Allein gegen Heerscharen: Dalinda. Eine stolze Muslima kämpft für die Würde der Frau, die Freiheit des Mannes, die Gleichheit der Menschen

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Mai 132023
 

Noch verhüllen zarte Schleier das Konzerthaus am Gendarmenmarkt, an dem morgen um 19 Uhr ein Festspiel um das melodramatische Geschehen dargeboten wird, das Donizetti Jahrhunderte später so meisterhaft eingefangen hat!

Ein Gespinst an Mutmaßungen, Schutzbehauptungen, Täuschungen, falschen Fährten umgibt Dalinda, die muslimische Frau und Mutter – die Tochter des Alten vom Berge, des Rashid ad-Din Sinan oder auch des Ḥasan-i Ṣabbāḥ, von dem uns einst Marco Polo erzählt hat. Sie ist Braut des Dai eldoat, also des geistlichen Herrschers der islamischen Glaubensgemeinschaft der Ismailiten, die sich in der Felsenfestung von Alamut eine schier uneinnehmbare Bergfeste geschaffen hat.

Mögen die Kreuzritter doch weiter ihren weisen Sultan Saladin bejubeln, mit dem sie einen nicht nachhaltigen Ausgleich gefunden haben. Hier, in den weiten Hochebenen des Iran, schlägt pochend und unerbittlich das Herz einer fundamentalistischen Glaubensgemeinschaft, die unverrückbar an ihren hergebrachten Werten von Macht, Ehre, Herrlichkeit festhält.

Hier kämpft Saladin gegen die fundamentalistische Politik des Rashid ad-Din Sinan, das Gedächtnis des Richard Löwenherz gegen die Toleranzpolitik der Fatimiden, die aufgehetzte Schar der Kreuzritter gegen eine mutige, einsame, überall verachtete, kämpferische, leidenschaftliche Frau und verzweifelt liebende Mutter.

In all dem ist sie unrettbar verstrickt – Dalinda, die Frau zwischen den Stühlen. Sie erfährt in Emessa die tiefste Demütigung durch die lateinischen Kreuzritter, die „Franchi“, und sie wird sich zu rächen wissen! So viel darf hier schon verraten werden.

Diese sehr moderne, sehr selbstbewusste Muslima wird sich aber auch ihren Weg aus dem Gefängnis der Ehe mit einem rasend eifersüchtigen Mann und aus dem Kerker des männlich definierten Ehrbegriffes freizukämpfen wissen!

Atemlos werden wir erneut dem Geschehen morgen – am Muttertag des Jahres 2023! – folgen, wie wir heute schon hellauf begeistert von den Solisten und dem Orchester waren!

Der Vorhang des Zweifelns, der dumpfen Ungewissheit wird sich im Konzerthaus lichten!

https://www.konzerthaus.de/de/programm/berliner-operngruppe/8918

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Ist das Jenseits besser als das Diesseits?

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Jul 092022
 

Korano-Drama
Eine künstlerische Aufarbeitung der Koransuren 93 und 94 zum Mitmachen und Miterleben
Workshop am Samstag, den 2. Juli von 13 – 18 Uhr,
in der Katholischen Akademie in Berlin

Bei diesem Workshop mit der Islam-Theologin Tolou Khademalsharieh und dem Theaterpädagogen Dirk Harms, an dem ich teilnehme, fällt mir, wie von unsichtbarer Hand geführt, folgender Vers in den Schoß und lässt mich bis heute nicht mehr los:

Das Jenseits ist besser für dich als das Diesseits

Innerhalb von genau abgemessenen 5 Minuten schreibe ich ohne Zögern und ohne Korrekturen folgendes nieder:

Zunächst einmal löst dieser Satz heftige Widerstände in mir aus! Ist er nicht eine Vertröstung auf ein besseres Dort, das nur davon ablenkt, wie schrecklich das alles hier ist? Nein, meine ich!

Wer ein Jenseits hat, wird auch das Diesseits besser gestalten: ihn leitet ein Vorblick auf Künftiges. Ich höre daraus, aus diesem Vers 4 der Sure 93, die folgenden unsterblichen Verse heraus:

I vidi in terra angelici costumi
e celesti bellezze al mondo sole

Also übersetzt etwa:

Ich sah in dieser Welt engelsgleiche Gebärden
und himmlische Schönheiten, einzigartig auf der Welt

Ein weiteres Geschehen kommt mir in den Sinn, wie es mir erzählt wurde: In einem Luftschutzbunker zu Kriegszeiten erzählten die Mütter ihren Kindern Märchen, während die Bomben fielen, und siehe, die Angst verschwindet aus den Herzen der Kinder! Die Kinder freuten sich schließlich, wenn die Alarmsirenen ertönten, denn dann durften sie endlich wieder in den Armen der Mutter die Märchen hören. Und alles wurde gut.

Angst, Tod, Schmerzen nehmen also ab im Angesicht des Schönen, im Angesicht des Jenseits. Sie sind eine Überlebenshilfe. So kommt auf jede Nacht der Morgen.

Zusatz vom heutigen Tage (09.07.2022):

Eine mir vorliegende italienische Übersetzung desselben Verses 4 aus Sure 93, vorgeschlagen von Luigi Bonelli, lautet übrigens:  

In verità, la vita avvenire sarà, per te, migliore della presente,

Zu deutsch etwa:
In Wahrheit wird das kommende Leben, für dich, besser sein als das gegenwärtige.

Was bedeutet das nun wieder? Die Frage bleibt offen. Die Antworten bleiben offen!

Quellenangabe:
Il Corano. Nuova versione letterale italiana. Con prefazione e note critico-illustrative del Dott. Luigi Bonelli, già titolare del R. Istituto Orientale di Napoli. Terza edizione riveduta, aggiuntovi l’indice analitico. Editore Ulrico Hoepli, Milano 1987, p. 593 [S. XCIII, 4]

Hinweis:
Nach Angabe des italienischen Übersetzers L. Bonelli bedeutet Kursivdruck (hier vita) eine zur Vervollständigung des Textes angebrachte Hinzufügung des Übersetzers. Cf. „Abbreviazioni e segni convenzionali“, in: Il Corano, a.a.O., p. XXIV

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„Oh, diese Zedern, die kenne ich doch…

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Mai 062019
 

… denn sind nicht sie es, von denen es in den Psalmen heißt,

… daß die Bewme des Herrn voller Saft strotzen,
die Zedern, die Er gepflanzt hat, sie recken sich in den Himmel!“

Und hat nicht aus diesem Holz von den schneebedeckten Bergen Libanons Salomon den Jerusalemer Tempel gebaut?

Die Pracht der kunstvoll geschnitzten Zedern überraschte und überwältigte uns gestern beim Besuch in den „Gärten der Welt“ in den fernen östlichen Gefilden Berlins, in Marzahn.

Das Besondere an diesem Orientalischen Garten, der ursprünglich Islamischer Garten heißen sollte und aus politischen Gründen dann 2004 als Orientalischer Garten eröffnet wurde, ist, dass er nicht nur das Abbild eines muslimischen Andachtsraums darstellt, sondern tatsächlich ein echter Andachtsraum ist.

Um jeden „Orientalismus“ – also den westlichen, außengesteuerten Blick auf den Orient – zu vermeiden, wurde 2002 der Garten- und Landschaftsarchitekt Kamel Louafi mit der Planung des Gartenhofes (Riyâd) beauftragt.

Hier in diesem Riyâd fließen die vier Urströme, von denen die Bibel bereits berichtet, zu einem Kreuz des Lebens zusammen. Das Ergebnis des Zusammenfließens ist – ein Andachtsraum, nein: ein Andachtstraum, wie man ihn als Mensch des Jahres 2019 in Marzahn nicht sofort vermuten würde. Ein Abglanz höherer Sphären! Ein großes Glück!

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Der Gott Abrahams, Hagars und Ismaels

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Okt 272018
 


Die erste unmittelbare Benennung Gottes durch einen Menschen, wo finden wir sie in der Bibel? Welcher Mensch wagt es als erster, den unmittelbar geschauten, alle Erfahrung übersteigenden Gottesbezug in einen Namen zu gießen, lange ehe sich das alte Israel entschied, den Gottesnamen zu entziehen?

Es ist eine Frau, die diesen ungeheuerlichen Griff wagt, die in äußerster Not errettet wird und zum Zeichen der Rettung ihren Retter mit einem Namen belegt. Ein Mensch gibt seinem Gott einen Namen. Durch die Namensgebung wird Gott zum Du, zum Gegenüber!

Erzählt wird dieser ursprüngliche Vorgang der Namengebung Gottes durch einen Menschen im 1. Buch Mose, Kap. 16.

Rembrandts Zeichnung, derzeit in einer grandiosen Ausstellung des Berliner Kupferstichkabinetts zu sehen, wirft ahnungsvoll einen Blick auf diese Urszene.

Hagar, die Frau, wird hineingezogen, hinaufgezogen in ein sie übersteigendes Geschehen. Ihr verdurstendes Kind Ismael liegt am Bildrand, hingezeichnet in kräftigen Zügen. Er wird leben! Der Bote Gottes schwebt in einer Lichtwolke.

Rembrandt fasst das Geschehen in der Wüste als Begegnung des Übermächtigen mit der Ohnmächtigen, ein ungleiches Geschick, das seine Lösung im Aussprechen des ersten menschenerfundenen Gottesnamens anstrebt.

4 völlig unterschiedliche Darstellungen Hagars zeigt derzeit diese Ausstellung „Zeichnungen der Rembrandtschule“ des Berliner Kupferstichkabinetts, die nur noch bis 18. November läuft. Das Hingehen, das Hinschauen lohnt sich vierfach.

Unser Bild zeigt die Legende der erwähnten Zeichnung: „Der Engel erscheint Hagar und Ismael in der Wüste. Feder in Braun, mit Deckweiß stellenweise korrigiert. Hamburg, Kunsthalle, Kupferstichkabinett“. Unten am Bildrand: Schatten des Haarkranzes und zweier Finger des hier Schreibenden. Aufnahme vom 26.10.2018, 15.24 Uhr, Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Ganz glühend im Wüstensand: Hagars Klage

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Jul 112018
 

 

 

 

 

 

Ganz offenkundig ließ sich Franz Schubert wieder und wieder von den Texten der Dichter zu seinen Kompositionen entzünden. Freunde haben beschrieben, wie sie, hier also Josef von Spaun und Johann Mayrhofer, Schubert einmal in diesem Zustand der durch Dichtung erzeugten ekstatischen Entrückung erlebten: „… wir fanden Schubert ganz glühend, den Erlkönig aus dem Buche laut lesend. Er ging mehrmals mit dem Buche auf und ab, plötzlich setzte er sich, und in der kürzesten Zeit, so schnell man nur schreiben kann, stand die herrliche Ballade nun auf dem Papier.“

HAGARS KLAGE, so lautet das früheste Lied Franz Schuberts, das uns heute noch erhalten ist. Geschrieben hat er es im Convicte im Alter von 14 Jahren. Unbeschreiblich muss den jungen Convicts-Schüler  der Schmerz erschüttert haben, den Clemens August Schücking in sein endlos wimmerndes, geradezu aufschreiendes Gedicht HAGARS KLAGE einbrannte:

Hier am Hügel heißen Sandes
Sitz‘ ich, und mir gegenüber
Liegt mein sterbend Kind,
Lechzt nach einem Tropfen Wasser
Lechzt und ringt schon mit dem Tode,
Weint und blickt mit stieren Augen
Mich bedrängte Mutter an.
Du mußt sterben, du mußt sterben
Armes Würmchen!

[…]

Schubert hat das Gedicht zu einer dramatisch erregten, durchkomponierten Phantasie mit vielen Gefühlswechseln ausgestaltet. Sie eröffnet den Band V der großartigen Neuausgabe der etwa 600 erhaltenen, hier vollständig zusammengetragenen Schubert-Lieder.

Am 20. Oktober 2018 um 19 Uhr wird Mojca Erdmann dieses Lied im Pierre Boulez Saal singen, begleitet vom Pianisten Malcolm Martineau.  Die Karten sind bestellt, wir sind schon sehr gespannt!

Zitate:
SCHUBERT. Lieder. Band 5. Herausgegeben von Walther Dürr. Urtext der Neuen Schubert-Ausgabe. Bärenreiter Verlag, Kassel 2011, Seite VII [zur Entstehung von Hagars Klage], Seite XXIII-XXIV [Text des Gedichts Hagars Klage von Schücking ], Seite 1-17 [Schuberts Lied Hagars Klage von Schücking]

SCHUBERT. Lieder. Band 1. Herausgegeben von Walther Dürr. Urtext der Neuen Schubert-Ausgabe. Bärenreiter Verlag, Kassel 2005, Seite VII [zur Entstehung von Schuberts Erlkönig von Goethe]

Konzert-Hinweis laut dem Buch:
Pierre Boulez Saal. Die Spielzeit 2018/19. Berlin 2018, S. 30-31

Bild:

Gemälde „Hagar und der Engel“ von Carel Fabritius. Sonderausstellung „Das Zeitalter Vermeers und Rembrandts. Meisterwerke aus der Leiden Collection“. Moskau, Puschkin-Museum, 8. Mai 2018

 Posted by at 20:21
Mai 082018
 

Was mochte wohl die rätselhafte Zeile Petrarcas bedeuten:

I‘ vidi angelici costumi e bellezze celesti

Unklar dürfte hier vor allem das Substantiv „costumi“ sein. Im heutigen Sprachgebrauch könnte das Wort Gewohnheiten, Gebräuche, Gebärden, aber auch Gewänder, Anzüge oder Kostüme bedeuten.

Also zu deutsch etwa:
Ich sah engelhafte Gewänder und himmlische Schönheiten

Da aber im älteren Italienisch, etwa bei Dante oder Ariost, „costume“ auch „Eigenschaft“, „Kraft“, „Macht“, ja sogar „Wesen“ meint, scheint auch folgende Übersetzung erlaubt:

Ich sah englische Mächte und himmlische Schönheiten —

Was galt? So sang und sann ich endlos und wunderte mich beim erneuten Lesen und Singen von Liszts meisterhafter Vertonung des Petrarca-Sonetts.

Heute nun löste sich das Rätsel beim Besuch des Puschkin-Museums in Moskau. In der Sonderausstellung „Das Zeitalter Vermeers und Rembrandts. Meisterwerke aus der Leiden Collection“ fand ich das Gemälde Hagar und der Engel von Carel Fabritius.

Die Schau erregt einen Riesenandrang, wie es üblich ist, sobald einer der ganz großen Namen der Kunstgeschichte auf dem Titel steht.

Immer wieder drängten sich Betrachter vor mein gebanntes Auge. Wie sollte man da zur Besinnung kommen!

Und doch: Wie in einer plötzlichen Erscheinung fügten sich da sämtliche 14 Zeilen des Sonetts in eine einheitliche Schau! Gezeigt wird hier die wunderbare Errettung der von Abraham in die Wüste verstoßenen zweiten Ehefrau Hagar und ihres Sohnes Ismael. Dort drohen sie zu verschmachten, da errettet sie aus tiefer Not der Erzengel. Hagar und Ismael überleben, und Ismael wird Stammvater unserer heutigen „Ismaeliten“, also unserer heutigen Moslems.

Ich sah: alles hat hier der niederländische Maler Carel Fabritius hineingemalt:
Die Tränen der Hagar – bei Petrarca: lagrimar –
Das Weh und die Wehen einer Mutter, die ihr sterbendes Kind beweint – bei Petrarca: doglia
die plötzlich hinzutretenden Gewänder eines Engels – angelici costumi
die wunderbaren Kräfte eines göttlichen Boten – angelici costumi
die sprechenden Gebärden eines Verkünders der Rettung – angelici costumi
die urplötzlich aufstrahlende, aus dem Himmel fallende Schönheit Gottes – celesti bellezze

Und genau so etwas, oder so etwas Ähnliches, muss auch Petrarca und Franz Liszt vorgeschwebt haben. Oder auch etwas ganz anderes. Wer weiß dies?

Ich sah die ungeheuerliche, hereinbrechende Macht der Errettung aus Ausweglosigkeit, Hungertod, Verzweiflung! Das ist Schönheit, das ist das Gute, das ist Liebe, die die Angst und den Schmerz verschlingt, das ist unermessliche Gelöstheit und Heiterkeit.

Tanta dolcezza avea pien l’aere e `l vento!

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Schritte von der Verdachtskultur zur Kultur des Vertrauens

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Jun 102017
 

Die Berliner Landes- und Bezirkspolitik erzeugt parteiübergreifend allzu oft eine Kultur des Verdachts, zum Beispiel indem sie Angst vor Veränderungen schürt, indem sie den Wandel aussperrt, indem sie starr am Vorhandenen festhält. Man gewinnt oft den Eindruck, die paternalistische Politik Berlins wollte das freie Handeln freier Menschen verhindern und traue ihnen nichts zu. Die Verhängung einer Erhaltungsverordnung – gekoppelt mit der Aufforderung an die Bürger, „verdächtige Baumaßnahmen“ zu melden – ist ein bezeichnendes Beispiel dafür. Allein schon das Wort „Verdachtsgebiet“ spricht Bände! So viel Verzagtheit, so viel Missmut, so viel Angst prägt ein solches Vorgehen, wie man es wieder und wieder im Bundesland Berlin sehen kann! Dabei hat nachweislich eine derartige typisch Berliner Verhinderungspolitik – zu der auch das Verbot privater Ferienwohnungen gehört – das unleugbare Steigen der Mieten weder verhindern noch verlangsamen können; und auch private Investoren ziehen sich zunehmend aus dem Wohnungsbau zurück. Wen wundert’s?

Um so wichtiger war es mir heute, dagegen kräftige Zeichen des Vertrauens aufzunehmen, sobald sie sich bieten würden! Und so geschah es! Angesagt war heute das Ordnen meines reichen Notenbestandes.  Dazu kauften wir ein Regal zum Selberbauen. Ein Möbeltaxi brachte es nachhause. Ich knüpfte ein Gespräch mit dem Fahrer an. Sein Name war Ismael. Sofort stellte sich eine Vertrauensbasis her. Denn Ismael, das ist ja der erstgeborene Sohn Abrahams, gezeugt mit der Magd Hadschar oder auch Hagar, wie sie bei uns meist genannt wird. Wie die meisten anderen biblischen Gestalten auch, so erscheint der Urvater Abraham oft eher schwach, ja zwielichtig. Die Art, wie er Hadschar und den gemeinsamen Sohn Ismael in der Wüste aussetzt, wird schonungslos sowohl in jüdischen wie auch in muslimischen Quellen geschildert: er gibt den Einflüsterungen seiner Erstfrau nach und verstößt Mutter und Sohn in die wasserlose Wüste. Clemens Brentano hat dieses Schicksal sehr ergreifend und voller Mitgefühl besungen:

O Wüste, Traum der Liebe, die verachtet
Vom Haus verstoßen mit der Hagar irrt,
Wo schläft der Quell? da Ismael verschmachtet,
Bis deine Brust ihm eine Amme wird.

Das Fehlverhalten Abrahams wird weder in der Bibel noch im Koran beschönigt. Und doch wird dieser verstoßene Erstling Abrahams zum Stammvater der Muslime weltweit werden, auf den sie sich heute alle noch beziehen! In der wunderbaren Errettung Ismaels aus der wasserlosen Wüste erblicken viele Muslime einen besonderen Gnadenbeweis – „und Gott findet dich…“, wird Brentano in seinem grandiosen Gedicht „Der Traum der Wüste“ dichten.

Nicht überrascht war ich, als auch mein heutiger Ismael berichtete, dass er aus einer mehr oder minder aus dem Land getriebenen Minderheit stamme, nämlich der türkischen Volksgruppe, die bis vor kurzem noch in Bulgarien wohnte. Wir plauderten freundschaftlich über dies und das, und schon bald hatten wir das Ziel erreicht, und ich konnte endlich meinen gesammelten Notenbeständen (Bach, Beethoven und den anderen Gefährten) eine neue, sichere Heimat namens Billy gewähren.

Mein Gespräch und die Taxifahrt mit Ismael bedeutete den Übergang vom Verdachtsgebiet der Berliner Politik  in das Vertrauensgebiet der Berliner Menschen.- Weitere Schritte in das Vertrauensgebiet brachte dann eine kurze Rast in der herrlichen Labungsstätte des Namens Rüyam – „mein Traum“ heißt das auf Türkisch. Und der Wüstentraum manifestierte sich hier als rein pflanzlicher Kebap; eine echte Delikatesse Schönebergs! Die Menschen dort im Rüyam zeigen alle viel Herz – und wer hätte das gedacht? Als hätten sie geahnt, dass wir sehr durstig waren, schenkten sie uns noch zwei Becher Ayran dazu. Einfach so, es gab keinen echten Anlass; es war eine Geste der Menschenfreundschaft.

Und damit ist auch das merkwürdige Erlebnis, durch die Politik plötzlich das eigene Wohngebiet zum „Verdachtsgebiet“ erklärt zu wissen, abgehakt und überwunden! O nein, ihr Politiker, wir leben hier ganz und gar nicht im Verdachtsgebiet, sondern offenkundig in einem Vertrauensgebiet, einem Gebiet der Mitmenschlichkeit und der Menschenfreundschaft.

Brentano, dessen Herz auch für Ismael schlug, klingt hier erneut nach:

Dann wehet Friede,
klingender Lieder
glänzender Lauf,
ringelt sich nieder,
wallet hinauf.

 

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Von der Wichtigkeit des „Teufels vom Dienst“ in einer Gesellschaft ohne Gottesbezug

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Jan 212015
 

Aus dem Kopfschütteln komme ich nicht mehr heraus, wenn ich das Tollhaus betrachte, das mittlerweile in der deutschen Politik, in den deutschen Feuilletons ausgebrochen ist. Meine Gespräche mit afrikanischen Zuwanderern und Flüchtlingen aus den teilweise noch multireligiösen Staaten Westafrikas, meine Gespräche mit Muslimen in Kreuzberg und anderen Berliner Bezirken zeigen eine massive Bedrohungslage auf. Die westlichen, die „abendländischen“ Moslems fühlen sich durch die Islamisten bedroht. Sie sind durch die machtvolle Islamisierung  stärker bedroht als die Nicht-Muslime!

Wie das denn? Wieso fliehen so viele Muslime und Christen und Nichtglaubende aus den Staaten des vorderasiatischen und asatischen Ostens, aus den Staaten Nordafrikas und Westafrikas zu uns? Wieso fliehen so viele Juden aus Frankreich, das doch eigentlich ein Teil des „Abendlandes“ ist, nach Israel? Sie alle – Juden, Christen, Muslime, Religionslose – fliehen vor einer beispiellosen Welle der Gewalt, vor einem expansiven, raumgreifenden islamistischen Terror.

Gefürchtet wird vor allem von den säkularen und aufgeklärten Muslimen (den „Ramadan-Muslimen“, wie sie SPD-nahe Türken gern nennen), von den säkularen und aufgeklärten Türken die schleichende oder auch bedrohlich-massive Re-Islamisierung der Muslime, die schleichende oder auch bedrohlich-massive Re-Nationalisierung, die Re-Türkisierung der Türken. „Muslime! Ihr seid doch alle Muslime! Lasst euch nicht durch die Gottlosen verderben!“ So lautet die Melodie heute.

Das Gespenst der neo-fundamentalistischen Islamisierung der Moslems geht um in Westeuropa!

Die abendländischen Muslime der Mehrheit wollen aber nicht in einen Topf mit den Islamisten geworfen werden.

Und doch geschieht genau das. Bei jedem Protest gegen das zunehmend massive Auftreten der teils gewaltfreien und der teils gewaltbereiten Islamisten im europäischen Westen tun sich namhafte deutsche Politiker als Pro-Islam-Aktivisten hervor. Sie tun so, als stellte nicht der Islamismus, sondern ausgerechnet der Protest gegen das massive Vordringen des Islamismus eine Gefahr dar. Und dass der Islamismus massiv vordringt, werden auch die gutwilligsten deutschen Politiker hoffentlich nicht mehr leugnen.

„A bas la France – A bas Charlie Hebdo!“.  Unter diesen und schlimmeren Parolen wird in Niger, in Pakistan, in den Kaukasus-Republiken, im Iran der Hass auf Frankreich, der Hass auf den europäischen Westen (das sogenannte Abendland) geschürt (siehe etwa Le Figaro, 19. Januar 2015, Seite 7). Was tun die deutschen Spitzenpolitiker angesichts der anti-westlichen Massenproteste der aufgehetzten Massen in den islamischen Staaten? Sie schließen fest die Reihen gegen die Islamisierungswarner!

Der „Westen“, das ist das „Abendland“, „the West“, „l’Occident“. Und der heutige europäische „Westen“, das sogenannte „Abendland“ hat sich ganz entscheidend herausgebildet in der Zurückweisung jedes Absolutheitsanspruches, wie ihn etwa die römischen Kaiser, später der oströmische christliche Kaiser erhoben oder die verschiedensten muslimischen Machthaber erhoben und erheben.

Den deutschen Politikern, die sich zur Sache äußern, muss ich zugute halten, dass sie es ja eigentlich gut meinen. Aber sie haben offensichtlich keinen direkten Kontakt zu den Millionen und Abermillionen unpolitischen Muslimen, zu den Menschen von der Straße. Alle Botschaften, die auf die Funktionäre und Spitzenpolitiker treffen, sind vielfach interessengeleitet, sind gesteuert, bezwecken etwas.

Und dadurch, dass Pegida verteufelt wird, dadurch, dass man „Hass“ und „Herzenskälte“ hinter den Ängsten der Pegida-Unterstützer vermutet, stellt man sie per kardiologischer Fern-Diagnose in die Ecke des Teufels.  Man sieht: Auch wenn eine Gesellschaft als ganzes den Gottesbezug verloren hat, braucht sie doch den Teufel, den personifizierten Feind, geradezu lebensnotwendig.

In den Berliner Grundschulen, in den Berliner Sozialämtern, in den Ausländerbehörden wird allerdings ganz anders gedacht als es in den Verlautbarungen der Spitzen aus Gesellschaft und Staat durchklingt.

Der aus Ägypten stammende Deutsche Hamed Abdel-Samad schrieb gestern auf Facebook dazu:

„Frau Fahimi von der SPD lehnt einen Dialog mit Pegida ab. Wie steht sie denn zu jungen Muslimen, die die Demokratie ablehnen und die Salafisten nicht nur toll finden, sondern auch den Dschihad in Syrien? Sie würde sagen, wir müssen um die Herzen dieser Menschen kämpfen, denn sie sind marginalisiert und entwurzelt; wir müssen sie nicht ausschließen, sonst sind sie den Islamisten ausgeliefert! Sie würde sagen: unsere Jungs werden radikalisiert und wir müssen etwas dagegen tun. Sie würde sagen: versöhnen statt spalten!
Hat die SPD es abgelehnt, mit der Hamas Dialog zu führen? Nein. Mit den Muslimbrüdern? Nein. Oder mit dem Iran? Nein. Der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Niels Annen hat sogar mit Ali Akbar Velayati im Iran vor wenigen Wochen Dialog geführt: Velayati ist übrigens der Drahtzieher des Mykonos-Mordanschlags gegen kurdisch-iranische Oppositionelle in Berlin im Jahre 1992
Was ist los mit der SPD?“

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Die Angst der Muslime vor der Zwangsunterwerfung und der Re-Islamisierung

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Jan 212015
 

Ball grotesk – so muss man das wohl sehen, was derzeit in den deutschen Feuilletons und Kommentarspalten abgeht.

Libanon, Syrien und die Länder Westafrikas wie etwa Mali, Niger, Côte d’Ivoire, Nigeria, ja selbst Indien sind derzeit noch multikulturelle, derzeit noch multireligiöse Staaten im Afrika südlich der Sahara, im Nahen Osten (also im „Morgenland“)  und in Asien. Sie zittern  vor den erbarmungslosen Unterwerfungsfeldzügen des „Islamischen Staates“, „Boko Haram“ und anderer Milizen.

Zugleich finden sich hier in wenigen deutschen Städten Protestierende zusammen, die vor einer angeblich drohenden, schleichenden angeblichen partiellen „Islamisierung des Abendlandes“, einer „Landnahme“  warnen, wie dies vor Jahren bereits die Zeitung taz gemacht hatte, die Zeitschrift DER SPIEGEL in ihrer Titelgeschichte (Nr. 13/2007) gemacht hatte,  – und diese „Islamisierungskritiker“ (der SPIEGEL, die Pegida, die taz … und die ganze Mischpocha)  werden flugs als „islamfeindlich“ etikettiert.

Ihnen, diesen „Islamisierungs-Warnern“ von taz, Pegida und SPIEGEL und der ganzen Mischpocha stellt sich eine dicht geschlossene Phalanx der selbsternannten Anständigen in verschiedenen Pro-Bewegungen entgegen: bedingungslos Pro-Zuwanderung, bedingungslos Pro-„Weltöffnung“ (auch gegenüber allen Tschetschenen, auch gegenüber allen Serben, auch gegenüber allen Tunesiern), bedingungslos Pro-„Weltoffenheit“, bedingungslos Pro-Immigration. Augen zu – und durch – und immer fest Draufschlagen auf die Unanständigen, auf die „Islamfeinde“, so scheint das Motto zu lauten.

Ich finde, hier tut mehr Differenzierung not.

Das Hauptargument der Pro-Islam-Contra-Pegida-Bewegungungen lautet, es gebe keinerlei Gefahr einer „Islamisierung des Westens“, da rein statistisch die fundamentalistischen Islamisten innerhalb der Gesellschaft und auch innerhalb der Muslime eine Minderheit darstellten. Es gebe keinerlei Aussicht einer flächendeckenden oder begrenzten Islamisierung des „Abendlandes“. Manche schaut tief als gelernte Kardiologin hinein in die Herzen der Mitmenschen, entdeckt „Hass und Kälte“ im Herzen der Islamisierungskritiker, mancher entdeckt, wie warm und liebevoll sein Herz doch für die Muslime schlägt, von denen er freilich meist – wenn der Augenschein nicht trügt – im Alltag keine kennt.

Aus Kreuzberger Sicht stellt sich der Frontverlauf übrigens ganz anders dar als eben skizziert. Das riesige Privileg von uns Kreuzbergern in einigen Wohnvierteln wie dem meinen ist ja, dass wir bereits inmitten einer mehrheitlich durch weitgehend islamisch geprägte Zuwanderung geprägten Wohn-Umgebung siedeln.

Wie schätzen nun die hier in Deutschland ansässigen Muslime und Nichtmuslime, die aus den Staaten des Nahen Ostens und Afrikas zu uns kamen, die Lage ein? Sehen sie die Gefahr einer schleichenden Re-Islamisierung, einer expansiven „Landnahme“ oder Re-Islamisierung oder Neu-Islamisierung der aufgeklärten, der ehemals zum Teil multikulturell geprägten Länder des europäischen Westens, der westlich-säkularen und multikulturellen Staaten wie etwa Syriens oder Libanons?

Die Antwort darauf lautet: ja. Ganz offensichtlich ist dies so. Sie haben Angst.

Und das Argument der geringen Zahl? Gilt nicht. Gewaltsame, revolutionäre Bewegungen haben sich stets aus einer Minderheitenposition durchgesetzt.

Die russischen Bolschewiki etwa waren zunächst einmal eine Minderheit – sowohl in der Bevölkerung wie auch nicht zuletzt in der russischen SDAPR  selbst. Dann schlugen sie zu, als die Stunde günstig war; sie zertraten und vernichteten aus einer absoluten Minderheitenposition heraus ihre Feinde im Innern des eigenen Staates.

Und bis 1989 beherrschten sie, die Bolschewiki und ihre Nachfolger, dann die Hälfte Europas einschließlich Prags, Warschaus, Brodys, Czernowitz‘  und Budapests. Dann erst, in den Jahren 1989/1990 fiel der eiserne Vorhang.

Genaueres Hinsehen tut not. Ein Blick in die Seiten des für Flüchtlinge und Migration zuständigen Bundesamtes der letzten Jahre lehrt: Tschetschenien, Serbien, Tunesien waren je nach Jahr und je nach Bundesland mit die wichtigsten Herkunftsländer für Asylbewerber, obwohl diese Länder nachweislich damals bereits befriedet waren. Immer nur draufschlagen auf Kritiker und Warner wie SPIEGEL, Pegida und taz, und alle Türen für alle zuwandernden jungen Männer aus allen Ländern öffnen, wie dies nachweislich in den letzten Jahren geschah, kann nicht die Lösung für die Probleme von Tschetschenien, Serbien und Tunesien sein.

Wer aber in Not ist, soll unsere Hilfe bekommen. Er hat Anspruch darauf.

 Posted by at 09:28

дилема растолкованная жизненна, тема стоит продолжения …

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Jul 312014
 

Hl. Mauritius 2014-01-03 10.26.59

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich war gerade im Prinzenbad. Die güldene Sonne brachte Leben und Wonne. Ein querwachsender Ast eines Prinzenbad-Ahornbaumes, den ich vor 10 Jahren noch bequem erspringen konnte, um dann Klimmzüge daran zu machen, ist jetzt so hoch, dass  ich ihn nicht mehr erreichen kann. Bäume wachsen also schneller als wir Menschen. Heute herrscht hier nach mehreren reinigenden Güssen herrlichstes Sommerwetter.

„Wie im Kindergarten benehmen sich diese Politiker!“ war der Kommentar eines Zeitungsverkäufers zur Weltlage, dem ich trotzdem eine FAZ zum vollen Preis abkaufte. Die FAZ bringt heute auf S. 11 unter dem Titel „Auf der Abschussliste der Islamisten“ einen sehr traurigen, sehr schönen Artikel von Rainer Hermann über die ersten Jahrhunderte der Kirchengeschichte und das drohende Ende des Christentums im Morgenland. Das Christentum entsprang und fand zur ersten Blüte im Morgenland, also in den heutigen Ländern Irak, Syrien, Türkei, Ägypten. Rom und Byzanz waren zunächst einmal westliche Reiser der orientalischen Kirche, die sich erst 1054 unwiderruflich voneinander und von den östlichen Kirchen abspalteten.

Jahrhunderte später fand das Christentum oft unter erbittertem Widerstand der einheimischen Bevölkerung auch den Weg in das Europa nördlich der Alpen.

Eine Reiseerinnerung kommt mir in den Sinn: Die beiden Schutzpatrone der Stadt Magdeburg, der hl. Mauritius und die hl. Katharina von Alexandrien, entstammten beide dem vorderasiatisch-afrikanischen Kulturraum. Die Grablege Kaiser Ottos des Großen, die Mutterstadt der Ausbreitung deutschen Stadtrechts, unterstellte sich also der geistlichen Fürbitte zweier orientalisch-afrikanischer Schutzpatrone! „Wir haben in Magdeburg die älteste bildliche Darstellung eines Schwarzafrikaners nördlich der Alpen!“, vertraute mir im Januar 2014 stolz ein Magdeburger Stadtführer an.

Zitat Hermann: „Von diesen orientalischen Christen haben die frühen Muslime viele Praktiken übernommen. Etwa die Prostration, das Sich-Niederwerfen beim Gebet. Auch das Minarett als Turm, von wo zum Gebet in einem Innenhof gerufen wird, geht auf Vorbilder in alten syrischen Kirchen zurück. Außerdem hatten alte Klöster, wie etwa Mar Saba bei Bethlehem, eine Gebetsnische nach Osten; daraus wurde die Kibla der Moschee.“

Die militärische Intervention, die Ausbreitung des Bürgerkriegs auch mit westlichen Waffen, die Unterstützung islamistischer Milizen in Irak, Afghanistan, Syrien und Libyen, namentlich durch die USA, Großbritannien und Frankreich, hat das drohende Ende zweier Jahrtausende christlicher Kultur in Irak, Libyen und Syrien beschleunigt. Die frühere militärische Unterstützung der Aufständischen in Syrien, Libyen, Irak durch die starken Militärmächte des Westens halte ich für ebenso verheerend und verhängnisvoll wie die Unterstützung der Aufständischen in der Ukraine durch russische Amtsträger, russische Desperados, Banditen und Freischärler.

Der durch die USA im Jahr 2003 ohne triftige Beweise vom Zaun gebrochene Irak-Krieg war ein schwerer politischer Fehler und ein schwerer Verstoß gegen das Völkerrecht. Ich bin für den völkerrechtlichen Grundsatz der militärischen Nicht-Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten.

Unsere Aufgabe ist es stets, zum Frieden und zur Versöhnung zwischen Feinden beizutragen – aktuell gilt es, die Russen und die Ukrainer miteinander zu versöhnen. Mir wurde von Russen berichtet, dass Russen und Ukrainer im Urlaub schon aufeinander losgehen und im Hotel handgreiflich werden. Wie im Kindergarten! Der Todesstreifen des Hasses darf nicht weiter wachsen.

Bild: Der hl. Mauritius, ein General ohne Schwert, Schutzpatron der Stadt Magdeburg. Magdeburger Dom. Statue aus Sandstein, bemalt, wohl spätes 13. Jahrhundert. Aufnahme des Verfassers vom Januar 2014

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Okt 072013
 

 

„Ein hübscher Kirschenbaum in dem Garten wäre eine schöne Sache. Das Plätzchen schickte sich dazu. Warte nicht, bis er selber wächst, sondern setze einen. Ferner, ein Abzugsgraben, ein guter Weg durch das Dorf, wenigstens ein trockener Fußweg, ein Geländer am Wasser oder an einem schmalen Steg, damit die Kinder nicht hineinfallen, kommt viel geschwinder zustande, wenn man ihn macht, als wenn man ihn nicht macht.“

So Johann Peter Hebel in seinem Stück „Mohammed„. Wie in vielem anderen, so erweist sich Hebel auch in seinen „Denkwürdigkeiten aus der Türkei“, aus dem „Morgenlande“, wie man damals sagte, als unübertrefflicher Brückenbauer.

„Hast du ein böses Werk begangen, so mußt du es mit einem guten büßen“, legt Johann Peter Hebel seinem Mohammed in den Mund. Tätige Nächstenliebe, tätige Gestaltung der Beziehungen der Menschen untereinander, statt immer nur die Hand als Bettler dem Staat entgegenzustrecken, statt immer nur vom Staat, von der geschenkeverteilenden Obrigkeit alles und von sich selbst nichts zu erwarten – darin sieht Hebel das verbindende Ethos zwischen Islam und Christentum, zwischen Morgenland und Abendland. Es ist ein Ethos des guten Werkes, das letztlich im Herzen des Menschen verankert ist, in der Mitte der Person – nicht im System, nicht in der gnädigen Politik, nicht im gütigen Staate, und schon gar nicht in der mächtigen Europäischen Union.

„Mohammed“, „Denkwürdigkeiten aus dem Morgenlande“, „Das gute Werk“, „Die gute Mutter“ und einige andere mehr – ach, läsen doch mehr Menschen in der staats- und politikgläubigen Europäischen Union und in der Bundesrepublik Deutschland  ab und zu noch diese Kalendergeschichten des Rheinischen Hausfreundes! Der Staat kann nicht alles. Es gibt doch sogar eine Johann-Peter-Hebel-Schule in Charlottenburg! Die zeitüberdauernden Wahrheiten des Johann Peter Hebel können doch in Deutschland nicht so vollständig untergegangen sein, wie es oft den Anschein hat.

Soeben komme ich vom Rathaus Kreuzberg zurück. Dort vor dem Rathaus stand ein Bettler, ein Obdachloser, klagte mir beredt sein Leid. Ich gab ihm fast alles, was ich noch in der Geldbörse hatte. „Reicht Ihnen das für zwei Nächte?“ „Ja! Sie sind der erste, der mit mir redet heute! Sind Sie denn aus der Schweiz? Ihr Akzent klingt so schweizerisch?“, fragte er mich zurück.

„Nein, leider nicht, ich bin doch nur aus Schwabenland“, gab ich zurück.  Ich frage euch: Hatte ich dem Obdachlosen mit dem Geld geholfen? Vielleicht hätte ich ihm besser ein paar Geschichten von Johann Peter Hebel nacherzählt?

 

 

 

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„Das Paradies liegt zu Füßen der Mütter“ – Brauchen wir Deutschen eine „Muttererhöhung“?

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Sep 152013
 

Sür Yildiz 2013-07-16 10.55.25

„Ich habe noch eine richtige türkische Mutter!“, erzählte mir stolz ein T-Shirt-Händler, mit dem wir im Urlaub in Turgutreis zu Füßen der Moschee bei einem Gläschen Apfeltee den Kauf von 5 echten Lacoste-Hemden zum Sonderpreis von 30 Euro begossen. „Ich habe 10 Geschwister in Urfa, wir halten zusammen wie Pech und Schwefel, aber die Mutter ist der ruhende Pol.“

Wie sagt doch das islamische Sprichwort ?  „Das Paradies ruht zu Füßen der Mütter“. Ein Beweis für die Hochschätzung des Mütterlichen, die leider in Deutschland völlig verlorengegangen ist. Heute zählt ja bei uns eine Frau nur dann, wenn sie buchstäblich ihren Mann steht – als Berufstätige, ewig Mädchenhafte, Erfolgreiche, Reiche, dem Manne Gleichende, Hübsche, Attraktive, Fitness- und Figurbewusste! Die Frau wird zum Objekt der Frauenverplanung, der Gleichstellungspolitik, der Gender-Equality-Bemutterung. Mann oh Mann: Die Frau wird selber vom Staate, von der Politik bemuttert und zum Objekt von Kommerz und Politik herabgewürdigt: Sexualobjekt vom Alter von 13 oder 14 Jahren an, Politikobjekt, Gender-Mainstreaming-Objekt.

Das Mütterliche wird in die Rumpelkammer verbannt. Gestern fiel mir das Sprichwort wieder ein, als ich sah, wie die beiden Hündchen vom Lilli-Henoch-Sportplatz zu Füßen meiner Mutter so glücklich herumtollten.

„Das Paradies liegt zu Füßen der Mütter“ – so hörte ich das vor 2 Jahren auch hier in Kreuzberg. Eine deutsch-türkische Mutter vertraute es mir im taz-Café in der Rudi-Dutschke-Straße an. „Das kennen Sie sicher, oder?“ Ja, ich kannte das Wort – es dürfte aus den Hadithen stammen,  aber ich wollte mich vergewissern, dass auch andere es kennen!

Heute gab ich dies türkische Sprichwort ebenfalls zum besten – im Kreuzberger Himmel – nach dem Fest der Kreuzerhöhung in St. Bonifatius, wo ich eifrig zusammen mit Jung und Alt, mit Frau und Mann mitgefiedelt hatte.

Neben die Kreuzerhöhung, die Hochschätzung des Gedemütigten, des Geschlagenen, des Gescheiterten, des Allerschwächsten, also des Gekreuzigten tritt im Christentum ebenfalls eine deutliche „Muttererhöhung“ in Gestalt Marias. Zu Füßen des Kreuzes! Kreuzerhöhung – Muttererhöhung!  Beide scheinen ineinander zu fließen.

Bild:
Inbild der mütterlichen Frau – eine Retrospektive für Yildiz Sür – Plakat in Turgutreis, gesehen am 23.07.2013

Lesehinweis:
Annemarie Schimmel: Meine Seele ist eine Frau. Das Weibliche im Islam. Kösel Verlag, München 1995, hier insonderheit: „Die Mütter“, S. 88-96, bsd. S. 88

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Aus Heinrichs des Vierten Canossa-Gang wird Öttingers Ankara-Gang

 Anbiederung, Der Westen, Islam, Türkisches, Was ist deutsch?, Was ist europäisch?  Kommentare deaktiviert für Aus Heinrichs des Vierten Canossa-Gang wird Öttingers Ankara-Gang
Feb 232013
 

„Ich möchte wetten, dass einmal ein deutscher Kanzler oder eine Kanzlerin im nächsten Jahrzehnt mit dem Kollegen aus Paris auf Knien nach Ankara robben wird, um die Türken zu bitten, Freunde, kommt zu uns.“

Mit diesen Worten wird der schwäbisch-deutsche EU-Kommissar Öttinger in unseren historisch so hochbedeutsamen Tagen überall in der EU und der Türkei beifällig zitiert. Ein kühner Spruch, mit dem der mächtige Politiker tief in die Bilderwelt der europäisch-kleinasiatischen Geschichte hineingreift! Denn das „Heranrobben auf den Knien“ ist jedem Geschichtskundigen als die Haltung geläufig, mit der der fränkisch-deutsche König Heinrich IV. sich dem damals amtierenden Bischof von Rom, dem mächtigen Papst Gregor VII., diesem bei Freund und Feind als „Zuchtrute Gottes“ gerühmten, kraftvollen Vollblutpolitiker unterwarf. Damit erkannte er in der Frage der Bevollmächtigung zur Ämtereinsetzung – also im berühmten „Investiturstreit“ – zunächst einmal die Vormacht des Römers an.

Der Gang nach Canossa! Wann war das? Im Jahr 1076, also in einem Jahrzehnt, das für die europäisch-kleinasiatische Geschichte bis heute von überragender Bedeutung ist! Warum?

Jedes türkische Schulkind kennt und verehrt Alp Arslan, jedes türkische Schulkind kennt und verehrt die Schlacht von Manzikert (1071), in der es dem turkstämmigen Seldschukenherrscher gelang, den griechisch-byzantischen Kaiser Romanos IV. entscheidend zu schlagen. Diese Schlacht von 1071 gilt in der monumentalischen Geschichtsschreibung der Türken als der Beginn der unaufhaltsamen Islamisierung des damals christlichen anatolischen Kernlandes. Von diesem Jahrzehnt an stiegen die Turkstämme nach und nach zur unbestrittenen Führungsnation der islamischen Welt auf und rangen den christlichen Herrschern Land um Land ab, so auch das ehedem christliche, heute aber zu 90% islamische Ägypten.

Das Jahr 1071 kann heute als einer der Ursprünge der Furcht des Abendlandes vor islamischer Eroberung gelten. Seit damals, seit diesem Jahrzehnt 1070-1080 breitete sich die Angst vor Islamisierung und Eroberung erneut aus. „Wenn wir im Abendland nicht aufpassen und uns weiterhin dauernd gegenseitig die Schädel einschlagen, werden uns die Türken erobern.“ So die damals weitverbreitete Furcht, die unter anderem auch zu den 6 Kreuzzügen führte, die heute in der gesamten islamischen Welt als abschreckendes Beispiel der typisch abendländischen  Grausamkeit und Herrschsucht gebrandmarkt werden.

Der in türkischer Sicht glorreiche Höhepunkt dieser islamischen Landnahme ist selbstverständlich das Jahr 1453, in dem es gelang, den Sitz des kleinen verbliebenen Römischen Reiches, das damals griechisch-christliche Konstantinopel, mit einer multiethnischen Streitmacht  zu erobern. Für das Abendland ein grundstürzendes Ereignis!

Nahezu immer aber boten die islamischen Herrscher ihren militärischen Gegnern an, dass die Gegner sich freiwillig unterwerfen sollten und dafür nicht getötet würden. Ein Übertritt zum Islam wurde dabei nicht notwendig zur Bedingung der Unterwerfung gemacht, Zwangsislamisierungen waren nicht die grundsätzliche Regel. Den Christen stand es wie den Juden meist frei, als Untertanen zweiter Klasse weiterhin ihr Leben zu führen, wenngleich viele den Übertritt zum Islam wählten, um den zahlreichen Benachteiligungen zu entgehen. Aber bei den Osmanen erreichten viele Christen hohe Stellungen am Hofe des Kalifen.

Der CDU-Politiker Günter Öttinger schlägt also keine „privilegierte Partnerschaft“, sondern eine symbolische Unterwerfung in Freundschaft vor. Sein Vorschlag verdient sorgfältige Prüfung. Ich  meine: Wenn die Mehrheit der Deutschen, die Mehrheit der Franzosen und Europäer einen derartigen kniefälligen Ankara-Gang in Freundschaft wünscht – warum nicht? Die Tür der freundschaftlichen Unterwerfung ist immer offen! Sollten wir Europäer uns nach Öttingers Vorschlag der Türkei unterwerfen – etwas, was Romanos IV. damals starrsinnig ausschlug? Bedenken wir: Die Türkei hat eine junge, wachsende Bevölkerung mit vielen Kindern – sie hat also genau das, was den schrumpfenden Gesellschaften in der EU, vor allem natürlich Deutschland am meisten und am schmerzhaftesten fehlt.

Schluss mit diesem holzschnittartig-groben, verzerrenden historischen Rückblick!

Springen wir in die Analyse der Gegenwart! Sprechen wir über die Demographie! In der Türkei zählt die Familie noch sehr viel. Die Türkei hat also das, was bei uns fehlt: ein starkes Bewusstsein für den unverzichtbaren Rang von Ehe und Familie. In der Türkei strecken die Bürger nicht Tag und Nacht die Hände nach dem Staat und nach dem Sozialsystem aus wie bei uns, sondern die Familien halten zusammen. Der türkische Mindestlohn liegt unterhalb der deutschen Grundsicherung nach dem SGB! Die Menschen arbeiten trotzdem: Kinder, Frauen, Männer, alle sind notfalls bereit, sich zugunsten der Familie abzurackern oder gar als ganze Dörfer ins ferne Ausland zu übersiedeln, um von dort aus die dringend benötigten, aus allen erdenklichen Quellen stammenden Gelder nachhause zu überweisen. Sie sind sich nicht zu schade, im Ausland zu arbeiten für „Löhne, von denen man nicht anständig leben kann“, wie unsere deutschen Mitte-Links-Sozialpolitiker nicht müde werden zu verkünden.

Dass Vater und Mutter unbedingt Vollzeit arbeiten müssen und die Kinder dem Staat am besten rund um die Uhr anvertraut werden, wie das bei uns in Deutschland von Teilen der Politik und Teilen der Bevölkerung offen gefordert wird, wäre in der Türkei undenkbar. Die Familien bilden die Keimzelle der türkischen Gesellschaft, so wie der gütige Staat, die gerechtigkeitschaffende Politik, das versorgende Sozialsystem zunehmend die Keimzelle und die entscheidende Stütze der deutschen Gesellschaft bilden.

Ich meine: Wir können  von den Türken sehr viel lernen – vor allem Familiensinn, Treue, Selbstachtung für das eigene Land, Treue zur Republik.

Selbstunterwerfung unter andere Staaten, Selbstaufgabe der eigenen Herkunft und der eigenen Muttersprache, ständige Selbst-Anklage, Preisgabe der familiären Bindungen zugunsten des vulgärsozialistischen Versorgerstaates – dies von uns Deutschen zu lernen würde ich den Türken niemals empfehlen.

Diese typisch deutsche – jedoch weniger europäische – Auto-Immun-Schwäche wäre bei den Türken ebenso krankhaft wie sie bei uns Deutschen krankhaft ist.


EU-Beitritt der Türkei – „Auf Knien nach Ankara robben“: Günther Oettingers Türkei-Spruch löst Irritationen aus – weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/politik/ausland/eu-beitritt-der-tuerkei-auf-knien-nach-ankara-robben-guenther-oettingers-tuerkei-spruch-loest-irritationen-aus_aid_924109.html

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