„Vedi come storpiato è Maometo!“
„Schau mal, wie verzerrt [das Bild des] Mohammed [bei uns im Westen] ist!“,
könnte man im Blick auf die heutigen Kenntnisse oder besser Nicht-Kenntnisse des Islams bei uns diesen Vers Dantes übersetzen.
„Maometto: Il fondatore dell’Islam (560-633). Nel Medioevo era considerato uno scismatico.“ – „Der Gründer des Islam galt im Mittelalter als Schismatiker.“ Der Islam galt jahrhundertelang – bis in die frühe Neuzeit hinein – als eine Abspaltung des Christentums, so wie das Christentum als Abspaltung des Judentums entstanden war.
Das lateinische Mittelalter stellte also Mohammed auf eine Stufe mit den griechischsprachigen Christen des Ostens, mit denen es 1054 zum Bruch gekommen war! Eine Aussöhnung mit der orthodoxen christlichen Ostkirche schien aus westlich-abendländischer Sicht lange Zeit ebenso unmöglich wie eine Aussöhnung mit dem Islam.
Seht den Felsenquell,
Freudehell,
wie ein Sternenblick!
Über Wolken
Nährten seine Jugend
Gute Geister
Zwischen Klippen im Gebüsch.
Und was tun sich neuerdings für aufregende Perspektiven einer Wiederentdeckung des gemeinsamen Quellgrundes auf! Hierfür nur ein Beispiel:
Der Strom der asiatisch-europäischen Überlieferungen sprudelt noch. Er ist lebendig noch.
Ausgewählte Quellen:
Dante Alighieri: La Divina Commedia. A cura di Fredi Chiappelli. Grande universale Mursia, 4a edizione, Milano 1976, p. 150
Johann Wolfgang Goethe: Mahomets-Gesang. In: Das große deutsche Gedichtbuch. Von 1500 bis zur Gegenwart. Neu herausgegeben und aktualisiert von Karl Otto Conrady. Artemis & Winkler, München und Zürich, 4. Aufl. 1995, S. 143-144
Angelika Neuwirth: Der Koran als Text der Spätantike. Ein europäischer Zugang. Verlag der Weltreligionen im Suhrkamp Verlag, Berlin 2010. 859 S., geb., 39,90 .
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