Jul 312011
 

„Das norwegische Volk hat großartig reagiert.“  So etwa haben es verschiedene Norweger gesagt. Die Norweger haben als Nation zusammengestanden, – wobei sie Nation oder Volk als die Gesamtheit aller fassen, die in ihrem Land leben.

Die Norweger sprechen nicht von „Menschen mit Migrationshintergrund“, also unnormalen Menschen der anderen Art – wie etwa im Berliner Integrationsgesetz ausgesagt.  Sie sagen: Wir Norweger, alte und neue Norweger zusammen.

Integration kann vermutlich nur dann gelingen, wenn eine Art Nationenbegriff zugrundeliegt. Nation verstanden wie in Norwegen als Gemeinschaft aller Menschen in einem Land, die nicht bloß als räumlich zusammengewürfelt aufgefasst werden, sondern als echte Schicksalsgemeinschaft freier mündiger Gleicher.

Diese Einsicht scheint in Deutschland aber nicht verbreitet zu sein.  Im Gegenteil: Fast alle Kommentatoren verkennen, dass das Land als norwegische Nation jetzt noch enger zusammensteht als vorher. Die eigentümliche Entleerung des Begriffes der Nation scheint mir ein besonderes Merkmal der Deutschen zu sein.

Von daher das in der deutschen Integrationsdebatte vorherrschende kulturelle Nirwana, in das hinein die Integration als Addition nicht zusammengehörender Teile erfolgen soll.

Schon ein aus dem Schwedischen übersetztes deutsches Volkslied wie etwa „Im Frühtau zu Berge“ erzeugt antideutsche, konvulsivische Zuckungen bei einem Großteil der Menschen. Man haut sich lieber den neuesten Song aus dem European Song Contest über iPod rein.

Einen Beleg unter vielen für diese Zurückweisung des Nationalen, wie sie ein Spezifikum der deutschen Publizistik ist, stellt der Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff dar:

Norwegen: Eine Gesellschaft der Furchtlosen – Meinung – Tagesspiegel
Heute kann die Antwort aber genauso wenig in einem „Zurück zur Nation“ liegen, erst recht nicht im Zeitalter transnationaler Freiheitsbewegungen. Das wäre auch unpatriotisch, wie der Soziologe Ulrich Beck meint. Er sieht, im ausdrücklichen Bezug zu Brandt, „Kosmopolitismus“ heraufziehen, der einen neuen Integrations- und Identitätsbegriff, ein Zusammenleben über Grenzen hinweg „bejaht, ohne dass Eigenheit und Differenz auf dem Altar der nationalen Homogenität geopfert werden müssen“.

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Beginn des Ramadan: Lernen wir geben!

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Jul 312011
 

240720111036.jpgAm heutigen Sonntag galt im Gottesdienst die Besinnung dem richtigen Geben, dem richtigen Nehmen. Die wichtigste Handlung des Gebens und Nehmens ist zweifellos das Reichen von Essen und Trinken an den Bedürftigen, an das Kind. Eine endgültige Gewissheit für das Essen und Trinken tut uns vielleicht gar nicht so gut. Es heißt ja auch nicht: Gib uns Berge von Brot! Sondern: Gib uns soviel Brot, dass es bis morgen reicht! Donne-nous aujourd’hui notre pain quotidien.

Das Brot schmeckt frischer, wenn man es täglich holt. Darüber schreibt Russell Shorto heute im International Herald Tribune unter dem Titel The Dutch way: Bicycles and fresh bread. Er sagt: Wer mit dem Rad statt mit der Limousine zum Einkaufen fährt, braucht kein konserviertes Brot.

„Cyclists can’t carry six bags of groceries; bulk buying is almost nonexistent. Instead of shopping for a week, people stop at the market daily. So the need for processed loaves that will last for days is gone. A result: good bread.“

Vorübergehend gewollte Knappheit im Essen und Trinken, um den Menschen auf das Wesentliche zurückzuführen, das scheint mir auch der wesentliche Sinn des Ramadan zu sein, der hier in Deutschland für alle Muslime einheitlich morgen beginnt. Bei Einbruch der Dunkelheit versammeln sich die Familien, genießen die Gemeinschaft und das Brechen des Fastens!

Ich entbiete allen Muslimen meine herzlichsten Segenswünsche zum Beginn des Ramadan! Ich schließe den Wunsch an: Möge euer Fasten uns allen zugute kommen! Seid Regentropfen für unsere Gemeinschaften!

Bild: Der Große Müllroser See in dem Ort Müllrose am Schlaubetal, Rast während eines Radausfluges am vergangenen Sonntag

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Ja, vi elsker dette landet, oder: die multikulturelle Nation

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Jul 312011
 

Spannend! Im Gegensatz zu Deutschland, wo man mittlerweile leider vielfach von einem beziehungslosen Nebeneinander der verschiedenen Volksgruppen oder Millets (Deutsche, Türken, Kurden, Zaza, Polen, Russen, „Araber“, Palästinenser usw.) in einer mehr und mehr bunten Bevölkerung sprechen muss, den sogenannten Parallelgesellschaften, setzt das bekennende Zuwanderungsland Norwegen seit vielen Jahren eindeutig auf Patriotismus, nationale Einheit,  auf emotional stark aufgeladene Begriffe wie Volk und Vaterland.

Das Argument, man sei eine selbständige Nation und wolle sich nicht der EU unterordnen, spielte eine wichtige Rolle bei der Ablehnung des EU-Beitritts. Norwegen wollte und will seine nationale Eigenständigkeit bewahren – und fährt gut damit. Von einer Überwindung des nationalstaatlichen Denkens kann also im Falle Norwegens nicht die Rede sein!

Jeder, der sich dem norwegischen Volk anschließen will, jeder, der Norweger werden will, ist willkommen! Es wird alles getan, damit die Zuwanderer binnen 2 Jahren den Anschluss an das norwegische Volk finden und Norweger werden. Sie müssen alle 2-jährige Kurse in norwegischer Sprache und Kultur besuchen, müssen Norwegisch lernen usw. Doch jeder wird ermuntert, die Herkunftskultur zu pflegen und mit in die gemeinsame norwegische Kultur einzubringen.

Was die Norweger vermeiden wollen, ist eine ethnische Aufspaltung der Gesellschaft in „Autochthone“ und „Menschen mit Migrationshintergrund.“ Nein, alle Zugewanderten sollen sich einbringen, sollen eine neue Identität als Norweger ausbilden.

Man nennt sie: die neuen Norweger.

Sie sollen sich nicht als „Eigentlich-Somalis“, „Eigentlich-Irakis“, „Eigentlich-Polen“ usw., sondern sich als Vollbürger der multikulturellen Nation sehen. Eine Nation, die übrigens immer noch eine amtliche Staatskirche hat!

Der Hymnus lautet: Ja, vi elsker dette landet. Ja, wir lieben dieses Land.

HetlandKnowNorwayBook.pdf (application/pdf-Objekt)

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Proud to be Norwegian

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Jul 312011
 

„Bano Rashid was so proud to be Norwegian, war so stolz Norwegerin zu sein …“ – so beginnt Michael Schwirtz seinen Bericht „A grieving Norway defies killer with unity“ im heutigen International Herald Tribune auf S. 3.

Kaum ein anderes europäisches Land arbeitet so leidenschaftlich und unbeirrbar am Projekt der nationalen Einheit wie Norwegen. 2-jährige Einführungskurse in die „norwegische Kultur“ sind seit längerem verpflichtend für alle Zuwanderer, für die neuen Norweger vorgeschrieben. Jeder, der ankommt, soll sich willkommen, aber auch gefordert fühlen. Von jedem, der ankommt, wird erwartet, dass sie oder er eine neue, eine norwegische Identität ausbildet. Alle, die in Norwegen leben, sollen sich als Norweger fühlen. Norwegen setzt eindeutig auf die Karte des Nationalstaates! Die Norweger sind stolz auf ihr weltoffenes, tolerantes, aber eben auch nationalbewusstes Land.

Norwegen fordert und erhält die nationale Loyalität aller Zuwanderer. Dabei wird jedoch niemand gezwungen, seine Herkunftskultur oder seine ethnische Zugehörigkeit aufzugeben. Die aus Irak stammende Bano Rashid bekannte sich klar zum Kurdentum, kämpfte unermüdlich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Norwegen, arbeitete zugleich für ihren Aufstieg als norwegische Politikerin und für den Aufbau eines freien, unabhängigen kurdischen Staates. Ihr Sarg war zugleich in die norwegische und die kurdische Flagge gewickelt. Die norwegische und die kurdische, die norwegische und die palästinensische Flagge sind in friedlicher Koexistenz nebeneinander auf Fotos im International Herald Tribune zu sehen.

Die doppelte Loyalität – zugleich für Norwegen und Kurdistan, zugleich für Palästina und Norwegen – ist in Norwegen gelebter Alltag. Bekennende Einwanderungsgesellschaften wie die norwegische bieten allen Zuwanderern die Chance, für die nationale Sache der Herkunftskultur zu kämpfen.

Norway Attack Victim’s Funeral Is Held – NYTimes.com
A Muslim imam and female Christian minister presided over a ceremony that drew hundreds of mourners to a small 12th-century church in Ms. Rashid’s hometown, about 25 miles from Oslo, the capital. Her coffin was draped with the red, white and green Kurdish flag, as well as Norway’s red, white and blue.

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J’aime l’automne

 Natur  Kommentare deaktiviert für J’aime l’automne
Jul 302011
 

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Novembre (Flaubert) – Wikisource
J’aime l’automne, cette triste saison va bien aux souvenirs. Quand les arbres n’ont plus de feuilles, quand le ciel conserve encore au crépuscule la teinte rousse qui dore l’herbe fanée, il est doux de regarder s’éteindre tout ce qui naguère encore brûlait en vous.

Ein erstaunliches Schauspiel bietet das Wetter derzeit. Heute unterhielt ich mich des längeren mit der Frau, die am Prinzenbad die Zeitungen verkauft. Allen Badegästen versuche ich Mut einzuflößen: „Wir haben das Schwimmbad fast für uns! Es droht kein Sonnenbrand! Lasst euch nicht beirren, zieht eure Bahnen!“

Einige Erinnerungen an den Ostseeurlaub tauchten aus dem Kreuzberger wallenden Julinebel auf, der wattig und gütig das Prinzenbad bedeckt.

Julinebel – ein schönes Wort!

In der Tat, wenn ich den Dauerregen in der Stadt vergleiche mit den Erfahrungen am Ostseestrand, muss ich sagen: Wir haben es hier viel besser getroffen! Statt in ein klammes Zelt mit viel zu engen Luftmatratzen kehren wir in eine warme trockene Wohnung zurück.  Alle Annehmlichkeiten des modernen städtischen Lebens stehen uns uneingeschränkt zu Gebote.

Julinebel – j’aime l’automne!

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Die elterngetragene Grundschule, oder: Brauchen wir eine neolithische Wende an Kreuzbergs Schulen?

 Bergmannstraße, Friedrichshain-Kreuzberg, Gute Grundschulen  Kommentare deaktiviert für Die elterngetragene Grundschule, oder: Brauchen wir eine neolithische Wende an Kreuzbergs Schulen?
Jul 292011
 

east-side-gallery-21062008001.jpg „Jetzt machen wir unsere Schule selbst.“ So das Motto der vom Staate maßlos enttäuschten Kreuzberger Eltern, die sich vor Jahren zusammenfanden, um eine evangelische elterngetragene Schule zu gründen. Sie griffen damit das Motto einer Berliner Parteineugründung einer bunten Schar vom Staate maßlos enttäuschter Kreuzberger Menschen aus dem Jahre 1978 auf: „Jetzt wählen wir uns selbst“.

Aus diesem staatskritischen Grundimpuls der Töchter und Söhne aus gutem Hause: „Wir machen Politik selber – die da droben können es nicht“ entstand vor 33 Jahren in Kreuzberg die Alternative Liste (AL), die erfolgreiche Partei-Neugründung der Bundesrepublik.

Aus demselben staatskritischen Grundimpuls der jungen Väter und Mütter „Wir machen Grundschule selbst – die da droben können es nicht“ entstanden exakt 30 Jahre später in Kreuzberg und anderswo Elterninitiativen zur elterngetragenen Grundschule.

Es gab Riesenzoff, Riesenärger! Seine hocherfahrene grüne Politmajestät in und zu Kreuzberg war getreu dem damaligen Motto selbstverständlich auch für die Kreuzberger Privatschule. Die linksgrüne Bezirksobrigkeit in Friedrichshain-Kreuzberg hingegen stand in aller Öffentlichkeit wie so oft als verbietend-kontrollierende Verhinderungsinstanz da.

Niederschmetternd: Beide Seiten – die staatsskeptischen Selbermacher von unten und die linksgrüne staatstragende Obrigkeit von oben – sprachen ab einem gewissen Punkt erkennbar nicht mehr miteinander. Die Bildungspolitiker des Bezirks wurden von verbitterten Eltern zu unerwünschten Personen erklärt und nicht mehr eingeladen – etwas, was sich kürzlich im Kreuzberger Hasir wiederholt hat. „Politiker unerwünscht!“ So las ich es selbst auf einem Aufruf eines Vaters, eines früheren taz-Redakteurs übrigens. Diesem Aufruf folgten die Eltern zu Hunderten.

Ich selbst war stets ein Verfechter der staatlichen Grundschule als einer Einheitsschule. Ich bin überzeugt: Mindestens 4 Jahre sollen alle Grundschüler gemeinsam lernen! Davon entfernt sich Berlin, insbesondere aber Kreuzberg jedes Jahr mehr und mehr. Die von mir so oft beklagte soziale Entmischung der Schüler schreitet atemberaubend schnell voran, wohl auch deswegen, weil konstruktive Konzepte in der Kommunalpolitik dünn gesät sind.  Linke Senatspolitik und linksgrüne Bezirkspolitik sind – trotz anzuerkennender bester Absichten – gleichermaßen heillos überfordert.  Es herrscht allzu oft Hoffnungslosigkeit, Chaos, Verzweiflung an der staatlichen Grundschule.

Heute, wo die Schülerschaften gerade in Bezirken wie Kreuzberg oder Neukölln nach ethnischen, sozialen und nicht zuletzt religiösen Kriterien zutiefst auseinandergefallen sind und noch weiter auseinanderfallen, meine ich – weiterschreitend von meinem früheren Standpunkt:

Die böse, arge Zauselei zwischen den geschworenen Verfechtern der staatlichen Regelgrundschule wie etwa mir selbst und den privaten Initiativen zur Gründung dieser oder jener elterngetragenen Schule hat sich überholt. Das alte Lagerdenken gilt nicht mehr. Tatsache ist: Die bildungsbeflissenen Eltern aus den Ländern Polen, Palästina, Baden, Italien, Württemberg, Türkei, Russland, Frankreich  usw. verlassen – wie ich sehe –  weiterhin in großen Zahlen die staatlich hochsubventionierten Auffangbiotope für Erwachsene, genannt Kreuzberg, Neukölln, Wedding usw.

Es wäre für Kreuzberg ein Segen, wenn sich die eine oder andere alternative Privatschule in dem Bezirk niederließe, wenn die Privatschulen nach und nach die polnischen, italienischen, russischen, deutschen oder türkischen Familien zurückholten, die jetzt eine nach der anderen sang- und klanglos Kreuzberg verlassen oder längst verlassen haben. Ich denke da vor allem an islamische bzw. kirchliche private Grundschulen sowie an binationale elterngetragene Grundschulen. Zuziehende Familien mit Schulkindern sollten sich hier dauerhaft ansiedeln, sollten Kinderscharen zeugen, sozial benachteiligte Kinder unter ihre Fittiche nehmen, Kinder hier in Kreuzberg großziehen. Sie wüssten: Ich finde für unsere Kinder eine gute Zukunft an der besten möglichen Schule im schönsten aller Berliner Bezirke, in Friedrichshain-Kreuzberg vor!

Ich gestalte die Zukunft mit! WIR MACHEN UNSERE ZUKUNFT SELBER!

Es wäre die epochale Wende zur Sesshaftigkeit in Friedrichshain-Kreuzberg, die neolithische Wende in der Berliner Schulpolitik!

Wichtig: Die elternbestimmten Schulen sollten sich von Anfang als Teil des Umfeldes betrachten, sollten sich einbringen, sich öffnen zu den staatsbestimmten Grundschulen hin. Jedes Kind sollte angemeldet werden können. Warum nicht einen Tag zusammen Unterricht machen, gemeinsam Sportstätten nutzen, gemeinsame Konzerte abhalten? Gute Schüler der oft hervorragend ausgestatteten staatsgetragenen Grundschule könnten jüngeren schlechteren Schülern der elterngetragenen Grundschule Nachhilfe geben! Wettbewerb belebt die Kreativität, den Mut ud die Tatkraft der Schüler.

Gemeinsam&gelassen läuft’s besser. Kooperation ist angesagt.

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Verletzende oder provozierende Äußerungen hinsichtlich der Vergangenheit vermeiden!

 Positive Kommunikation  Kommentare deaktiviert für Verletzende oder provozierende Äußerungen hinsichtlich der Vergangenheit vermeiden!
Jul 292011
 

09122009.jpg Wie jeder andere Mensch suche auch ich immer wieder Erholung. Zerstochen und gequält vom unsäglich fliegenhaften Nivau der lautstarken Populismus-Debatten suchte ich kürzlich  Erquickung in den Erinnerungen eines erfahrenen Politikers, den ich über nahezu alle anderen stellen möchte. Ich schlage immer wieder aufs Geratewohl die eine oder andere Seite aus seinen Erinnerungen auf. Zu den schwierigsten Missionen des ersten Kanzlers gehörte der Besuch in Moskau im September 1955. Hauptthema waren die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland sowie die Freilassung der deutschen Kriegsgefangenen.

Ein erstaunliches Dokument ist der Rechenschaftsbericht Adenauers darüber. Die 60 Seiten, auf denen der Kanzler über all die zunächst unüberwindbar scheinenden Hürden und Fallstricke und den letztlich erzielten Erfolg berichtet, gehören für mich zum spannendsten und belehrendsten Lesestoff dieser Sommerwochen.

„Bulganin verlas eine längere Grundsatzerklärung. Er vermied jede verletzende oder provozierende Äußerung hinsichtlich der Vergangenheit.“ 

Dieser Satz bleibt mir sofort haften. Warum? Hier hat Adenauer ein Grundgebot des diplomatischen Takts formuliert: Wenn man etwa Gemeinsames erreichen will, sollte man nicht wieder und wieder draufschlagen, wieder und wieder alte Zwistigkeiten beleben.

Genau dies aber geschieht allzu oft. „Xy ist ein Verbrecher. Ein Rassist. Das hat mir jemand gesagt. Denn er soll das und das gesagt haben.“

Wir sehen, dass gegen dieses oben formulierte  Grundgebot des politischen Handelns und Verhandelns mit einem schwierigen Gegenüber so oft verstoßen wird!

Ich meine: Wenn man eine Debatte voranbringen will, darf man sein Gegenüber nicht öffentlich beleidigen oder herabsetzen. Man darf nicht immer erneut draufschlagen, wie dies leider heute allzu oft geschieht.

Stattdessen gilt es, Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten, oder doch zumindest anzuerkennen, dass jemand etwas Gutes oder Richtiges erkennen oder herausfinden wollte.

Genau dies scheint mir beispielsweise der Sinn interreligiöser und interkultureller Arbeit zu sein, wie sie derzeit Sawsan Chebli, die Grundsatzreferentin für interkulturelle Angelegenheiten im Berliner Senat, in die Wege leitet. Lest:

Inzwischen hat die Gruppe einen Namen „JUGA“. Das steht für jung, gläubig, aktiv. Das JUGA-Motto lautet „NEIN eleven“.

Gegenwärtig wird ein Musikvideo unter dem Motto „We build a common future“ mit dem Musiker Robert Lee Fardoe erarbeitet. Kinder und Jugendliche sollen den Song, der verschiedene Kulturen miteinander verbindet, singen.

Interreligiöse Aktion zum 11. September – Berlin.de

Das gefällt mir: „Wir schaffen eine gemeinsame Zukunft“.

Gemeinsam singen – das verbindet oft mehr als längere Grundsatzerklärungen. Glaubt mir, – wie sagt doch das alte, aus dem Schwedischen übersetzte Volkslied? Kommt mit und versucht es auch selbst einmal.

Quellenangaben:

Konrad Adenauer: Reise nach Moskau. In: Erinnerungen 1953-1955. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1966, S. 487-556, hier S. 498

Im Frühtau zu Berge, wir zieh’n fallera. In: Die schönsten Volks- und Wanderlieder. Texte und Melodien. Herausgegeben von Günter Beck. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, März 2011, 304 Seiten, € 8.-, hier S. 30

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Betreibt SPIEGEL online islamfeindliche Hetze?

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Jul 292011
 

Allzuschnell werden gegenüber Presseorganen wie der taz oder dem SPIEGEL Vorwürfe der islamfeindlichen Hetze erhoben,  sobald etwas über den lebenslang geltenden Unterwerfungsanspruch des Islam oder den wachsenden Einfluss strenggläubiger, arabisch ausgebildeter und finanzierter Prediger an den staatlichen Grundschulen in Deutschland berichtet wird. Lest den Spiegel-Artikel von Anna Reimann vom 22.01.2011  über Integrationsprobleme in Berlin: Moschee mit Macht.

Ich meine: Es ergibt wenig Sinn, dem SPIEGEL oder der taz wie gewohnt islamfeindliche Hetze zu unterstellen, wenn sie etwas darüber berichten, dass der Koran wörtlich ausgelegt wird. Wörtliche Auslegung des Korans ist die Norm, nicht die Ausnahme! Wörtliche Auslegung des Korans hat nichts mit Islamismus oder Fundamentalismus zu tun.

Ich konnte mich selbst persönlich wiederholt davon überzeugen, dass an den staatlichen Grundschulen des ehemaligen West-Berlin ein kraftvoller, aus dem Ursprung schöpfender Islam Einzug gehalten hat, der die Herzen und Köpfe der muslimischen Schülermehrheiten an den staatlichen Grundschulen der Innenstadtbezirke zunehmend für sich gewinnt. Das Bild hat sich also gegenüber dem von vor 20 Jahren weitgehend gewandelt, als noch die staatliche Ditib der Türkei das Bild des deutschen Islam prägte.

Die verbleibenden nichtmuslimischen Schüler verschiedenster ethnischer Herkunft in den mehrheitlich muslimischen Klassen sind zunehmend in eine echte Minderheitenposition geraten und müssen Wege finden, sich zu behaupten, sich anzupassen – oder sie wechseln an Privatschulen.

Die laufende Berichterstattung des SPIEGEL und der taz ist nicht muslimenfeindlich oder islamfeindlich, sondern islamkritisch zu nennen. All das sollte man nicht verwechseln.

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Die Affäre Güner Balci: Eine Falle namens Feigheit

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Jul 282011
 

Balci hatte gute Worte gefunden, eigentlich das einzig Richtige angestrebt: „Täter“ und „Opfer“ in der unsäglich schlechten deutschen Sarrazin-Debatte ins Gespräch zusammenzubringen.

Um so befremdlicher, dass ihr nun nachträglich unter Vorwänden ein Filmprojekt entzogen wird. Verstehe das, wer will.

Schade. Monika Maron, Necla Kelek, Güner Balci, Ursula Spuler-Stegemann, Aygül Özkan, Sawsan Chebli …: bitte übernehmen Sie! Wir Männer kriegen’s offenkundig nicht hin.

Die Affäre Güner Balci: Eine Falle namens Thilo Sarrazin – Die Debatte – Feuilleton – FAZ.NET
Die Journalistin Güner Balci sollte einen Film drehen. Unter Vorwänden wird ihr der Auftrag entzogen. Nebenbei wird ein Einbruch erfunden, der Diebstahl von Tonbändern. Erklärung: „Notlüge“. In diese Not hat sich eine Öffentlichkeit begeben, die es nicht schafft, die Wahrheit über ein Buch auszusprechen.

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Jul 282011
 

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Das Wort krude würde ich zum Unwort des Jahres vorschlagen.“ So äußert sich soeben Monika Maron in der WELT online. Zustimmung, Frau Maron! Ich selbst schlüg es auch gerne vor. Ich unterbreitete in aller Bescheidenheit einen dahingehenden Vorschlag in diesem Blog nebst sprachgeschichtlichen Betrachtungen und einigen tagesaktuellen Belegen am 21.01.2011 unter dem Titel „Ist krude alternativlos?

Ich meine, dieses Wort krude sollte es wirklich mindestens in die Auswahlliste der 10 aussichtsreichsten Kandidaten  für das Unwort des Jahres schaffen! Ja, ich gehe einen Schritt weiter und behaupte keck und kühn: Krude ist als Unwort des Jahres alternativlos!

Der ausführlichen Begründung von Frau Maron stimme ich zu. Die Schriftstellerin, deren Roman Flugasche mir in lebhaftester Erinnerung ist, hat es zweifellos besser gesagt als dieser mit Worten ringende arme Kreuzberger Blogger.

Hallo, Gesellschaft für Deutsche Sprache, Darmstädter Akademie, Erlauchtheiten und Magnifizenzen! Bitte merken Sie krude vor!

Belegstelle:

 Interview über Sarrazin: „Endlich wurde gesagt, was ohnehin gedacht wurde“ – Nachrichten Politik – Deutschland – WELT ONLINE

Lest andere Unwörter auf unserem Foto des Tages! Es zeigt die krude Unterführung des verträumten Bahnhofes der herrlich aufgeräumten Stadt Eisenhüttenstadt, aufgenommen von diesem kruden Blogger bei einer Radtour an einem herrlichen Sommertag, dem 24. Juli 2011

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„Und ihr seid wirklich mit dem Fahrrad aus Berlin gekommen?“

 Fahrrad, Kinder, Singen, Wanderungen  Kommentare deaktiviert für „Und ihr seid wirklich mit dem Fahrrad aus Berlin gekommen?“
Jul 272011
 

04072011814.jpg Immer wieder ernteten wir von den Kindern erstaunt-ungläubige Blicke, wenn sie bemerkten, dass wir weder mit dem Auto noch mit dem Flugzeug auf den Campingplatz angereist waren.

Dabei war es in Mecklenburg-Pommern zu DDR-Zeiten gang und gäbe, dass man ohne Auto und ohne Flugzeug in den Urlaub fuhr. Nur, für die heutigen Kinder sind das längst vergangene Zeiten! Viele heutige Kinder kennen die Erfahrung gar nicht mehr, dass sie sich über mehrere Stunden aus eigener Kraft auf ein Ziel hin bewegen müssen. Sie wissen nicht mehr, wie sich das anfühlt, wenn einen ein Regenschauer überrascht und durchnässt. Sie kennen die tiefe Erschöpfung nach einem durchwanderten Tag nicht. „Wozu wandern? Es gibt doch Autos!“

Ich meine: Es tut Kindern gut, wenn sie einmal erkennen, dass man ein Ziel auch zu Fuß oder mit eigenen Kräften erreichen kann.

Andererseits: Zum ersten Mal nach langer Zeit hörte ich auf dem Campingplatz einige Kinder in aller Frühe zusammen singen. Es waren die Kinder unserer Zeltnachbarn, Buben im Alter von 5 und 7 Jahren. Soll ich euch was verraten? Dies war eines meiner schönsten Urlaubserlebnisse.

Bild: Omnia nostra nobiscum portamus – „Alle Habe tragen wir mit uns“. Unsere glorreiche Anreise im Regen, vor dem Klärwerk in Körkwitz.

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Jul 262011
 

Herausragend gute Worte. Der Prinz Haakon wendet sich an die Einzelnen, an die Freiheit jeder Person. Er schürt nicht Vorbehalte oder Vorurteile. Er politisiert nicht. Er findet das treffende, das erlösende Wort! Ich bin begeistert.  Gäbe es doch derartige Reden auch in Deutschland! Der Prinz Haakon hätte sicher nichts dagegen.

Prinz Haakons Rede im Wortlaut: „Liebe als Antwort auf Gewalt“ – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Panorama
Heute Abend sind die Straßen mit Liebe gefüllt. Wir stehen vor einer Wahl. Wir können das Geschehene nicht ungeschehen machen. Aber wir können uns entscheiden, was es mit uns als Gesellschaft und als Einzelne macht. Wir können uns dafür entscheiden, dass niemand allein stehen muss. Wir können uns dafür entscheiden, zusammenzustehen.

Jeder Einzelne hat diese Entscheidung, du hast sie, und ich habe sie. Zusammen haben wir eine Aufgabe zu erledigen. Diese Aufgabe steht an, wenn wir beim Abendessen zusammensitzen, in der Kantine, beim Vereinsleben, als Freiwillige, Männer und Frauen, auf dem Land und in der Stadt.

Wir wollen ein Norwegen: In dem wir zusammenleben in einer Gemeinschaft mit der Freiheit, Meinungen zu haben und uns zu äußern. In der wir Unterschiede als Möglichkeiten sehen. In der Freiheit stärker ist als Angst. Heute Abend sind die Straßen mit Liebe gefüllt.

 Posted by at 11:42
Jul 262011
 

Eine uralte, von Sigmund Freud wiederbelebte Einsicht der Psychoanalyse lautet: Die eigenen, versteckten, nicht eingestandenen oder verdrängten seelischen Regungen werden unbewusst häufig einem  verteufelten Anderen, einem geschmähten Gegenüber, einem Sündenbock zugeschrieben. Salopp gesagt: „Die schärfsten Kritiker der Elche sind selber welche.“ Was man sich selber nie eingestehen würde, das wird einem Sündenbock aufgeladen. Der Sündenbock wird dann rituell verjagt und in die Wüste geschickt.

So erleben wir hier seit vielen Jahren, wie die deutschen Familien aus Kreuzberg wegziehen, sobald die Kinder das Schulalter erreichen. „Wir sitzen auf gepackten Koffern.“ So formulierte es vor wenigen Jahren eine private Elterninitiative, die sich anschickte, eine Grundschule zu errichten.

Grund: Man hat Angst vor den vielen deutschen Kindern und Jugendlichen, deren Eltern, Großeltern und Urgroßeltern vor vielen vielen Jahren dereinst aus den islamischen Ländern zugezogen sind. Man will die eigenen Kinder nicht zu diesen anderen Kindern schicken. Alle wissen ja, und die taz hat es gestern auf S. 18 breit bekräftigt: „Einmal Moslem, immer Moslem.“ Das heißt: Auch wenn Menschen die islamischen Länder verlassen, dürfen sie ihren Ursprungsglauben nicht ablegen. Der Islam gestattet es den Gläubigen grundsätzlich nicht, die Herkunftsreligion abzulegen. Diese muslimischen Kinder und Jugendlichen stellen hier in Kreuzberg ebenso wie in zahlreichen anderen Bezirken des ehemaligen West-Berlin die Mehrheit an den staatlichen Grundschulen. Die Vorbehalte gegenüber den neuen islamischen deutschen Mehrheiten gesteht man selbstverständlich nicht offen ein. Denn dann würde sofort das Klappmesser Islamophobie, also Angst vor dem Islam, herunterfallen. Angst vor dem Islam ist tabu. Islamophobie ist böse. Angst vor Überfremdung ist böse. Ein Reizwort, das sofort die Gegenreaktion des Rassismus-Vorwurfes auslöst.

Wie es den wenigen einzelnen nichtmuslimischen, also den christlich, jüdisch oder gar atheistisch erzogenen Kindern ergeht, die sich allein an den Grundschulen unter den muslimischen Mehrheiten bewegen, wird gar nicht gefragt. Ein weiteres unbefragtes Tabu!

Es wird stattdessen immer taktvoll gemurmelt oder gebetsmühlenhaft geleiert von „sozialen Ursachen der Bildungsarmut“ usw. Und dankbar ergreift man jede Gelegenheit, die eigene, nicht eingestandene Angst vor dem Islam auf einen Dritten zu verschieben.

Ein typisches Beispiel für diese Verteufelungsmechanismen eines bösen Gegenüber lieferte vor wenigen Tagen  wieder einmal der SPIEGEL! Alles Böse, das in der eigenen Seele kocht und brodelt, wird einem verteufelten Gegenüber in die Schuhe geschoben. Ob er dies oder jenes gesagt oder geschrieben hat, spielt keine Rolle. Entscheidend ist, dass es möglich wird, ihm die eigenen, als böse oder gefährlich erlebten Gedanken oder Wünsche zuzuschreiben. Die Grundregung scheint zu sein: „Er hat es zwar nicht gesagt oder geschrieben, aber er könnte es gedacht haben!“ Lest selbst:

Kreuzberg-Dreh des ZDF: Kritik an Provo-Tour mit Sarrazin – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Kultur
„Belastbare empirisch-statistische Analysen, ob die Gastarbeiter und deren Familien für Deutschland überhaupt einen Beitrag zum Wohlstand erbracht haben oder erbringen werden, gibt es nicht“ hatte Sarrazin in seinem Bestseller „Deutschland schafft sich ab“ geschrieben, der im Sommer 2010 erschienen war. „Für Türken und Marokkaner wird man sie sicher verneinen können. Zu groß ist das Missverhältnis zwischen der Zahl der ursprünglichen Gastarbeiter und dem dadurch ausgelösten Nachzug großer Familienverbände.“

Die Bewohner Kreuzbergs schienen nur darauf gewartet zu haben, dem prominenten Autor, der ihnen auf diese Weise das Existenzrecht in Deutschland abspricht, endlich die Meinung zu geigen. Vor dem Restaurant „Hasir“ im Herzen von Kreuzberg konfrontierte ein Mann mit Sonnenbrille den ungebetenen Besucher: „Dieser Mann hat Menschen beleidigt. Sie laufen jetzt hier, das ist unglaublich. Du kannst hier nicht sein!“

“ … der ihnen auf diese Weise das Existenzrecht in Deutschland abspricht, …?“Ein Lehrbuchbeispiel für Sündenbockmechanismen! Sarrazin hat mit keiner Silbe von „Existenzrecht“ gesprochen. Als Mann der Zahlen und Statistiken, der er zu sein scheint, hat er versucht, eine volkswirtschaftliche Gesamtrechnung anzustellen. Ob er recht hat, sei dahingestellt.

Eindeutig aber ist, dass SPIEGEL online dem Manne Aussagen unterstellt, die dieser weder hier noch irgendwo sonst gesagt hat, nämlich dass er den Zuwanderern das Existenzrecht in Deutschland abspreche. Ihm wird durch den SPIEGEL reflexhaft etwas unterstellt, was sich nur als Projektion aus der Psyche des schreibenden Journalisten erklären lässt. Ich meine: Der Journalist sollte in sich gehen und sich bei seinem Opfer, bei seinem Sündenbock entschuldigen.

Nichts ist gut in der Sarrazin-Debatte.

Mein analytischer Befund: SPIEGEL online erweist sich auch in diesem Artikel als deutlich islamophob, ohne es zu bemerken. Das Online-Medium lässt Gedanken und Unterstellungen einfließen, die der berichtete Vorgang nicht hergibt. Niemals hätte die Redaktion derartige Unterstellungen vor dem prüfenden Gewissen der journalistischen Redlichkeit durchgehen lassen sollen. Es grenzt an Verleumdung, was hier geschieht.

Ich persönlich bedaure übrigens, dass Sarrazin offenbar auch bei dieser Gelegenheit noch nicht gewillt oder noch nicht imstande war, wirklich frei und unbefangen auf den einen einzelnen Menschen zuzugehen, der ihm gegenübersteht. Auf diesen einen einzelnen Menschen, man könnte sagen, den Nächsten, der eben jetzt in diesem Augenblick mehr als alle Zahlen und Statistiken zählt und der von so unendlicher Wichtigkeit ist. Güner Balcı hat – soweit mir ein Urteil zusteht – wirklich alles Erdenkliche getan, um ihm diesen Schritt zu ermöglichen. Man hätte allerdings möglicherweise nicht gleich den Schritt in die Öffentlichkeit tun sollen, sondern im geschützten Raum des Hasir-Hinterzimmers die geeigneten Gesprächspartner, also den Wirt des Kreuzberger Hasir, den Vertreter der alevitischen Gemeinde, Sarrazin selbst und Balcı als bestmögliche Moderatorin zusammensetzen können.

Im Mittelpunkt: Die genannten Personen mit ihren subjektiv empfundenen Wünschen, Ansichten und Ängsten.

Der Personalismus der Mitte, wie ich ihn vertrete, scheint hierzulande leider noch in der Minderheit zu sein.

„Aber sprich nur ein einziges Wort, und so wird meine Seele gesund.“ Diesen Satz nenne ich geradezu das Merk- und Kennzeichen des „Personalismus der Mitte.“

Wer von allen Beteiligten, die da so laut ihre Stimme erhoben haben, kennt diesen wunderschönen Satz?

Mein Vorschlag: Das Kreuzberger Hasir, in dem ich selbst schon oft und gut mit muslimischen und nichtmuslimischen Freundschaften aller nur erdenklichen Herkunft gespeist habe, bietet doch ein hervorragendes Hinterzimmer mit etwa 12 Plätzen. Ich kenne es. Versucht es noch einmal – ohne Öffentlichkeit! Mit nicht mehr als 12 Personen. 12 ist eine gute Zahl.

Es ist nie zu spät für das erlösende Wort.

 Posted by at 10:58