Der Mensch – unterwegs zur Unsterblichkeit? Das süße Gift der Rhetorik

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Jul 072021
 

Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 48 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 56 Tote gewesen.“

Innerhalb 24 Stunden 48 Todesfälle! Diese Meldung aus dem Robert-Koch-Institut verzeichnet wörtlich so die FAZ heute, am 7. Juli 2021. Wir besinnen uns: Ja, früher, da war alles schlimmer! Denn früher, da gab es in Deutschland regelmäßig über 2200 Todesfälle! Etwa 2.200-2.600 Menschen starben jeden Tag in Deutschland. Wer erinnert sich noch daran?

Ist die Menschheit unterwegs zur Unsterblichkeit? Schreiben wir den vom RKI vorgezeichneten Trend fort, dann müsste sich die Zahl der Todesfälle allmählich der Null nähern. Der Mensch würde sich in Deutschland asymptotisch der Unsterblichkeit nähern!

Auch der aktuelle Economist setzt größte Hoffnung darauf, dass dank der Impfung jede Art von schwerer Krankheit und Tod überwunden werden könnte. Wir lesen im neuesten Heft der angesehenen Zeitschrift:

„Today’s variants are spreading even among the vaccinated. No mutation has yet put a dent in the vaccines’ ability to prevent almost all severe disease and death. But the next one might. None of this alters the fact that the pandemic will eventually abate, even though the virus itself is likely to survive.“

Wir übersetzen: „Die heutigen Varianten verbreiten sich sogar unter den Geimpften. Noch hat keine Mutation die Fähigkeit der Impfstoffe beeinträchtigt, fast alle schweren Erkrankungen und Todesfälle zu verhindern. Aber die nächste Mutation könnte genau dies bewirken. Das alles ändert nichts an der Tatsache, dass die Pandemie schließlich abebben wird, auch wenn das Virus selbst wahrscheinlich überleben wird.“

Verhinderung fast aller schweren Erkrankungen und Todesfälle! Brave New World! Traumhafte, glänzende neue Welt! Durch derartige Formulierungen, wie sie beispielsweise tagein tagaus das RKI, die FAZ oder der Economist bringen, wird unterschwellig die Hoffnung genährt, wir könnten uns nach und nach gegen jede Art von schwerer Krankheit wappnen, wir könnten dem Tod ein Schnippchen schlagen. Denn es wird auf geradezu tolldreiste Weise der Eindruck erweckt, nur an COVID-19 stürben die Menschen.

Eine wahnhafte Selbsttäuschung, finde ich. Denn selbstverständlich sterben in Deutschland auch weiterhin an den verschiedensten Krankheiten und in Unglücksfällen mehr als 2200 Menschen jeden Tag. Nur spricht man von denen nicht. Immer nur und ausschließlich von COVID-19 als möglicher Todesursache zu sprechen und alle anderen Todesursachen zu beschweigen, ist ein rhetorischer Kniff, ein süßes Gift, ist in höchstem Maße unredlich, so meine ich jedenfalls. Es schürt im Volk die irrationale Angst vor dem Tod durch COVID-19 und nährt andererseits die Hoffnung, man könnte sich endgültig den Stricken des Todes entwinden.

Das Ziel bleibt es offenbar, im Volk den trügerischen Anschein der Unsterblichkeit zu nähren. Und die erträumte Unsterblichkeit, die wird uns geschenkt durch — ?

Das frage du dich selbst, o Leser!

Quellenangaben:

FAZ, 07.07.2021:

RKI meldet 985 neue Corona-Fälle, R-Wert erstmals seit April über 1 (faz.net)

The Economist, 3. Juli 2021:
The long goodbye to covid-19 | The Economist

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