Erstaunlich und löblich, dass einzelne Politiker anfangen zuzugestehen, dass mehr Geld nicht bei der Lösung sozialer Probleme hilft. Berlins Sozialsenatorin Kolat gehört zu diesen Politikern. Eine bis zum Abwinken immer wieder vorgetragene Forderung war ja, dass man an sozialen Brennpunkten kleinere Klassen bilden müsse, um wirklich die schwächeren Schüler besser zu fördern. Ich selbst kenne mehrere vorbildlich, ja überragend ausgestattete Grundschulen an sozialen Brennpunkten. Und die Neuköllner Rütli-Schule toppt sie alle! Sie ist das mit einem Geld-Füllhorn übergossene Matterhorn in der Berliner Schullandschaft!
Und was hat die Senkung der Klassengrößen gebracht?
Fazit der Senatorin laut Interview in der Welt vom 15.07.2012:
„Wir haben bereits die Schülerfrequenz in Klassen mit hohem Migrantenanteil gesenkt und mehr Lehrerinnen und Lehrer eingestellt. Das hat aber nicht zu besseren Bildungsergebnissen geführt.“
http://www.welt.de/regionales/berlin/article108298405/Gefuehl-der-Ausgrenzung-durchbrechen.html
Beachtlich, dass ein Politiker zugibt, dass mehr Geld, mehr Ressourcen nicht helfen! Im Stadtstaat Berlin ist eigentlich zu viel öffentliches Geld im Umlauf, die armen Benachteiligten, denen es materiell insgesamt sehr gut geht, ertrinken in einem Förderfüllhorn! Denn auch die Politik traute ihnen kaum etwas zu. Und so zahlten die Politiker aus dem verschwenderischen Füllhorn der Ressourcen mal hier, mal da. Flüssiges Geld war in Berlin immer viel zu viel da.
Ein entscheidendes Problem der sogenannten „Migranten“ hat die Politik übrigens selbst erzeugt: Es gibt keinen Grund, sich zugunsten eines guten Bildungsabschlusses anzustrengen, da die sozialen Hilfesysteme auf Lebenszeit und über Generationen hin so üppig sind, dass keinerlei Notwendigkeit besteht, durch eigene Arbeit daraus herauszutreten. Im Gegenteil! Man lebt in Berlin mit Sozialhilfe deutlich besser, deutlich gemütlicher, deutlich sicherer als beispielsweise in der Türkei mit dem gesetzlichen Mindestlohn oder gar ohne jede Arbeit in der Türkei. Denn eine umfassende Sozialhilfe in unserem Sinne gibt es in der Türkei nicht. Es wird vielmehr von jedem Türken in der Türkei erwartet, dass er sich anstrengt, dass er oder sie fleißig ist, für die eigenen Kinder und die eigenen Eltern sorgt, sich zugunsten der Familie abrackert, der Familie Geld gibt und nicht nur an sich selber denkt.
Was liegt also näher, als seinen Lebensmittelpunkt samt Familie in die dichtgewebten Netze der fälschlich „soziale Brennpunkte“ genannten Quartiere zu verlegen? Hier bekommt man für sich und seine Familie auf Dauer alles, was man zum Leben braucht. Der deutsche Staat garantiert eine unerreicht große Stabilität in der Versorgung.
Und deswegen ist es auch falsch, immer noch von Migranten zu sprechen. Der Ausdruck „Migrant“ oder „Gastarbeiter“ traf wohl bis etwa 1973 zu, als ein ständiges Kommen und Gehen je nach Verfügbarkeit von Arbeit und Einkommen herrschte. Bis 1973 „zog man im wesentlichen der Arbeit hinterher“. Erst mit dem Anwerbestopp, den die Willy-Brandt-Regierung verhängte, wurde für alle türkischen „Gastarbeiter“ der Druck aufgebaut, sich ganz für die Übersiedlung nach Deutschland zu entscheiden.
Ich meine: Bei Familien, die meist seit mehreren Generationen in Deutschland ansässig sind, sollte man nicht von „Menschen mit Migrationshintergrund“ oder gar von „Migranten“ sprechen. Ich spreche vielmehr gerne von oder noch lieber mit den „Türken“, den „Kurden“, den „Russen“, den „Arabern“, den „Pakistanis“, den „Iranern“, den „Rumänen“ – wenn sie es denn so wollen. Und wenn sie sich als Deutsche mit türkischer, arabischer … Vergangenheit oder arabischer, türkischer… Herkunft sehen, dann ist mir das sehr recht. Und wenn sie sich als „Türken in Deutschland“ sehen, dann ist es mir ebenfalls recht.
Wir Deutschen sind, ja Deutschland ist ein offenes, gastfreundliches Land. Jeder, der sich anstrengt, kann seine Chance ergreifen. Den sogenannten Migranten, die in Wahrheit längst zu Deutschland gehören, stehen hier wirklich alle Türen offen.
Ich traue es ihnen zu, sich durch Lernen, Fleiß, Arbeit etwas aufzubauen. Die hohen Sozialhilfe- und Arbeitslosenquoten unter den hier geborenen „Türken“ und den hier geborenen „Arabern“ sind allesamt keine Naturgesetzlichkeit, sondern vermeidbares Produkt einer vermeidbaren Fehlsteuerung in den Auswanderungs-, Zuwanderungs- und Sozialsystemen der beteiligten Länder.
Das Gefühl der daraus resultierenden Ausgrenzung kann jeder durchbrechen. Auch wir später in Berlin Zugezogenen, denen fälschlich kein Migrationshintergrund zuerkannt wird, sollten uns öffnen, sollten ein paar Brocken Türkisch, Russisch, Arabisch zu radebrechen anfangen. Warum nicht? Das ist doch unser Land – bu memleket bizim!
Die Einstellung in den Herzen der „Wanderer“ und der „Einheimischen“ muss sich ändern! Dann wird sich auch die Einstellungspraxis in den Betrieben ändern. Da bin ich sicher.
Ganz entscheidend ist meiner Ansicht nach die Notwendigkeit oder auch der Zwang, den Lebensunterhalt für sich und seine Familie selbst zu verdienen. Diese Erwartung muss von der Gesellschaft den jungen Menschen wirklich mitgegeben werden. In den – goldenen – Worten der Senatorin Kolat:
„Diese Resignation und das Gefühl der Ausgegrenztheit müssen wir durchbrechen. Da muss in der gesamten Gesellschaft ein Umdenken stattfinden, damit sie signalisiert, wir brauchen euch, wir wollen auf euch aufbauen.
Auch wenn sie Schwierigkeiten haben, dürfen wir sie nicht abschreiben. Wir müssen ihnen auch ganz klar sagen, dass sie sich anstrengen müssen. Und wenn sie sich anstrengen, bekommen sie eine Perspektive.“ Ende des Zitats.
„Wovon willst Du nach der Schule leben? Wie willst du dich und deine Familie ernähren?“ Diese Fragen müssen wir an die Kinder und mehr noch an die Jugendlichen richten!
Öffnet eure Herzen!