Und täglich grüßt das Murmeln hier: „Mehr Geld, mehr Personal, mehr Zentren, mehr Staat, mehr Sozialarbeit, mehr Betreuung“

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Jan 122023
 
Max Liebermann: Truppeneinzug auf dem Pariser Platz. 1918. Schwarze Kreide über Vorzeichnung auf Papier (vélin). Aufnahme vom 15.12.2022, Ausstellung „Liebermann zeichnet“ im Max Liebermann Haus, Pariser Platz, Berlin

Nach Silvester-Krawallen lädt Giffey zum Gipfel gegen Jugendgewalt | rbb24

Bekannte, sehr volkstümliche Melodien erklingen heute, zum Auftakt des durch Bürgermeisterin Giffey für heute einberufenen „Gipfels gegen Jugendgewalt“.

Die Begleitmusiken ändern sich im Laufe der Jahrzehnte, die Probleme bleiben die gleichen, gefordert wird seit Jahrzehnten mit unterschiedlichen Etiketten dasselbe:

Ein „Jugendstärkungspaket“ wird da von den Grünen verlangt, dann wiederum „bessere finanzielle und personelle Ausstattung“, „Familienberatungsstellen, Familienzentren, Schulsozialarbeiter:innen und das Quartiersmanagement (QM)“; der Katalog wird seit Jahrzehnten stetig um neue Forderungen an staatliches Handeln erweitert, lediglich das modische Genderisieren war damals noch nicht so im Schwange wie heute.

Das Vertrauen in das Geld, in die Heilkräfte des fürsorglichen, mittelverteilenden Staates ist offenbar ungebrochen. Aufschlussreich ist für mich der Blick in eigene Aufzeichnungen, die ich nach einem Symposium zur Jugendgewalt im Deutschen Bundestag bereits am 22. Januar 2008 niederschrieb:

Hoffnungsträger Bundestag – Schöneberger Blog (johanneshampel-online.de)

Zu den Referent:innen gehörten damals bei jenem Symposium im Jahr 2008 Kirsten Heisig und Gilles Duhem. Lang ist’s her: Franziska Giffey war damals laut Wikipedia noch nicht Bezirksstadträtin, sondern Kassiererin im Vorstand der Neuköllner SPD. Die Analysen zu den Ursachen der Jugendgewalt sind seit damals kaum verändert, die Karawane der Symposien, Konferenzen, Gipfeltreffen etc. pp. zieht eine Runde weiter. So vergeht wenigstens die Zeit.

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Gewalt fängt in der Sprache an, oder: Na, heute schon gegendert?

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Nov 062012
 

Der Rapper Sido hat seine große Chance ergriffen und im österreichischen Fernsehen hinter bzw. nach laufenden Kameras dem Reporter Dominic Heinzl bescheinigt, seine Mutter sei eine Prostituierte, und das Argument schlagkräftig untermauert.

Eine beispiellose Karriere, die das Wort Hurensohn gerade im gesamten deutschen Sprachraum durchmisst!

Zu den verblüffendsten Gewalterfahrungen, die wir Eltern hier in Berliner Bezirken gemacht haben, gehört, dass  ältere Mädchen sich in Gruppen an einzelne kleinere Jungen unter 10 heranmachen, diese bespucken, schlagen und beschimpfen. Das gab es vor 10 Jahren aber noch nicht.

Ein jüdischer nichtdeutscher Vater, mit dem ich bekannt bin, beschwerte sich daraufhin bei der Mutter. Er wurde von der Mutter sofort als Rassist beschimpft.

Das Schimpfwort Rassist liegt auf 2. Position der beliebtesten Schimpfwörter.

„Hurensohn!“ ist derzeit mit Abstand das häufigste Wort, das dann fällt. Hurensohn ist weit häufiger als Rassist. Ich selbst habe es ebenfalls gehört, wurde selbst auch von Unbekannten ohne jeden Anlass im Vorbeifahren als Hurensohn bezeichnet.

Frauenemanzipation funktioniert!

Wo bleibt hier die angebliche Unterwerfung der Frau in Herkunftskulturen unter den Mann? Ich erlebe die Mädchen hier als sehr selbstbewusst! Die älteren Mädels schimpfen wie ein Mann, mindestens gegenüber kleinen Jungs vor der Pubertät.

Kürzlich rief ein zehnjähriger Junge im Laufe einer Prügelei mit den weit älteren und größeren Mädchen zurück: „Ihr seid selber Hurensohn!“

Grotesk, ein falscher Satz! Überlegt fein, liebe Kinderlein! Was ist die richtige Antwort auf diese Beschimpfung?

Ich weiß es nicht … Gibt es von Hurensohn ein Femininum? Oder muss mann „Schlampe“ zurückrufen?

Eines ist sicher: Es ist in weiten Kreisen von Berlins Jugendlichen eine erschreckende Verrohung eingetreten. Der Fall Jonny K. ist ein Beleg dafür. Ich würde Ausdrücken wie Hurensohn sofort entgegentreten. Migrantenbonus hin, Migrantenbonus her. Ich würde es nicht zulassen, dass ältere Mädchen einen einzelnen kleineren „unbeschnittenen“ oder „beschnittenen“ Jungen bespucken, schlagen und sich mit ihm prügeln. Da darf es auch keinen Migrantinnenbonus geben.

Dennoch wollen wir die Kirche im Dorf lassen: Die allermeisten Morde werden weiterhin von Männern begangen. Weltweit werden 90% aller Morde von Männern begangen. Die Gene sind ja bei allen Männern mehr oder minder gleich. Die sozialen und ethnischen Täterkreise bei schwerer Gewaltkriminalität bleiben im wesentlichen dieselben. Auch bei unseren Kreuzberger Morden der letzten Jahre waren es ausschließlich Männer, die andere Männer bzw. die eigene Ehefrau, die eigene Cousine, die eigene Schwester ermordet haben. Und zwar wegen verletzter Ehre. Auch hier sollte es keinen Migrantenbonus geben. Der eine Mörder kam nach zweieinhalb Jahren Jugendstrafe wieder frei – und mordete erneut. Hier in Kreuzberg. 200 Meter entfernt.

Es ist für mich als Betrachter unfassbar, wie ahnungslos der deutsche Staat massivste Frauenunterdrückung, Polygamie und Gewalt in migrantischen Kreisen deckt und finanziert. Wer spricht eigentlich noch davon? Solange die Presse da war, hielten sie alle im Kreuzberger Innenhof ihre Gesichter in die Kameras. „Frauen, holt euch Hilfe!“ Wer hat diese Schilder noch im Kopf?

An der „beispiellosen“, „rassistischen“ „Gewaltserie“, wo eine „rechtsterroristische Untergrundbande“ über „Jahrzehnte“ hinweg „zahllose“ „Massenmorde“ verüben konnte, haben sie alle einen Narren gefressen. Damit beweisen sie, dass Deutschland eine rassistische Gesellschaft ist, dass das deutsche Recht rassistisch ist.

„Das Problem heißt Rassismus!“ Mit dem Vorwurf, Deutschland sei ein „durch und durch rassistisches Land“, ein Land, in dem Migranten, Ausländer, Asylanten, Flüchtlinge „keinerlei Rechte“ hätten, bringen einige interessierte Kreise die Bundesrepublik Deutschland höchst gezielt in Misskredit. Sie stellen Deutschland in eine Linie mit Polizeistaaten wie etwa Iran, China, Saudi-Arabien oder Nordkorea. Sie bringen die Migranten gegen unser „rassistisches“ System, gegen unsere „rassistische“ Gesellschaft gezielt in Stellung.

Die kurdischen und die sonstigen Asylbewerber, die das Residenzgebot missachten, werden hier in Berlin gezielt eingesetzt, um den Binnenkonflikt der Türkei und die Konflikte anderer Länder nach Deutschland zu verpflanzen.

Die meisten deutschen Politiker der Linkspartei und der Bündnisgrünen merken gar nicht, vor welchen – meist türkischen – Karren sie hier gespannt werden. Sie merken nicht, dass der türkische Staat alles tut, damit wir Deutschen die Kurden, die Tscherkessen usw. endlich zu guten Türken umerziehen. Den deutschen Politiker Cem Özdemir nehme ich allerdings von diesen Vorwürfen ausdrücklich aus.

Zurück zur Ausgangsfrage:

Ein Femininum für Hurensohn brauchen wir nicht. Ich bin für Erziehung zur Gewaltfreiheit. Gewalt fängt in der Sprache an. Ich habe deshalb meinem Sohn Beschimpfungen wie Hurensöhnin oder Rassistin verboten.

Erziehung zur Gewaltfreiheit muss in der Familie und in der Kita, in der Schule und auf Spielplätzen einsetzen.

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More heavyhandedness please!

 Armut, Gute Grundschulen, Jugendgewalt, Verwöhnt, Willkommenskultur  Kommentare deaktiviert für More heavyhandedness please!
Jun 212011
 

Guter Artikel von Freia Peters in der WELT vom 19.06.2011:

Beschimpfungen und Gewalt: So chaotisch geht es an deutschen Schulen zu – Nachrichten Politik – Deutschland – WELT ONLINE

Dieser Artikel entspricht leider der Realität, die ich oftmals von Schülern, Erziehern, Sozialarbeitern und Lehrern zu hören bekomme. Die Berliner staatlichen Schulen in vielen Bezirken drohen gerade abzuschmieren oder sind schon abgeschmiert.

Hauptgrund dafür scheint mir ein Versagen der Familien zu sein, kräftig befördert durch den Staat mit seinem aus dem Fugen geratenen Verwöhnungswesen.

Die deutsche Gesellschaft, geplagt durch chronische Schuldkomplexe, nimmt’s gerne hin. Auf dass die Schuldgefühle in hundert oder tausend Jahren verschwinden mögen. Allein schon das ständige Gelaber von „Armutsverhältnissen“ offenbart eine völlige Unbekanntschaft der Sozialapostel mit den tatsächlichen Verhältnissen.
Ich habe da kürzlich den Roman Yalo von Elias Khoury  gelesen. Sehr erhellend! Soweit die Deutschen sich für die Herkunftsländer unserer Zehntausenden und Aberzehntausenden von Sorgenkindern interessieren, sollten sie das Gespräch mit den typischen „neuen deutschen“ Jugendlichen suchen – oder diesen Roman lesen. Eine Studie über die permanente Gewaltdrohung, die in den arabischen Ländern herrscht.

Die Kinder und Jugendlichen schlagen bei uns über die Stränge, wo es nur geht. Besonders verheerend: Das deutsche Sozialhilfewesen, das lebenslang, ja über Generationen hinweg ein herrliches, sattes Leben ohne Mühe und Anstrengung garantiert.

Tenor vieler zugewanderten Eltern ist: „Das deutsche Sozialwesen versaut uns unsere Kinder!“ „Die Deutschen verlangen nichts von uns. Wir dürfen uns alles herausnehmen. Diese dummen Deutschen!“ „Hier liegt das Gold auf der Straße.“ „Ja, wenn die Deutschen so blöd sind, uns die ganzen Schulen und die Sozialkassen zu überlassen, dann holen wir uns, was wir kriegen können!“ „Die Lehrer sind viel zu nachgiebig. Sie legen es ja darauf an, fertiggemacht zuwerden.“

„Leider ist die körperliche Züchtigung durch den Lehrer an den deutschen Schulen verboten.“ In den arabischen Ländern gehört körperliche Züchtigung zur Erziehung selbstverständlich dazu. Ein Schlag auf den Handrücken mit dem Lineal ist Normalität.  Dem Vater steht das Züchtigungsrecht zu. Die Herkunftsländer der Null-Bock-Lernverweigerer sind viel stärker von Gewaltausübung geprägt als Deutschland. Folter und Gewalt durch den Staat haben ferner über Jahrhunderte hinweg eine Untertanen-Mentalität erzeugt, die keinerlei Milde oder gutes Zureden mehr ernstnehmen kann. Die Menschen, die in den arabischen Herkunftsländern oder in anderen Ländern unterdrückte Untertanen des autoritären Staates waren, nehmen an der deutschen Gesellschaft  gewissermaßen Rache für das durch die eigenen Machthaber erlittene Unrecht.

Was tun? Ich habe mich mit vielen zugewanderten Eltern unterhalten. Wir kommen zu folgenden Schlüssen:

1) Mehr Disziplin ist das A und O. Mehr Heavyhandedness, mehr Zucht und Ordnung in der Klasse ab Jahrgang 1 sind ein Muss!

2) Es wäre falsch, immer nur auf gutes Zureden zu setzen. Strenge ist angesagt. Das Einhalten von Regeln muss eingefordert werden.

3) Ebenso wichtig: Vertrauen in den Menschen setzen! Die Kinder und Jugendlichen müssen sich emotional angenommen, aber auch gefordert fühlen.

4) Abspecken der Sozialhilfe ist ebenso heilsam.

 Posted by at 21:37
Mai 052011
 

In einem internen Papier für die Berliner CDU schrieb ich vor wenigen Tagen: „Die Ursachen der in Schwere und Bösartigkeit alarmierenden Jugendgewalt liegen fast ausschließlich in einem Versagen der Familie. Die allermeisten jugendlichen Gewalttäter kommen aus einem häuslichen Umfeld, in dem es entweder an emotionaler Geborgenheit oder an fester Regelsetzung fehlt – im schlimmsten Fall an beidem: Prügeleien, häufige Brutalitäten in der Familie können sich ebenso nachteilig auf die Kinder auswirken wie grenzenlose Verhätschelung, gleichgültige Vernachlässigung oder plötzlicher, unerklärter Fortfall eines Elternteils. Kurzfristig ist raschere, fühlbar als Nachteil  empfundene Bestrafung das Mittel der Wahl.

Langfristig besteht die beste Gewaltprävention in der intensiven Vorbereitung aller Kinder auf ein gutes Leben in Familien, auf gutes Erziehen in Familien. Diese Aufgabe der frühzeitigen Familienbildung und Familienerziehung kommt mehr und mehr den Kitas und Schulen zu. Sie müssen durch ihr Beispiel die Kinder jene Achtung und Liebe, jene Strenge und Wertschätzung lehren, die die beste Gewähr für einen gewaltfreien, respektvollen Umgang aller Menschen ist.“

Es ist auffallend zu sehen, wie sehr die Fachleute doch mittlerweile übereinstimmen, dass die Familie die entscheidende Größe im Aufwachsen der Jugendlichen ist und bleibt – mehr als die Schule, mehr als die Gleichaltrigen. Die Ursachen der Jugendgewalt sind nicht „gesellschaftlich“ und nicht „politisch“, sondern „familiär“. Gäbe es keine zerrütteten und moralisch korrumpierten Familien, dann hätten wir kein Problem mit Jugendkriminalität!

Als beliebigen Beleg kann ich hier ein Interview mit Hans-Jürgen Kerner  anführen, in dem er den familiären Ursprung der Jugendgewalt als ein unbezweifelbares Faktum hinstellt:

 Kriminologe Hans-Jürgen Kerner: „Junge Gewalttäter sind keine Monster“ – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – SchulSPIEGEL
Gewalt von Söhnen aus sogenanntem guten Hause überrascht mich nicht sonderlich. Nach außen hin geordnete Familien können innerlich zerrüttet und moralisch korrumpiert sein. Das sehen wir in Forschungen immer wieder. Vom mittleren Mittelstand aufwärts sind die Fähigkeiten, eine Fassade zu erstellen und aufrecht zu erhalten, erstaunlich kreativ ausgeprägt.

Es ist schon merkwürdig, dass bisher keine Partei – selbst meine Partei nicht – aus diesen so offenkundigen Befunden die Schlussfolgerung zieht, die Schule müsse bewusst auf gutes Zusammenleben in Familien hin erziehen. Dabei liegt es doch fast auf der Hand:

Wenn die Kinder Glück haben, lernen sie “Familie” in der Herkunftsfamilie. Wenn sie Pech haben, lernen sie es nie – und werden es auch durch die Sozialhilfe nicht lernen.

Würden Kinder an den staatlichen Bildungseinrichtungen auf allen Altersstufen bewusst und sorgfältig auf das Zusammenleben in Familien hin erzogen, könnten sie später den überragend wichtigen Schritt zur Gründung einer Familie selbstbewusst und voller Zutrauen in die eigenen Kräfte gehen. Von überragender, vielleicht sogar von entscheidender  Bedeutung ist dabei das Einüben einer tauglichen Rollenerwartung für die werdenden Väter.

Familienbildung, Familienerziehung muss deshalb bereits in der Grundschule beginnen. Die Schulen sollen wichtige Themen des Familienlebens entsprechend dem Reifegrad der Kinder fest in den Sach- und Deutschunterricht einbauen. Dazu gehört vor allem das Kochen, die Haushaltsführung, die Pflege eines geordneten häuslichen und städtischen Umfeldes, die Achtung vor den Eltern und Lehrern, die Höflichkeit, die Erziehung und Pflege von Babies und kleinen Kindern. Alle Jungen und Mädchen sollen gleichermaßen in diesen wichtigen Themenkreisen unterwiesen werden.

Was zurzeit noch zunehmend dem Staat und seinen Institutionen (der Sozialarbeit, der Polizei, der Justiz) aufgebürdet wird („darum muss ER –  der STAAT sich kümmern!“), muss wieder von den subsidiären Gemeinschaften, also der Familie, der Verwandtschaft, der Nachbarschaft im Geiste des „WIR“ ausgefüllt werden

Wo ER war, soll WIR werden!

 Posted by at 23:40

Woher kommt die Verrohung so vieler Berliner Jugendlicher?

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Mrz 232011
 

Na, jetzt fallen sie aus allen Wolken, nachdem ein 17-Jähriger von 20 anderen krankenhausreif geschlagen worden ist. O ihr Waisenknaben! „DAS BÖSE INTERNET!“ Aber ich kann an den Einträgen in Isharegossip nichts so arg Überraschendes erkennen. Derartige Sprüche hören wir in Kreuzberg in gewissen Kreisen oder im Prinzenbad jeden Tag. Schon 8-jährige Knaben fangen damit an.

„Schlampe“, „hey du Schwuchtel, ich fick deine Mutter!, „Ich schlitz dich auf mit Messer, wenn du meine Braut anrührst“ usw. usw. – solche Sprüche sind nun wahrhaftig keine Seltenheit unter typischen Berliner Jugendlichen. Ich höre sie selbst hier in Kreuzberg immer wieder – ob ich will oder nicht.

Schlimm ist die Brutalität der Attacke über das Internet. Das Internet ist aber nur ein Multiplikator, die Grundhaltung entspringt selbstverständlich dem Alltag.

Die Ursache für die bestürzende Verrohung dieser Jugendlichen sehe ich vor allem in einem Versagen der Eltern. Nicht der Senat ist schuld, nicht die Schule, nicht das Internet, sondern die Eltern, die es nicht schaffen, sich für die Erziehung ihrer Kinder verantwortlich zu fühlen.

Wieso sollten sie? Alles hat ja „soziale Ursachen“. Die individuelle Verantwortung ist abgeschafft.

Der Staat sorgt durch reichlich Verwöhnung aller hier Lebenden, durch reichlich Geld dafür, dass weder Not noch Lerndruck herrschen. Der deutsche Staat wird verachtet ebenso wie die Schwachen, die fertiggemacht werden. Staatlich subventionierter Sadismus bricht sich Bahn.

Ich konstatiere ein Fehlen des Respekts, eine absolute moralische Wüste bei einem Teil unserer Jugend. Homosexuellenfeindschaft, Judenfeindschaft, Verachtung des anderen, Frauenfeindschaft, Gewaltkult, Waffenkult sind etwas, was aus diesen Einträgen überdeutlich hervorgeht. Auffällig ist auch das starke Konturieren der eigenen ethnischen Herkunft, die klare Abgrenzung gegen die Ungläubigen.

Die Berliner Parteien haben es meines Erachtens noch nicht erfasst, dass die Ursachen für Jugendgewalt vor allem in den Familien und im mangelnden Zwang zur Anpassung an die in Deutschland geltenden Normen zu suchen sind.

Selbstverständlich spielt auch das deutsche Sozialsystem, das gnädig&gütig alle aus allen Ländern anlockt, die anderswo keine Chance hätten, erneut seine verheerende Wirkung voll aus.

 Posted by at 22:18
Dez 072010
 

Um weit mehr als die ursprünglich eingestellten 7% Wachstum werden die Sozialausgaben des Bundeslandes Berlin laut dem neuesten Statusbericht des Finanzsenators Nußbaum ansteigen. Als Hauptursache dafür wurden stark steigende Ausgaben für Jugendhilfe, Hilfen zur Erziehung sowie vor allem Unterbringung straffälliger Kinder und Jugendlicher in Heimen angegeben. Der Staat tritt also für Familien in die Bresche, die offensichtlich mit ihren Kindern nicht zurechtkommen. Was ist Sinn und Zweck dieser staatlich aufgespannten Rettungsnetze? Dieses Thema wollen wir im folgenden erörtern anhand eines Teilproblems, nämlich der Ursachen für Jugendgewalt.

Immer wieder überfliege ich Verhandlungsberichte von Strafprozessen, habe das eine oder andere Mal persönlich mit schwer Straffälligen und Drogensüchtigen gesprochen. Mich reizt es herauszufinden, wie die Menschen – die ich alle als meinesgleichen ansehe –  zu so etwas fähig sind, also zu Gewalt, Drogensucht, zum Ausstieg, zu Raub, Mord und Totschlag. Soeben las ich eine Geschichte, in der die ZEIT-Journalistin Susanne Leinemann erzählt, wie sie selbst Opfer eines nächtlichen Raubüberfalls wurde: Drei Jugendliche verprügelten sie, schlugen ihr mit einer Treppengeländersprosse den Schädel ein, so dass sie fast nicht überlebt hätte. Auf bewundernswerte Weise findet Susanne Leinemann den Mut, die ganze Geschichte bis zur Verurteilung der drei Täter zu Ende zu erzählen.Was sind das für Täter?

Alle drei Täter haben etwas gemeinsam, was sie mit den meisten anderen Straffälligen verbindet: zerbrochene Familien und intensive Betreuung und Versorgung durch staatliche Institutionen.

Wir zitieren:

Wenn ich hier kurz ihre Geschichte erzähle, dann nur im Interesse der Allgemeinheit, nicht der Täter – weil ich am eigenen Leib erfahren musste, dass im weiten, von der Öffentlichkeit blickdicht abgeschotteten Feld der Heimerziehung und Intensivpädagogik etwas furchtbar schiefläuft. Es wurden schon viel zu viele mitfühlende Tätergeschichten geschrieben, ich schreibe nicht noch eine. Eine kaputte Kindheit ist kein Freifahrtschein für Mord und Totschlag.

Im Gericht hört man, alle drei wurden früh aus ihren Elternhäusern herausgeholt; mal vom Vater geschlagen, mal fühlte sich die Mutter überfordert. Keine der Elternehen ist intakt. Alle drei sind Brandenburger Nachwendekinder, geboren in Luckenwalde, Lübben, Lauchhammer. Die beiden Haupttäter kommen gleich ins Kinderheim, der dritte lebt ein Jahrzehnt lang in einer Pflegefamilie, bis es dort kracht. Danach ist auch er ein Heimkind.

Jugendgewalt: Der Überfall – Berlin – Tagesspiegel
Im Gericht sind alle im Lauf der Verhandlung immer fassungsloser – die Richter und die Schöffen, die Staatsanwältin, selbst die Verteidiger. Er habe ja schon viel gesehen, sagt der Vorsitzende Richter am Ende des Prozesses, aber so etwas „Desolates“ sei ihm selten untergekommen. Biografien, vollkommen ohne Halt – keine Familie, keine Religion, keine abgeschlossene Schulausbildung, keine Hobbys. Dabei sind die drei das Produkt von lauter gut gemeinten Absichten – einer weitverzweigten Sozial- und Therapieindustrie, von Sozialpädagogen, Psychotherapeuten, Erziehern, Angestellten der Jugendämter. Viele, die in diesen Berufen arbeiten, sind Frauen. Fast alle Opfer der Serie sind Frauen.

Leider sind diese drei Biographien durchaus typisch, durchaus bezeichnend für kriminelle Karrieren. Unter Strafrichtern, Familienhelfern und Psychologen ist es ein offenes Geheimnis, dass nahezu alle schweren Gewalttaten und Suchtkrankheiten ihren angebbaren Ursprung in den Herkunftsfamilien der Täter finden. Denn fast alle Gewalttäter oder Drogenkranken stammen aus zerbrochenen oder zerbrechenden Familien oder aus Heimen.

Die allermeisten Gewaltkriminellen kommen also aus zerbrochenen oder zerbrechenden Familien. Die beste sozialpsychologische Betreuung, die volle Dröhnung an Sozialarbeit, Erziehungshilfe, das fabelhafteste Heim wird eine Familie mit Vater und Mutter nicht ersetzen können. Umgekehrt gilt: Eine intakte, vollständige Familie mit Vater und Mutter ist die allerbeste Prävention gegen Kriminalität, Drogensucht und psychiatrische Störungen.

Es bleibt für mich eine der erstaunlichsten Tatsachen meines gesamten politischen Engagements, dass dieser ebenso offenkundige wie weitreichende Befund keinerlei Eingang in Praxis und Programm der deutschen Parteien gefunden hat. Die Familie kommt zwar noch im Grundgesetz vor, wo sie ausdrücklich unter den Schutz der staatlichen Gemeinschaft gestellt wird. Aber wer könnte diesen GG-Artikel auf Anhieb benennen? Wer weiß, wo dies steht?

Wann hätte ein Sozialpolitiker oder eine Politikerin von Rang sich in den letzten Jahren klar, leidenschaftlich und mutig zur Familie bekannt? Ich kann mich nicht erinnern.

Stattdessen wird gebetsmühlenhaft wiederholt: „Der Staat darf sich nicht einmischen in die Fragen des menschlichen Zusammenlebens. Wir leben nicht mehr in den 50er Jahren!“

Darauf erwidere ich: Er tut dies Tag um Tag, der Staat mischt sich massivst in das Leben der Bürger ein  – etwa durch seine Mittelvergabe, durch Lehrpläne an Schulen, durch Finanzierung von Projekten. Der Staat verhält sich also keineswegs neutral gegenüber dem Leben der Bürger. So ergreift der Staat gern Partei für die berufstätige Frau und Mutter. Kind und Karriere sollen möglichst unter einen Hut gebracht werden. Dies ist eine klare politische Zielsetzung, für die der Staat erhebliche Mittel bereitstellt. Auch in dieser Woche wird wieder heftig über die Einführung einer Frauenquote in Führungspositionen gestritten.

Niemand fragt, was dies für die Familien bedeuten würde, wenn tatsächlich 40 oder 50 Prozent aller führenden beruflichen Positionen mit Frauen besetzt wären. Das Ziel: möglichst viele Frauen in Führungspositionen! gilt heute nahezu absolut.

„Wir wollen doch alle, dass die Frauenerwerbsquote möglichst hoch ist!“ Dies gilt als eines der obersten Ziel der Sozialpolitik. Einspruch, da gehe ich nicht mit!

Ein weit höheres politisches Ziel als die Steigerung der Frauenerwerbsquote muss es sein, dass möglichst viele oder möglichst alle Kinder in vollständigen, in gelingenden Familien leben, in denen der Lebensunterhalt durch Vater oder Mutter oder durch beide zusammen erwirtschaftet wird.

Selbst bei den heftigst geführten Diskussionen über die Jugendgewalt wird in aller Regel kaum ein Blick auf die Familien geworfen. Geschweige denn, dass eine Partei sich klar und unmissverständlich für den überragenden Rang der Familie einsetzte –  Familie verstanden als dauerhaft bestehende Gemeinschaft aus Vater, Mutter und einem oder mehreren Kindern.

Der allbezirkliche, parteienübergreifende Konsens geht dahin, den Familien mehr und mehr von ihren Aufgaben abzunehmen: Sozialstationen, Sozialhilfe, Elterngeld, Ganztagsbetreuung, Kita-Ausbau, Ausbau der Krippen- und Heimplätze, gewollte Erhöhung der Familien mit zwei erwerbstätigen Eltern, staatlich geförderte und gewollte Erhöhung der Frauenquote im Berufsleben – der überragende Trend geht dahin, dem Staat mehr an Leistungen abzuverlangen, den Familien weniger.

Das gleiche Bild bietet sich in der Integrationsdebatte: Auch hier wird den Familien fast nichts zugetraut, den staatlichen Einrichtungen – also vor allem der Schule, dem Arbeitsamt, der Erwachsenenbildung, den berühmten „Integrationsmaßnahmen“, die sich als Endlosschleife dahinziehen – fast alles.

Die soziale Sicherung wird ebenfalls fast ausschließlich unter dem Aspekt der staatlichen Lasten gesehen.  Dabei werden die meisten Lasten der sozialen Sicherheit durch die Familien getragen – etwa in der Kinderbetreuung, in der Betreuung der Alten und Kranken. Niemand weiß es der Familie zu Danke, dass sie die Keimzelle der Gesellschaft bildet!

In den Berliner Schulbüchern wird stets das Hohe Lied der einsamen Frauen und Männer gesungen, die Jahr um Jahr an der Selbstverwirklichung des heiligen Egos arbeiten. Die Schule verrät reichlich Tipps und Tricks zur Empfängnisverhütung, aber nichts zu Aufbau und Pflege einer Familie, zu Pflege und Aufbau einer guten Mann-Frau-Beziehung, zu Pflege und Erziehung von Kindern.

Das wird schiefgehen. Und es geht ja bereits schief! Ein Blick auf den explodierenden Sozialhaushalt des Bundeslandes Berlin lehrt dies. Ein-Eltern-Familien sind einer der entscheidenden Risikofaktoren für generationenübergreifende  Sozialhilfekarrieren.

Es gilt deshalb, die Familien zu ertüchtigen. Der Staat muss um des eigenen nackten Überlebens willen ein starkes Interesse daran haben, gute, starke, dauerhafte Familien heranzubilden. Falsch: Nicht nur um seiner selbst willen, sondern um der Kinder willen – sie brauchen eigentlich und zunächst einmal eine gute, fürsorgliche Mutter, einen guten, grenzensetzenden Vater. Viele Kinder in Berlin finden dies heute nicht. Damit kann ich mich nicht abfinden.

Die furchtbare Geschichte von Susanne Leinemann war Anlass für diese Betrachtungen. Ihr gebührt Dank dafür, dass sie trotz der Schmerzen uns Lesern ihre Erfahrungen berichtet hat. Diese Berichte könnten ein Umdenken bewirken.

 Posted by at 19:51

„Ich möchte ein Vorbild sein“

 ADFC, Jugendgewalt, Vorbildlichkeit  Kommentare deaktiviert für „Ich möchte ein Vorbild sein“
Nov 232009
 

 Letzten Mittwoch fand eine Bezirksratssitzung des ADFC statt. Gute, anregende Debatten. Das Tolle ist, dass in diesem Gremium tatsächlich alle 12 Berliner Bezirke vertreten sind und sich austauschen, Beschlüsse fassen oder auch offene Fragen aufwerfen!  Berlin ist ein reich gegliederter Mikrokosmos, mit dem Rad ideal erfahrbar!

Gegen Ende werde ich für eine weitere Amtszeit als Sprecher bestätigt, ebenso Stellvertreter Holger Martin.

Und damit kommen wir zum Presseartikel des Tages. Thema: Das Fahrrad im Mikrokosmos der migrantischen Kulturen. Ein zu wenig beackertes Feld – denn in der Tat sind wir im ADFC nur „Ur-Deutsche“, wie uns Seyran Ates mit einem kaum merklichen Augenzwinkern nennt, als wären wir so etwas wie spreewaldentsprungene Pygmäen. Das ist in den Parteien schon anders – zum Glück! Aber warum ist das so? Wer dies wissen will, der muss die neueste Radzeit 6/2009 lesen!

„Ich möchte ein Vorbild sein und meinen Patienten zeigen, dass es möglich ist, etwas gegen Übergewicht und schlechte Gesundheit zu tun.“

So spricht Neriman Fahrali, eine Kreuzberger Ärztin. Tolles Interview! Fahrali schafft es, das Radfahren nicht nur als gesund und lustig darzustellen, sondern sie bettet diese gute Gewohnheit auch in einen kulturellen Zusammenhang ein: Radeln steht für eine ruhige, unauffällige, rücksichtsvolle Art der Fortbewegung. Also etwas Uninteressantes!

Und dann lacht mein politisches Herz bei der folgenden Aussage:

„Ich selbst versuche es immer mit Konfrontation. Wenn mich zum Beispiel Patientinnen ansprechen, ich sei so schön schlank, sage ich ihnen direkt, ich täte ja was dafür, würde radfahren und laufen – und säße nicht immer knabbernd vor dem Fernseher. Mit immer mehr Angeboten und Geschenken, wie es die deutsche Politik so lange versucht hat, kommt man jedenfalls nicht weiter.“

Den Satz habe ich fett gedruckt. Ich habe selbst noch bis vor zwei Jahren des öfteren gesagt: „Wir müssen mehr Angebote machen.“ Selbst bei einem Bundestagshearing zur Jugendgewalt  habe ich das so wörtlich behauptet.

Mittlerweile stimme ich mit denen überein, die sagen: Konfrontation ist oft nötiger als zusätzliche Angebote. Und selber Vorbild sein! Das gilt gegenüber all denjenigen, die wir als „die Schwachen“ bezeichnen.

Ich halte das von Kerstin Finkelstein geführte Interview mit Neriman Fahrali für einen wichtigen, erhellenden Beitrag zum Thema: „Warum ich noch nicht Rad fahre.“  Unbedingt lesen!

Das Foto zeigt einen Bewohner des Berliner Zoos, aufgenommen am vergangenen Sonntag.

Leseempfehlung:

„Ich bin Ärztin und sollte eigentlich Mercedes fahren“. Interview und Foto von Kerstin Finkelstein. RadZeit 6/2009, S. 16-17

 Posted by at 21:48
Sep 152009
 

Die Stationen der S-Bahn, die in den Berichten über den Mord an Dominik Brunner getötet wurde, kenne ich alle aus meinen Münchner Jahren. Dieser Tod geht mir sehr nahe.

Erstaunlich ist erneut, dass die Politiker aller Parteien kaum Erhellendes oder Sinnvolles dazu sagen. Die Täter standen in Betreuung, sie wohnten unter ständiger Hilfe. Sie waren langjährige Klienten der Sozialarbeit, der Polizei und der Justiz. Was fordert Brigitte Zypries, die Bundesjustizministerin: Mehr Sozialarbeit, mehr Schulstationen. Aber nicht der Mangel an Sozialarbeit scheint hier das verursachende Problem gewesen zu sein. Sondern offenbar zerbrochene Lebensmuster, zerbrochene und zerbrechende Familien. Der eine oder andere Unionspolitiker verlangt härtere Strafen. Ohne darlegen zu können, wie härtere Strafen das Abgleiten in kriminelle Karrieren verhindern können.

Die absolute Mehrzahl der jugendlichen Kriminellen stammen aus zerbrochenen oder zerbrechenden Familien – aus zerrütteten Familien, wie es heißt. Aus Familien, die ihrer Erziehungspflicht nicht nachkommen. Das ist so. Das wissen eigentlich alle Fachkräfte.

Was sollte der Staat tun? Meine Forderung ist eindeutig: Der Staat, also wir, muss über die Schulen, über alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel den Sinn für die Verantwortung der Familien stärken. Er muss ins Bewusstsein heben, dass die Eltern Pflichten gegenüber den Kindern haben, dass die Eheleute sowohl den Kindern wie auch einander Treue und Fürsorge schulden. Jedes Märchen, jede Geschichte – alles ist recht zu diesem Ziel. Wir – der Staat – müssen wieder und wieder die Botschaft aussenden: Die wichtigste und die nicht aufgebbare Verantwortung für das Gedeihen der Kinder liegt bei den Eltern – oder denen, die für die Kinder Sorge tragen. Das können Großeltern sein, Verwandte, Freunde. Aber der Staat, die Sozialarbeit soll nur dann einspringen, wenn es anders nicht geht.

Diese Botschaft wird aber derzeit nicht vermittelt. Ich blättere immer wieder Lehrpläne und Lesebücher unserer Schulen durch. Dort lernt man weder, wie man ein Butterbrot schmiert, noch dass Vater und Mutter (oder die beiden Mütter, die beiden Väter) die Kinder ordentlich anziehen sollen, dass sie ihnen  täglich warmes Essen kochen sollen. Nichts. Das Leitbild der heilen Familie ist aus den Lesebüchern, aus den Schullehrplänen verschwunden. Es wimmelt von lauter Einzelkindern, die irgendwelche Abenteuer bestehen. Aber das Leitbild Familie ist verblasst. Die Folgekosten sind riesig.

Na, ärgert ihr euch, dass ich „heile Familie“ sage, statt „intakte primäre Sozialisationsagentur“? Ärgert euch nur!

Ich ärgere mich auch: Wir Eltern haben soeben die neue Broschüre zur Berliner Schulreform erhalten. Motto: „Eltern – zurückbleiben!“ Die Kinder fahren allein ab, die Rolle der Eltern bei der Erziehung der Kinder wird in der Broschüre nicht erwähnt. Der Staat kümmert sich um alles. Die Kinder steigen in den Zug, die Eltern winken.

Ich finde, das Leitbild Familie gehört wieder zurückverpflanzt in Herz und Kopf. Der Staat wird auf diese primäre Sozialisationsagentur nicht verzichten können. So viel Geld hat er nicht, Finanzkrise hin, Finanzkrise her.

Gibt es denn keine einzige Partei in Deutschland, die noch mutig genug ist, die starke, die leistungsfähige Familie zu fordern und zu fördern? NICHT mit GELD, sondern mit guten WORTEN. Klingt paradox. Ich meine das aber so. Alle, alle verlangen bei derartigen schlimmen Gewaltvorfällen mehr Staat, mehr Geld, mehr Polizei, mehr Videokameras, mehr Strafen, mehr Sozialarbeit – alles, was den Steuerzahler Geld kostet.

Ich nicht. Ich verlange mehr und bessere Familie. Bitte mehr Propaganda-Arbeit für die Familie!

Die Familie ist kein steuerliches Problem, sondern eine Frage der Werte, die eine Gesellschaft zusammenhalten. Der Werte, die eine Gesellschaft steuern.

In der Beschreibung des Ist-Zustandes hat die Ministerin Zypries ansonsten recht.

Zypries über Jugendgewalt – “Die Verrohung nimmt zu“ – Politik – sueddeutsche.de
SZ: Die bayerische Justizministerin fordert die Erhöhung der Höchststrafe für Jugendliche von zehn auf 15 Jahre.

Zypries: Das ist für mich hilfloser Aktionismus. Jugendliche begehen Straftaten in der Regel spontan und unüberlegt und denken doch nicht darüber nach, welche Höchststrafe ihnen drohen könnte. Wichtig ist, die Ursache solcher Gewaltexzesse an der Wurzel zu packen, indem wir uns verstärkt um die Jugendlichen durch Sozialarbeit in der Schule und durch Jugendarbeit kümmern.

Viele Jugendliche erleben heute keinen geregelten Tagesablauf mehr. Wir müssen verhindern, dass sie erst später im Jugendknast lernen, wie man sich selbst ein Brot schmiert und die Wäsche wäscht. Hier sind vor allem die Länder gefordert, für eine bessere Personalausstattung zu sorgen, statt ausgerechnet bei der Schulsozialarbeit zu sparen

 Posted by at 11:09
Jan 222008
 

Nach all den Posen und Possen, die Wahlkampfzeiten mit sich bringen, waren meine Erwartungen eher niedrig, als ich gestern, am 21. Januar, das Symposium zur Jugendgewalt im Deutschen Bundestag besuchte. Eingeladen in den Fraktions-Sitzungssaal hatten die Abgeordneten Volker Kauder (Rottweil-Tuttlingen) und Hans-Peter Uhl (München). Und – Überraschung! – die ganze Veranstaltung war von der ersten bis zur letzten Minute lehrreich, wohltuend unaufgeregt, sachorientiert, von echtem Ringen um Lösungen geprägt. Das Verdienst daran war vor allem der Auswahl der eingeladenen Sachverständigen zuzuschreiben, die mit einer Fülle an Einsichten und Ansätzen aufwarten konnten. Es gab auch nicht den Anflug von billigem Populismus zu spüren. Besser kann man es nicht machen. Eine solche Anhörung verdient die Bestnote 1 in jedem Anti-Politikverdrossenheits-Training für hartgesottene Demokratieverächter!

Jens Weidner, Erziehungswissenschaftler und Kriminologe (Hamburg), breitete Fakten aus: Die Jugendkriminalität insgesamt steigt nicht, sehr wohl aber die Jugendgewaltkriminalität und die Rohheitsdelikte. Die Täter sind männlich, fühlen sich zwischen Rambo und Versager, und sie sind deshalb leicht kränkbar, unberechenbar. Ihnen fehlt die Fähigkeit, sich in das Leiden anderer einzufühlen. Die Gewalttaten werden maßgeblich vom 14. bis 24. Lebensjahr begangen, danach wächst sich diese Form der Kriminalität aus. Alle Gewalttäter seien, so Weidner, ohne Ausnahme ihrerseits Opfer einer katastrophalen Erziehung zum Bösen. Die Jugendgewalt in Deutschland sei stark international geprägt. Gewaltakte dienten als „Tankstelle für das eigene Selbstbewusstsein“. Weidner empfahl: „Einmassierung des Opferleids in die Seele der Täter“, Anti-Aggressivitäts -Training, zeitnahe Verurteilung, Warnschussarrest als Verstärkung der Ernsthaftigkeit einer Bewährungsstrafe (derzeit sind Arreststrafen als Ergänzung einer Bewährungsstrafe nicht zulässig). Die Erhöhung der Höchststrafe im Jugendgerichtsgesetz sei marginal, da sie sowieso nur für die seltenen Mordtaten verhängt werde. Wie soll man sich verhalten, wenn man zufällig Zeuge einer von mehreren begangenen Straftat wird? Wagemutig einschreiten, sich dazwischenwerfen oder weglaufen? Weidner empfahl nichts davon, vielmehr: „Halten Sie einen Sicherheitsabstand von 20 bis 100 Metern und rufen Sie: ‚Aufhören – ich habe gerade die Polizei gerufen!'“ Mehr lesen: tpjg_weidner_080121.pdf

Ergänzung einer aufmerksamen Leserin, die ebenfalls das Symposium besucht hat. Danke!

„Vielleicht sollten Sie in Ihrem Blog noch ergänzen, dass für Herr Weidner richtiges hilfeleistendes Verhalten in Gefahrensituationen auch darin besteht, dass man nach dem Ruf, man habe die Polizei geholt, ruhig weglaufen darf.“ (Zuschrift vom 23.01.2008)

Gilles Duhem, früher Quartiersmanager, jetzt Geschäftsführer des Vereins Morus 14 (Berlin), hat mich persönlich besonders beeindruckt, weil er am anschaulichsten von der Beziehung zu den Tätern sprechen und das ganze Thema durch O-Ton-Dialoge mit Fleisch und Blut erfüllen konnte: Wie er klare Grenzen setzt, wie er sich aber auch nicht unterbuttern lässt, wenn seine Klienten ihn selbst als „Du Opfer“ anmachen: „Ich bin kein Fußabstreifer!“ Jugendgewalt sei in allen westlichen Ländern eine Querschnittsaufgabe, die sich nicht in das polarisierte Raster der Parteipolitik zwängen lasse. Auf die Frage der Abgeordneten Kristina Köhler (Wiesbaden), ob er nicht einen zunehmenden deutschfeindlichen Rassismus feststelle, antwortete er: Die ethnischen Gruppen sind auch untereinander spinnefeind und bekämpfen sich „wie die Hunde“. Für ihn sei die ethnische Herkunft zweitrangig: „Das sind für mich alles deutsche Menschen, die hier geboren sind und hier aufwachsen, egal, welchen Pass sie haben.“ Dringend nötig sei ein untereinander vernetztes Vorgehen der verschiedenen Akteure in Sozialarbeit, Schule, Polizei und Justiz. Bisher werde viel Geld durch Einzelmaßnahmen, die dann klanglos im Sande verliefen, also durch die berüchtigte „Puderzuckermethode“ verschwendet. Mehr lesen: tpjg_duhem_080121.pdf

Der Jurist Roman Poseck, Abteilungsleiter im Hessischen Justizministerium, hieb in dieselbe Kerbe: Bei der Bekämpfung der Jugendkriminalität könne das Jugendstrafrecht nur ein Baustein in einem umfassenden Gesamtkonzept sein. Hauptziele bei einer wünschenswerten Überarbeitung des Jugendstrafrechts müssten sein: zeitliche Nähe zur Tat, Verfahrensbeschleunigung, breiteres Spektrum der Sanktionsmöglichkeiten mit großem Entscheidungsspielraum für den Jugendrichter, darunter auch „uncoole“, aber wirksame Maßnahmen wie etwa Handy- oder Fahrverbot. Auch im Stafrecht sollte das Erreichen der Volljährigkeit „grundsätzlich“ als maßgebliche Altersgrenze zugrundegelegt werden. Mehr lesen: tpjg_poseck_080121.pdf

Thomas Decken, Direktionsleiter der Kreispolizeibehörde Mettmann, konnte eindrucksvoll nachweisen, wie mithilfe eines klug durchdachten, alle Beteiligten einbeziehenden Konzepts die Raubdelikte im Polizeibezirk Hilden-Nord fast vollständig zurückgedrängt wurden. Zeitlich verkürzte Maßnahmen, so etwa die Diversionstage, bringen Polizei, Jugendgerichtshilfe, Staatsanwalt, Jugendliche und Eltern zusammen und hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck. Decken plädierte leidenschaftlich für mehr ehrenamtliches Engagement der Bürger. Mehr lesen: tpjg_decken_080121.pdf

Und da kann ich ihm nur zustimmen, denn oft wird die Lösung aller Probleme von „der Politik“ erwartet, dabei sind viele Probleme schlicht gesellschaftlicher Natur und müssen folglich in der Gesellschaft selbst behoben werden.

Kirsten Heisig, Richterin am Amtsgericht, berichtete eindrücklich aus ihrer Praxis am Jugendgericht. Sie bestätigte, dass Gewalt- und Rohheitsdelikte ständig zunähmen, wobei Täter mit Migrationshintergund überrepräsentiert seien. Ihre Vorschläge: Mehr Druck auf die Eltern, wenn diese Hilfe nicht annehmen, Durchsetzen der Schulpflicht, vermehrte Anwendung der vereinfachten Jugendverfahren nach § 76 JGG. Warnschussarrest ja oder nein? – Sie sei eher dafür, aber er sei in Jugendrichterkreisen höchst umstritten. Bei Kapitaldelikten wie Mord oder Totschlag sollte überlegt werden, ob der im Jugendstrafrecht geltende Erziehungsgedanke hinter dem der Schuldabgeltung zurücktreten müsse. Wie dringend Handlung geboten sei, ergebe sich schon aus der schlichten Tatsache, dass bereits jetzt jedes zweite Berliner Kind im Alter von 0 bis 2 Jahren einen Migrationshintergrund habe. Diese Kinder seien alle unsere Zukunft – wir hätten keine andere. Mehr lesen: tpjg_heisig_080121.pdf

Volker Kauder zitierte gegen Schluss aus einem Bericht des Stern (Nr. 3/2008): “ ‚Gewalt bestimmt ihr Leben, weil es ja sonst nicht viel gibt. Sie hören den Rap der Gangster von Aggro Berlin und fühlen sich auch so. In Wahrheit langweilen sie sich zu Tode.‚ Wäre es da nicht gut, die Rädelsführer aus dem Verkehr zu ziehen?“

An genau dieser Stelle meldete ich mich selbst am Saalmikrophon ungefähr so zu Wort: „Wir reden hier immer nur von Prävention und Repression. Diese Langeweile, diese absolute Inhaltsleere scheint aber eins der Hauptprobleme zu sein. Zieht man da einen Rädelsführer aus dem Verkehr, ändert dies nichts an der sinnleeren Langeweile. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass vieles auch wunderbar funktioniert. In der Kita am Kleistpark etwa, mit 80% Migrantenkindern, darunter mein migrantischer Sohn, singen und tanzen die Kinder zusammen. Sie spielen zusammen Theater. Musikschulen, Sportvereine, Kirchen und Moscheen gestalten Zeit, verleihen Struktur und Sinn, wenn Familien dies nicht schaffen. Lasst uns endlich die Musikschulen ausbauen – deren Wartelisten sind voll!“ Jugendrichterin Heisig erwiderte: „Ja, wir bekommen es natürlich nur mit der negativen Auslese zu tun.“

Fazit? Ich versuche, den gefühlten Konsens der Anhörung so zusammenzufassen:

Es gibt ein echtes Problem mit zunehmenden Gewalt- und Rohheitsdelikten bei jungen männlichen Straftätern, unter denen wiederum der internationale Anteil stark ist.

Gesetzgeberische Schnellschüsse durch bloße Strafrechtsverschärfung bringen nichts. Nötig und erfolgversprechend ist ein zwischen allen Akteuren abgestimmtes Konzept, das Prävention und Repression umfasst. Klare Grenzen und abgestufte Zwangsmittel sind unerlässlich.

Eins der effizientesten Mittel bei Straftätern scheint ein Anti-Aggressionstraining zu sein sowie die Erfahrung: „Ich werde gebraucht, ich gehöre dazu.“

Nicht härtere Strafen, sondern eine zeitnähere Verurteilung mit fühlbaren Konsequenzen sind geboten. Dafür sollten einige Änderungen im geltenden Jugendstrafrecht sorgfältig erwogen werden.

P.S.: Soeben lenkte ich mein Fahrrad am Fahrzeug eines stadtbekannten Berliner Müllunternehmens vorbei – der Geruch ist nicht der allerfeinste, aber der Spruch an der Seite des mächtigen Kippers, der für den gleichnamigen Sportverein wirbt, gefällt mir gut:

Dein Leben ist zu kurz für langweilig. Komm zu uns. Alba

 Posted by at 15:34