„Das Paradies liegt zu Füßen der Mütter“ – Brauchen wir Deutschen eine „Muttererhöhung“?

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Sep. 152013
 

Sür Yildiz 2013-07-16 10.55.25

„Ich habe noch eine richtige türkische Mutter!“, erzählte mir stolz ein T-Shirt-Händler, mit dem wir im Urlaub in Turgutreis zu Füßen der Moschee bei einem Gläschen Apfeltee den Kauf von 5 echten Lacoste-Hemden zum Sonderpreis von 30 Euro begossen. „Ich habe 10 Geschwister in Urfa, wir halten zusammen wie Pech und Schwefel, aber die Mutter ist der ruhende Pol.“

Wie sagt doch das islamische Sprichwort ?  „Das Paradies ruht zu Füßen der Mütter“. Ein Beweis für die Hochschätzung des Mütterlichen, die leider in Deutschland völlig verlorengegangen ist. Heute zählt ja bei uns eine Frau nur dann, wenn sie buchstäblich ihren Mann steht – als Berufstätige, ewig Mädchenhafte, Erfolgreiche, Reiche, dem Manne Gleichende, Hübsche, Attraktive, Fitness- und Figurbewusste! Die Frau wird zum Objekt der Frauenverplanung, der Gleichstellungspolitik, der Gender-Equality-Bemutterung. Mann oh Mann: Die Frau wird selber vom Staate, von der Politik bemuttert und zum Objekt von Kommerz und Politik herabgewürdigt: Sexualobjekt vom Alter von 13 oder 14 Jahren an, Politikobjekt, Gender-Mainstreaming-Objekt.

Das Mütterliche wird in die Rumpelkammer verbannt. Gestern fiel mir das Sprichwort wieder ein, als ich sah, wie die beiden Hündchen vom Lilli-Henoch-Sportplatz zu Füßen meiner Mutter so glücklich herumtollten.

„Das Paradies liegt zu Füßen der Mütter“ – so hörte ich das vor 2 Jahren auch hier in Kreuzberg. Eine deutsch-türkische Mutter vertraute es mir im taz-Café in der Rudi-Dutschke-Straße an. „Das kennen Sie sicher, oder?“ Ja, ich kannte das Wort – es dürfte aus den Hadithen stammen,  aber ich wollte mich vergewissern, dass auch andere es kennen!

Heute gab ich dies türkische Sprichwort ebenfalls zum besten – im Kreuzberger Himmel – nach dem Fest der Kreuzerhöhung in St. Bonifatius, wo ich eifrig zusammen mit Jung und Alt, mit Frau und Mann mitgefiedelt hatte.

Neben die Kreuzerhöhung, die Hochschätzung des Gedemütigten, des Geschlagenen, des Gescheiterten, des Allerschwächsten, also des Gekreuzigten tritt im Christentum ebenfalls eine deutliche „Muttererhöhung“ in Gestalt Marias. Zu Füßen des Kreuzes! Kreuzerhöhung – Muttererhöhung!  Beide scheinen ineinander zu fließen.

Bild:
Inbild der mütterlichen Frau – eine Retrospektive für Yildiz Sür – Plakat in Turgutreis, gesehen am 23.07.2013

Lesehinweis:
Annemarie Schimmel: Meine Seele ist eine Frau. Das Weibliche im Islam. Kösel Verlag, München 1995, hier insonderheit: „Die Mütter“, S. 88-96, bsd. S. 88

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Aus Heinrichs des Vierten Canossa-Gang wird Öttingers Ankara-Gang

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Feb. 232013
 

„Ich möchte wetten, dass einmal ein deutscher Kanzler oder eine Kanzlerin im nächsten Jahrzehnt mit dem Kollegen aus Paris auf Knien nach Ankara robben wird, um die Türken zu bitten, Freunde, kommt zu uns.“

Mit diesen Worten wird der schwäbisch-deutsche EU-Kommissar Öttinger in unseren historisch so hochbedeutsamen Tagen überall in der EU und der Türkei beifällig zitiert. Ein kühner Spruch, mit dem der mächtige Politiker tief in die Bilderwelt der europäisch-kleinasiatischen Geschichte hineingreift! Denn das „Heranrobben auf den Knien“ ist jedem Geschichtskundigen als die Haltung geläufig, mit der der fränkisch-deutsche König Heinrich IV. sich dem damals amtierenden Bischof von Rom, dem mächtigen Papst Gregor VII., diesem bei Freund und Feind als „Zuchtrute Gottes“ gerühmten, kraftvollen Vollblutpolitiker unterwarf. Damit erkannte er in der Frage der Bevollmächtigung zur Ämtereinsetzung – also im berühmten „Investiturstreit“ – zunächst einmal die Vormacht des Römers an.

Der Gang nach Canossa! Wann war das? Im Jahr 1076, also in einem Jahrzehnt, das für die europäisch-kleinasiatische Geschichte bis heute von überragender Bedeutung ist! Warum?

Jedes türkische Schulkind kennt und verehrt Alp Arslan, jedes türkische Schulkind kennt und verehrt die Schlacht von Manzikert (1071), in der es dem turkstämmigen Seldschukenherrscher gelang, den griechisch-byzantischen Kaiser Romanos IV. entscheidend zu schlagen. Diese Schlacht von 1071 gilt in der monumentalischen Geschichtsschreibung der Türken als der Beginn der unaufhaltsamen Islamisierung des damals christlichen anatolischen Kernlandes. Von diesem Jahrzehnt an stiegen die Turkstämme nach und nach zur unbestrittenen Führungsnation der islamischen Welt auf und rangen den christlichen Herrschern Land um Land ab, so auch das ehedem christliche, heute aber zu 90% islamische Ägypten.

Das Jahr 1071 kann heute als einer der Ursprünge der Furcht des Abendlandes vor islamischer Eroberung gelten. Seit damals, seit diesem Jahrzehnt 1070-1080 breitete sich die Angst vor Islamisierung und Eroberung erneut aus. „Wenn wir im Abendland nicht aufpassen und uns weiterhin dauernd gegenseitig die Schädel einschlagen, werden uns die Türken erobern.“ So die damals weitverbreitete Furcht, die unter anderem auch zu den 6 Kreuzzügen führte, die heute in der gesamten islamischen Welt als abschreckendes Beispiel der typisch abendländischen  Grausamkeit und Herrschsucht gebrandmarkt werden.

Der in türkischer Sicht glorreiche Höhepunkt dieser islamischen Landnahme ist selbstverständlich das Jahr 1453, in dem es gelang, den Sitz des kleinen verbliebenen Römischen Reiches, das damals griechisch-christliche Konstantinopel, mit einer multiethnischen Streitmacht  zu erobern. Für das Abendland ein grundstürzendes Ereignis!

Nahezu immer aber boten die islamischen Herrscher ihren militärischen Gegnern an, dass die Gegner sich freiwillig unterwerfen sollten und dafür nicht getötet würden. Ein Übertritt zum Islam wurde dabei nicht notwendig zur Bedingung der Unterwerfung gemacht, Zwangsislamisierungen waren nicht die grundsätzliche Regel. Den Christen stand es wie den Juden meist frei, als Untertanen zweiter Klasse weiterhin ihr Leben zu führen, wenngleich viele den Übertritt zum Islam wählten, um den zahlreichen Benachteiligungen zu entgehen. Aber bei den Osmanen erreichten viele Christen hohe Stellungen am Hofe des Kalifen.

Der CDU-Politiker Günter Öttinger schlägt also keine „privilegierte Partnerschaft“, sondern eine symbolische Unterwerfung in Freundschaft vor. Sein Vorschlag verdient sorgfältige Prüfung. Ich  meine: Wenn die Mehrheit der Deutschen, die Mehrheit der Franzosen und Europäer einen derartigen kniefälligen Ankara-Gang in Freundschaft wünscht – warum nicht? Die Tür der freundschaftlichen Unterwerfung ist immer offen! Sollten wir Europäer uns nach Öttingers Vorschlag der Türkei unterwerfen – etwas, was Romanos IV. damals starrsinnig ausschlug? Bedenken wir: Die Türkei hat eine junge, wachsende Bevölkerung mit vielen Kindern – sie hat also genau das, was den schrumpfenden Gesellschaften in der EU, vor allem natürlich Deutschland am meisten und am schmerzhaftesten fehlt.

Schluss mit diesem holzschnittartig-groben, verzerrenden historischen Rückblick!

Springen wir in die Analyse der Gegenwart! Sprechen wir über die Demographie! In der Türkei zählt die Familie noch sehr viel. Die Türkei hat also das, was bei uns fehlt: ein starkes Bewusstsein für den unverzichtbaren Rang von Ehe und Familie. In der Türkei strecken die Bürger nicht Tag und Nacht die Hände nach dem Staat und nach dem Sozialsystem aus wie bei uns, sondern die Familien halten zusammen. Der türkische Mindestlohn liegt unterhalb der deutschen Grundsicherung nach dem SGB! Die Menschen arbeiten trotzdem: Kinder, Frauen, Männer, alle sind notfalls bereit, sich zugunsten der Familie abzurackern oder gar als ganze Dörfer ins ferne Ausland zu übersiedeln, um von dort aus die dringend benötigten, aus allen erdenklichen Quellen stammenden Gelder nachhause zu überweisen. Sie sind sich nicht zu schade, im Ausland zu arbeiten für „Löhne, von denen man nicht anständig leben kann“, wie unsere deutschen Mitte-Links-Sozialpolitiker nicht müde werden zu verkünden.

Dass Vater und Mutter unbedingt Vollzeit arbeiten müssen und die Kinder dem Staat am besten rund um die Uhr anvertraut werden, wie das bei uns in Deutschland von Teilen der Politik und Teilen der Bevölkerung offen gefordert wird, wäre in der Türkei undenkbar. Die Familien bilden die Keimzelle der türkischen Gesellschaft, so wie der gütige Staat, die gerechtigkeitschaffende Politik, das versorgende Sozialsystem zunehmend die Keimzelle und die entscheidende Stütze der deutschen Gesellschaft bilden.

Ich meine: Wir können  von den Türken sehr viel lernen – vor allem Familiensinn, Treue, Selbstachtung für das eigene Land, Treue zur Republik.

Selbstunterwerfung unter andere Staaten, Selbstaufgabe der eigenen Herkunft und der eigenen Muttersprache, ständige Selbst-Anklage, Preisgabe der familiären Bindungen zugunsten des vulgärsozialistischen Versorgerstaates – dies von uns Deutschen zu lernen würde ich den Türken niemals empfehlen.

Diese typisch deutsche – jedoch weniger europäische – Auto-Immun-Schwäche wäre bei den Türken ebenso krankhaft wie sie bei uns Deutschen krankhaft ist.


EU-Beitritt der Türkei – „Auf Knien nach Ankara robben“: Günther Oettingers Türkei-Spruch löst Irritationen aus – weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/politik/ausland/eu-beitritt-der-tuerkei-auf-knien-nach-ankara-robben-guenther-oettingers-tuerkei-spruch-loest-irritationen-aus_aid_924109.html

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Vedi come storpiato è Maometo!

 Antike, Dante, Europäisches Lesebuch, Islam, Koran  Kommentare deaktiviert für Vedi come storpiato è Maometo!
Feb. 162013
 
Noch Philipp Melanchthon, der Mitstreiter Martin Luthers, erblickte im Islam eine schismatische Bewegung innerhalb des Christentums oder vom Stamme des Christentums, worüber dieses Blog am 09.09.2010 berichtete:
http://johanneshampel.online.de/2010/09/09/arbeite-dich-aus-der-hilflosigkeit-hervor-o-mensch/

Und das war wohl im Mittelalter ebenso gewesen!

Vedi come storpiato è Maometo!“

„Schau mal, wie verzerrt [das Bild des] Mohammed [bei uns im Westen] ist!“,

könnte man im Blick auf die heutigen Kenntnisse oder besser Nicht-Kenntnisse des Islams bei uns  diesen Vers Dantes übersetzen.

Fredi Chiapelli, der Kommentator meiner reichlich zerlesenen Handausgabe der Divina Commedia, kommentiert zu diesem Vers 31 des Gesangs XXVIII des Inferno: 

„Maometto: Il fondatore dell’Islam (560-633). Nel Medioevo era considerato uno scismatico.“ – „Der Gründer des Islam galt im Mittelalter als Schismatiker.“ Der Islam galt jahrhundertelang – bis in die frühe Neuzeit hinein – als eine Abspaltung des Christentums, so wie das Christentum als Abspaltung des Judentums entstanden war.

Das lateinische Mittelalter stellte also Mohammed auf eine Stufe mit den griechischsprachigen Christen des Ostens, mit denen es 1054 zum Bruch gekommen war! Eine Aussöhnung mit der orthodoxen christlichen Ostkirche schien aus westlich-abendländischer Sicht lange Zeit ebenso unmöglich wie eine Aussöhnung mit dem Islam.

Goethe schrieb 1774 seine Ode „Mahomets-Gesang“ wie an an einen Geistesverwandten:

Seht den Felsenquell,
Freudehell,
wie ein Sternenblick!
Über Wolken
Nährten seine Jugend
Gute Geister
Zwischen Klippen im Gebüsch.

Und was tun sich neuerdings für aufregende Perspektiven einer Wiederentdeckung des gemeinsamen Quellgrundes auf! Hierfür nur ein Beispiel: die Berliner Arabistin Angelika Neuwirth. Sie greift den Felsenquell dieser uralten Traditionen, die für uns beispielhaft bei Dante Alighieri, Philipp Melanchthon und Johann Wolfgang Goethe fassbar werden, wieder auf!

Der Strom der asiatisch-europäischen Überlieferungen sprudelt noch. Er ist lebendig noch.

Ausgewählte Quellen:
Dante Alighieri: La Divina Commedia. A cura di Fredi Chiappelli. Grande universale Mursia, 4a edizione, Milano 1976, p. 150

Johann Wolfgang Goethe: Mahomets-Gesang. In: Das große deutsche Gedichtbuch. Von 1500 bis zur Gegenwart. Neu herausgegeben und aktualisiert von Karl Otto Conrady. Artemis & Winkler, München und Zürich, 4. Aufl. 1995, S. 143-144

Angelika Neuwirth: „Der Koran als Text der Spätantike“. Ein europäischer Zugang. Verlag der Weltreligionen im Suhrkamp Verlag, Berlin 2010. 859 S., geb., 39,90 €.

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/angelika-neuwirth-der-koran-als-text-der-spaetantike-lesarten-eines-korans-in-dem-europa-sich-erkennen-kann-1612985.html

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Sollte man die Angst und den Hass einfach verbieten?

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Dez. 102012
 

Ein merkwürdiger Zusammenklang des Widersprüchlichen ergibt sich im griechischen Phobos. Das Wort bezeichnet Angst, Flucht und Scheu gleichermaßen. Angst hier verstanden als übertriebener, nicht beherrschbarer Fluchtreflex.

Erst im heutigen Englischen ergibt sich der Einklang von Phobie und Furcht. Islamophobie oder engl. islamophobia etwa ist die Angst vor dem Islam. Der Sieg der Seldschuken bei Manzikert im Jahr 1071, die Eroberung Konstantinopels im Jahr 1453 dürften  Gründungsereignisse  für diese  Angst der Europäer vor der Überwältigung durch islamische Eroberer sein.

Der heftige Abscheu gegenüber dem Rassismus, gegenüber allen Rassisten, gegenüber der „braunen Pest“ usw. ist – so vermute ich –  getränkt von einer tiefsitzenden Angst davor, auch in sich selbst Keime des Rassismus, Keime der Fremdenangst, Keime der Angst vor Eroberung zu entdecken.

Gegen diese Angst vor dem verschwiegenen Eigenen wird ein heftiger Verbotsreflex in Marsch gesetzt: „Es darf nicht sein, dass auch in mir der Keim des Bösen liegt!“ Und deshalb wird nicht das Böse verboten – denn wer könnte den Hass und die Angst verbieten? -, sondern die Bösen werden verboten.

Wer die Bösen sind? Das wechselt! In den 70er Jahren waren es die Linksradikalen, etwa die KPD oder die DKP, denen man mit Verboten zu Leibe rückte. Heute sind es „die Rechten“.

Beim vorgeschlagenen NPD-Verbot sollte man sich besinnen und sich belehren lassen durch die mannigfachen Verzweigungen und Affiliationen, die der mörderische Terrorismus der RAF seit damals bis in den SDS, ja auch in eine heute zum allergrößten Teil grundgesetzkonforme, „systemtragende“ Bundestagspartei hinein hatte und hat. Mannigfaltige Verbindungen ergeben sich auch zwischen dem Links- und dem Rechtsextremismus, exemplarisch verkörpert in Horst Mahler, dem langjährigen Sozius und Kumpel eines heute im Bundestag sitzenden Abgeordneten der Grünen. Hätte man denn damals gleich die Grünen als Partei verbieten sollen, nur weil Horst Mahler und andere RAF-Terroristen in engeren Arbeits- und Unterstützerbeziehungen zu prominenten Vertretern der Grünen standen, die bis zum heutigen Tag im Geiste einer unerschütterlichen Omertà nichts Böses über die Genossinnen und Genossen von damals aussagen?

NPD-Verbotsantrag? Man sollte es besser lassen. Ich schließe mich den Bedenken eines Teils der Grünen und des Bundestagspräsidenten Lammert an.

Spannender wäre es, der NPD inhaltlich das Wasser abzugraben. Arbeit, Familie, Nation – diese Themenfelder gilt es zu beackern! Am ehesten traue ich das übrigens den Grünen zu.

Wer sagt etwas Substantielles zur deutschen Nation? Wer traut sich da ran?

Man könnte ja auch so anfangen: „Alle deutschsprachigen Schwaben, Sachsen, Tscherkessen, Türken, Schlesier, Niedersachsen usw. usw. gehören zur deutschen Nation, sofern sie sich zu ihr bekennen“? – „Auch die Kurden gehören zur Nation!“ „Auch die in Deutschland lebenden, deutschsprachigen  Kurden gehören zur deutschen Nation, sofern sie dies wünschen und sich der deutschen Nation anschließen!“ „Man kann sehr wohl guter Kurde, guter Tscherkesse und zugleich guter Deutscher sein!“ Was ist davon zu halten?

„Du musst Deutsch können!“ Wer hat diesen national – wo nicht nationalistisch – getönten Spruch als erste im Bundestagswahlkampf 2009 losgelassen? Renate Künast von den Grünen!

Die deutschen Grünen, diese urwüchsig deutscheste aller Parteien, gestehen es mittlerweile offen ein, dass ihre Wurzeln in der deutschen Romantik liegen – Boris Palmer hat es kürzlich wieder einmal hervorgehoben. Einige Programmpunkte der NPD sind denn auch durchaus anschlussfähig ans Programm der Grünen, etwa die Kapitel „Gesunde Heimat – gesunde Natur“ oder auch „Raumorientierte Volkswirtschaft“.

Die deutsche Romantik ist der Ursprung des Nationalismus, Ursprung der Naturschutzbewegung, Ursprung des Gedankens vom „Volkskörper“, der organisch-biologisch im Naturganzen eingebettet ist, Ursprung der bündischen Jugend, Ursprung der biologisch-dynamischen Erzeugergemeinschaften. Man lese doch bitte einmal Fichtes „Reden an die deutsche Nation!“ Auch diese Gedanken sind dann mit dem antimodernen, antikapitalistischen Affekt im Nationalsozialismus zusammengeflossen.

Also, was folgt daraus für den NPD-Verbotsantrag? „Erscht denga, dann schwätza und schreiba!“ Das KPD-Verbot von 1956 halte ich für verfehlt. Der Radikalen-Erlass war verfehlt. Ein Grünen-Verbot wäre falsch gewesen. Verbote bringen wenig. Wenn man jetzt alles nationalistisch-übersteigerte Denken und die einzige, eher kümmerlich dastehende nationalistische Partei Deutschlands verbieten will, dann muss man auch Heinrich von Kleist, Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Hölderlin verbieten und aus den öffentlichen Bibliotheken entfernen. Dann muss man auch das Lied „Wann wir schreiten Seit an Seit“ verbieten, das die SPD zum Abschluss ihrer Parteitage singt. Denn ein bekennender Nationalsozialist, das überzeugte NSDAP-Mitglied  Hermann Claudius hat es geschrieben.

Vor allem aber gilt es, Angst und Abneigung als Teil des eigenen Selbst anzuerkennen. Das Perhorreszieren des Fremden, des Abartigen und des Andersartigen führt zum Hass und zur Feindseligkeit auf beiden Seiten.

Besonnene Argumente, die sachliche Auseinandersetzung, der sokratische Dialog, das Werben um Zustimmung für die Ideale der Demokratie, der Humanität und der Rechtsstaatlichhkeit sind bessere Mittel im Kleinhalten der rechtsextremen Parteien und im Bekämpfen der nationalistischen Bewegungen, als Verbote und Verteufelungen dies je sein könnten.

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Dez. 012012
 

 „On the morning of Sunday 28 June 1914, Archduke Franz Ferdinand, heir apparent to the Austro-Hungarian throne, and his wife Sophie Chotek von Chotkowa and Wognin arrived by train in the city of Sarajevo and boarded a motorcar for the ride down the Appel Quay to the City Hall. There were six vehicles in the motorcade.“

Einen absoluten Kracher erlebte ich gestern, als ich – mehr tastend, mehr probeweise – die Erzählung großen, des überragenden Analysators und Geschichtserzählers Christopher Clark über den Ausbruch des Ersten Weltkriegs las. Sein fesselnder Bericht über die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Gattin Sophie Chotek, enthalten in dem Buch THE SLEEPWALKERS  ist ein HAMMER. MANN MANN MANN, Christopher Clark, du bist ein Genie, an deiner Wiege stand offensichtlich die Muse Klio Patin, allein schon diese meisterliche Einleitung erinnert an den Mann ohne Eigenschaften von Musil!

The previous day had been coool and rainy, but on the morning of 28 June the city was bathed in sunshine.

In seinem Kapitel „Murder in Sarajevo“ kann man packend und mit unbezähmbarer Dramatik die letzten Stunden vor dem Attentat in Sarajevo nacherleben. Im Kugelhagel der Attentäter ging vieles unter, es war in der Tat das Ende eines großen Versuches, eine multiethnische, multikulterelle staatliche Gemeinschaft noch mühselig am Leben zu erhalten, ehe die Furie des Nationalismus sie zum Schafott führte, ehe „über ganz Europa die Lichter ausgingen“.

Ergreifend die Szene, als Sophie Chotek sich mit den muslimischen Frauenvertreterinnen zum Gespräch zurückzieht, wo dann endlich die Muslimas auch ihren Schleier ablegen dürfen. Damals, 1914,  waren wir also in punkto Multikulti in Europa schon weiter als 1990 – wo serbischer und kroatischer Nationalismus am selben Ort Sarajevo (oder auch in Srebrenica) niemals solche Rücksichten genommen hätte, dass die muslimischen Interessenvertreterinnen in einer eigenen, weiblich bestimmten Islam-Konferenz konsultiert worden wären!

Ansonsten kann ich jetzt schon sagen: Clarks magistrales Buch speist sich aus umfangreicher Kenntnis und Neuauswertung  der Quellen. Im Gegensatz zu vielen europäischen Fachkollegen wertet der Australier Clark  nicht nur Quellen und Sekundärliteratur in westlichen Sprachen, sondern auch solche russischer und serbischer Provenienz aus.

Eines wage ich vorauszusagen: Die berühmte, vor allem in Deutschland unterwürfig nachgeplapperte Fritz-Fischer-These, wonach „Deutschlands Griff zur Weltmacht“ hauptursächlich den Ersten Weltkrieg ausgelöst habe, wird sich nicht halten lassen!  Es tritt vielmehr etwas hervor, wofür ich mich in diesem Blog  immer stark gemacht habe: Europa war damals und ist auch heute ein Schauplatz multipolaren Machtstrebens, Russland und die Hohe Pforte (die spätere Türkei) sind die großen großen Unbekannten in den Augen der westlichen, halbseitig blinden, sprachlich oft unzureichend gebildeten Historikerzunft, die zur Zeit noch die Geschichts-Lehrstühle an den Universitäten besetzen.

Bis zum heutigen Tag wird Deutschland und nur Deutschland offen oder unterschwellig die Schuld oder Hauptschuld an allen großen Katastrophen, allen staatlichen Massenverbrechen des 20. Jahrhunderts, die auf den 28.06.1914 folgten, zugeschoben. Ein großer Fehler, ein Irrtum, der sich wie nach 1918 bitter rächen könnte und der auch die Lösung der gegenwärtigen Krise der Europäischen Union verunmöglicht. Frankreich, Russland und noch einmal Russland, Osmanisches Reich bzw. Türkei, Italien, Großbritannien, USA, Belgien … sowie alle anderen europäischen Staaten kochten damals ihre Süppchen und kochen auch heute ihre Süppchen in einem Kessel, dessen Temperatur mehrere Male den Siedepunkt überschritt. COOL IT DOWN!

Das gilt es zu erkennen, das müssen die europäischen Historiker und auch die Politiker allmählich durchschauen lernen. Allmählich, allmählich. Wenn sie  es denn wollen und sich selbst durch Autopsie der Quellen einen Einblick erarbeiten, wie es eben Christopher Clark in herausragender Weise vorgemacht hat. Das kann natürlich nicht gelingen, wenn man die Quellen der damaligen Zeit nicht oder nur selektiv zur Kenntnis nimmt.

Christopher Clark: Murder in Sarajevo. In: The Sleepwalkers. How Europe went to War in 1914. Penguin Books, London 2012 [hier zitiert nach der Kindle/Amazon-Ausgabe, Pos. 6976=51% ff.]

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„Ich glaube immer, dass noch etwas geht…!“

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Okt. 182012
 

Ich glaube immer, dass noch etwas geht…“ So äußerte sich der Schwede Zlatan Ibrahimovic nach der furiosen Aufholjagd seiner Mannschaft beim 4:4 gegen Deutschland im Berliner Olympiastadion. Mann o Mann! Neuer Schwede! Wie cool ist das denn!

Ich übersetze den Neuschweden-mit-Migrationshintergrund Ibrahimovic mal etwas umständlicher: „Ich vertraue darauf, dass wir etwas schaffen können, trotz aller strukturellen Benachteiligung“.

Diese mitreißende Kraft des Glaubens an den Menschen, des Vertrauens in die Macht des Wortes erscheint am Morgen danach rätselhaft, wie wir Deutschen uns mit Leichenbittermiene eingestehen müssen.

Ibrahimovic schnappte sich nach dem 1:4 den Ball und spurtete zum Mittelkreis – wobei er seine Mitspieler zur Eile antrieb: „Da geht noch was. Ich vertraue uns Menschen!

Ausgerechnet in Berlin, das ja auf Schritt und Tritt von struktureller Benachteiligung spricht,  ward ein strahlender Beweis der Wirkungsmacht des einzelnen Menschen erbracht! Against all odds – wider alle Unkenrufe der Strukturanalytiker! In Berlin höre ich fast nur das ewige Lied von der Benachteiligung, von der Diskriminierung, von der strukturellen Ungerechtigkeit, von der Armut  usw. usw. „Entdecke deine Benachteiligung, erkenne, dass du keine Chance in diesem System hast!“ So unaufhörlich die alte linke Leier in der Berliner Schuldebatte, in der Berliner Migrantendebatte.

„Schau dir doch unsere Schulen an – wie sollen es da unsere benachteiligten Kinder aus Hartz-IV-Familien oder aus kinderreichen Alleinerziehendenfamilien schaffen? Die Lehrer sagen doch schon in der ersten Klasse: Du wirst es nicht schaffen. Mit einem Hauptschulabschluss allein kannst du gar nichts anfangen! Die Statistik beweist es. Das wäre so, als wolltest du in 30 Minuten einen 0:4 Rückstand gegen die deutsche Nationalmannschaft noch aufholen“.

So hätten die Schweden  nach dem 0:4 auch sagen können: „Wir müssen entdecken, dass wir keine Chance haben, wir sind strukturell benachteiligt, in 30 Minuten kann man den Rückstand von 30 Jahren verfehlter Strukturentwicklungspolitik nicht aufholen! Die Statistik beweist eindeutig, dass wir Schweden jetzt keine Chance mehr haben!“

Wir schaffen das, das traue ich uns zu!“ Ich hege keine Zweifel, dass es im wesentlichen dem Glauben, dem Vertrauen des guten neuen Schweden Zlatan Ibrahimovic zu verdanken ist, dass die Schweden mit hoch erhobenem Kopf und stolzgeschwellter Brust das Stadion verlassen durften. Nebenbei: Ibrahimovic – der Sohn des Abraham oder des Ibrahim, wie er auf Arabisch bzw. Bosnisch genannt wird: Abrahams Sohn … schon im Namen konnte man diese Kraft des Bundesgedankens ablesen.

„Menschen – schließt ein Bündnis miteinander, dann holt ihr jeden Rückstand auf!“ Der Fußballer Zlatan Ibrahimovic hat den Bundesgedanken zu einem strahlenden Erfolg geführt. Er hat bewiesen, wieviel das Vertrauen in den Menschen, der Glauben an das lebendige Wort und die mitreißende Kraft des lebendigen Vorbildes bewirken können!

Was folgt daraus? Sollen wir jetzt alle Fußballspieler werden und versuchen, in die Nationalmannschaft zu kommen?  Nein, da würden zu viele auf der Strecke bleiben.  – Es sei denn in einem übertragenen Sinne: Im mannschaftlichen Miteinander, im Vertrauen auf die Macht des mutmachenden Wortes und auf die Kraft des Vorbildes können wir auch schwierige Situationen meistern. Der Spirit macht es, der Geist macht es!

Nehmen wir ach so benachteiligten Berliner uns ein Beispiel an Zlatan Ibrahimovic!

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„Da speieten sie aus in sein Angesicht…“

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Okt. 172012
 

Das bekannteste Bild von Andres Serrano ziert heute groß und farbenprächtig die Seite 13 der Süddeutschen Zeitung. Andreas Zielcke denkt über den Straftatbestand der Gotteslästerung nach.

„Da speieten sie aus in sein Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten.“  So erzählt es der Erzähler in einem Werk, das noch vor wenigen Jahrzehnten in Europa gut bekannt war.

„Jetzt aber hoch schimpfieret“, heißt es in einem begleitenden Choral. Der bespieene, gedemütigte, der verspottete Mensch steht in der Mitte der Erzählung von Leiden und Sterben. Im Augenblick seiner tiefsten Erniedrigung – man könnte auch sagen: Entwürdigung – gewinnt er seine Würde zurück. Die Menschenlästerung leitet hinüber zur Tötung des Menschen. Und von dort zur Auferstehung.

Die Demütigung und Entwürdigung des Menschen schlechthin, die Schmähung des Propheten schlechthin steht im Zentrum der Bildlichkeit dieser einst Europa prägenden Religion, des Christentums. Diese Schmähung, diese Schande wurde in der Kunst tausendfach abgebildet: als Geißelung, als Schmähung, als Verhöhnung, als Kreuzigung.

Die Lästerung des Propheten ist in den Kern der christlichen Botschaft eingeschrieben und wird im Kirchenjahr an jedem Karfreitag rituell wiederholt und ins Gedächtnis gerufen. Das ist der große, der meines Erachtens unüberbückbare Gegensatz zu den in der Gläubigengemeinde, in der Umma anerkannten Regeln der Darstellung Mohammeds.

In wesentlichen, wenn auch nicht in allen Teilen der islamischen Traditionen wird jede bildliche Darstellung Mohammeds verboten. Der im Verlag C.H. Beck erschienene „Koran für Kinder und Erwachsene“ bringt  Bilder aus dem 15. und 16. Jahrhundert, in denen das Angesicht des auf seinem Burak reitenden Mohammed von strenggläubigen Muslimen nachträglich ausgetilgt wurde.

Die Darstellung des Propheten der Muslime in entwürdigender Schmähung erregt in den Gläubigen Empörung und Widerwillen, die sich in Ausnahmefällen bis zu Gewalttaten steigern kann, wie man eben heute auf Seite 3 desselben Blattes (Süddeutsche Zeitung) lesen kann.

Die Darstellung Jesu Christi in den Augenblicken höchster Entwürdigung und Schmähung ist hingegen Kernbestand der christlichen Bilderwelt, erregt im Gläubigen Verehrung und Annäherung.

Das heute in der Süddeutschen Zeitung abgebildete Werk von Serrano reiht sich in die Kette der Schmähungen und der Lästerungen ein, die das Christentum und seine Bilderwelt von Anbeginn begleiten. Der Christ erblickt im gedemütigten, im entwürdigten und verspotteteten Menschen das Angesicht Gottes.

Schön gezieret reimt sich im oben zitierten Choral O Haupt voll Blut und Wunden auf hoch schimpfieret.

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Sep. 182012
 

Ungeschickt zum Löschen ist
Wer da Öl gießt, wo es brennt;
Noch ist drum kein guter Christ,
Der zu Mahom sich bekennt.
Scheut die Eule gleich das Licht,
Fährt sich’s doch vorm Winde gut,
Besser noch mit Wind und Flut
Aber gegen beide nicht.

Soweit die Stimme des Dichters Adalbert von Chamisso. Ein klarer, mutiger, wegweisender Reisender, ein Migrant reinsten Wassers! Es macht Freude, bei diesem Namensgeber unseres Kreuzberger Chamissoplatzes nachzulesen, was er über das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen sagt.

Wenig Freude habe ich an den Reaktionen des Westens auf den ganzen Schmäh (wie der Wiener sagt), auf die Morde, auf die Plünderungen und Ausschreitungen in muslimischen Ländern, wenig Freude habe ich an den Reaktionen einiger Muslime auf den üblen Schmäh und den üblen Spott. Ich vermisse bei den Verlautbarungen der Politiker das Mitgefühl für all die vom Mob Ermordeten, für die Ausgeplünderten und Verprügelten!

Das Schlimmste, was jetzt in diesem Zusammenhang geschieht, sind zweifellos die Morde und Plünderungen, die Brandstiftungen, die Straßenschlachten in einigen Ländern der muslimischen Welt.

Die Reaktion der deutschen Politik erinnert in mancherlei Hinsicht an die Reaktion nach dem Tsunami-Unglück in Japan. Statt der 20.000 Toten zu gedenken und den 100.000 Obdachlosen zu helfen, die durch die Flutwelle in Japan ins Leid gestürzt worden waren, wurde ohne zwingende Not in Deutschland eine Kernenergiedebatte losgetreten. Und so wird auch jetzt in Deutschland ohne zwingende Not eine Verbotsdebatte losgetreten, statt der Ermordeten und Geprügelten zu gedenken.

Islambeleidigende Filme und Machwerke gibt es leider seit Jahren zuhauf, christentumsbeleidigende Filme und Machwerke  gibt es leider seit Jahren zuhauf,  judentumsbeleidigende Filme und Machwerke gibt es leider seit Jahren zuhauf. Dazu empfehle ich nachdrücklich, die bunte Welt der Videos und Filme der islamischen Länder nicht zu vernachlässigen. Das müssen wir Abendländer schon aushalten, als blutrünstige Monster dargestellt zu werden.

Keine Beleidigung rechtfertigt aber, dass man Leben und körperliche Unversehrtheit anderer Menschen angreift. Ich vermisse bei den deutschen Politikern eine klare Verurteilung der Ausschreitungen, der Plünderungen, der Morde, für die der Film nur der absichtlich gesuchte Auslöser, nicht der Grund war. Es kann doch keinem Zweifel unterliegen, dass dieser Film nicht ursächlich war für das gehäufte Auftreten von Randalierern und Hetzern, von Mördern und Terroristen in einigen islamischen Ländern. Der Konflikt, der Hass ist bewusst geschürt worden, er hätte auch anhand anderer Werke geschürt werden können. Die Randale werden gezielt gesteuert. Verbietet man diesen einen Film, wird sicherlich binnen kurzem der nächste Anlass gefunden werden, um gezielt loszuschlagen.

Es stimmt zweifellos: Mehr Respekt vor den Religionen stünde uns allen gut an. Entscheidend ist bei dieser Selbstprüfung: Kann man es verantworten, Menschen in ihren religiösen Gefühlen so mutwillig zu beleidigen? Nein. Man sollte Menschen wegen ihres Glaubens nicht beleidigen oder verletzen.

Aber kein verletztes Gefühl, keine Kränkung rechtfertigt Mord, Totschlag, Plünderung, maßlose Hetze in Sudan, Libyen, Pakistan – oder in der Europäischen Union!

Eine klare Distanzierung vom Terror, von Mord und Totschlag tut not. Ich wünsche mir eine klare Aussage der EU: „Wir schützen die Freiheit des religiösen Bekenntnisses. Wir achten die Religionen. Jeder EU-Bürger darf seinen Glauben leben, solange er nicht die Gesetze unserer Staaten verletzt. Aber Terror, Mord, Totschlag, Plünderungen und Prügeleien werden wir in der Europäischen Union als Reaktion auf Gotteslästerung keinesfalls hinnehmen. Wir lassen uns nicht erpressen und bedrohen. Da sind wir felsenfest.“

Und eine klare Distanzierung von diesem und anderen  Filmen – den ich allerdings nicht gesehen habe – kann und sollte man ruhig wiederholen, das haben die Politiker ja auch brav gemacht. Gut gemacht.

Ich wünsche mir folgende Ansage: Nein zu Terror und Gewalt! Nein zu mutwilliger Beleidigung der Menschen und Religionen! Ja zum Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, ja zum Grundrecht der Meinungsäußerung!

Diese Doppelbotschaft muss jetzt von der europäischen Politik kommen.

 Posted by at 14:03

Pro Fasten – pro Genuss

 Islam  Kommentare deaktiviert für Pro Fasten – pro Genuss
Aug. 192012
 

Es ist schon immer wieder erstaunlich, wie leicht jedes Gespräch, das ich mit gläubigen Berliner Muslimen führen darf, Gemeinsamkeiten zutage fördert. Heute Abend endete ja der Ramadan. Für die Muslime kehrt also wieder Normalität ein.

Die Besinnung in den Gesprächen während des Ramadans kreist also um den Sinn des Fastens – und folglich auch des Fastenbrechens.

Ein Gespräch zwischen Berliner Muslimen und mir verläuft ungefähr so:

„Also … ich finde es gut, wenn die Familien zu festgelegten Zeiten in gewissen Grenzen der Zumutbarkeit fasten.“

„Ja, finde ich auch. Die Kinder sollen ruhig lernen, was es heißt, wenn man sich nicht den Bauch nach Belieben vollschlagen kann.“

„Zustimmung! Das gemeinsame Fasten führt vor Augen, dass Essen und Trinken nichts Selbstverständliches sind.“

„Du hast recht. Es öffnet also auch die Augen für die Lage der vielen Millionen Menschen, die das täglich Brot nicht bekommen.“

„Es stiftet Dankbarkeit dafür, dass wir in der EU und in Deutschland eigentlich immer genug zu essen haben.“

“ Und ich ergänze: Dass es uns in Deutschland und der EU an nichts Materiellem gebricht.“

„Noch etwas kann ich dem Fasten abgewinnen: Das Fasten kann auch zur Barmherzigkeit führen.“

„So ist es. Denn nur wer selbst auch einmal gehungert hat, kann sich richtig in den Hungernden hineinversetzen. Er öffnet sein Herz für den Hungernden.“

„Das freiwillige Fasten ist auch eine Einübung in die eigene Begrenztheit – eine Einübung der geistlichen Armut.“

„Aber vergessen wir nicht:  Das Ende des Fastens führt zu größererer Genussfähigkeit, zu Föhlichkeit und Lebensfreude.“

„Ja, so ist es.“

„Ja, so sei es!“

Habt ihr gemerkt, wo hier der „Christ“ und wo der „Moslem“ spricht? Nein? Ja, so sind sie eben, diese kostbaren Gespräche. Die Rollenverteilung ist nicht klar. Die Religionen überlagern sich in konzentrischen Kreisen.

Schließen wir doch diese Betrachtung zum Ramadan-Ende mit einer Strophe des großen Liederdichters Paul Gerhardt.

Der sorbische Tonsetzer Johann Crüger aus Guben in der Niederlausitz, dem Stammgebiet der Sorben, hat es unsterblich in Töne gesetzt.  Ich meine: Jeder Moslem kann dieses Lied mitsingen. Es ist kein exklusives Eigentum der Christen.

Er gebe uns ein fröhlich Herz
erfrische Geist und Sinn
und werf all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz
in Meerestiefen hin.

 Posted by at 21:56
Juni 062012
 

Der Mord an Semanur ist ein überaus grausames Verbrechen, das uns alle bestürzt und traurig zurücklässt. Unser Mitgefühl gilt der getöteten Frau, den Überlebenden, aber auch den dort lebenden Menschen. Was geschieht mit den Kindern in dem Haus? Wir – meine Familie und ich – kennen einige von ihnen, haben uns in der Vergangenheit ihrer angenommen, so gut es die Familien zuließen.

Ich kenne die sozialen Verhältnisse dieses Kiezes einigermaßen, da ich zu diesem Schuleinzugsbereich gehöre und unseren Sohn 18 Monate lang in die zugehörige Grundschule (Fanny-Hensel-Schule) geschickt habe. In dieser Zeit war ich auch stellvertretender Sprecher der Gesamtelternvertretung der Schule und lernte somit zahlreiche Familien kennen, übrigens auch solche aus dem Haus, in dem nun dieser Mord geschah.

So unfasslich und niederschmetternd dieser Mord auch ist, die sozialen Umstände, die eine solche Tat ursächlich begünstigen könnten, scheinen mir keinesfalls isoliert dazustehen. Diese Umstände sind immer wieder anzutreffen, sie treffen offenbar auch auf Orhan S. zu, der mir allerdings persönlich nicht bekannt ist, der aber – sofern Presseberichte zutreffen – geradezu ein Lehrbuchbeispiel für einen typischen Berliner Migrationsverlauf darstellt, und sie lassen sich wie folgt zusammenfassen:

 

1)    Gezielte Ketteneinwanderung von zusammenhängenden Verwandtschaften von Türken und Kurden, teils türkischer, teils kurdischer, teils arabischer Sprache aus wirtschaftlich schwachen Gebieten der Türkei und des Libanon nach Berlin, insbesondere um die Jahre 1990/91.

 

2)    Später Nachzug von Bräuten ohne deutsche Sprachkenntnisse aus den türkischen und libanesischen Herkunftsgebieten, zu denen weiterhin Kontakt besteht. Nicht wenige Frauen werden von den Männern in den Wohnungen eingesperrt und dürfen zum Beispiel die Schule der Kinder nur mit Erlaubnis und unter Aufsicht des Ehemanns betreten. Deutsch sollen diese von ihren Männern unterdrückten Frauen nicht lernen. Sobald sie aufbegehren, gibt es Ärger.

 

3)    Der türkische Staat förderte und fördert offenkundig die Auswanderung dieser seiner Problemgruppen nach Libanon und Deutschland, entledigt er sich doch so vieler Tausender Menschen, die als nicht oder nur schwer integrierbar gelten. Über gezielte Abschöpfung der Sozialleistungen, häufig auch in Täuschungsabsicht, erfolgt andererseits ein gewisser erwünschter Rückfluss von Geld in die Türkei. Eine Absicht, sich über Arbeit und Leistung in die deutsche Gesellschaft zu integrieren, konnte ich bei vielen Menschen nicht erkennen.

 

4)    Gezielte Unterbringung der weitverzweigt zusammenhängenden Gruppen in einigen Straßenzügen und Quartieren von Neukölln und Kreuzberg-West (darunter bei uns in Kreuzberg-West vor allem die IBA-Projekte am Westhafen, im Fanny-Hensel-Kiez).

 

5)    Die Familien leben seit vielen Jahren überwiegend oder ausschließlich von staatlichem Geld und informellen und illegalen Tätigkeiten. Das gut ausgestattete deutsche Sozialsystem begünstigt im Verein mit den Kindergeldzahlungen an die oft sehr kinderreichen Familien die Entstehung solcher geschlossener, wirtschaftlich durch den Staat gut abgesicherter Milieus, die sich nach außen abschotten. Ich konnte in meiner ehrenamtlichen Tätigkeit meist keinerlei Bereitschaft erkennen, sich nach außen zu öffnen. Ich hatte meist das peinigende Gefühl, als deutscher Vater das isolierte migrantische Ghetto der Eltern zu stören, während die Kinder durchaus aufgeschlossen waren.

 

6)    Nicht wenige arabische, kurdische und türkische Männer pflegen Mehrfach-Ehen mit mehreren Frauen teils in Deutschland, teils auch länderübergreifend, und nutzen die so errungene ökonomische Macht. Die Frauen leben mit ihren Kindern von Sozialhilfe, die Väter gehen ihrer Wege und überlassen den Frauen die Kindererziehung. Das haben mir Frauen berichtet. Schläge und Drohungen gegen nicht wenige Frauen („Dich bring ich noch mal um!“) gehören zum Alltag. Meistens sind sie nicht ernst gemeint, sondern gehören zur uralten Fluch-, Droh- und Schimpfkultur, die mitunter entlastende Ventil-Wirkung hat. Dies erklärt auch, weshalb die Nachbarn Semanurs trotz der Drohungen nicht eingeschritten sind. Da ohnehin viel gedroht und geflucht wird, weiß man nicht genau, wann es ernst wird.

 

7)    Etwas Ordentliches gelernt haben die meisten Männer aus diesen Bevölkerungsgruppen nicht. Sie hangeln sich von „Job“ zu „Job“, leben auf Staatskosten. Die Kriminalität ist hoch, besonders unter den Männern und den männlichen Jugendlichen. Viele Männer manövrieren sich in eine unhaltbare Situation: Schulden, Sucht, Sozialhilfe, Kriminalität, Doppelleben, psychische Störungen. Wenn dann irgendwann alles „sich zu verschwören scheint“, auch die eigene Ehefrau, dann brennen die Sicherungen durch. Dies könnte – ich sage: könnte – zu dem Mord geführt haben.

8 )    Der Mörder soll gerufen haben: „Allahu akbar!“ Deutung: Eine missbräuchlich-aggressive, antiwestliche Variante des Islams ist in Kreuzberg auf dem Vormarsch, die auch bereits an die Kinder weitergegeben wird. „Ih — Schweinefleisch“, ein Ruf, den ich selbst oft gehört habe, ist noch eine der milderen Ausprägungen, gezielte Gewalt gegen die wenigen nichtmuslimischen Schüler, ausgeübt von Jungen, aber auch von Mädchen, wurde mir ebenfalls glaubhaft aus unterschiedlichen Quellen berichtet. „Ich werde nur verprügelt, weil ich Christ bin“, war im Gang der Schule zu hören.

 

Was ist zu tun?

 

1)    Klare Analyse der sozialen Verhältnisse! Man muss die Dinge benennen, wie sie sind, muss erkennen, dass das Bundesland Berlin jahrzehntelang über das verschwenderische Sozialsystem und Misswirtschaft in der eigenen Verwaltung ein sehr robustes, nach außen fast hermetisch abgeschottetes, ökonomisch sehr üppig ausgestattetes Sondermilieu hat heranwachsen lassen, das sich aus sich selbst heraus kaum auflösen, sondern die Staatsausbeutung fortsetzen wird.

 

2)    Gutwillige Kräfte der Zivilgesellschaft einbinden und stärken – etwa die Neuköllner Männer-Initiative Kazim Erdogans, den Verein Morus 14, die Stadtmission in der Bernburger Straße mit ihrem Projekt Velofit.

 

3)    Finanztransaktionen offenlegen, den weit verbreiteten Sozialbetrug konsequent aufdecken und bekämpfen.

 

4)    Identifikation mit Deutschland fordern und fördern – etwa im Sinne der Neuen Deutschen eines Badr Mohammed. Deutsche Sprache als Mittel der Integration nutzen.

 

5)    Jeder Mensch, ob Verbrecher oder nicht, Ausländer oder nicht, religiöser oder nicht, soll sich angenommen und ernstgenommen fühlen. Deshalb das Gebot der jüdisch-christlich-muslimischen Nächstenliebe unermüdlich vorleben und predigen.

 

6)    Persönliche Vorbilder setzen und herausstellen! „Ich möchte ein Vorbild sein!“ (Sozialsenatorin Dilek Kolat, Klasse!).- Die Begegnung mit persönlichen Vorbildern – sowohl Männern wie auch Frauen – ist unersetzlich.

 

7)    Schulpolitik: PFLICHTEN viel mehr in den Herzen und Köpfen verankern. Die Kinder müssen erfahren:  „Ich habe Pflichten hier in Deutschland, die ich erfüllen muss. Pflichten gegen mich selbst, gegen meine Nächsten, Pflichten gegenüber der Gesellschaft und dem Staat. Nicht lügen. Nicht betrügen.“

    

     Die ganze Berliner Schuldebatte kreist endlos um Rechte und ANSPRÜCHE der Bürger an den Staat, die das Bundesland Berlin nie und nimmer wird erfüllen können, was wiederum die Bürger ermuntert zu sagen: „31 Schüler in einer Klasse – UNERHÖRT! Ja, wenn der Staat uns so wenig Geld gibt, kann ich auch nichts machen“  – ein verheerender Teufelskreis!

 

8 )    Polizei und Justiz in der Repression der Kriminalität unterstützen.

 

9)    Über den Bund: Sozialsystem so fit machen, dass es auch noch in 10 Jahren finanzierbar bleibt. Mehr Betrugssperren einbauen.

10) Die Knaben und die jungen Männer müssen beizeiten erzogen und notfalls auch gezwungen werden, etwas Ordentliches zu erlernen, damit sie später  ihre Familien selbst ernähren können. Jede Aussicht auf Sozialhilfe muss ihnen genommen werden.

 

Möge der abscheuliche Mord ein Anlass für uns alle in Kreuzberg und in Berlin sein, näher zusammenzurücken, einander beizustehen, Mitgefühl und Mit-Trauern walten zu lassen und in Tat und Wort dafür zu arbeiten, dass so etwas Schreckliches nicht wieder geschieht.

 Posted by at 22:17

Im Zeichen von Hammer und Sichel: Verbrannte Erde

 1917, Das Böse, Ethnizität, Frau und Mann, Islam, Karl Marx, Kommunismus, Russisches, Sozialismus  Kommentare deaktiviert für Im Zeichen von Hammer und Sichel: Verbrannte Erde
Apr. 032012
 

Soeben las ich Jörg Baberowskis „Verbrannte Erde“ in einem Zug zu Ende. Großartiges Buch, aber die sehr starke Personalisierung auf Stalin als schlechthin „bösartig“ finde ich denn doch überraschend. Denn solche Psychopathen wie Stalin gibt’s überall! Und der systematische Terror, die Massenhinrichtungen, die Ausmerzung der Volksfeinde und Verräter, die Ausplünderung und Vertreibung von ganzen Menschengruppen begann bereits mit der Oktoberrevolution 1917, also lange vor der Machtergreifung Stalins, wie Baberowski selbst sorgfältig herausarbeitet (S. 33-109). Allerdings erreichte erst mit und durch Stalin der Terror eine völlig neue Stufe, weil nunmehr jeder, auch engste Freunde, Verwandte und Mitarbeiter jederzeit den Mordbefehlen ausgesetzt sein konnten.  

Warum konnte Stalin sich über Jahrzehnte gerade im Zeichen von Hammer und Sichel und unter der roten Fahne des Marxismus-Leninismus so lange an der Macht halten?

Aufregend und hochaktuell für uns Deutsche ist es, wie Baberowski die Verfolgung und Unterdrückung der islamischen Völker anreißt! In Deutschland weithin unbekannt: Es gab staatlich befohlene Zwangsentschleierungen der usbekischen, der tatarischen Frauen, die Frauen wurden als unterdrückte Opfer durch die Bolschewiki „befreit“ – und nach der „Entehrung“ oft von den eigenen Männern des Clans ausgestoßen, kollektiven Schandstrafen unterzogen. Es gab hunderte Ehrenmorde.

Die Frauen wehrten sich gegen die erzwungene Befreiung, indem sie sich bewusst re-islamisierten und re-nationalisierten: „Einen Schleier zu tragen und religiöse Bräuche auszuüben, hieß jetzt nationalen Widerstand zu leisten“ (S. 149-154, vor allem S. 153).

Mein Tipp: Von hinten her, also vom letzten Kapitel anfangend, lesen!

Bild: Sehnsucht nach Hammer und Sichel. Das Bild, das sich mir täglich beim Verlassen meines Hauses bietet.

Jörg Baberowski

Verbrannte Erde

Stalins Herrschaft der Gewalt

Cover: Verbrannte Erde

C. H. Beck Verlag, München 2012
ISBN-10 3406632548
ISBN-13 9783406632549
Gebunden, 606 Seiten, 29,95 EUR

Verbrannte Erde | Baberowski, Jörg | Verlag C.H.Beck Literatur – Sachbuch – Wissenschaft

 Posted by at 11:45
März 152012
 

Sollten wir uns alle gemeinsam Fetih 1453 anschauen, das monumentale Epos über über die Eroberung des christlich-griechischen Konstantinopel im Jahr 1453? Ich sage: ja, unbedingt! Wir müssen den unbändigen Nationalstolz der Türkei begreifen lernen, müssen verstehen, warum 1453 sie weiterhin mit Freude und Stolz erfüllt! Die Botschaft ist: „Seht her, wir Türken haben Konstantinopel befreit, von der Sittenlosigkeit und Verderbnis des Westens, der Lateiner erlöst!“

Fetih oder Fatih ist heute noch ein beliebter türkischer Vorname, man denkt dabei an den ruhmreichen Sultan Mehmed II., den Eroberer, der 1453 Konstantinopel, das zweite Rom, für die Osmanen eroberte. Unter den mächtigen Schlägen der Konstantinopel-Kanone, die im Stundentakt Kugeln von 550-600 kg auf die Stadtmauer feuerte, brach innerhalb von 2 Monaten der Widerstand der griechisch-christlichen Bewohner zusammen.

Westliche Historiker versuchen selbstverständlich dem Film am Zeug zu kritteln, weisen ihm jede Menge Fälschungen nach. Dem mag ja so sein, dass der Film die historische Realität zugunsten der Türken schönredet.

Ehe man sich aber über Geschichtsfälschungen aufregt, bitte nicht vergessen: Islam heißt Unterwerfung, Ergebung! Das griechisch-christliche Konstantinopel hätte sich doch nur den Türken freiwillig zu ergeben und geschlossen zum Islam überzutreten brauchen, dann wäre der christlichen Stadt die grausame Eroberung mit Waffengewalt erspart geblieben. Schon damals galt: Wer die Waffen streckt und sich unterwirft, rasch die neuen Herren anerkennt und zum Islam übertritt, darf an allen weiteren Eroberungen teilhaben. So erklärt sich der beispiellose Siegeszug des Islam bis weit nach Mitteleuropa und bis vor die Tore Wiens, das sie 1529 und 1683 ebenfalls aus den Klauen der christlich-abendländischen  Herrschaft zu befreien versuchten.

Die Deutschen ergehen sich seit Jahren in ihren rituellen Bußübungen, sie schelten heute den bösen Martin Luther für all das, was er wenige Jahrzehnte später über die Türken vom Stapel gelassen hat. Dass Türken schlicht und ergreifend stolz auf die Eroberung und Unterwerfung dieser zentralen Stadt des untergehenden römischen Reiches sein könnten, widerstrebt sicher den heutigen Deutschen, die statt dessen lieber eine historische Mitschuld für die Vertreibung und den Massenmord an den Armeniern ab 1915 auf sich nehmen.

Um so lehrreicher ist das Betrachten des Films! 1453 hat tiefe Spuren in der westlichen Welt hinterlassen. Die Eroberung des restlichen Europa für den Islam stand unverrückbar auf der Agenda der Osmanen. Mit diesem Programm erreichten sie die Tore Wiens.

Die letzten Griechen verließen übrigens im Jahr 1955 nach den September-Pogromen die Stadt Istambul.

Dass die Türkei mit erneuerter Begeisterung das Datum 1453 feiert und rühmt, lässt tief blicken.

Die Einstellung zu diesem Film ist ein guter Gradmesser für alle, denen die türkisch-deutsche Freundschaft am Herzen liegt.

Man sollte den Film unbedingt anschauen, am besten in gemischten deutsch-türkischen Freundesgruppen! Es lebe die Freundschaft!

 

„Fetih 1453“ gegen „Türkisch für Anfänger“: Monument und Multikulti – Kultur – Tagesspiegel

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Zwiesprache der Religionen

 Integration, Islam, Koran  Kommentare deaktiviert für Zwiesprache der Religionen
März 022012
 

Ein staunenswerter Dialog der Religionen ergab sich vor wenigen Tagen auf der Gedenkfeier für die Opfer rechtsextremistischer Gewalt im Berliner Schauspielhaus! Ismail Yozgat, der Ismaelit, rief zu Beginn seiner ergreifend schlichten, stolz-demütigen Rede auf Arabisch die Sure 1 des Korans ins Gedächtnis, welche ausdrücklich zum Erbarmen und zur Verzeihung aufruft. Im Verzicht auf persönlichen Groll, im Wunsch nach einer mildtätigen Stiftung und im Vertrauen auf die Justiz bezeugte er die affektbändigende, begütigende Kraft seiner Religion.

In den Zitaten Nazim Hikmets und Bert Brechts wurden zwei geschworene Anhänger jener machtvollsten, verhängnisvollen Glaubensgemeinschaft des 20. Jahrhunderts, des Sozialismus und Marxismus einbezogen.

Die 12 Kerzen erinnerten an die heilige Zahl 12 im Judentum und Christentum und an die 12 Früchte des heiligen Geistes: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Güte, Langmut, Sanftmut, Treue, Bescheidenheit, Enthaltsamkeit, Keuschheit.

„Ich bitte Sie um Verzeihung.“ Die persönliche Bitte um Verzeihung, ausgesprochen durch die Bundeskanzlerin Merkel, verwies auf das unerschütterliche Gebot der Wiederannäherung an den Nächsten, welche das Christentum immer gelehrt hat und weiterhin lehrt. Dieses Gebot soll auch jene erreichen, die mit der Untat der Neonazis keinerlei ursächlichen Bezug haben.

Zugleich konnte und musste man das „… denn sie wissen nicht was sie tun“ heraushören. Die persönliche Bitte um Verzeihung, ausgesprochen von einem Menschen, der das Verbrechen nicht begangen hat und nicht schuld daran sein kann, ist ein Versuch der Heilung des Zwischenmenschlichen.

In dem Sich-Einlassen auf den Schmerz und die Trauer anderer Menschen erfüllte sich so etwas wie eine tiefe Verbundenheit. Diese kann Anlass tiefer Freude werden.

Ich musste da an den Spruch Friedrich Hölderlins über Sophokles denken:

Viele versuchten umsonst das Freudigste freudig zu sagen,
Hier spricht endlich es mir, hier in der Trauer sich aus.

Kolumne: Lieber Ismail Yozgat! | Meinung – Berliner Zeitung
„Bismillahi r-rahmani r-ahimi. Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen: Guten Tag an alle.

 Posted by at 14:40