Aug 192023
 

Unsere Rucksäcke, diese treuen Begleiter, liegen zum Aufbruch in der Europahütte bereit.

Montag, 31. Juli 2023. Mitten in der Nacht versuchte sich die prachtvolle schwarze Hüttenkatze einen Platz in unserer Kammer zu erschleichen, doch im hellen Mondenschein blieb dies unseren wachsamen Augen nicht verborgen. Pünktlich um 6.30 Uhr erschienen wir zum Frühstück in der Stube, packten alles zusammen und verabschiedeten uns von unseren lieben Wirtsleuten in der Landshuter Europahütte (2693 m). Vor uns lag heute ein steiler direkter Abstieg ins Pfitscher Tal, bei dem es in einem Rutsch immerhin 1260 Höhenmeter zu bewältigen galt.

Dieser Blick bot sich uns beim Aufbruch von der Europahütte.

Aus der nur karg bewachsenen hochalpinen Zone ging es talwärts in immer üppigere Vegetation. Erst tauchten einzelne Büsche, Latschenkiefern und Zirben auf, doch bald umgab uns immer dichter werdender Fichtenwald.

Die Baumzone beginnt, einen letzten Abschiedsblick schicken wir auf die Europahütte.

Das ständige Absteigen ging in die Knie, und so legten wir nach 2 Stunden eine Erholungspause ein. Wir genossen hart neben einem Ameisenhaufen sitzend die Aussicht und verputzten eine Packung Studentenfutter. Dank unserer Teleskopstöcke und der dick besohlten schweren Bergstiefel bewältigten wir jedoch die Strecke insgesamt ohne Zwischenfall und ohne übermäßige Erschöpfung.

Einige Schilder am Wegrand wiesen nun die ganze Gegend als „Landschaftsschutzgebiet/Zona di tutela paesaggistica“ aus. Dies bedeutet, dass Totholz, entwurzelte oder vom Sturm gefällte Bäume nicht mehr entfernt werden dürfen und sogar quer über dem Weg liegenbleiben. Wir entwickelten nach mehreren gescheiterten Versuchen des Baumstamm-Unterkriechens eine geschickte Technik des Baumstamm-Übersteigens, da insbesondere unsere gut bepackten Rucksäcke oft nicht unter den Bäumen hindurchpassten.

Dann ging unser Wanderpfad in einen sehr abschüssigen, gerölligen Forstweg über, der uns zu einer großen Wiese führte. Wir wähnten uns schon am Talgrund angelangt, doch erst wurden wir noch durch ein trockenes Bachbett auf und ab geführt. Um 11 Uhr erreichten wir schließlich den Ort Platz. Nun lag nur noch der Weg nach Kematen vor uns. Zu unserem Etappenziel liefen wir auf einer kaum befahrenen Landstraße, die uns herrliche Blicke ins Pfitscher Tal bot.

Die letzten Schritte noch – dann ist Kematen erreicht!

Wir erreichten unseren Gasthof Alpenrose in Kematen (1440 m) nach einer Dreiviertelstunde, bezogen das Zimmer, stärkten uns mit Schlutzkrapfen und frischem üppigem Salat. Nach einer wohltuenden Mittagsrast erkundeten wir das Dorf Kematen, skizzierten, aquarellierten, notierten das heute Gesehene und Genossene. Das Abendessen nahmen wir im Gasthof in Gesellschaft anderer Pensionsgäste ein, mit denen wir sehr angenehme Gespräche teils auf Italienisch, teils auf Deutsch führten. So erfuhren wir auch, dass die administrative Ausweisung des Landschaftsschutzgebietes im wesentlichen den Zweck verfolgte, die Zerstörung des herrlichen Landschaftsbildes durch den angedrohten großräumigen Bau von Windkraftanlagen zu verhindern.

Ein kleiner abendlicher Gang um das Haus führte uns zu den hauseigenen Wachteln, die quirlig herumwuselten und möglicherweise etwas Angst vor uns hatten.

So endete der Tag in bestem Einvernehmen mit den Menschen, den Bäumen, den herrlichen gesehenen Bildern – und die Mühen des recht langen, steilen Abstieges waren schon fast vergessen.

 Posted by at 16:15

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