht – oder heute nicht mehr – nach Berchtesgaden; man sollte zwar wissen, wer er war und welche Rolle er gespielt hat, aber durch eine Straße sollte man ihn nicht weiterhin ehren.
Bild: Erinnerung an den Berchtesgadener Volkskundler Rudolf Kriß. Unter der Herrschaft des Nationalsozialismus leistete er neben einigen anderen in Berchtesgaden Widerstand gegen das vor aller Augen verübte Unrecht.
Welche Verfassung führte als erste Verfassung überhaupt das römische Liktorenbündel, die berühmten „fasces“ im Wappen? Welche staatliche Verfassung darf mit Fug und Recht die erste faschistische Verfassung der Welt genannt werden?
Eine rein antiquarische Frage, möchte man meinen. Und doch ist sie weit mehr als das! Denn es geht nicht zuletzt um die Frage nach den Wesensmerkmalen des Faschismus, also jener politischen Bewegungen im Europa des 20. Jahrhunderts, die sich ausdrücklich auf den Kult der Gewalt stützten, wie er im damaligen semiotischen Universum durch das Rutenbündel der römischen Liktoren versinnbildlicht wurde.
Die Antwort mag überraschen: Die erste faschistische Verfassung der Welt war im semiotischen Sinne, wie ihn etwa Umberto Eco ansetzt, die Verfassung des V. Allrussischen Sowjetkongresses, verabschiedet am 5. Juli 1918. Sie zeigt neben Hammer und Sichel auch das Symbol des Faschismus – das Rutenbündel der Liktoren.
War also der sowjetische Kommunismus, der Bolschewismus der Ur-Faschismus? Ich würde diese Frage so stellen! Der Bolschewismus stützte sich explizit auf den Kult der Gewalt; die Schriften von Marx, Trotzkij und Lenin sind gespickt mit affirmativen Aussagen zum Einsatz der nackten Waffengewalt innerhalb der Gesellschaft; und sie offenbaren innige Vertrautheit mit der Geschichte des Imperium Romanum, was sich nicht zuletzt auch in der Titelgraphik der ersten sowjetischen Verfassung widerspiegelt.
Benito Mussolini und alle anderen Faschisten kannten den Weg der Bolschewiki genau, sie orientierten sich am Aufstieg und Triumph Lenins und Trotzkis, sie übernahmen die wesentlichen Elemente dieses „Ur-Faschismus“. Lenin mit seiner sogenannten „Oktoberrevolution“ und dem sogenannten „Sturm auf den Winterpalast“ von 1917 war offenbar ein Vorbild für den Sozialisten und späteren Faschisten Mussolini, der ja immerhin bis ins Alter von 27 Jahren überzeugter, politisch aktiver Sozialist und sogar Chefredakteur des Avanti, des Zentralorgans der Sozialistischen Partei Italiens, war. Der Sozialismus, insbesondere der mit dem Kult der hemmungslosen Gewalt, dem „Roten Terror“ auftretende sowjetische Bolschewismus, kann, so meine ich, durchaus als eine Art Ur-Faschismus im Sinne Umberto Ecos angesehen werden.
Ohne den früheren sowjetischen Sozialismus ist kein Faschismus, ohne den zuerst entstandenen russischen Bolschewismus ist kein Nationalsozialismus denkbar.
Bild:
Das Titelbild der ersten sozialistischen und faschistischen Verfassung der Welt aus dem Jahr 1918
Lesehinweis:
Umberto Eco: Il fascismo eterno, in: Cinque scritti morali (erschienen zuerst 1997, jetzt erneut verfügbar bei La nave di Teseo editore, Milano 2017)
HASS SCHADET DER SEELE. HATE HARMS THE SOUL. RECHTSPOPULISMUS SCHADET DER SEELE.
Dies sind Aussagen, die ich in den letzten Tagen, in den Tagen nach der Bundestagswahl, als moralisch-politische Tiefenanalyse an den Fassaden monumentaler evangelischer Kirchen lesen konnte. Das Foto zeigt beispielhaft zwei dieser Merk- und Denk-Sprüche am Eingang des Berliner Doms in einer Aufnahme vom 10.10.2017. Hier, in dieser Kirche, wirkte bekanntlich der Hofprediger Adolf Stoecker (1835-1909), ein Theologe, der unermüdlich vor den Gefahren des Großkapitalismus und des Judentums warnte und die Trennung von Staat und Kirche ablehnte. Stoecker, ein Spitzenvertreter des durch und durch politisierten deutschnationalen Christentums, darf als einer der Begründer der antisemitischen Bewegung im deutschen Sprachraum gelten. Sein besonderer Hass richtete sich bekanntlich gegen das Judentum, dem er in Schriften, Pamphleten und zahllosen Eingaben beredten Ausdruck verlieh; die von ihm unterzeichnete Antisemitenpetition von 1880/81 verdient auch heute noch besonderes Interesse. Stoecker verlangte unter anderem die Entfernung der Juden aus dem Staatsdienst. Er muss als unmittelbarer Anreger und Vorbereiter der nationalsozialistischen Ideologie gelten.
Hate harms the soul, wer wollte dem widersprechen? Der Hass auf die Juden, der Hass auf die politischen Gegner hat der Seele der Christen geschadet, das ist sicher auch richtig. Aber zu dieser Aussage vermag sich die Kirche nicht durchzuringen. Schade.
In ihrer Plakatkampagne spricht sich die ev. Kirche unverbindlich gegen den Hass im allgemeinen und sehr verbindlich gegen den Rechtspopulismus im besonderen aus. Rechtspopulismus und Hass sind austauschbar, wenn man die Plakate hintereinander liest. Mehr noch: In der Darstellung der ev. Kirche IST der Rechtspopulismus der hervorgehobene Träger des Hasses, den es zu bekämpfen gilt. Der Rechtspopulismus gefährde das Seelenheil, er schade der Seele, er sei eine Art psychische Krankheit, die im Hass wurzele, so die Botschaft der deutschen, in diesem Sinne allzu Deutschen Kirche.
Ganz ähnlich wie die ev. Kirche äußert sich heute auf S. 4 in der Berliner Zeitung der an der FU lehrende Historiker Paul Nolte. Auch er verwendet ganz offen die Metaphern der Krankheit, auch er sieht den Rechtspopulismus als eine Art Seuche an, vor der es den gesunden demokratischen Volkskörper zu schützen gelte. Die AfD bezeichnet er ganz offen als Seuchenträger dieser gefährlichen Krankheit. Er bekennt sich zustimmend zu dem bisher geltenden „Dogma, dass es rechts der Union keine demokratisch legitimierte Partei geben darf“. Er untermauert diese dogmatische Lehre mit der Begründung, „weil die AfD eine Partei ist, die auch rechtsextrem und bis in den Bereich der Mandatsträger nationalsozialistisch verseucht ist.“
Ein paar Sätze weiter vergleicht er die populistische Bewegung in den USA mit Schmarotzern, sie habe sich wie ein Parasit auf ein Wirtstier gesetzt. „Dort ist ja zu beobachten, dass sich eine populistische Bewegung wie ein Parasit auf ein Wirtstier, in diesem Fall eine existierende Partei, die Republikaner, gesetzt hat.“
„Parasiten“ und „Wirtstiere„, „kranker Populismus“ und gesunde „demokratische Parteien“, – diese Bezeichnung des politischen Gegners als Ungeziefer, als Gefahr, als Schädling ist etwas, was sich auf Schritt und Tritt auch im nationalsozialistischen Schrifttum findet. Ein Blick in den Artikel „Juden“ in Knaurs Lexikon von 1938, aber auch in das Buch „Mein Kampf“ von Adolf Hitler beweist dies schlagend. Die Angst vor „Verseuchung“, „Zersetzung“ und „Massenvergiftung der Nation“ durchzieht teils versteckt, teils völlig offen das gesamte Buch. Dort heißt es beispielsweise: „So wie man zur Heilung einer Krankheit nur zu kommen vermag, wenn der Erreger derselben bekannt ist, so gilt das gleiche auch vom Heilen politischer Schäden.“
Der geradezu hasserfüllte Feldzug der evangelischen Kirche und teilweise auch der Kath. Kirche gegen den Rechtspopulismus, die ebenfalls nahezu hasserfüllte Bezeichnung der AfD als „verseucht“ durch den Historiker Nolte sind Hinweise darauf, wie stark der Kampf gegen den Rechtspopulismus in der ungebrochenen, unseligen Metaphern-Tradition des Kampfes gegen die Juden, gegen die „inneren Feinde“ steht. Beide Male wird ein echter oder vermeintlicher Gegner zum inneren Feind erklärt, der zersetzend und unterwühlend im „eigentlich gesunden“ Volk wirke. Wie anders sollte es sonst zu erklären sein, dass ein anerkannter Neuzeithistoriker sich völlig ungehemmt in der Lingua Tertii Imperii (LTI), im Wörterbuch des Unmenschen bedient?
Nachweise:
Knaurs Lexikon A-Z. Berlin Verlag von Th. Knaur Nachf., Berlin 1938, vor allem Artikel „Juden“ (dort der Ausdruck „Wirtsvolk“), „Seuchen“, „Adolf Stöcker“, „Sozialismus“, „Nationalsozialismus“
„Weder ausgrenzen noch ignorieren“. Der Historiker Paul Nolte über den richtigen Umgang mit Populisten und die Erosion der Volksparteien. Berliner Zeitung, 20. Oktober 2017, S. 4 Adolf Hitler: „Die Massenvergiftung der Nation“, in: Mein Kampf. Eine kritische Edition / Hitler ; herausgegeben von Christian Hartmann, Thomas Vordermayer, Othmar Plöckinger, Roman Töppel unter Mitarbeit von Edith Raim, Pascal Trees, Angelika Reizle, Martina Seewald-Mooser ; im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte München – Berlin; vierte, durchgesehene Auflage, 2016, hier Band I, S. 643 [S. 256]; Zitat: S. 605 [S. 238] Ernst Nolte: Der Faschismus in seiner Epoche. 2. Aufl., München 1965, darin besonders: Weltkampf um „Gesundung“, S. 502-505
„It seems to me that you, like many others in Europe, do not understand England’s position clearly enough„, so sprach am 11. Oktober 1938 der englische Außenminister Halifax zum Botschafter eines europäischen Staates in London: dem klugen, weltläufigen, vielsprachigen, literarisch gewitzten und höchst geselligen, also im besten Sinne europäischen Botschafter Ivan Maisky. Der Brite sieht also eine Kluft des Missverstehens zwischen einerseits den Europäern – wie etwa Maisky selbst einer war – und den Engländern andererseits.
Maisky, der weltkluge Europäer, zitiert den britischen Politiker weiter mit folgenden Worten: „We think that nowadays the world is witnessing the struggle of two ideological fronts – fascism and communism. We, the English, support neither one nor the other. Moreover, we dislike both. We have our own notions and institutions, developed over centuries. We do not want to change them for anything else. In the struggle between the two fronts, we occupy a neutral, or, if you please, a middle position. It is precisely for this reason that we are misunderstood so often on the Continent and attacked so frequently from both sides.“
Nun, offenkundig wollte sich damals, im Oktober 1938, also kurz nach Abschluss des Münchner Abkommens, Großbritannien weder auf die Seite der Kommunisten noch auch der Nationalsozialisten schlagen. Es wollte den Großkonflikt zwischen den beiden totalitären Ideologien nicht befeuern, und es wollte keine Partei ergreifen. Die Briten trauten damals offenkundig weder den Nazis noch den Bolschewisten über den Weg. Sicher: Beide Bewegungen waren in allen kontinentaleuropäischen Ländern stark vertreten, in allen Ländern gab es kampfbereite Faschisten, in allen Ländern Europas gab es gewaltbereite Kommunisten. Die Hoffnungen der europäischen Faschisten in den verschiedenen Ländern ruhten nach 1919 auf Führern wie dem Italiener Mussolini, dem Österreicher Kurt Schuschnigg, dem Deutschen österreichischer Herkunft Hitler; die Hoffnungen der europäischen Kommunisten richteten sich hingegen auf den ersten sozialistischen Staat, die UDSSR, und insbesondere auf die sowjetischen Führer wie etwa Lenin, Trotzkij, Stalin.
Das kontinentale Europa befand sich also im Zangengriff zweier totalitärer, auf Terror und Gewalt gestützter Staatsformen. Wir dürfen nicht vergessen: Im Jahre 1938 hatten die sowjetischen Staatsorgane bereits unvorstellbare, bis dahin unerhörte Massenmorde begangen. Allein in den ersten sechs Jahren nach der Oktoberrevolution, also zu Lebzeiten Lenins, hatte die Geheimpolizei der Sowjetunion, die sogenannte Tscheka, – so beziffert es der britische Historiker Archie Brown – etwa 200.000 Bürger liquidiert, also ohne Gerichtsverfahren getötet, vorzugsweise durch Massenerschießungen. 1938 war auch die Erinnerung an den Holodomor, die kollektive Ausmerzung der „Kulaken als Klasse“ in der Ukraine, durchaus noch lebendig. Es gab damals keinen anderen Staat in Europa, der so viele Massenmorde, Gewalttaten, so umfassenden Terror praktizierte wie die Sowjetunion.
Im Jahr 1938 – darauf hat der australische Historiker Timothy Snyder wiederholt hingewiesen – waren zwar etwa 20.000 Menschen der verbrecherischen, mörderischen Gewaltpolitik des deutschen Nationalsozialismus zum Opfer gefallen. Aber in den Augen der Weltöffentlichkeit wogen die Millionen Todesopfer des sowjetisch gesteuerten Holodomor, die Hunderttausenden Todesopfer der sowjetischen Tscheka unter Lenin und später auch unter Stalin schwerer! Man hielt in den USA, in Frankreich, in England ganz offensichtlich Lenin, Trotzkij und Stalin für eine größere Gefahr als Mussolini, Schuschnigg und Hitler.
Hätte England ein Bündnis mit einem massenmörderischen Regime, wie es die Sowjetunion war, eingehen sollen, um den europäischen Faschismus, damals angeführt durch das Deutsche Reich, einzudämmen? Aus der Rückschau sind heute viele geneigt, dies zu bejahen! Manche neigen im Lichte der nach 1939 folgenden Ereignisse dazu, die Appeasement-Politik Englands in Grund und Boden zu verdammen. Allerdings muss man daran erinnern, dass in England damals – 1938 – noch starke Sympathien für Hitler und Deutschland herrschten. Sogar die USA waren in den 20er und frühen 30er Jahren noch überwiegend pro-deutsch und antisowjetisch eingestellt, darauf hat der amerikanisch-jüdische Geiger Yehudi Menuhin in seinen Erinnerungen deutlich hingewiesen.
Ich meine: Die Briten haben damals – aus heutiger Sicht – die Gefährlichkeit Hitlers wohl unterschätzt; die Gefährlichkeit Stalins haben sie hingegen nicht unterschätzt; sie wollten aus gutem Grund mit der Sowjetunion vor 1941 kein Zweckbündnis eingehen. Die durch Halifax beanspruchte Sonderrolle Englands in der welthistorischen Auseinandersetzung von europäischem Faschismus bzw. Nationalsozialismus und europäischem Kommunismus ist jedoch auch aus heutiger Sicht durchaus begründet, ja gerechtfertigt.
Ich meine, die damalige Analyse des britischen Außenministers Halifax verdient eine ernsthafte Prüfung. Und vieles an seinen Worten erklärt wohl auch heute das häufig missverstandene Verhalten der Briten gegenüber der EU.
Diese Zusammenhänge durchschaute Ivan Maisky, der geniale, großartige sowjetische Diplomat selbstverständlich, und er versuchte die Weltgeschichte zu beeinflussen, indem er an seinem Dienstsitz London zielgerichtet auf ein Bündnis der Briten mit Stalin hinarbeitete, – ein Bündnis, das freilich viel später kam, als Maisky gehofft hatte.
Quellen:
The Maisky Diaries. Red Ambassador to the Court of St James’s. 1932-1943. Edited by Gabriel Gorodetsky. Translated by Tatiana Sorokina and Oliver Ready. Yale University Press, New Haven and London, 2015, hier bsd. Seite 146 (=Tagebucheintrag vom 11.10.1938)
Archie Brown: Aufstieg und Fall des Kommunismus. Aus dem Englischen von Stephan Gebauer, Norbert Juraschitz, Hainer Kober und Thomas Pfeiffer. Propyläen, Berlin 2009, hier bsd. Seite 84 Голодомор в Україні (1932—1933) (ukrainischer Wikipedia-Artikel über den Holodomor)
De mortuo nil nisi bene loquamur – von einem Toten möchten wir zunächst einmal nur Gutes reden. Ein wahrhaft europäischer Historiker war Ernst Nolte, der am 18. August verstorben ist.
Sein großartiges Werk „Der Faschismus in seiner Epoche“, das ich aus der Bibliothek meines Vaters in der 2. Auflage von 1965 ererbt habe, hinterließ mir vor Jahren schon einen tiefen Eindruck; zunächst übrigens wegen des außerordentlich eleganten, mit Fakten und tiefen Einsichten gesättigten Stils. Nolte war zuletzt einer der wenigen noch verbleibenden deutschen Wissenschaftler, der eine rhythmisch geordnete, architektonisch klar gegliederte, dem fein artikulierten rhetorischen Gestus nicht abholde Sprache schrieb. Man braucht sich nur einige Seiten aus seiner Feder vorzulesen und wird erkennen, dass er noch einmal das rhetorisch-analytische Erkennen, diesen Schatz der antiken Historiker aufscheinen lässt. Sein Deutsch liest sich mitunter so, als wäre es aus Sallust oder Thukydides, aus Montaigne oder Montesquieu übersetzt! Mindestens lässt es diesen Goldgrund noch durchschimmern.
Als weiteren Vorzug hebe ich hervor, dass er sich mit den Quellen mehrerer europäischer Sprachräume auseinandergesetzt hat, sehr im Gegensatz zu fast allen, die in häufig unredlicher Art über ihn hergefallen sind. Er las eben noch im Original Mussolini, D’Annunzio, Drumont, Barrès und all die anderen.
Die meisten heutigen Feuilletonisten und akademischen Barone, von Jürgen Habermas angefangen bis zu all den anderen, die ihm seit dem unsäglichen, fälschlich so genannten „Historikerstreit“ unablässig am Zeug flickten, sind oder waren schon wegen mangelnder Sprachkenntnisse gar nicht imstande, die historischen Quellen aus Italien, Frankreich, der Sowjetunion, Polen oder Tschechoslowakei eigenständig auszuwerten. Sie kennen und können nur Vorgekautes wiedergeben, soweit es ihnen in deutscher oder englischer Sprache aus zweiter Hand vorgesetzt wird. Sie haben keine Quellenforschung betrieben. Ich behaupte: Sie konnten und können den Wahrheitsgehalt von Noltes Schriften nicht beurteilen. Sie haben sich nie der Mühe unterzogen, den gesamteuropäischen Charakter der großen Ideologien des 20. Jahrhunderts nachzuvollziehen, wie dies Nolte auf seine besondere Weise tat.
Habermas und die anderen haben nur versucht, die gesamte Epoche von 1917-1945 mit dem Absolutheitssiegel des Bösen schlechthin, verkörpert in Deutschland, zu entsorgen. Entsorgung der Vergangenheit! Sie haben genau das gemacht, was sie Nolte fälschlich vorwarfen. Sie verkörpern im Grunde die autokategoretische Denkart, wie sie sich geradezu idealtypisch in Deutschland herausbilden konnte. Diese Denkart lässt sich so zusammenraffen: „Es gibt genau eines und nur ein einziges Verbrechen, das alle anderen übersteigt. Dieses ist von uns Deutschen begangen worden. Es ist das einzige Verbrechen, das nie vergeht, für das auch keinerlei Motivation oder Veranlassung denkbar ist, und das auf ewige Zeiten uns Deutschen anhaften wird. Dafür, für dieses einzigartige Verbrechenträgt Deutschland Schuld und Verantwortung.“ So formulierte es übrigens noch kürzlich der Deutsche Bundestag in seiner Armenien-Resolution vom 02.06.2016.
An keiner Stelle hat Ernst Nolte dagegen so etwas wie eine Apologie des Nationalsozialismus versucht oder gar irgendwelche Verbrechen, die im deutschen Namen begangen oder von Deutschen begangen worden sind, zu verharmlosen, zu entschuldigen oder zu leugnen sich unterfangen, wie es ihm jedoch heute noch einmal auf höchst unredliche Weise im Tagesspiegel auf S. 1 unterstellt wird. Sehr wohl aber hat er versucht, zu verstehen, wie es so weit kommen konnte. Er versuchte das Geschäft des Historikers: Handlungsstränge nachvollziehen, mögliche Motivationen und Triebkräfte freilegen, ohne die historisch Handelnden als den Teufel schlechthin, als den Träger der Schuld schlechthin zu verurteilen – „mit Abneigung, aber ohne Haß“.
Seine Gegner haben unhistorisch und auf tiefstem Niveau pseudotheologisch mit dem Argument des absoluten Bösen argumentiert, wobei der Rückgriff auf Martin Luthers Schuldbegriff auf krude Weise dem ganzen Volk übergestülpt wurde.
Manet odium sui germanicum! Man lese doch bitte noch einmal Luthers 4. Wittenberger These, und man wird erkennen, wie ein bedeutender Teil der deutschen Gelehrtenschaft ganz im Banne dieses von Luther absolut aufgeladenen kollektiven Schuldbegriffes steht, der letztlich zur Ablehnung der eigenen Identität, zum odium sui, wie dies Luther nannte, führen muss und geführt hat:
4. Manet itaque poena, donec manet odium sui (id est poenitentia vera intus), scilicet usque ad introitum regni caelorum.
Ernst Nolte: Der Faschismus in seiner Epoche. Die Action française. Der italienische Faschismus. Der Nationalsozialismus. R. Piper & Co Verlag, 2. Auflage München 1965
Von der „deutsch-sowjetischen Doppelaggression“ im Zuge des Hitler-Stalin-Paktes, deren Opfer „unsere ostmitteleuropäischen Nachbarn“ geworden seien, sprach in seiner bewegenden Rede am 8. Mai 2015 der Historiker Heinrich August Winkler im Deutschen Bundestag. Was ist mit diesem Rätselwort gemeint?
Ist denn nicht das nationalsozialistische Deutsche Reich der Urquell aller politischen Verbrechen, aller militärischen Aggressionen in all den Jahren von 1933-1945? Hat denn die sozialistische Sowjetunion, haben denn die Tscheka und der NKWD, hat denn die Rote Armee in all den Jahren 1918-1945 und dann bis 1989 auch nur einem anderen Staat (heiße er nun Polen, Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien … oder Afghanistan) in einem Angriffskrieg auch nur ein Härchen gekrümmt?
Bei der Beantwortung dieser Rätselfrage sagen zwei Bilder mehr als tausend Worte!
Ein reich bebildertes Buch, ein Versuch, das gesamte Zeitalter der Weltkriege zu umspannen, liegt vor mir. Es enthält zwei Fotos, die allein schon den moderaten Kaufpreis von € 4,50 lohnen:
Ernst Piper (Hrsg.): Das Zeitalter der Weltkriege. Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Band 1553, Bonn 2015
Das erste Foto (S. 95), aufgenommen am 22. September 1939 in Brest-Litowsk (heutiger Name: Brest), zeigt von links nach rechts
a) den sowjetischen Brigadegeneral Semjon Moissejewitsch Kriwoschein; daneben, ihm freundschaftlich lächelnd zugewandt
b) den deutschen General Heinz Guderian, und rechts daneben
c) den österreichischen General Mauritz von Wiktorin
Das zweite Foto (S. 217) zeigt exemplarisch die freundschaftliche, von guter Zusammenarbeit geprägte Atmosphäre, in der sich deutsche und sowjetische Generäle und Offiziere in all den Jahren von 1926 bis 1941 begegneten. Der sowjetische Kommissar Borowenskij ist soeben aus seinem Panzerauto gestiegen. Ort: ebenfalls Brest-Litowsk, Tag: 20.09.1939. Die Zerschlagung Polens, das Gemeinschaftswerk deutscher und sowjetischer Truppen, ist gelungen, man freut sich des raschen gemeinsamen Sieges über den unterlegenen Nachbarn.
Bei genauem Hinsehen wird der Betrachter den Geist lächelnden Einverständnisses zwischen den deutschen, dem österreichischen und den sowjetischen Offizieren erkennen.
Die enge militärische und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Sowjetunion und dem Deutschen Reich, die ununterbrochen von 1926 bis zum 21. Juni 1941 dauerte, manifestierte sich in zahlreichen Begegnungen auf hoher und höchster Ebene sowie einer ganzen Reihe von Abkommen zur wirtschaftlichen und wehrtechnischen Zusammenarbeit, deren letztes das deutsch-sowjetische Wirtschaftsabkommen vom 10. Januar 1941 darstellt.
Im Sommer 1941 verriet jedoch das nationalsozialistische Deutsche Reich seinen stärksten Bundesgenossen und wichtigsten Waffenbruder im Kriege, nämlich die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UDSSR); hatte sich der neue europäische Krieg bisher als Angriffskrieg des faschistischen Italien, des nationalsozialistischen Deutschen Reiches und der kommunistischen Sowjetunion gegen deutlich schwächere Nachbarstaaten wie etwa Albanien, Polen und Finnland („Winterkrieg“ der kommunistischen Sowjetunion gegen Finnland ab 30.11.1939!) entwickelt, so weitete sich das Geschehen nun, ab 22.06.1941, schlagartig zu einem echten Weltkrieg aus.
Mt seiner Wendung von der deutsch-sowjetischen Doppelaggression, die mancher leicht links (oder gar in der Kommunistischen Plattform) sitzenden Bundestagsabgeordneten ungewohnt aufgestoßen haben mag, traf der Historiker Winkler also durchaus ins Schwarze. Unter Historikern unterliegt es heute keinem Zweifel mehr: Neben dem Königreich Italien – das leider allzu oft links liegen gelassen wird und das derzeit sträflich unterbelichtet ist – leistete 1939 auch die sozialistische Sowjetunion (UDSSR) einen entscheidenden, einen geradezu proaktiven Beitrag zur Entfesselung des Zweiten Weltkrieges.
Auch darin hatte Winkler bei seiner großen Rede im Deutschen Bundestag am 8. Mai 2015 recht.
Ernst Piper (Hrsg.): Das Zeitalter der Weltkriege. Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Band 1553, Bonn 2015
„Jeder der bei uns in der Ukraine die Wahrheit über die Vergangenheit sagte, wurde nach Magadan geschickt. Die meisten kamen nicht wieder. Diejenigen, die wiederkamen, erzählten wohlweislich nichts.“ So erzählte es mir persönlich eine Ukrainerin, mit der ich vor wenigen Wochen über die aktuelle Lage in der Ukraine sprach. Diese Worte der Ukrainerin fallen mir soeben wieder beim Lesen des Buches „Stalin’s children“ ein, das auf Deutsch unter dem Titel „Winterkinder“ erschienen ist. Das Geschehen – also die authentische Lebensgeschichte von drei Generationen einer russisch-englischen Familie, erzählt von einem Sohn dieser Familie – spielt überwiegend in der Ukraine. Das Buch bringt alle die Städtenamen, von denen jetzt auch wieder die Tagespresse voll ist: Simferopol, Charkow/Charkiw, Odessa, Donezk … und viele mehr.
Stalin’s Children ist ein erzählendes, biographisches, mehrere Generationen umspannendes Buch, das – wenn man so will – den historischen Hintergrund für die jetzige weltpolitische Auseinandersetzung liefert. Die Ukraine war ein entscheidendes Schlachtfeld, vielleicht das entscheidende Schlachtfeld der eliminatorischen Vernichtungsstrategie der sowjetischen Kommunisten gegenüber ihren wirklichen oder eingebildeten Feinden, den „Kulaken“, den „Volksfeinden“, den „Schädlingen“, den Trotzkisten, den „Antisowjets“, dem „Ungeziefer“. Insofern ist die Ukraine das mitteleuropäische Land par excellence, es liegt genau an der Nahtstelle zwischen Osteuropa und Westeuropa. Ich wage zu behaupten: Es IST die Nahtstelle. Es sind die „Bloodlands“, wie sie Timothy Snyder nennt, in denen sich die schlimmsten Verbrechen der europäischen Geschichte ereignet haben.
Eine zweistellige Millionenzahl an Todesopfern brachten diese eliminatorischen, systematisch geplanten und vollzogenen Massenvernichtungsaktionen der sowjetischen Kommunisten (und danach der Nationalsozialisten) hervor.
Und warum ist davon – von diesem „Holodomor“, der doch wesentlich mehr Opfer forderte, mindestens so eliminatorisch war wie der deutlich später einsetzende „Holocaust“, so wenig bekannt bei uns in der westlichen Hälfte Europas, während der Holocaust, der danach ebenfalls schwerpunktmäßig in der Ukraine und in Polen stattfand, in aller Munde ist?
Die Antwort ist zweifach:
1. Es gab fast keine Überlebenden bei den Auslöschungsaktionen der Sowjets in der Ukraine. Während der Terror der Nationalsozialisten sich im wesentlichen auf die Jahre 1933-1945 beschränkte, erstreckte sich der nicht minder brutale, nicht minder eliminatorische Terror der Kommunisten, der sich davor, danach und gleichzeitig schwerpunktmäßig ebenfalls im Gebiet der Ukraine entfaltete, über mehr als 3 Jahrzehnte. Lange genug, um die wenigen überlebenden Augenzeugen zum Schweigen zu bringen, lange genug, um eine Mauer des Schweigens um die über viele Jahre sich hinziehenden Massenmorde zu errichten.
2. In der Sowjetunion galt ebenso wie in der DDR mindestens bis 1956 ein absolutes Frageverbot, ein absolutes Schweigegebot über die eliminatorischen Massenvernichtungsaktionen der sowjetischen Kommunisten. Nur die oberen Kader der Kommunistischen Partei, also etwa Stalin oder Nikita Chruschtschow, hatten ein einigermaßen vollständiges Bild vom Umfang der radikalen Vernichtung, der Dezimierung und Auslöschung ganzer Völkerschaften, ganzer Klassen des Volkes durch die Kommunisten in den Jahren 1917-1953. Das Volk, die breiten Massen wurden belogen und betrogen nach Strich und Faden. Hätten nun die Kommunisten das ganze Ausmaß der kommunistischen Massenverbrechen enthüllen und aufarbeiten können, so wie ja ab 1945 nach und nach das ganze Ausmaß der Verbrechen der Nationalsozialisten aufgedeckt worden ist und zu Recht auch weiter aufgedeckt wird?
Nein, sie wollten und konnten es nicht, denn die Offenlegung des ganzen Umfanges der kommunistischen Massenverbrechen in den Jahren 1917-1956 hätte der kommunistischen Herrschaft in den Staaten des Warschauer Pakts sofort jede Legitimität entzogen. Der Kommunismus wäre als Ideologie, als Lehre und als Praxis bereits kurz nach dem XX. Parteitag der KPdSU 1956, nicht erst 1989/1990 zusammengebrochen, so wie der Nationalsozialismus im Jahr 1945 nach dem verlorenen Krieg nicht zuletzt durch die Offenlegung seines durch und durch verbrecherischen Charakters zusammengebrochen ist. Die Kommunisten hätten bei Öffnung der Archive und bei echter Forschungs- und Redefreiheit trotz des gewonnenen Krieges bereits 1956 die Macht verloren, so wie die Nationalsozialisten 1945 die Macht verloren. Bereits 1956, nicht erst 1989/1990 wäre die Mauer zwischen Ost und West gefallen.
Nicht zuletzt wäre es bei einer echten Vergangenheitsbewältigung in der UdSSR zu zahlreichen gespaltenen Loyalitäten, zum Auseinanderbrechen von Familien, Ehen, Freundschaften gekommen. Denn selbstverständlich sind nicht alle gläubigen Kommunisten „böse“. Im Gegenteil! Viele waren auch von lauteren Motiven beseelt. Selbst etliche Massenmörder glaubten wohl, die bis dahin nahezu singulären eliminatorischen Massenverbrechen in der Ukraine im Dienste der Menschheit vollbringen zu müssen.
If only there were evil people somewhere insidiuously committing evil deeds, and it were necessary only to separate them from the rest of us and destroy them. But the line dividing good from evil cuts through the heart of every human being. And who is willing to destroy a piece of their own heart?
Stalin’s children / Winterkinder – ein lesenswertes Buch. Ihm entnehmen wir dieses obenstehende Zitat. Es hinterlässt mich zutiefst betroffen.
Owen Matthews: Stalin’s Children. Three Generations of Love, War, and Survival. Bloomsbury, London / Berlin / New York 2008. Elektronische Ausgabe, hier Pos. 812 von 4397
Owen Matthews: Winterkinder. Drei Generationen Liebe und Krieg. Aus dem Englischen von Vanadis Buhr. Mit 34 Fotos. Graf Verlag (Ullstein Buchverlage), München 2014, hier S. 76
Die Linke will also der „tausenden von Antifaschisten und Kommunisten“ gedenken, die dem kommunistischen („stalinistischen“) Terror der Sowjetunion zum Opfer fielen – aber der vielen Millionen gewöhnlicher (eher unpolitischer) von den staatlichen Organen der Sowjetunion ermordeten zivilen Opfer nicht? Nun, es gab in der Tat kommunistische Opfer des sogenannten „Stalinismus“. Die Kommunisten und Antifaschisten waren aber eine kleine Minderheit der Opfer der sowjetischen Staatsverbrechen der kommunistischen Jahre ab 1917. Die anderen der vielen Millionen Opfer des kommunistischen Staatsterrors waren Kulaken, Ukrainer, Polen, Juden, Deutsche, Generäle, bourgeoise Intellektuelle, „Asoziale“, Arbeitslose, „Kapitalisten“, Abweichler, „antisowjetische Elemente“, Obdachlose, „Staatsfeinde“ usw. usw. Der Kategorien gab es viele! Was die Linke da offenkundig vorhat, ist eine Privilegierung der eigenen Opfer des Kommunismus. „Nur wir Kommunisten waren Opfer der Kommunisten!“
Das ist so ungerecht und verlogen, als wollten wir Deutschen am Shoah-Mahnmal nur der ermordeten jüdischen Deutschen gedenken. Denn es ist klar: die deutschen Juden waren eine Minderheit unter den Opfern der Shoah, die allermeisten Opfer der Shoah des Judentums im 20. Jahrhundert waren eben keine Deutschen, sondern gehörten anderen Nationen an, vor allem den Polen, Russen, Ukrainern, dem sowjetischen Judentum (einer offiziellen „Nationalität“), aber auch zahlreichen anderen europäischen Nationen.
Никогда большефашизм! коммунизмникогдабольше! никогдабольшенационал-социализм!
THINK ABOUT IT, LINKE! NEVER AGAIN COMMUNISM, NEVER AGAIN FASCISM, NEVER AGAIN NATIONAL-SOCIALISM! JAMAIS PLUS LE COMMUNISME, JAMAIS PLUS LE NATIONAL-SOCIALISME, JAMAIS PLUS LE FASCISME!
http://www.tagesspiegel.de/politik/nach-langem-streit-kipping-will-gedenktafel-fuer-stalinismus-opfer-an-parteizentrale-der-linken-enthuellen/9205826.html
„Finance Minister P Chidambaram on Wednesday said that, given its track record, the G-20 is now moving from a temporary crisis bailout mechanism towards permanent global economic governance.“
Übersetzung ins Deutsche: „Der [indische] Finanzminister P Chidambaram sagte am Mittwoch, dass die G-20-Gruppe sich nunmehr, angesichts der mittlerweile angesammelten Erfahrungen, von einem vorübergehenden Finanzenrettungsmechanismus zu einer ständigen Wirtschaftslenkung hin bewege.“
Wie man aus diesem beliebig gewählten Zitat vom 18.09.2013 ersehen kann, spricht man nicht nur innerhalb der EURO-17, sondern auch in der Gruppe der G-20 schon seit einiger Zeit von „Wirtschaftslenkung/gouvernance économique/economic governance“.
Was aber ist „Wirtschaftslenkung“? Ich schlage aufgrund eigener Beobachtungen im aktuellen Kontext folgende, wörterbuchartig verknappte Definition vor:
Wirtschaftslenkung (gouvernance économique/economic governance), im Gegensatz zu kurzfristig angelegten Rettungsaktionen (Staaten-Bail-out in der EU, Rettung insolventer Banken mithilfe von Steuergeldern), die als Reaktion auf schwere Insolvenz- und Überschuldungskrisen in das Marktgeschehen eingreifen, stellt die Wirtschaftslenkung eine ständige, politisch gewollte und staatlich oder zwischenstaatlich verhandelte Globalsteuerung des Marktgeschehens anhand gesamtwirtschaftlicher Gesichtspunkte dar.
Wirtschaftslenkung ist heute ein heiß diskutiertes Thema sowohl in der Euro-Zone wie in der EU wie auch in der G-20, und es war ein heißes Thema der volkswirtschaftlichen Debatten in den 30er Jahren – und zwar sowohl in den USA, in der Sowjetunion wie in Deutschland. Denn die Weltwirtschaftskrise der Jahre 1929/1930 wurde als schwere, krisenhafte Erschütterung erlebt, der nur durch massives staatliches Eingreifen begegnet werden könne. So findet sich etwa in einem 1938 in Berlin erschienenen Lexikon folgender Eintrag:
Wirtschaftslenkung, gegenüber d. formalistischen Auffassung einer Planwirtschaft vertritt d. Nationalsozialismus, ausgehend von d. Erkenntnis, daß die Wirtschaft dem Volke zu dienen hat, eine Führung der Wirtschaft, bei der diese nach gesamtwirtschaftlich. Gesichtspunkten organisiert u. gelenkt wird. Wichtigste Maßnahmen: die Lenkung der Ernährungswirtschaft durch d. Reichsnährstand (–> Landwirtschaft), die Regelung d. Außenhandels u.d. –> Vierjahresplan.
Quelle: Knaurs Lexikon A-Z. Verlag von Th. Knaur Nachf. Berlin 1938, Spalte 1852
Die Werkzeuge der Wirtschaftslenkung sind heute im Wesentlichen dieselben wie damals in den 30er Jahren: riesige Infrastrukturmaßnahmen (Great dams in den USA, Autobahnen mit Arbeitsdienst in Deutschland, riesige Kanalbauten mit GULAG-Zwangsarbeitern in der UDSSR), staatliche Beschäftigungsprogramme, staatliche Preisfestsetzungen, staatlich garantierte Einspeise- und Vergütungsentgelte, zentralstaatliche Detailregelungen für die einzelnen Sektoren wie etwa die Landwirtschaft.
Vom Geiste der Wirtschaftslenkung (gouvernance économique/economic governance) war aber nicht nur die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik bestimmt, sondern auch noch die unmittelbare Nachkriegswirtschaft in den Jahren 1945-1948. Beispielhaft dafür seien genannt Jakob Kaiser (CDU), ein Vertreter des christlichen Sozialismus, sowie auch das „Ahlener Programm“ der CDU von 1946.
In schroffem, unüberbrückbarem Gegensatz zum Gedanken der Wirtschaftslenkung steht hingegen die soziale Marktwirtschaft eines Ludwig Erhard und eines Konrad Adenauer (CDU). Über Nacht wurden fast alle Preise freigegeben, die Läden waren plötzlich voll. Die Wirtschaft wurde unter den Leitgedanken der Freiheit gestellt. Der Staat zog sich aus der systematischen Lenkung des Marktgeschehens vollkommen zurück. Dies läutete die Alternative zur staatssozialistischen Planwirtschaft, aber auch die Alternative zur nationalsozialistischen Lenkungswirtschaft ein. Das Werkzeug für die Einführung der Marktwirtschaft und die völlige Abkehr von der Wirtschaftslenkung war die D-Mark, die am 21. Juni 1948 ein völlig neues Kapitel der deutschen Wirtschaftsgeschichte aufschlug.
Typische Beispiele für die Lenkungswirtschaft neuesten Datums sind die von der deutschen CDU und den deutschen Grünen erstrebte energiewirtschaftliche Autarkie, also die energiepolitische Import-Unabhängigkeit der deutschen Volkswirtschaft (ebenfalls ein Ziel der deutschen Lenkungswirtschaft in den 30er und 40er Jahren), verkörpert in der angestrebten deutschen Energiewende. In der Energiewende tritt sogar ein „40-Jahres-Plan“ an die Stelle der 4-Jahres-Pläne der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik. Ferner sind typisch für die Wirtschaftslenkung die der Euro-Rettung dienenden Eingriffe der zwischenstaatlich bestellten Troika und der EU-Kommission in die Haushalts- und Wirtschaftspolitik der Euro-Mitgliedsländer, wogegen sich ja insbesondere in diesen Tagen die Italiener händeringend wehren: „Siamo un paese sovrano! – Wir sind ein souveränes Land!“
Wer hätte geglaubt, dass ausgerechnet vier entscheidende Leitgedanken der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik – die staatliche bzw. politische Wirtschaftslenkung, die energiewirtschaftliche Autarkie Deutschlands, die Aufstellung von 4-Jahres-Plänen oder gar 40-Jahresplänen, der „organische Umbau“ der Volkswirtschaft – eine derartige Neubelebung erfahren würden!
Wohlgemerkt soll hier keinesfalls unterstellt werden, dass die CDU und die Grünen rechtspopulistische oder gar rechtsextremistische Parteien sind, nur weil sie – ohne dies zu bemerken – Grundsätze und Kernziele der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik Deutschlands (1933-1945) wieder aufwärmen. Nein, ganz im Gegenteil: die Grünen und die CDU meinen es sicherlich gut mit Deutschland, zumal ja die UDSSR und die Staaten des Warschauer Paktes ebenfalls Mehr-Jahres-Pläne in Hülle und Fülle auflegten. Ich behaupte aber sehr wohl, dass die deutsche CDU und die deutschen Grünen sich derzeit vom Gedanken der sozialen Marktwirtschaft verabschieden, sofern sie sich nicht umbesinnen und den Leitwert der FREIHEIT über den Leitwert der LENKUNG stellen.
Die Worte Cem Özdemirs, die er auf dem letzten Bundesparteitag sprach – „Wir müssen wieder zu einer Partei der Freiheit werden!“ – lassen hoffen, dass zumindest die Grünen sich auf den Gedanken der freiheitlichen Marktwirtschaft im Sinne Ludwig Erhards und Konrad Adenauers zurückbesinnen. Freilich müssen die Grünen nunmehr ihr Verhältnis zu ihrem keinesfalls rechtspopulistischen BundesvorsitzendenCem Özdemir klären, der offenbar die Freiheit höher als die politische Lenkung durch Verbote und Zwang schätzt. Hieraus folgt als Einsicht für die Koalitionsabtastgespräche: Die regierende CDU benötigt ein libertäres Korrektiv in Gestalt der Grünen. Leider hat die FDP diese Rolle nicht gespielt und ist dafür vom freien Wählerwillen bestraft worden. Sie flog deswegen – wie ich meine – zu Recht aus dem Bundestag.
In der Wirtschaftslenkung liegt kein Heil. Es lebe die Freiheit!
Das Faszinosum des Nationalsozialismus und zugleich seine mythische Grundkonstruktion strahlen sehr deutlich im Roman Der Erlkönig von Michel Tournier durch. Abel Tiffauges, der Ich-Erzähler, den es als französischen Gefangenen nach Kaltenborn in Ostpreußen verschlägt, bezeichnet sich selbst als zeitenthobenes Ungeheuer, das keines leiblichen Vaters und keiner leiblichen Mutter bedarf. Da Abel Tiffauges nichts von Vater und Mutter weiß, verwirft er auch Vaterschaft und Mutterschaft und vergleicht sich zu recht mit einem Maultier oder Maulesel, der heranschwebt um, unfruchtbar selbst, Unfruchtbarkeit zu spenden:
„Le mulet et le bardot naissent stériles, comme si la nature voulait couper court à une expérience qu’elle juge déraisonnable.“
Das Ausland – also namentlich die Franzosen und die Briten – ist schon viel weiter mit der deutschen Vergangenheitsbewältigung als wir Deutschen.
Vor allem wird in Deutschland sehr oft verkannt, dass der Nationalsozialismus grundsätzlich von den Jungen, von der nachwachsenden Generation der Vaterlosen und von den Aufmüpfigen (wie Adolf Hitler selbst einer war) getragen wurde – nicht von den Alten, den Angepassten und den Konservativen. Er verkörperte die „Neue Zeit“, von der die bündische Jugend sang.
Der Nationalsozialismus war erklärtermaßen eine zugleich sozialistische und nationalistische, ja in Teilen auch antikapitalistische und auch bereits naturschützerisch-ökologische Sammlungsbewegung, eine Art außerparlamentarische Alternative, die rechten und linken Rebellen, Sozialisten ebenso wie Nationalisten die Scheunentore weit öffnete. Der Nationalsozialismus erhob ausdrücklich den Anspruch, der einzig wahre Sozialismus zu sein, und zwar u.a. mit folgenden Programmpunkten:
Brechung der Zinsknechtschaft, also Ausstieg aus dem „Finanzkapitalismus, durch den die Reichen reicher und die Armen ärmer werden“
„Gemeinnutz geht vor Eigennutz“, also rücksichtslose Enteignung des internationalen Großkapitals und des „raffenden Eigentums“
Großzügiger Aufbau der Alterversorgung
Gleichberechtigung Deutschlands gegenüber anderen Nationen
In Hitlers „Mein Kampf“ finden sich viele, überraschend viele Elemente, die später auch in der linken oder linksextremen westdeutschen 68er-Bewegung wiederkehren, so insbesondere:
– Verachtung, Hohn und Spott für die Polizisten, mit denen sich die SA in München so manche Saalschlacht lieferte („Bullen“)
– die Ablehnung des parlamentarischen „Systems“
– die Ablehnung der Rechtsstaatlichkeit
– die Ausrufung des permanenten Ausnahmezustands, welcher laut Carl Schmitt den Rechtsbruch rechtfertigt
– die Missachtung der „feigen“ Generation der eigenen Väter und Mütter, über die der Stab gebrochen wird: „Warum habt ihr das Verbrechen zugelassen?“
– die Verehrung der großen Führer der Bewegung (Mao, Trotzkij, Stalin, Hitler, Lenin, Castro vgl. „Ho-Ho-Ho-Tschi-Min“-Rufe)
– die Bejahung der revolutionären Gewalt als Mittel zur Erreichung innenpolitischer und außenpolitischer Ziele (Dutschke, Baader usw.)
-die Ablehnung des angloamerikanischen Kapitalismus
Was bei der westdeutschen 68er Bewegung hingegen fast völlig fehlte, war der offene Rassismus und der Nationalismus der Nationalsozialisten.
Die Ablehnung des „Väterlichen“ und des „Mütterlichen“, ja des „Bürgerlich-Familiären“ ist bei den Nazis mit Händen greifbar. An Vaters Statt, an Mutters Statt übernehmen das Volk und die Rasse, der Staat und der Führer den „neuen Menschen“. Statt durch die Familie lässt sich der völkische neue Mensch von Rasse und Volk buchstäblich adoptieren. Er braucht keinen echten Vater und keine leibliche Mutter mehr.
Belege:
Knaurs Lexikon A-Z. Berlin Verlag von TH. Knaur Nachf. , Berlin 1938, vor allem Artikel „Sozialismus“, „Nationalsozialismus“
Adolf Hitler: Mein Kampf. Verlag Franz Eher Nachfolger, München 1933
Michel Tournier: Le Roi des Aulnes, Gallimard, Paris 1970, bsd. S. 14
„Deutschland wird Hitlers Familienbild nicht los.“ So betitelt Antje Rávic Strubel ihre unbewusste Hommage an Hitler in einem flammenden, zornigen Erguss über eines der – wie sie sagt – rückständigsten Länder Europas, nämlich über – Bayern? Schwaben? Vatikan? – nein: über Deutschland.
In der Tatsache, dass so viele Frauen nur in Teilzeit arbeiten, sobald sie Mütter werden, erblicken viele geschworene Frauenrechtlerinnen einen Beweis für die Verhaftung der Deutschen an Hitlers Familienbild – so etwa Karin Bennhold in einem hübschen Artikel für die New York Times. Sie zitiert zustimmend Thomas Sattelberger, den Manager von der Deutschen Telekom:
There is a very traditional image of women and men that was taken to an extreme in the Third Reich: female mother cult and male fraternity. These mental stereotypes have not yet been culturally processed and purged.
Was ist dran?
Ich meine: Zu den größten Versäumnissen der deutschen Presselandschaft gehört, dass die Menschen sich zu klug, zu gebildet, zu faul und zu feige sind, um all die Politiker und politischen Denker des 19. und 20. Jahrhunderts, die so viel Schaden angerichtet haben, im Original zu lesen. Selbstverständlich sollte und muss man Karl Marx, Lenin, Mussolini, Stalin, Hitler, Mao, Trotzkij, Che Guevara, Castro und all die anderen in ihren Schriften zur Kenntnis nehmen, ehe man wieder einen so krausgeqirlten Unsinn über „Hitlers Familienbild“ von sich gibt, wie er regelmäßig die deutschen Feuilletons und die deutschen Plauder- und Plappershows füllt und auch schon die eine oder andere Medienkarriere zerstört hat.
Lohnend ist es, etwa Hitlers Vorstellungen zur Erziehung der Kleinkinder zu lesen. Sie ähneln in ihrer Strenge und auf Höherzüchtung des Menschentums zielenden Grundanlage in mancherlei Hinsicht denen, die Plato für seine Erziehungsdiktatur in Anschlag bringt. Wie Plato unterteilt Hitler den Menschen in drei Schichten: das Körperliche, das Seelische und das Geistige, wobei dem Körperlichen in der Erziehung der Knaben und Mädchen die größte Bedeutung zukommt.
Man lese doch etwa den Abschnitt „Erziehungsgrundsätze des völkischen Staates“ in „Mein Kampf“! Der Befund beim Lesen Hitlers ist eindeutig: Die Familien werden entmachtet, der völkische Staat regelt die gesamte Kindererziehung von der Geburt an. Der völkische Staat ergreift von der Geburt an in jedem Sinne Besitz von den zukünftigen Kämpferinnen und Kämpfern. „Wenn wir als erste Aufgabe des Staates im Dienste und zum Wohle seines Volkstums die Erhaltung, Pflege und Entwicklung der besten rassischen Elemente erkennen, so ist es natürlich, daß sich diese Sorgfalt nicht nur bis zur Geburt des jeweiligen kleinen jungen Volks- und Rassegenossen zu erstrecken hat, sondern daß sie aus dem jungen Sprößling auch ein wertvolles Glied für eine spätere Weitervermehrung erziehen muß“ usw. usw. Man könnte – wenn man nicht Widerwillen empfände – endlos weiterzitieren.
Die heute in der aufgeklärten Linken so stark beweihräucherte Geschlechterneutralität, also die Gender equality, war ebenfalls bereits ein wichtiges Prinzip der völkischen Erziehungslehre der Nationalsozialisten. Die Grundsätze der körperlichen Fitness (der körperlichen Ertüchtigung, wie Hitler sagt), gelten gleichermaßen für Jungen und Mädchen: „Analog der Erziehung des Knaben kann der völkische Staat auch die Erziehung des Mädchens von den gleichen Gesichtspunkten aus leiten. Auch dort ist das Hauptgewicht vor allem auf die körperliche Ausbildung zu legen, erst dann auf die Förderung der seelischen und zuletzt der geistigen Werte.“
Mütter und Väter sollen sich in den Dienst des ehernen Leitsatzes der völkischen Weltanschauung stellen: „Du Einzelner, du Familie bist nichts, dein Volk ist alles.“ Die Familie fungiert allenfalls als hilfreiche Brutstätte des Völkischen. Die Grundsätze der völkischen, vom Gedanken des Bündischen und des Sozialistischen herstammenden, weitgehend genderneutralen Erziehung im Sinne der NSDAP waren das Gegenteil einer familienzentrierten, mütterzentrierten bürgerlichen Erziehung, wie sie heute gerade von der aufgeklärten Linken immer wieder perhorresziert wird.
Wer heute immer noch dreist und dumm und töricht behauptet, dass Hitlers Familienbild einem Übergewicht des Mütterlichen, einer Überhöhung des Mutterbildes Vorschub geleistet habe, weiß nicht, wovon sie redet.
Nach der deutschen Niederlage, nach dem von Deutschen verschuldeten Holocaust und dem vom völkischen Staat ins Werk gesetzten Massenmord erst besannen sich die Deutschen auf die Eigenständigkeit der Familie. Sie kehrten auf das zurück, was Hitler zerstört hatte: auf den Ewigkeitswert der Familie, der Liebe zwischen Mann und Frau, der Liebe zwischen Eltern und Kindern, die dem Staat vorgelagert ist und sogar ein Bollwerk gegen den totalen Allmachtsanspruch der Politik bildet.
Freundinnen, Freunde, Schwestern, Brüder! Die deutsche Familiendebatte läuft völlig aus dem Ruder, ist geschlagen von einzigartiger historischer Unwissenheit und Blindheit. Antje Rávic Strubel gebührt unser Dank, dass sie ihre Hommage an Hitler so prominent platziert hat.
Möge sie stellvertretend für alle Deutschen in diesem unserem so rückständigen Land allmählich ihre Verhaftung an Hitlers Familienbild loswerden.
Quellen:
http://www.welt.de/kultur/article113632737/Deutschland-wird-Hitlers-Familienbild-nicht-los.html
Adolf Hitler: Mein Kampf. Verlag Franz Eher Nachfolger, München 1933, S. 451-460, hier bsd. S. 451 und S. 459
Katrin Bennhold: Women Nudged out of German Workforce. In: New York Times, 28.06.2011
http://www.nytimes.com/2011/06/29/world/europe/29iht-FFgermany29.html?pagewanted=all&_r=1&
Spannend! Im Berchtesgadener Heimatkalender des Jahres 2013 gibt es eine Geschichte über die Ansiedlung bzw. Wiederansiedlung des edlen Steinwildes und den Naturschutz in der Röth, einem hochgelegenen Almgebiet oberhalb des Obersees in den Berchtesgadener Alpen, gegen den Willen der Bevölkerung durch den Nazi im grünen Rock, den damaligen Reichsforst- und Reichsjägermeister Hermann Göring durchgedrückt. Die Bevölkerung wollte zwar 1935 die Berge weiterhin als Wirtschaftsraum für Almbeweidung und Wandertourismus nutzen, der Reichsgrüne Göring verlangte aber herrisch Flächenstilllegung, Wiederansiedlung bedrohter Arten, Naturschutz. „Artenschutz geht vor Eigennutz“, lautete ein Wahlspruch der Nationalsozialisten, und bereits 1934 ordnete Göring gegen die Interessen der Wanderer und Almbauern an, „dass die Röth zum Naturschutzgebiet besonderer Ordnung erklärt wird.“ Umfangreiche Nutzungs- und Wegeverbote wurden durch das Bezirksamt Berchtesgaden verhängt. Die Natur, das edle, das rassige Wild durfte durch schnödes Wirtschaften des Menschen nicht gestört werden! Naturschutz war in den Augen der Herrschenden wichtiger als wirtschaftliche Interessen der Berchtesgadener Einheimischen.
Unser im Juli 2012 geschossenes Bild zeigt einen Blick über den herrlichen Obersee hin, genau auf jene Röth hin, wo der „Steinbock“ oder das Steinwild, wie der Waidmann sagt (capra ibex), 1935 in einem speziellen Artenschutzprogramm wieder ausgewildert wurde.
Sehr oft habe ich mich mit der Generation meiner Väter über die Grundgedanken der Ökologie und des Umweltschutzes gestritten und unterhalten. Wie die meisten Jugendlichen und die meisten Bildungsbürgersöhne neigte ich innerlich den Grünen zu. Ich fasse meine Erkenntnisse aus den damaligen Gesprächen vorläufig so zusammen:
Mit dem ganzen Geraune von Naturschutz, Schutz der Heimat, Umweltschutz, Klimaschutz, Reinhaltung des Mutterbodens, Schutz vor Verseuchung der Erde usw. konnte sie, die erste Nachkriegsgeneration, die Generation der Söhne und Töchter der Nazis, – exemplarisch verkörpert in der neugegründeten CDU/CSU – nichts mehr anfangen. Die Väter von der CSU und CDU sagten mir:
„Am wichtigsten war nach Krieg, Massenmorden und Vertreibung, dass wieder Recht und Gerechtigkeit einkehrten. Die Menschenrechte waren ja 1918-1947 durch die sowjetischen Kommunisten und die europäischen Nazis mit Füßen getreten worden. Die Nazis und die Kommunisten huldigten einem Gewaltideal, das sie als Naturideal ausgaben: das herrische Raubtier Nietzsches blitzte einerseits aus dem Auge des arischen Naturburschen auf. Die unterdrückte Kreatur, der Naturmensch, der Proletarier eines Karl Marx, setzt sich andererseits gegen den ruchlosen Unterdrücker, den Kapitalisten zur Wehr – dieses Bekenntnis zur unvorgreiflichen Natur einte Kommunisten und Nationalsozialisten. Damit wollten wir aufräumen. Wir wollten vor allem die Einhaltung der Menschenrechte, wir wollten vor allem Rechtsstaatlichkeit. Wir brauchten nach Kriegen, politischen Massenmorden und Vertreibungen vor allem Frieden und Häuser, Straßen, Schulen, Arbeit und Brot, etwas zu beißen! Ganze Lehrergenerationen waren durch die Nazis im Westen Europas und die Kommunisten im Osten Europas vernichtet worden – der Naturschutz musste selbstverständlich im Vergleich zum NS-Regime, das unleugbar Beispielhaftes im Bereich des Natur- und Landschaftsschutzes geleistet hatte, deutlich zurücktreten. Auch für die ideologische Aufarbeitung der NS-Zeit blieb keine Zeit. Wir Deutschen wollten Schluss machen mit allem, wofür die Nationalsozialisten und die Kommunisten standen, unter anderem mit dem Kult der Natur und dem Kult der Gewalt. Daraus entstand die Bundesrepublik Deutschland, die sich zu den unverletzlichen Menschenrechten und den ewigen Freiheitsrechten aller Menschen bekannte, nicht hingegen zu einer ewigen oder heiligen Natur, nicht zu einem heiligen Boden, und am allerwenigsten zu einem Blut der Rasse!“
Soweit das Grundgerüst der Argumente, die ich in meiner Kindheit und Jugend immer wieder hörte. In der Politik der 50er und 60er Jahre spielte der Naturschutz nur eine untergeordnete Rolle.
Die Grünen, also die geistig-politischen Enkelinnen und Enkel der Nazis, haben beginnend in den späten 70er Jahren, einige alte, wesentliche Bestandteile der nationalsozialistischen Ideologie und der nationalsozialistischen Politik wiederbelebt und wieder aufgegriffen, insbesondere
– den Grundsatz der ganzheitlichen Bestandspflege,
– den nachhaltigen Ansatz des Natur- und Umweltschutzes, verkörpert insbesondere im bahnbrechenden deutschen Reichsnaturschutzgesetz von 1935,
– die Reinhaltung des heimatlichen Bodens vor der Verseuchung, wobei Verseuchung des Bodens in den Augen der Nationalsozialisten durch naturferne, artfremde, „zersetzende“, „spaltende“ „Rassen“ erfolgte, 3 Jahrzehnte später bei den Grünen durch die naturwidrige, „zersetzende“, „spaltende“ Atomkraft bewirkt wurde.
Auch die Selbstermächtigung durch die Lehre vom „Ausnahmezustand“, wie sie der maßgebliche NS-Rechtstheoretiker Carl Schmitt entwickelt hatte, taucht ansatzweise bei den Anti-Atom-Bewegungen, bei der westdeutschen Friedensbewegung und dann – in geradezu reinrassiger Wiedergeburt – bei den linken Terroristen der Roten Arme Fraktion (RAF) wieder auf.
Bei den recht zahlreichen einsichtsfähigen, akademisch gebildeten Grünen-Politikern wie etwa Jürgen Trittin sind diese Strukturanalogien zwischen nationalsozialistischem Naturschutzgedanken und ökosozialistischem Klimaschutzgedanken durchaus bekannt. Die recht zahlreichen einsichtsfähigen Grünen wären möglicherweise durchaus bereit zuzugeben: „Es war ja nicht alles schlecht, was die Nazis eingeführt haben. Denn Mülltrennung, ganzheitlicher Naturschutz, Artenschutzprogramme, Wiederansiedlung ausgerotteter Arten, Grundsatz des Naturschutz geht vor Eigennutz, Flächenstilllegung, Schutz des Bodens vor Verseuchung – das sind alles Dinge, die in der Tat die Nationalsozialisten in Deutschland auf breiter Front eingeführt haben. Das haben wir Grünen – so schmerzhaft dies ist, so sehr wir uns von den Nazis unterscheiden – von den Nationalsozialisten und den italienischen Faschisten unbewusst übernommen. “
Der damalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin drückte dies höchst diplomatisch, aber doch unumwunden 2002 so aus:
„(E)s gab eigentlich keinen Punkt, an dem Naturschutz und Nationalsozialismus ideologisch grundsätzlich unvereinbar waren.“
Es ehrt den ehemaligen grünen Umweltminister, dass er bereit ist, maßgebliche Traditionen seiner Partei bis in die Jahre 1933-1945 zurückzuverfolgen. Die frühere Anti-AKW-Politik, die Klimaschutzpolitik der heutigen Grünen trägt leider in der Tat gewisse manichäische, welterlösende, pathetische und diktatorische Züge – etwa dann, wenn behauptet wird, der Klimaschutz sei die alles überragende Aufgabe der heutigen Politik, dem alles andere unterzuordnen sei.
Keineswegs sei aber hiermit behauptet, die Grünen seien ebenso gefährlich wie die Nationalsozialisten. Nur einen gewissen apodiktischen Starrsinn, eine alles wegwischende, autoritäre Geste, die wird man den Grünen durchaus zusprechen können.
Hierfür ein beliebiges Beispiel:
„Heizpilze bleiben verboten!“ So wörtlich und allen Ernstes unser herrisches Bezirksamt 2010. Klimaschutz geht vor Eigennutz der Restaurants! Mit dieser Begründung verhängten Grüne und Rote in unserem Bezirk 2009 ein klimapolitisch begründetes Verbot der Aufstellung von Wärmestrahlern im Freien, denn „ein Heizpilz belastet das Klima genau so stark wie ein PKW“.
Trockenen Auges gesteht allerdings der Bezirksbürgermeister Schulz von den Grünen im selben Jahr: „Ich fahre gern Fahrrad, aber ich fahre auch Auto. Das ist für mich kein Gegensatz.“
Da stellt sich doch die Frage: Wäre es nicht angebrachter, zielführender, ehrlicher, die hunderttausenden von klimapolitischen rollenden GAU’s, die gesundheitsgefährdenden erdölgetriebenen PKWs in Friedrichshain-Kreuzberg zu verbieten – oder mindestens dem Radverkehr wenigstens annähernde Gleichrangigkeit mit dem Autoverkehr in Friedrichshain-Kreuzberg einzuräumen – statt die lumpigen paar Heizpilze zu verbieten, die klimapolitisch völlig unerheblich sind, aber ein paar Euros mehr in den Steuersäckel gespült hätten?
Wissenschaftliches Schrifttum:
Radkau, Joachim; Uekötter, Frank (Hg.): Naturschutz und Nationalsozialismus. Campus Verlag, Frankfurt/New York 2003, Trittin-Zitat hier: S. 38
Heimatkundliches Schrifttum:
Pressemitteilung des Bezirksamtes: „Heizpilze bleiben verboten!“ http://www.berlin.de/ba-friedrichshain-kreuzberg/aktuelles/pressemitteilungen/archiv/20100714.1105.302973.html
Günther Gödde: Wie das Steinwild in der Röth bei Berchtesgaden eingebürgert wurde. Eine heimatkundliche Betrachtung. In: Berchtesgadener Heimatkalender 2013, Verlag Berchtesgadener Anzeiger, Berchtesgaden 2012, S. 75-89
http://berchtesgadener-heimatkalender.de/b/Original_Berchtesgadener_Heimatkalender.html
„Spannende Prozesse rechts und links der Spree.“ Im Gespräch mit Bezirksbürgermeister Dr. Franz Schulz. In: Friedrichshain-Kreuzberg. Ein Bezirk mit vielen Gesichtern. 2009/10. Berlin 2009, S.1-2, hier S. 2 [Bezirksbroschüre]
Immer wieder höre ich derartige Sätze: „Also, wir Deutsche haben gar keinen Grund, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Zwar stimmt es, dass auch Stalin einiges auf dem Kerbholz hat, aber am schlimmsten ist und bleibt der Holocaust. Am schlimmsten sind und bleiben die Nationalsozialisten, also die Faschisten, also die Deutschen. – Die Deutschen sollen deshalb mal ganz schön stillhalten.“
Kein Zweifel: Der Holocaust wird häufig in den ehemals westlichen, außerhalb des kommunistischen Machtbereichs liegenden Ländern Europas stillschweigend als absoluter, negativer Ursprungsmythos des heutigen Europa ausgegeben. Claus Leggewie nennt ihn deshalb treffend und offenbar ganz ernst gemeint einen „negativen Gründungsmythos Europas„. Der Holocaust ist singulär und beispiellos für unser Land, beispiellos für Europa, beispiellos für die Weltgeschichte. Jeder, der die Beispiellosigkeit des Holocaust auch nur im Mindesten anzweifelt, die Einzigartigkeit des Holocaust, die Zentralität des Holocaust relativiert, sieht sich dem Verdacht der Verkleinerung, des Revisionismus, der Kontextualisierung ausgesetzt. Selbst ein Zweifel am zutiefst religiös aufgeladenen Begriff „Holocaust“ wird nicht mehr zugelassen, verfällt dem Anathema des strafrechtlich bewehrten Holocaustleugnungsverbotes.
Und die zwischen 1885 und 1908 10 Millionen durch belgisch-europäische Truppen bestialisch ermordeten, die im Dschungel verstümmelten Afrikaner im belgisch beherrschten Kongo? Ist dieses Massenverbrechen nicht ebenfalls beispiellos? Und die beispiellose Mordserie der Zwickauer Terrorzelle mit 10 Ermordeten in weniger als zehn Jahren? Hatte Bundeskanzlerin Merkel denn etwa nicht Recht, als sie diese Mordserie „beispiellos für unser Land“ nannnte? Und die beispiellose Kreuzberger Serie an Ehrenmorden hier um die Ecke an muslimischen Frauen durch ihre eigenen Brüder und Ehemänner in den Jahren 2007 bis (vorläufig) 2012 – ist sie nicht auch einzigartig? Oder zählt ein Mordopfer der Zwickauer NS-Terrorzelle mehr als ein Mordopfer der Familien, die Ehrenmorde beauftragen? Und die Giftgasangriffe der Italiener im besetzten Abessinien – waren sie nicht auch beispiellose Verbrechen für unseren Kontinent?
Der italienische Kommunist Antonio Gramsci hat es immer wieder gelehrt: WER DIE HERRSCHAFT ÜBER DIE BEGRIFFE ERREICHT, DER WIRD AUCH DIE POLITISCHE MACHT ERRINGEN. Das ist das Streben nach der hegemonialen Herrschaft im Reich des Geistes, von dem neuerdings die Grünen Baden-Württembergs ebenfalls beseelt sind.
In diesem Sinne bemühen sich starke gesellschaftliche Kräfte, das Attribut der Einzigartigkeit für den Holocaust und für die deutschen Massenverbrechen zu beschlagnahmen. Punktsieg für die Kriegsgegner des Deutschen Reiches von Sowjetunion bis USA, Punktsieg auch für die ehemals zahlreichen Verbündeten des Deutschen Reiches – zu denen auch – was nur wenige wissen – bis 1942 das unbesetzte Frankreich gehörte.
Ein später Sieg der Kommunisten über die Nationalsozialisten ist es auch ganz offensichtlich, dass die beispiellosen Verbrechen der Kommunisten heute weithin unter dem Eitikett „Stalinismus“ zusammengefasst werden.
Dabei spricht alles gegen diesen personalisierten Begriff! Warum? Ein Beispiel muss her!
„Die Polen müssen vollständig vernichtet werden.“ So lautet ein gut dokumentierter handschriftlicher Befehl eines führenden sowjetrussischen Kommunisten. Klarer Fall von Stalinismus, möchte man meinen! Also – ein klarer Fall von eliminatorischem Völkermord, diesmal gerichtet auf die Ausrottung der polnischen Minderheit in der Sowjetunion! Handschriftlich erteilt im Jahr 1937 vom NKWD-Chef Nikolai Iwanowitsch Jeschow. Wie üblich wurden diese Befehle durch Massenerschießungen umgesetzt. Eine zweistellige Millionenzahl von inneren Feinden wurde von den Kommunisten aufgrund derartiger schriftlicher, gut dokumentierter Befehle in den Jahren 1917 bis 1953 in Massenerschießungen hingerichtet. Für all diese Gräuel hat sich nach 1956 zunehmend der Tarn- und Verhüllungsbegriff Stalinismus durchgesetzt und wird heute in den westlichen Ländern (nicht in den ehemals besetzten Ländern) weiterhin ohne kritische Fragen treugläubig verwendet, übrigens auch von dem hier zitierten Claus Leggewie. Die Vernichtungsbefehle gingen dabei keineswegs alle von Stalin aus, im Gegenteil, manchmal unterband Stalin sogar den Massenmord während der „Jeschowschtschina“, also der „Jeschow-Zeit“. Nicht Stalin, sondern Jeschow wurde damals als Hauptverantwortlicher der Massenmorde entmachtet und von der kommunistischen Parteiführung hingerichtet wie Hunderttausende andere auch.
Claus Leggewie fragt deshalb, ob Nationalsozialismus und Stalinismus gleichermaßen verbrecherisch seien. Im Licht der heute weitverbreiteten Holocaust-Theologie gilt: Die Frage muss verneint werden. Denn da der Holocaust durch den Nationalsozialismus verübt wurde, der Stalinismus hingegen nur durch Stalin verursacht wurde – und da der Holocaust als negativer Gründungsmythos Europas qua definitionem einzigartig ist, und da drittens Stalin – wie der Name schon sagt – Urheber der stalinistischen Verbrechen ist, trifft das damals kommunistische Land und auch die an sich gute Idee des Marxismus-Leninismus keine Schuld! Stalin ist letztlich an allem schuld. Und da Stalin tot ist, kann der Stalinismus sich nicht wiederholen, der Friede ist gesichert, der Kommunismus kann weiterhin ausprobiert werden. Der singuläre Rang des Holocaust bleibt auf alle Zeiten gesichert.
Alle Anstregungungen müssen gemäß der Holocaust-Dogmatik darauf gerichtet sein, dass der Holocaust sich nicht wiederholt. Alle anderen beispiellosen Massenverbrechen sind zweitrangig, sogar die beispiellose NSU-Mordserie der unvorstellbar grausamen Nazi-Zwickauer Terrorzelle gewinnt ihre abscheuliche, teuflische Wucht nur deshalb, weil sie von Nazis verübt wurde. Der RAF-Terror der Baader-Meinhof-Gemeinschaft hat zwar weit mehr Morde ausgeführt und hatte im Gegensatz zur NSU-Terrorzelle ein klares Programm und eine erkennbare Propaganda, wie es sich für echte, reinrassige Terroristen geziemt, war aber definitorisch weit weniger schlimm, da er nur von deutschen Linksterroristen, nicht von deutschen Rechts-Terroristen verübt wurde. Ganz zu schweigen von der fundamentalistischen Terrorserie der Kreuzberger Ehrenmorde. Diese Ehrenmorde sind definitorisch-dogmatisch nicht so schlimm wie die NSU-Morde, da sie weder von Nazis noch von Deutschen verübt worden sind.
Dies ist – knapp zusammengefasst – das Grundprinzip der negativen Theologie des Holocaust.
Dies ist ein stillschweigend akzeptiertes Dogma, das ich für das Gegenteil historischer Erkenntnis halte. Es ist sogar ein fürchterlicher Unsinn, dem Teile der Soziologen und Geschichtspolitiker wie etwa Claus Leggewie aufsitzen. Schlimmer noch: Unterschwellig durchherrscht dieses Dogma noch die heutigen Verhandlungen über die Euro-Krise: „Da die Deutschen am allerschlimmsten gehaust haben, sollen sie jetzt aber mal im Dienste des lieben Euro-Friedens schön die Füße stillhalten und zahlen.“ Diese Grundhaltung werden außer Dienst stehende Politiker wie Helmut Schmidt oder Martin Bangemann jederzeit erneut bestätigen.
Zum Weiterlesen:
Claus Leggewie: Der Kampf um die europäische Erinnerung. Ein Schlachtfeld wird besichtigt. Verlag C.H. Beck, München 2011, hier bsd. S. 14, S. 72, S. 144-151
Jörg Baberowski: Verbrannte Erde, München 2012, hier bsd. S. 350
Bild: Blick auf das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, den zentralen Erinnerungsort für den negativen Gründungsmythos Europas