Nov 232009
 

 Letzten Mittwoch fand eine Bezirksratssitzung des ADFC statt. Gute, anregende Debatten. Das Tolle ist, dass in diesem Gremium tatsächlich alle 12 Berliner Bezirke vertreten sind und sich austauschen, Beschlüsse fassen oder auch offene Fragen aufwerfen!  Berlin ist ein reich gegliederter Mikrokosmos, mit dem Rad ideal erfahrbar!

Gegen Ende werde ich für eine weitere Amtszeit als Sprecher bestätigt, ebenso Stellvertreter Holger Martin.

Und damit kommen wir zum Presseartikel des Tages. Thema: Das Fahrrad im Mikrokosmos der migrantischen Kulturen. Ein zu wenig beackertes Feld – denn in der Tat sind wir im ADFC nur „Ur-Deutsche“, wie uns Seyran Ates mit einem kaum merklichen Augenzwinkern nennt, als wären wir so etwas wie spreewaldentsprungene Pygmäen. Das ist in den Parteien schon anders – zum Glück! Aber warum ist das so? Wer dies wissen will, der muss die neueste Radzeit 6/2009 lesen!

„Ich möchte ein Vorbild sein und meinen Patienten zeigen, dass es möglich ist, etwas gegen Übergewicht und schlechte Gesundheit zu tun.“

So spricht Neriman Fahrali, eine Kreuzberger Ärztin. Tolles Interview! Fahrali schafft es, das Radfahren nicht nur als gesund und lustig darzustellen, sondern sie bettet diese gute Gewohnheit auch in einen kulturellen Zusammenhang ein: Radeln steht für eine ruhige, unauffällige, rücksichtsvolle Art der Fortbewegung. Also etwas Uninteressantes!

Und dann lacht mein politisches Herz bei der folgenden Aussage:

„Ich selbst versuche es immer mit Konfrontation. Wenn mich zum Beispiel Patientinnen ansprechen, ich sei so schön schlank, sage ich ihnen direkt, ich täte ja was dafür, würde radfahren und laufen – und säße nicht immer knabbernd vor dem Fernseher. Mit immer mehr Angeboten und Geschenken, wie es die deutsche Politik so lange versucht hat, kommt man jedenfalls nicht weiter.“

Den Satz habe ich fett gedruckt. Ich habe selbst noch bis vor zwei Jahren des öfteren gesagt: „Wir müssen mehr Angebote machen.“ Selbst bei einem Bundestagshearing zur Jugendgewalt  habe ich das so wörtlich behauptet.

Mittlerweile stimme ich mit denen überein, die sagen: Konfrontation ist oft nötiger als zusätzliche Angebote. Und selber Vorbild sein! Das gilt gegenüber all denjenigen, die wir als „die Schwachen“ bezeichnen.

Ich halte das von Kerstin Finkelstein geführte Interview mit Neriman Fahrali für einen wichtigen, erhellenden Beitrag zum Thema: „Warum ich noch nicht Rad fahre.“  Unbedingt lesen!

Das Foto zeigt einen Bewohner des Berliner Zoos, aufgenommen am vergangenen Sonntag.

Leseempfehlung:

„Ich bin Ärztin und sollte eigentlich Mercedes fahren“. Interview und Foto von Kerstin Finkelstein. RadZeit 6/2009, S. 16-17

 Posted by at 21:48

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