Noch ein Buchtipp zur Alpenüberquerung Tegernsee-Sterzing

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Aug 222023
 

Ein stilles unergründliches Mar am Wegesrand. Aufstieg zum Sidanjoch, Aufnahme vom 28. Juli 2023

Thomas Striebig: Alpenüberquerung Tegernsee-Sterzing. 9 Etappen und eine Variante, 2. Aufl., München 2021

Dieser Wanderführer verdient höchstes Lob und hat uns bei der eigenverantwortlichen Planung unserer Tour beste Dienste geleistet! Wir haben die Streckenführung leicht verändert, insbesondere nach dem Pfitscher Joch abgewandelt und uns den genussreichen Tiroler Höhenweg (bzw. Landshuter Höhenweg) statt des direkten Abstiegs ins Pfitscher Tal gegönnt sowie noch den Kraxentrager (2998 m) draufgesattelt. So dehnten wir den ausgewiesenen Tourenvorschlag um eine Etappe aus und hatten dementsprechend einen Tag länger Freude.

Für nicht ganz so erfahrene Bergsteiger ist die Alpenüberquerung Tegernsee-Sterzing als erste Fernwanderung sehr empfehlenswert! Nur Mut, ihr schafft das auch!

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Etappe 10: Kematen – Ried – Tulfer – Wiesen – Flains – Sterzing (Abschluss)

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Aug 202023
 

Dienstag, 1. August 2023. Die heutige letzte Etappe stand unter dem Vorzeichen einer 100%-Regenvorhersage für den gesamten Tag. Als Alternative hätte sich ab Kematen (1440m über NN) die Fahrt mit dem Bus nach Sterzing (945m über NN) angeboten. Aber wir wollten laufen, – laufen mit der Kraft der eigenen Beine! Das war ja schließlich der Sinn unserer kühnen Unternehmung. Wir genossen ein sehr gutes Frühstück in der Alpenrose und unterhielten uns dabei angeregt mit zwei anderen Bergsteigern, einem Südtiroler und einem Regensburger. Kurz nach neun Uhr brachen wir auf. Der 100%-Regen ließ – unhöflich wie der Regen eben ist – beharrlich auf sich warten, das Wetter hielt! So wanderten wir vorerst trockenen Fußes und Leibes auf abwechslungsreichen Wegen talauswärts.

An einem Naturstein-Verarbeitungswerk, das wir durchquerten, bestaunten wir die herrlich bunten Gneis-Bruchsteine von der Art, wie wir sie in riesigen Blöcken auf dem Pfitscher Joch in natura gesehen hatten.

Wir kommen an der artenreichen Burgumerau, einem Altarm des Pfitscher Baches, an regentriefenden Wiesen und dem Rieder Stausee vorbei.

Später queren wir den reißenden Pfitscher Bach; hier verengt sich das Pfitscher Tal zu einer Klause, die Bergwände treten nahe aneinander heran, das Wasser stürzt rauschend zu Tale.

Nach etwa 2 Stunden Gehzeit setzt der angekündigte Regen ein, und wir legen das bereitgehaltene Regenzeug an. Eine gute Stunde marschieren wir unverdrossen in strömendem Regen weiter, bis wir schließlich die Ortschaft Wiesen erreichen. Wir suchen und finden Unterschlupf vor den Wassermassen in der Wiesener Pfarrkirche Zum heiligen Kreuz, die uns zunächst mit ihrem schlichten romanischen Äußeren beeindruckte und dann durch eine üppige Innenausstattung in bairischem Barock fesselte.

Ich las stumm und summte aus dem Gotteslob einige besonders schöne Gebete und Lieder aus dem regionalen Eigenteil der Diözese Bozen-Brixen – in der Hoffnung, dass der strömende Regen endlich aufhören möge, der uns zusehends Harm und Ungemach zuzufügen drohte … und siehe da, als wir die Kirche verließen, hatte der Regen aufgehört, die güldene Sonne brachte Leben und Wonne zurück.

Nach einigen weiteren Minuten lag plötzlich Sterzing zu unseren Füßen.

Wir hatten also fast den Endpunkt unserer Alpenüberquerung erreicht, und prompt fing es auf den letzten Metern unserer 123 km langen Route wieder zu regnen an, als wir eben ein mit 19% Gefälle steil abschüssiges Sträßchen hinabtippelten. Wir unterquerten Bahngeleise, dann standen wir auch schon vor dem berühmten Zwölferturm in der Sterzinger Altstadt.

Wir schossen stolz einige „Alpenüberquerer-Beweis-Selfies“ und checkten in unserem vorausgebuchten Hotel ein. Wir wechselten in trockene Kleidung und trockene Turnschuhe und strebten zur Belohnung gleich die Bäckerei Häusler an, wo wir uns mit Buchweizentorte und Apfelstrudel sowie einer Tasse Kaffee stärkten.

Dann gingen wir weiter ins Multscher- und Stadtmuseum, das sich in der ehemaligen Deutschordenskommende befindet. Besonders bestaunten wir die Altartafeln, die der aus Ulm stammende Hans Multscher 1457-1459 geschaffen hat. Mit tat es besonders die Darstellung des barfüßigen Josef an, der – vielleicht nach einer langen hochalpinen Wanderung – die ermüdeten Füße aus den engen Wanderstiefeln zieht und sie erst einmal pflegt und frei atmen lässt, ehe er sich dem neugeborenen Menschenkind zuwendet.

O Josef, wie gut verstehe ich dich! Unbeschuht sollst du dich dem Heiligsten nahen – das wusste Hans Multscher sehr genau; das Barfußgehen war und ist von alters her ein Zeichen höchster Achtung vor dem Wahren, dem Lebendigen, wie ein kurzer Blick in das Buch Exodus (2. Mose 3,5) lehrt.

Ein absolutes Highhlight war aber das Spielzimmer, das mit Trompe-l’œil-Wandmalereien gerahmter Kupferstiche ausgeschmückt war. Wirklich spannend und ungewöhnlich!

Nach einer angenehmen Unterhaltung an der Kasse über neue Impulse der Museumsarbeit setzten wir uns noch eine Weile in den gefälligen Innenhof vor der Stadtpfarrkirche und füllten einige Blätter in unseren Skizzenbüchern mit Architekturzeichnungen.

Den Abend ließen wir im Kolpinghaus ausklingen. Eine Pizza S’Platzl und eine Pizza Sterzing mundeten uns vortrefflich, ein Viertel Grauburgunder gönnten wir uns auch, und zum Abschluss verwöhnten wir uns mit Eis vom Laden „Il Ghiottone“, bei dem ein wahrhaft meridionaler Eiskünstler aus Lecce das Edelste, was Pistazien und weiße Schokolade darbieten können, nach geheimen Rezepten in eine phantastische, Trompe-le-palais-Eisskulptur vermischt hatte. Zum Hinschmelzen gut schmeckte das!

Und so fand unsere Alpenüberquerung 2023, bei der wir in 10 Tagen eine Strecke von 123 km durch drei europäische Staaten mit der Kraft der eigenen Beine gewandert waren, einen glücklichen, fröhlichen Abschluss. Es wird nicht unsere letzte Fernwanderung bleiben!

Dies hier unten war ein letzter Blick, ein Abschiedsblick auf Sterzing, ehe wir dann Tags darauf den Flixbus nach München bestiegen.

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Etappe 9: Landshuter Europahütte – Pfitscher Tal – Platz -Kematen

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Aug 192023
 

Unsere Rucksäcke, diese treuen Begleiter, liegen zum Aufbruch in der Europahütte bereit.

Montag, 31. Juli 2023. Mitten in der Nacht versuchte sich die prachtvolle schwarze Hüttenkatze einen Platz in unserer Kammer zu erschleichen, doch im hellen Mondenschein blieb dies unseren wachsamen Augen nicht verborgen. Pünktlich um 6.30 Uhr erschienen wir zum Frühstück in der Stube, packten alles zusammen und verabschiedeten uns von unseren lieben Wirtsleuten in der Landshuter Europahütte (2693 m). Vor uns lag heute ein steiler direkter Abstieg ins Pfitscher Tal, bei dem es in einem Rutsch immerhin 1260 Höhenmeter zu bewältigen galt.

Dieser Blick bot sich uns beim Aufbruch von der Europahütte.

Aus der nur karg bewachsenen hochalpinen Zone ging es talwärts in immer üppigere Vegetation. Erst tauchten einzelne Büsche, Latschenkiefern und Zirben auf, doch bald umgab uns immer dichter werdender Fichtenwald.

Die Baumzone beginnt, einen letzten Abschiedsblick schicken wir auf die Europahütte.

Das ständige Absteigen ging in die Knie, und so legten wir nach 2 Stunden eine Erholungspause ein. Wir genossen hart neben einem Ameisenhaufen sitzend die Aussicht und verputzten eine Packung Studentenfutter. Dank unserer Teleskopstöcke und der dick besohlten schweren Bergstiefel bewältigten wir jedoch die Strecke insgesamt ohne Zwischenfall und ohne übermäßige Erschöpfung.

Einige Schilder am Wegrand wiesen nun die ganze Gegend als „Landschaftsschutzgebiet/Zona di tutela paesaggistica“ aus. Dies bedeutet, dass Totholz, entwurzelte oder vom Sturm gefällte Bäume nicht mehr entfernt werden dürfen und sogar quer über dem Weg liegenbleiben. Wir entwickelten nach mehreren gescheiterten Versuchen des Baumstamm-Unterkriechens eine geschickte Technik des Baumstamm-Übersteigens, da insbesondere unsere gut bepackten Rucksäcke oft nicht unter den Bäumen hindurchpassten.

Dann ging unser Wanderpfad in einen sehr abschüssigen, gerölligen Forstweg über, der uns zu einer großen Wiese führte. Wir wähnten uns schon am Talgrund angelangt, doch erst wurden wir noch durch ein trockenes Bachbett auf und ab geführt. Um 11 Uhr erreichten wir schließlich den Ort Platz. Nun lag nur noch der Weg nach Kematen vor uns. Zu unserem Etappenziel liefen wir auf einer kaum befahrenen Landstraße, die uns herrliche Blicke ins Pfitscher Tal bot.

Die letzten Schritte noch – dann ist Kematen erreicht!

Wir erreichten unseren Gasthof Alpenrose in Kematen (1440 m) nach einer Dreiviertelstunde, bezogen das Zimmer, stärkten uns mit Schlutzkrapfen und frischem üppigem Salat. Nach einer wohltuenden Mittagsrast erkundeten wir das Dorf Kematen, skizzierten, aquarellierten, notierten das heute Gesehene und Genossene. Das Abendessen nahmen wir im Gasthof in Gesellschaft anderer Pensionsgäste ein, mit denen wir sehr angenehme Gespräche teils auf Italienisch, teils auf Deutsch führten. So erfuhren wir auch, dass die administrative Ausweisung des Landschaftsschutzgebietes im wesentlichen den Zweck verfolgte, die Zerstörung des herrlichen Landschaftsbildes durch den angedrohten großräumigen Bau von Windkraftanlagen zu verhindern.

Ein kleiner abendlicher Gang um das Haus führte uns zu den hauseigenen Wachteln, die quirlig herumwuselten und möglicherweise etwas Angst vor uns hatten.

So endete der Tag in bestem Einvernehmen mit den Menschen, den Bäumen, den herrlichen gesehenen Bildern – und die Mühen des recht langen, steilen Abstieges waren schon fast vergessen.

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Etappe 8: Pfitscher Joch – Tiroler Höhenweg – Kraxentrager – Landshuter Europahütte

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Aug 182023
 

Sonntag, 30. Juli 2023. Auch heute gilt unser erster Blick nach dem Aufwachen wie stets dem Wetter. Nachdem es in der Nacht kräftig geregnet hat, überrascht uns in der Früh der Himmel mit immer neuen, spektakulären Wolkenfetzen, die über das Joch, diesen deutlich erlebbaren Kamm der gesamten Alpenkette hinweg getragen, geblasen, getrieben werden.

Nach dem Frühstück schreiten wir stracks und stark, froh und gut gestimmt auf den Landshuter Höhenweg, einen Abschnitt des Tiroler Höhenweges, der uns heute bis zur Landshuter Europahütte (2693 m) führen wird. Er führt beständig in sanftem Auf und Ab allmählich höher – das ist echtes Genusswandern!

Doch je höher wir kommen, desto unwirtlicher wird das Gelände. Das Wetter zieht sich zu, immer wieder fällt feuchtkalter Wind vom mächtigen Massiv der Urbanscharte, der Grawand, der Hohen Wand (3289 m) auf uns herab. Nicht immer ist der Weg sofort erkennbar, von der Europahütte haben wir noch keinen einzigen Dachschindel gesehen! Kein Strauch, kein Baum kann sich hier halten; nur wenige winzige Blümchen sind zu sehen. Wir sind oberhalb der üblichen Vegetation, im Hochgebirge, im Schrofengelände!

Doch nach einer weiteren Stunde erreichen wir die nebelverhangene Landshuter Europahütte, wo wir unser Nachtlager beziehen und uns Lage und Geschichte dieser wahrhaft europäischen Bergsteigerzuflucht (dieses rifugio, wie man auf Italienisch sagt) erzählen lassen.

Die Hütte liegt nämlich genau auf der heutigen Staatsgrenze zwischen Österreich und Italien und wird gemeinsam von der Sektion Landshut des DAV und der Sektion Sterzing des Italienischen Alpenvereins (CAI) betrieben.

Wir stärkten uns im Gastraum auf italienischem Territorium grenzüberschreitend bei Kaspressknödel und spaghetti al ragù bolognese, die aus dem benachbarten nordtiroler Küchenterritorium zollfrei dampfend über die Landesgrenze (die Küche und Gastraum trennt) auf den Tisch serviert wurden.

Nächstes Jahr wird dies so leicht nicht mehr möglich sein, denn die Hütte wird zu Sanierungsarbeiten vorübergehend ganz geschlossen: der Boden auf Südtiroler Seite senkt sich ab, wohl wegen des auftauenden Permafrostbodens – aber sicher auch deshalb, weil die gesamte Europahütte nicht auf einer tragenden Fundamentplatte errichtet worden ist.

Nun sind wir satt vom Essen, aber noch sind wir nicht satt vom Bergsteigen! Wir beschließen, ohne Rucksack den etwa 1-stündigen Aufstieg zum Kraxentrager, dem „Hausberg“ der Europahütte in Angriff zu nehmen. Mit 2998 m ist er fast ein Dreitausender. Den lassen wir uns nicht entgehen! Nach einiger Kraxelei und Emporklimmen an mit Stahlseilen gesicherten ausgesetzten Quergängen erreichen wir den Gipfel.

Vom Gipfel des Kraxentragers bietet sich ein wunderbarer Rundblick in die majestätisch-abweisende Hochgebirgswelt. Hier hält sich der Schnee an einigen Stellen über das ganze Jahr.

Mit fast 3000m über dem Meeresspiegel haben wir hier die höchste Stelle unserer gesamten Alpenüberquerung erreicht! Doch für ausgiebiges Feiern und Schulterklopfen bleibt keine Zeit, denn der Himmel bewölkt sich stärker und stärker.

Wir steigen zur Europahütte ab und erreichen bei nun wieder klarem Himmel unsere Zuflucht, dankbar und zufrieden. Rechts unten im Bild, das ist sie, die Landshuter Hütte!

Das Zimmer in der Europahütte bietet alles, was Bergsteiger brauchen, um tiefen, erquickenden Schlaf zu finden – nur die Hüttenschlafsäcke muss man wie überall selber mitbringen.

Mitten in der Nacht jagen die Winde den Himmel wieder frei, der Mond schaut in unendlicher Gelassenheit über die düstere Bergwelt – er lächelt strahlend und milde. Doch könnte es sich hier auch um eine Einbildung handeln, – in der dünnen Hochgebirgsluft laufen die Gedanken, wohin sie wollen.

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Etappe 7: Schlegeisspeicher – Zamser Grund – Lavitzalm – Pfitscherjochhaus

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Aug 172023
 

Samstag, 29. Juli 2023. Wir verlassen in froher Stimmung die Dominikushütte. In der Morgenfrühe treten gleich beim Aufbruch die Farben und Konturen des Schlegeisspeichers mit metallischer Deutlichkeit hervor.

Auf guten breiten Wegen durchwandern wir den Zamser Grund; immer wieder hören wir die gellenden Pfiffe von Murmeltieren und sehen jenseits des Baches die putzigen Kerlchen, die buchstäblich „wie aus dem Häuschen“ wirken.

Vom Unterschrammachkar stürzt mit lautem Getöse in kräftigem Schwall ein Wasserfall herab. Aus mehreren solchen Zuflüssen speist sich der hinter uns liegende Schlegeisspeicher.

Auf der Lavitzalm besuchen wir die feine kleine Ausstellung, „Pfitscher Joch grenzenlos“. Thema: Die Welt der Arbeit, seit 10.000 Jahren eingeritzt in diese Berge hier am Hauptkamm der Alpen!

In zwölf Schaukästen werden zehn Jahrtausende Geschichte des Arbeitens eingefangen; zum Beispiel sehen wir Klingen und Pfeilspitzen aus der Steinzeit.

Wir lernen, wie im frühen Mittelalter auf der Lavitzalm Töpfe aus Speckstein, auch Lavez genannt, gedreht wurden.

Ein besonders düsteres Kapitel der Heimatkunde: Zwangsarbeit unter dem Kommando der deutschen Wehrmacht. Von Sommer 1941 bis März 1945 wurden im nahegelegenen Valsertal erst Kriegsgefangene aus Serbien und Frankreich, dann italienische Zivilarbeiter und ab Frühjahr 1942 Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion beim Bau umfangreicher, nie in Betrieb genommener Bergwerksanlagen eingesetzt. Abgebaut werden sollte dort das kriegswichtige Element Molybdän, ein Metall, das zur Härtung von Stahl verwendet wird.

Viele der jeweils bis zu 300 eingesetzten Arbeiter erlagen den harten Strapazen oder starben aus bis heute nicht geklärten Ursachen, so etwa der am 15.10.1911 geborene Franzose Robert Leroy, zu Tode gekommen am 15.08.1944 an der Bergstation Alpeinerscharte.

Bis zuletzt wurde übrigens an diesem Ort der Vernichtung menschlicher Arbeitskraft kein Molybdän gefördert.

Hier zwei nützliche Links:

Das Molybdän-Bergwerk im Valsertal

Viehauftrieb in der warmen Jahreszeit/Transumanza del bestiame durante l’estate! Seit Jahrtausenden und bis zum heutigen Tage werden die Alpen hier als Weiden genutzt.

Nach weiterem Anstieg von etwa einer Stunde Dauer erreichen wir unseren Zielpunkt der Etappe 7, das Pfitscher Joch mit dem Pfitscherjochhaus (2276 m). Wir haben somit Südtirol erreicht und überschreiten zugleich die Linie, an der die heutige Staatsgrenze zwischen Italien und Österreich verläuft. Wir beziehen Quartier in einem sehr ansprechenden Zimmer und fertigen draußen noch einige Skizzen an.

Beim Abendessen beobachten wir zwei noch recht junge, unerfahrene Kühe, die von ihrer Herde losgewandert sind und offenbar rings um das Pfitscherjochhaus besonders saftiges Gras vermuten.

Hier sind wir wirklich am Hauptkamm der Alpen angelangt. Die Felsen bestehen am Ort überwiegend aus Gneisen, also erdgeschichtlich sehr altem metamorphem Gestein. Sehr ins Auge fallen mir bei den überall umherliegenden riesigen Felsblöcken die mächtigen Parallelstrukturen, in denen noch das schiefrige Schichtgefüge erscheint, zu denen der unter sehr hohem Druck umgeformte Gneis gepresst wurde.

Und überall sprießt Leben, selbst hier, auf über 2200 m Seehöhe, finden sich am Gneis wurzelnde Blümchen in erstaunlicher Üppigkeit und Farbenpracht!

Ein herrlicher Lohn sind diese Blicke rings um das Pfitscherjochhaus für einen insgesamt unschweren Anstieg!

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Etappe 6: Hochfügen – Sidanjoch – Melchboden – Schlegeisspeicher

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Aug 132023
 

Freitag, 28. Juli 2023

Unsere Wanderung führte uns zunächst an den ausgestorbenen Wintersport- oder besser Skizirkus-Einrichtungen Hochfügens vorbei taleinwärts. Nach einer guten halben Stunde schweißtreibenden Anstiegs hatten wir bereits ein Almdorf, den Pfundsalm-Niederleger, erreicht. Es ging weiter bergan und taleinwärts. Ehe wir auf schmale Bergwege wechselten, gönnten wir uns noch eine kurze Trinkpause. Dann ging es steil bergaufwärts. Immer wieder hielten wir inne, um die wunderschönen Almlandschaften, Ausblicke, Gipfel und das Licht- und Schattenspiel der Wolken und Sonne im Wechsel der Landschaft zu betrachten.

So erreichten wir das Sidanjoch und blickten auf die schneebedeckten Gipfel der Dreitausender im Süden. Auf dem Kamm wanderten wir weiter und wurden nicht müde, uns an der hochalpinen Landschaft zu erfreuen. Die Rastkogelhütte ließen wir rechts liegen, um Energie zu sparen, und „zogen durch“. Auf dem Weg begegnete uns eine große Kuhherde mit einheimischen Bauersleit. Diese Kühe wurden gerade auf eine neue Weide getrieben. Auf die Tatsache, dass einige Viecher keine Hörner hatten, angesprochen, gab uns der Bauer in schönstem Tirolerisch ein Plädoyer für Vielfalt mit auf den Weg. „Ja, man versucht jetzt diese neuen hornlosen Typ Kuh durchzusetzen. Heutzutag reden alle von Vielfalt, und dann sollen doch alle Kühe gleich aussehen.“

Auf einem schönen Steig in sanftem Auf und Ab zwischen Alpenrosen, Zirben, Lärchen und Fichten liefen wir zu unserem Etappenziel, der Jausenstation Melchboden. Dort kamen wir um 12:00 Uhr an. Da der Bus laut Fahrplan erst um 14:30 Uhr abfahren würde, hatten wir Zeit für eine ausgiebige Pause. Wir tranken gespritzten Johannisbeersaft und aßen jeder einen Melchbodensalat mit Kaspressknödel. Um unsere Energiespeicher endgültig wieder aufzufüllen, gab es noch Kaffee und Kuchen (Mohnkuchen, Apfelstrudel). Anschließend setzten wir uns auf die Wiesen in der Nähe der Bushaltestelle und genossen einfach das großartige Bergpanorama beziehungsweise nutzten die Zeit, um ein wenig in unseren Zeichenbüchern zu skizzieren.

Um 14:30 Uhr nahmen wir den Bus zum Bahnhof Hippach. Entgegen unserer Befürchtung bekamen wir einen guten Sitzplatz und konnten die abenteuerliche Fahrt auf engen, oft steil abschüssigen Straßen mit Gegenverkehr sogar genießen. Von Hippach fuhren wir 2 Stationen mit dem Zug nach Mayrhofen, dort nahmen wir einen weiteren Bus, der uns zum Schlegeisspeicher brachte (zirka eine Stunde Fahrzeit). Ein fast unwirkliches Hochgebirgspanorama erwartete uns: der türkisblaue Schlegeis-Speichersee, die übermenschliche monumentale Staumauer, über allem thronend ewige Gipfel und Gletscher!

Wir bezogen unser gemütliches Zimmerchen in der Dominikushütte und wurden von der Hüttenwirtin, einer netten patenten Niederländerin, in alles eingewiesen und zum zeitnahen Einnehmen eines Abendessens angehalten. Dem kamen wir gern nach und genoss außen auf der Terrasse den Blick auf das Panorama sowie einen Veggie-Teller mit Kas- und Spinatknödel und einen Fitness-Salat.

Die 131 m hohe Staumauer erstreckt sich über 725 m Länge. Bauzeit: 1965 bis 1971. Hinten knapp oberhalb der Mauer: die Dominikushütte.

Danach machten wir einen Spaziergang auf der Staumauer und hinunter an den See. Bei der Rückkehr nahmen wir ohne Bedauern zur Kenntnis, dass eine Gruppe junger Österreicher, die zuvor laut lärmend im Gastraum einen Junggesellenabschied gefeiert hatten, mit aufheulenden Motoren wieder abzog.

Den Abend verbrachten wir damit, den schönen Bergtag Revue passieren zu lassen und immer wieder aus dem Fenster auf die großartige Aussicht zu schauen.

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Etappe 5: Fügen – Spieljoch – Gartalm – Loassattel – Hochfügen

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Aug 122023
 

Donnerstag, 27. Juli 2023. Der Morgen ruft uns beiden in einer Unterführung ein herzliches „Griaß enk!“ entgegen, „[Ich entbiete meinen] Gruß euch beiden“, denn dieses „enk“ entstammt bekanntlich im Bairischen dem alten Pronomen personale dualis, also dem altehrwürdigen Dativ-Dual der frühen germanischen Sprachen, der im heutigen Hochdeutschen völlig verloren gegangen ist (vgl. gotisch „igquis“ = euch beiden).

An der Bushaltestelle besteigen wir um 08.18 Uhr den Bus, der uns auf langen gewundenen Serpentinen hinunter nach Jenbach bringt. Dort besteigen wir die Zillertalbahn nach Mayerhofen, die schon wartend am Bahnsteig steht. Ich nutze die Wartezeit um zu bestaunen, wie am Nebengleis die Dampflokomotive der Zillertalbahn befeuert wird. Zentnerweise lädt ein Heizer Kohle in die Ladeluke des Dampfrosses.

Bräunlich-rußige Schwaden dringen aus dem vorderen Schlot. Hinten steigt weißer Dampf aus den erhitzten Wasserkesseln. Diese Männer verrichten die gleichen Arbeiten, wie sie schon vor 130 Jahren verrichtet wurden! Was wäre unsere Welt ohne den tiefgreifenden, flächendeckenden Einsatz der fossilen Brennstoffe Kohle, Erdöl, Erdgas – und des Stickstoffdüngers! Der heutige Wohlstand, die Freiheit von Armut und Hunger, die früher unvorstellbar hohe Lebenserwartung, die in unseren europäischen Gesellschaften alle, wirklich alle genießen, wäre überhaupt nicht denkbar. Diese Gedanken schießen mir durch den Sinn.

Vom Bahnhof Fügen-Hart, wo wir aussteigen, gehen wir durch den Ort zur Talstation der Spieljochbahn. Die Seilbahngondel teilen wir uns mit einer Berliner Familie, die uns aufklärt, dass die vor wenigen Tagen in Berlin-Zehlendorf gesichtete Löwin kein Wildschwein, sondern eben doch eine Löwin gewesen sei. Ha! Dies habe sich erst am Vortag (also am 26. Juli) endgültig bewahrheitet, doch werde diese Wahrheit bewusst in einer medialen Verschwörung von Polizei, Presse und Politik unter der Decke gehalten, um einen bekannten, in Neukölln beheimateten Clan zu decken. Da wir das Internet derzeit kaum nutzen, können wir den Wahrheitsgehalt dieser Aussage nicht überprüfen. Haben die redseligen Berliner uns etwa erneut einen Bären aufgebunden? In der Bergluft sind die Gedanken ja so frei, für einen guten Witz ist immer Zeit!

Mit dieser Seilbahn erreichen wir die Bergstation (1885 m). Im Süden weit drüben grüßen uns gut sichtbar die erhabenen Dreitausender des Alpenhauptkamms, der Hohen Tauern, darunter auch der vergletscherte Großvenediger.

Vom Spieljoch wandern wir zur Gartalm (1849 m). Dort verweilen wir nachdenklich an authentischem Ort vor dem Denkmal für Bruno, den am 30. Mai 2006 hinterhältig geschossenen, den räuberischen „Problembären der Herzen“.

„Fort, fort von hier zum Loassattel!“ Über liebreizende Almhänge, die von Kühen beweidet werden, geht es sanft bergab durch den Nadelwald, an dessen Ende eine idyllisch gelegene Bank an einem Bohlensteg und einer Viehtränke uns zur Pause verlockt.

Und tiefer, immer tiefer führt uns der Abstieg ab dem Loassattel; wir erreichen schließlich den Fahrweg, der uns in den zur Sommerzeit eher verlassenen Wintersportort Hochfügen (1480 m) führt. So rücksichtslos man auch die Skipisten rings um Hochfügen freigerodet hat, scheint der Hunger des Menschen nach immer neuen Natureingriffen, nach Kahlschlagrodungen immer noch nicht gestillt, denn geraume Zeit begleiten uns weitere, erst vor kurzem mit Stumpf und Stiel von Wald und Baum befreite Flächen. Warum ist das so, endet denn nie des Menschen Raubwerk an Wald und Forst, an Baum und Blatt?

Des Rätsels Lösung erfahre ich im Ort selbst von Bewohnern: Hier wird im Zuge eines ökologischen Vorzeigeprojektes die Wärmeversorgung dezentral von individuellem Hausbrand auf Ortswärme umgestellt. Und dazu ist eine großflächige Abholzung bestehenden Waldes, das Aufreißen kilometerlanger Straßen und Gräben, das unterirdische Verlegen von neuen Rohren unerlässlich. Ja, das weitere planvolle, gewiss auch räuberische Zerstören und Umformen, Umgestalten der Natur durch das „Problemtier der Herzen“, den Menschen, wird auch während und nach der ach so hoch gerühmten Energiewende ungemindert weitergehen! Das gilt im Kleinen wie im Großen, in Hochfügen ebenso wie jenseits der Landesgrenzen, in Deutschland. Es wäre eine gefährliche Illusion zu glauben, das Wirken des Menschen könne gegenüber der Natur oder dem Klima je neutral werden. Das war es in der Weltgeschichte nie und wird es auch nie sein – wie man an diesem ökologischen Vorzeigeprojekt in Tirol sehen kann.

Dessen ungeachtet nehmen wir ruhigen Gewissens in Dankbarkeit das vegetarische Abendessen in unserem Nachtquartier ein. Es gibt Tiroler Gröstl und Bergsteigersalat mit frischem Blattwerk und Sprossen, dazu alkoholfreies Weizen und Johannisbeerschorle. [Zusatz vom 13.08.2023: Reiseleitung korrigiert: Das Abendessen war nicht vegetarisch, da das Tiroler Gröstl mit Speck gereicht wurde!] Köstlich, unsere Energiespeicher werden aufgefüllt!

Und mitten in der Nacht werden wir unvermutet wach, treten wir hinaus auf den Balkon und erblicken das größte Wunder des heutigen Tages: den gestirnten Himmel über den Bergen, hoch oberhalb des Lichtsmogs der räuberischen Städte im Flachland: die Milchstraße schimmert und funkelt Millionen von Lichtjahren entfernt auf uns herab.

Sind durch die Nächte die Lichter gewunden,
Reiht sich heilig Stern an Stern;
Alles ist ewig im Innern verbunden
Grüßt von nah und grüßt von fern.

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Etappe 4: Achenkirch – Mariensteig – Gaisalm – Pertisau – Seespitz – Maurach

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Aug 112023
 

Mittwoch, 26. Juli 2023. Bei starkem Regen nehmen wir für die innerörtliche Strecke von Achenkirch-Nord bis zum Achensee (927 m) den Bus. So kamen wir frisch und kraftvoll am Beginn des Mariensteigs an.

Dieser in den Fels geschlagene, ausgesetzte Höhenweg führt uns zu immer neuen, wunderbaren Aus- und Tiefblicken auf den türkisblau leuchtenden Achensee.

Nach einer Stunde Fußmarsch hört es endlich auf zu regnen. Schließlich führt uns ein spektakulärer Abstieg zur Gaisalm, wo wir uns mit einem Teller Suppe stärken.

Über wurzelige Pfade und Geröllfelder gehen wir weiter, quer durch einen Gießbach, bis wir schließlich Pertisau erreichen.

Hier locken seit seit vielen Jahrzehnten hochpreisige Hotels eine gut betuchte Gästeschar an, darunter viele Paare und Familien aus arabischen Ländern. Die letzte Stunde der heutigen Wanderung führte uns flach an einer breiten Uferpromenade entlang.

In Seespitz bei Maurach können wir das Rangiermanöver einer Lokomotive namens Georg verfolgen: eine echte Dampflok aus dem Jahr 1889, die zur Achenseebahn gehört und seit damals die Strecke zwischen Jenbach und Seespitz im Pendelverkehr bedient.

Auf der anderen Seite, dem windgeriffelten See, konnten wir die waghalsigen Wendemanöver der Kite-Surfer bewundern. Etwa 15 Minuten vor unserem Ziel holte uns der Regen – mit dunklen Winden vom Norden herfauchend – wieder ein, aber wir wurden abgelenkt von einer Familie aus Hannover, die sich sehr interessiert nach unserer Alpenüberquerung erkundigte.

Trotz oder gerade wegen des Regens war dies ein sehr nettes Geplauder, und wir konnten und können solch eine Mehrtageswanderung guten Gewissens auch einer Familie mit Kindern empfehlen, sofern man den Kindern gewisse Marscherleichterungen, etwa in Form kürzerer Tagesetappen gönnt!

Schließlich erreichen wir das Hotel in Maurach (950 m), wo wir uns eine selbstgekaufte Brotzeit auf dem Zimmer gönnen: Breze und Vollkornsemmeln, Tiroler Graukäse, Bergkäse, Schlosskäse, Tomaten, Radieschen, Buttermilch und zum Abschluss für ein jedes noch die unseres Erachtens einzigartige Mannerschnitte. (Ja woaßt, mo gfreit si hoit über kleine Belohnungen narrisch nach so einem in Nässe durchwanderten Tag!) Abends erschallt noch Blasmusik von einem Kurkonzert vom Ort herauf, das wir bei geöffnetem Fenster mitgenießen und in die Träume vom heutigen Tag mitnehmen, vom heute gewesenen Tage.

 Posted by at 16:32

Etappe 3: Blaubergalm – Klammbachschlucht – Achenwald – Achenkirch Nord

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Aug 102023
 

Dienstag, 25. Juli 2023 (Reisegruppe erzählt). Kurz vor dem Aufbruch spannt sich ein bezaubernder Regenbogen vor der Blaubergalm (1540 m) auf. Wolken treiben dicht geballt von unten herauf, lagern sich behäbig rings um die Gipfel. Heute steht uns ein langer Abstieg durch die Klammbergschlucht bevor. Verkündet dieser Regenbogen eine heitere, sonnige Etappe?

Nein! Nach etwa einer Stunde setzt erst tröpfelnd, dann immer stärker Regen ein.

Der Weg bleibt jedoch breit, gut begehbar, und unser Regenzeug halten wir stets griffbereit und legen es rechtzeitig an.

Wir sehen auf diesem befestigten Fahrweg mehrere tiefschwarze Alpensalamander, teils lebend, teils aber leider überfahren durch die an diesem Teilstück gelegentlich durchbrausenden Wirtschafts- und Forstfahrzeuge.

Nun öffnen sich alle Schleusen des Himmels.

Um so mächtiger wirken die schroffen Felsabrisse, die munter über den Weg schießenden Wasserstürze, und vor allem bleiben wir stets bester Laune angesichts all der übersprudelnden Fülle der Wunder, all des Staunenswerten, das da vor unseren Füßen plätschert, spielt, krabbelt, spritzt und pfützt.

Diese 14 km lange Etappe 3 endet nach dreistündigem Dauerregen in Achenkirch-Nord (896 m). Dort beziehen wir, nass und müde – aber glücklich! – das Nachtquartier.

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Etappe 2: Kreuth – Goassalm – Königsalm – Blaubergalm

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Aug 092023
 

Dies war heute unser Blick von Kreuth (772 m) auf den markanten Leonhardstein (1449 m)

Montag, 24. Juli 2023 (aus den Aufzeichnungen der Reiseleitung). Der Tag begann mit einem Frühstück mit Müsli, Obst und frischgemolkener Milch auf der Terrasse des Bauernhauses. Unser lieber Verwandter, der Erfahrungen als Leistungssportler aufweisen kann, versorgte uns noch mit frischem Quellwasser und Magnesium, dann brachen wir gemeinsam auf, um den Weg zur Königsalm anzutreten. Zunächst verlief der Wanderweg weiter an der Weissach entlang bis zum Wildbad Kreuth (828 m), dann in den Wald hinein. Nach einem relativ langen steilen Anstieg legten wir eine Trinkpause auf einer schön gelegenen Bank ein und genossen den Blick auf die umliegenden Berggipfel und die Goaßalm.

An dieser Geißalm (1110 m) und ihren Bewohnerinnen (Kaibln, also Kühen, die noch nicht gekalbt hatten) vorbei ging es weiter zur Königsalm. Wir haben einiges über die Almwirtschaft erfahren. Auf der Königsalm (den Namen führt sie, weil König Maximilian I. sie 1817 auf Drängern seiner Gemahlin Caroline kaufte) gab es für alle eine Stärkung: Topfenbrot, selbstgemachte Holunderschorle, Brotzeitplatte, Buttermilch, Schinkenbrot und alkoholfreies Bier. Dazu führten wir lange gute Gespräche. Später wurden uns noch vom sehr freundlichen Wirt Andreas Kaffee und Kuchen – hausgemacht auf der Alm mit dorten gelegten Eiern im Holzbackofen gebacken – gebracht. Wir verweilten etwa 2 Stunden auf der Königsalm, bevor wir uns verabschiedeten und unsere Alpenüberquerung fortsetzten.

Diese führte uns erneut auf einem schier endlosen Anstieg immer bergauf. Eine geschlagene Stunde lang schnauften und schwitzten wir, bevor wir den Sattel der Blauberge erreichten und es wieder bergab ging. Und da geschah es auch schon: Ein kleiner Stolperer brachte eines von uns zu Fall, endete aber glimpflich: niemand wurde ernstlich verletzt. Ein paar kleinere Blessuren trug das eine von uns davon, aber alles war weniger schlimm als gedacht, so dass wir weiterwandern konnten.

Am Kamm überquerten mit raumgreifendem Schritt die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Österreich.

Nach einer dreiviertel Stunde Auf und Ab und nochmal Auf kamen wir endlich auf der Blaubergalm (1540 m) an.

Keine Minute zu früh! Kaum waren wir da und hatten uns in unser Viererzimmer, das wir heute zu zweit bewohnen dürfen, verzogen, brach ein heftiges Gewitter mit Sturm über die Alm herein. Es dauerte zum Glück nur eine halbe Stunde, sodass wir nach einem kurzen Nickerchen die Alm erkunden konnten. Hier werden Kühe gehalten, solche mit und solche ohne Hörner, ferner abgetrennt ein Jungbulle, Schweine und Hühner. Jetzt sitzen wir auf dem Balkon der Alm, trinken alkoholfreies Weißbier, um die Elektrolyte wieder aufzufüllen, beobachten, wie die Kühe in den Stall getrieben werden und freuen uns auf unser Abendessen. Für das eine gibt es Kaiserschmarrn, für das andere Käseomelett.

Am Abend beziehen unerwartet gegen 20 Uhr noch zwei völlig durchnässte und erschöpfte Alpenüberquerer das Zimmerlager neben uns. Sie hatten zehn Stunden für diese Etappe gebraucht und waren zwei Mal in heftige Regengüsse geraten. Eines von uns gibt ihnen ungebeten einige wohlfeile Ratschläge, unter anderem: bei Bergwanderungen solle man immer möglichst früh aufbrechen, um allfälligen Nachmittagsgewittern zu entgehen.

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Alpenüberquerung: Tegernsee – Rottach-Egern – Kreuth

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Aug 082023
 

Alpenüberquerung Etappe 1, 23. Juli 2023 (Fortsetzung). Höher und höher steigt die Sonne, während wir immer wieder die kulissenartig sich öffnenden Ausblicke auf den prächtig schimmernden See genießen. Der Weg wird schon etwas schwieriger, ab und zu brechen knorrige Wurzeln über den Weg, wir gelangen endlich hinunter nach Tegernsee, wo bequeme Bohlenwege in den See hinein gebaut sind. Nun liegt schon das Herzoglich-Bayerische Brauhaus Tegernsee zu unserer Linken. Das lustige Volk hat sich dort versammelt und genießt weiterhin all das Bajuwarisch-Schöne. Nun kommen wir am Schloss vorbei, einem stattlichen Bau, der ursprünglich bis zur Säkularisierung 1803 ein Benediktinerkloster war

Schon lockt uns von weitem ein erster Zielpunkt an, nämlich Rottach-Egern, wo wir die bunten Sonnenschirmchen des Seebades erkennen können. Allmählich setzt uns die sich steigernde Mittagshitze doch zu, und wir sehnen uns nach einer Erfrischung. Wir werden in Rottach-Egern längs einer vielbefahrenen Straße geführt. Hier herrscht reger Ausflugsverkehr. Endlich erreichen wir das Seebad, erstehen den Eintritt und finden gerade noch im Schatten der Bäume einen letzten freien Platz. Endlich dürfen wir die schweren Rucksäcke ablegen!

Abwechselnd darf nun ein jedes ein paar Bahnen im Schwimmbad ziehen, ehe wir uns ungesäumt wieder anziehen. Ich habe reichlich Gelegenheit das Badepublikum zu betrachten; es ist bunt gemischt. Vor mir liegen zwei Männer, die keinerlei Anstalten machen, ins Wasser zu gehen. Sie liegen einfach, reden Russisch miteinander, und gut ist es. Als wir aus den Schließfächern unserer gesamte Habe wieder hervorholen, spricht uns ein Vater mit 2 Kindern an: „Ihr habt ja da so schwere Rucksäcke, was macht ihr denn damit?“ Wir antworten: „Wir gehen auf eine große mehrtägige Wanderung, eine Alpenüberquerung, und nehmen alles Nötige auf dem Buckel mit.“ Der Mann ist erstaunt. So etwas hatte er offensichtlich noch nie in diesem Bad gesehen. Seinem Aussehen und seiner Sprache nach zu urteilen, dürfte er aus einem Mittelmeerland stammen, vielleicht Tunesien, vielleicht Algerien. Ich erläutere, dass das Wandern ein richtiger Sport, eine richtige Freizeitbeschäftigung in Deutschland sei. Er wirkt sehr interessiert, – wer weiß, vielleicht bricht er auch einmal mit seinen beiden Kindern zu einer solchen Unternehmung auf? Mich sollte es freuen!

Und weiter geht es! Nun schlagen wir uns ins Tal der Weissach durch, hier ist der Weg nun wieder sehr angenehm und führt uns den munteren Bergfluss entlang. Es geht immer bergauf. Die Last auf unserem Rücken wirkt allerdings immer schwerer; schließlich gelangen wir auf einem Fußweg zu den ersten Häusern von Kreuth.

Nach wenigen hundert Metern erreichen wir auch schon unser heutiges Nachtquartier, ein prächtiges altes Bauernhaus, bewohnt von unseren lieben Verwandten, die uns heute Obdach geben werden. Nach einer stärkenden Zwischenmahlzeit mit Kaffee und Torte, selbstverständlich selbstgemacht, brechen wir erneut gemeinsam mit den Verwandten zu dem großen Waldfest von d’Leonhardstoana in Kreuth auf, zu dem wirklich die gesamte nähere Umgebung strömt oder doch zu strömen scheint.

Dort genießen wir das Zusammensein mit den Feiernden, sind selber Feiernde, bestaunen und beklatschen die Jugend der Dörfer, die hier, begleitet von der unermüdlich aufspielenden Blaskapelle, die seit Generationen gepflegten Volkstänze aufführt, den Landler, den Zwiefachen, den Tiroler Dreier, den Schuhplattler, – auch das Goaßlschnalzen darf nicht fehlen!

Wir stärken uns mit Radi, mit Würstl und Kraut, mit Bier und Radler. Aber am schönsten sind die Gespräche mit den lieben Menschen hier, das frohe Beisammensein, das Grüßen und Scherzen und schließlich der beschwingte Nachhauseweg. Den Abend lassen wir dann noch mit gemeinsamen Singen, Erzählen von alten und jungen Tagen und erneut wieder gemeinsamem Singen zu Gitarrenbegleitung und dankbarem Gute-Nacht-Wünschen ausklingen.

Das war also der erste Tag, ein wunderbarer Einstieg, der uns müde schon in den Schlummer hinüber gleiten lässt. Wir sind voller Vorfreude auf den nächsten Tag!

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Jede Alpenüberquerung beginnt mit Etappe 1

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Aug 062023
 

Etwas Großes, für uns Besonderes haben wir uns vorgenommen: Wir wollen die Alpen zu Fuß von Gmund am Tegernsee bis nach Sterzing in Südtirol durchqueren! Die Route, die wir uns – leicht abweichend von der meist üblichen Streckenführung – nach eigenen Wünschen zurechtgelegt haben, ist in zehn Etappen unterteilt. Wir planen, diese zehn Etappen in zehn Tagen zu bewältigen.

Wird es uns gelingen?

Auf gute Ausrüstung haben wir schon in der Vorbereitung geachtet. Vor allem zu nennen: feste Bergschuhe, die auch für steiles Schrofengelände taugen, und Rucksäcke, die für jeden Wanderer die gesamte Habe von jeweils 9-10 kg fassen.

Los geht es heute, Sonntag, 23. Juli 2023, dieses Vormittags bei strahlendem Sonnenschein am Bahnhof Gmund am nördlichen Ufer des Tegernsees. Unser Ziel für diese erste Etappe: Kreuth, das bekannte Dorf im Weißachtal.

Leicht finden wir vom Bahnhof den Weg zur Seepromenade hinab, wo gepflegte Rabatten aufeinander folgen und sauber geharkte Wege in eleganter Linie sich dem Seeufer anschmiegen. Müßige Badegäste, schlendernde Flaneure aus aller Herrn Länder geben sich hier ein Stelldichein. Anstrengungsloses Wohlbefinden liegt in der Luft. Nichts deutet auf die Mühen des Weges hin, die vor uns liegen; im Gegenteil, wir befinden uns in der wohlhabendsten Gegend Deutschlands, glänzende Götterlüfte rühren uns leicht, die sanft gekräuselten Wellen des Sees verheißen Entspannung, Frieden, das schimmernde Gelächter der ewig spielenden Wasser durchwaltet uns, während wir ruhigen Gemütes auf Häuser, Wälder, Wiesen und weidende Herden zugehen.

Doch nach einem Kilometer schwenken wir vom See ab und erreichen in immer noch mäßigem Anstieg den Tegernseer Höhenweg. Hier tun sich nun Bilder von prachtvoller Tiefe in leuchtenden Farben auf, schattige Alleen empfangen uns, freundliche Wanderer begegnen uns. Und höher steigt die Sonne, immer höher!

 Posted by at 19:27