Honigklingende heiligsingende Mädchen. Das Erechtheion

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Jan 072020
 

Die Korenhalle des Erechtheion am späten Nachmittag des 28.12.2019

Fast wankten mir die Knie beim Anblick dieser herrlich süßen, gleichsam von den Lüften ganz zart bewegten, singenden Mädchengruppe. Sie schienen die Stein- und Erdenschwere nicht zu spüren, sie überdauern den Wechsel der Jahreszeiten, ihre Gewänder schmiegen sich zärtlich an die Rundungen ihres Leibes. Sie scheinen zu singen, sie scheinen in einem statischen Tanz gefangen – sie SCHEINEN, sie SIND – etwas, was wir nicht kennen, nicht wissen und nicht so genau wissen wollen oder wissen sollen. Dieses Erechtheion war ein heiliger Ort seit Urzeiten. Hier wurden die mythischen Herrscher Kekrops und Erechtheus beigesetzt. Und was diese „Koren“, diese jungen Frauen genau bezwecken, konnten die Bauforscher bis heute nicht entschlüsseln. Die Koren blicken „chorisch“ hinüber zum alten Athena-Tempel. Warum? Wir wissen es nicht.

Mir kommen – angesichts der Nähe des Dionysostheaters – die Chorlieder in den Sinn, die ja eine so wichtige Rolle in der attischen Tragödie spielten. Diese Chorlyrik blühte vor allem in Sparta auf, und nicht zuletzt deshalb wurden diese Chorlieder auch in Athen nicht in attischer, sondern in dorischer Mundart gedichtet und gesungen.

Unwillkürlich mögen einem bei solchen Geheimnissen am Erechtheion hier die Verse des Alkman von Sparta, des frühesten uns bekannten Chorlieddichters in den Sinn kommen:

οὔ μ‘ ἔτι, παρθενικαὶ μελιγάρυες ἱαρόφωνοι,
γυῖα φέρην δύναται· βάλε δὴ βάλε κηρύλος εἴην,
ὅς τ‘ ἐπὶ κύματος ἄνθος ἅμ‘ ἀλκυόνεσσι ποτήται
νηδεὲς ἦτορ ἔχων, ἁλιπόρφυρος ἱαρὸς ὄρνις.

Ihr honigklingenden heiligsingenden Mädchen,
Mir wanken die Knie! Wär ich doch nur ein Saker,
der über Wogengischt mit Blauspechten schwirrt,
kraftvoll packend, blutfarbiger heiliger Vogel!

Der griechische Text des Alkman (26 PMG = 10 LGS =90 Calame) ist nach folgender Quelle zitiert:

https://el.wikisource.org/wiki

Die hier vorgelegte deutsche Übersetzung, die sich einige poetische Freiheiten herausnimmt, stammt vom hier schreibenden Verfasser. κηρύλος dürfte eine Vogelart sein, die bis heute nicht eindeutig bestimmbar ist. Deshalb wurde hier ein deutsches Wort für einen Raubvogel gewählt, das in den Ohren der meisten rätselhaft klingen dürfte.

Literaturhinweis zur Baugeschichte des Erechtheion:
Klaus Gallas: Athen. Mit 30 Abbildungen sowie 9 Plänen und Grundrissen, Stuttgart 2013, hier insbesondere S. 78-88 [=Reclams Städteführer Architektur und Kunst. Athen]


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Du sollst einem Blinden keinen Anstoß in den Weg legen!

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Mai 202019
 
Siehe! Eine Hummel saugt Nektar aus einer Rainfarn-Phacelie. 19.05.2019, 13:21 Uhr, Feldrain an der Allee am Königsgraben von Luckenwalde nach Jänickendorf

13לֹֽא־תַעֲשֹׁ֥ק אֶת־רֵֽעֲךָ֖ וְלֹ֣א תִגְזֹ֑ל לֹֽא־תָלִ֞ין פְּעֻלַּ֥ת שָׂכִ֛יר אִתְּךָ֖ עַד־בֹּֽקֶר׃

14לֹא־תְקַלֵּ֣ל חֵרֵ֔שׁ וְלִפְנֵ֣י עִוֵּ֔ר לֹ֥א תִתֵּ֖ן מִכְשֹׁ֑ל וְיָרֵ֥אתָ מֵּאֱלֹהֶ֖יךָ אֲנִ֥י יְהוָֽה׃

15לֹא־תַעֲשׂ֥וּ עָ֨וֶל֙ בַּמִּשְׁפָּ֔ט לֹא־תִשָּׂ֣א פְנֵי־דָ֔ל וְלֹ֥א תֶהְדַּ֖ר פְּנֵ֣י גָדֹ֑ול בְּצֶ֖דֶק תִּשְׁפֹּ֥ט עֲמִיתֶֽךָ׃

οὐκ ἀδικήσεις τὸν πλησίον καὶ οὐχ ἁρπάσεις, καὶ οὐ μὴ κοιμηθήσεται ὁ μισθὸς τοῦ μισθωτοῦ παρὰ σοὶ ἕως πρωί. οὐ κακῶς ἐρεῖς κωφὸν καὶ ἀπέναντι τυφλοῦ οὐ προσθήσεις σκάνδαλον καὶ φοβηθήσῃ κύριον τὸν θεόν σου· ἐγώ εἰμι κύριος ὁ θεὸς ὑμῶν.

Du sollst deinem Nächsten nichts rauben; du sollst den Lohn des Taglöhners nicht über Nacht bei dir bleiben lassen, bis morgen. Du sollst keinem Tauben fluchen, keinem Blinden Anstoß in den Weg legen, sondern dich vor deinem Gotte fürchten; Ich, der Ewige!“

Du sollst einem Blinden kein Hindernis in den Weg stellen!“ Beim dankbaren Nachsinnen über den gestrigen Tag fiel mir soeben dieser Vers aus dem 3. Buch Mose ein. Eine blinde Frau suchte mühsam tastend den Weg zur Toilette im Regionalzug von Berlin-Südkreuz nach Luckenwalde. Wie beschwerlich war es doch für sie, die komplizierten Türverriegelungen und die Entriegelung zu bedienen. Eine Kette an Missverständnissen und Missgeschicken! Wir halfen, so gut wir konnten. Doch es gelang uns nur unzureichend. Die Blinde ließ sich nicht beirren und meisterte die Klippen in Gestalt einer halbautomatischen Tür mit bewundernswerter Gleichmut und unbeirrbarer Würde.

Wie unendlich wertvoll, weise, beherzigenswert sind doch die mosaischen Vorschriften über die Heiligung des Alltags! Sie können auch heute noch, im Jahr 2019, zuverlässig ein gedeihliches Miteinander in Regionalbahnen, Interregios und ICEs, auf Bahnhöfen, Bürgersteigen und Fußgängerzonen, in Parklets und Parkhäusern erleichtern. Wie anrührend, wie bedachtsam und feinfühlig findet Mendelssohn den richtigen Ton in seiner Übersetzung der Tora! So findet die Hummel den Nektar am Grund der Blüte der Phacelie!

Hier sind die Verse 13-19 aus dem Buch Levitikus, Kap. 19, in Hebräisch (Tora), Griechisch (Septuaginta) und schließlich in der deutschen Übersetzung durch Moses Mendelssohn wiedergegeben.

Übersetzung Mendelssohns hier zitiert nach: Artikel „Mendelssohn“, in: Philo-Lexikon. Handbuch des jüdischen Wissens. Unveränderter Nachdruck der 3. vermehrten und verbesserten Auflage von 1936, erschienen im Philo-Verlag Berlin. Jüdischer Verlag im Athenäum-Verlag, Königstein/Ts. 1982, Spalte 467-468

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Mit tausend Gipfeln aufblühend: Pergamon, in Asia, in Berlin!

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Feb 032019
 
Statue eines bärtigen Gottes, sogenannter „Zeus“, möglicherweise auch Poseidon, Hades oder Asklepios. Heute gesehen in der Ausstellung:
PERGAMON. Meisterwerke der antiken Metropole und 360°-Panorama von Yadegar Asisi.

Nah ist
Und schwer zu fassen der Gott.
Wo aber Gefahr ist, wächst
Das Rettende auch.
Im Finstern wohnen die Adler und furchtlos gehn
Die Söhne der Alpen über den Abgrund weg
Auf leichtgebaueten Brücken.

Kaum aus dem Staunen heraus komme heute ich nach dem Besuch der Ausstellung am Berliner Kupfergraben. Das Pergamonmuseum stellt einige seiner schönsten, besten und erstaunlichsten Werke für einige Jahre in einem gesonderten Ausstellungsbau aus und ergänzt sie um ein prachtvolles 360°-Panoramabild des Künstlers Yadegar Asisi. Länger verweilte ich vor diesem Götterbild, bei dem mir unabweisbar die Verse aus der Patmos-Hymne von Hölderlin in den Sinn kommen:

Nah ist
Und schwer zu fassen der Gott.

Quelle: Friedrich Hölderlin: Patmos. Dem Landgrafen von Homburg. In: Hölderlin, Werke und Briefe, Bd.1, ed. Beißner/Schmidt, Frankfurt am Main 1969, S. 176-194, hier S. 176

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„Lautes Lesen, das sich wie ein Singsang anhört“

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Mrz 082018
 

Die hebräische Bibel, so schreibt es zutreffend Eckhard Nordhofen, ist „kein Lesebuch, sondern in den meisten Passagen eine Rezitationsvorlage.“ Die der Bibel angemessene Darbietung sei somit nicht das stumme Nachlesen, sondern das Vorlesen, „lautes Lesen, das sich nicht wie normales Sprechen anhört, sondern eher wie ein Singsang„. In diesem Singsang, schreibt Nordhofen, werde die Heiligkeit des „Namens“ hörbar gemacht.

Und „der Name“ ,“ha-schem“ ist eben genau dasjenige Seiende oder vielmehr dasjenige Werdende, welchem die Bibel das Merkmal der „Einzigkeit“ beilegt. Der Einzige ist das Einzigartige, zu dem kein aussprechbarer Name hinreicht.

Gute weiterführende Anmerkungen sind dies. Ich denke sie stumm durch im Anblick der Katharina von Alexandrien, dieser großartigen Frau aus Ägypten. Stark, klug, mutig gegenüber männlicher Vorherrschaft, unbeugsam, unerschrocken, nicht dem Willen des Mannes untertan, von hoher philosophischer und theologischer Bildung, so stand sie gestern vor mir in der Hauptkirche St. Katharinen am Hamburger Hafen.

Ihr, dieser vorbildlichen, gewaltlosen Vorkämpferin der Frauenrechte sei mein heutiger Internationaler Frauentag, der 8. März gewidmet. Unser Bild zeigt sie in St. Katharinen in einer figürlichen Darstellung, mutmaßlich aus Süddeutschland, 15. Jahrhundert.

Zitat:
Eckhard Nordhofen: Corpora. Die anarchische Kraft des Monotheismus. Freiburg 2018, S. 125

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„Ja, ist dir denn gar nichts heilig … nicht einmal …?“ Gegenfrage: „Und was ist DIR heilig?“

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Jan 282014
 

Immer wieder musste ich mich in politischen Diskussionen heftiger Angriffe erwehren, es sei mir fast nichts heilig, z.B. weder der Euro noch der Länderfinanzausgleich und auch nicht das Recht auf bezahlbaren Wohnraum usw.usw.

Die Frage „Ist Ihnen denn gar nichts heilig, nicht einmal … der Euro/der Länderfinanzausgleich/das Recht auf bezahlbaren Wohnraum  ..  … ?“ hört man immer wieder.

Was ist heilig, unverletzlich, was ist schützenswert, was ist unverletzlich? Ein beliebiges Beispiel aus der Diskussion in Europa! Am letzten Tag des Jahres 2013 führte die Zeitung Le Monde einen sehr kritischen Kommentar zur neuen Debatte über eine mögliche Änderung des Rechts auf Abtreibung in Spanien mit folgenden Worten ein (Hervorhebung durch dieses Blog):

 Si l’Espagne revendique aujourd’hui un rôle pionnier sur les droits des femmes, c’est dans la régression. Le gouvernement conservateur de Mariano Rajoy est en train d‘opérer un virage à 180 degrés sur l’avortement. L’avant-projet de la loi de protection de la vie de l‘être conçu et des droits de la femme enceinte, présenté en conseil des ministres peu avant Noël, supprime purement et simplement le droit des femmes à décider librement d‘interrompre leur grossesse. Ce droit, consacré par une loi entrée en vigueur en 2010, en autorisant l’avortement sans condition de motif jusqu’à la quatorzième semaine de grossesse, avait considérablement libéralisé la législation postfranquiste de 1985.

 

Interessant ist hier die Wortwahl! Das unbeschränkte Recht der schwangeren spanischen Frauen auf Abtreibung wurde 2010  als etwas „Geheiligtes“ (consacré)  ausdrücklich durch Gesetz bekräftigt. Das Recht auf Abtreibung wird im Leitartikel der Monde als absolut schützenswertes Gut gefeiert und mit einer eindeutig religiösen Wortwahl „umschränkt“, also „geheiligt“ (lateinisch sancire = umschränken).  Versuche, das absolute Recht der Frau auf Abtreibung in der spanischen Rechtsordnung  einzuschränken, werden von der Monde als Zivilsationsbruch, als eine Art Rückfall in die Barbarei gebrandmarkt.

Wir schließen daraus: Das Recht auf Abtreibung ist in dieser Wortwahl etwas Heiliges. Auch in säkularen Rechtsordnungen wie der spanischen oder französischen gibt es also oberste, quasi-religiöse Werte, die als absolut schützenswert erachtet, also geheiligt, oder konsekriert werden. Und dazu gehört nach wohl überwiegendem Konsens in Frankreich oder Spanien und wohl auch Deutschland das Recht der Frau, selbst über Geburt oder Nichtgeburt der Leibesfrucht zu entscheiden.

In Deutschland gehört zu den öffentlich sakralisierten Werten die Währung, früher die DM, heute der Euro, der als absolut schützenswerte Grundlage des Wohlstandes durch die Bundestagswahl 2013 erneut konsekriert wurde.

Wir dürfen sagen: Das Recht der Frauen auf Abtreibung, die Erhaltung des Euro wurden diskursiv sakralisiert. Die Selbstbestimmung der Frau über den eigenen Körper, die Erhaltung des Geldes  werden mit einem Tabu belegt, an dem kein Politiker ungestraft rütteln darf.

Was ist heilig? Der Euro, die Feierabendruhe, das Recht der Frauen auf Abtreibung?

Ich sprach vor wenigen Wochen mit einem Freund über das Thema. Er sagte mir nach einem gemeinsamen Besuch eines katholischen Gottesdienstes, in den wir  ein bisschen reingeschnuppert hatten: „Eigentlich hätte ich abgetrieben werden sollen. Mich sollte es nicht geben. Ich lag nicht richtig. Die Ärzte rieten meiner Mutter zur Abtreibung.“ Die Mutter widersetzte sich.  Sie ging zu einem anderen Arzt, der sagte: „Das kriegen wir in der Klinik schon hin.“ Die Mutter folgte dem Rat des zweiten Arztes, die Geburt verlief fast komplikationslos, der Junge wurde zu einem prachtvollen, wider Erwarten gesunden Menschen und ist mittlerweile selber Vater.

Ich kenne viele solche Geschichten. Die Leichtigkeit, mit der Ärztinnen und Ärzte heute in vielen Ländern zur Abtreibung raten, versetzt viele Frauen in eine extreme psychische Notlage. Eine mit mir bekannte  Mutter widersetzte sich einer der zahllosen Untersuchungen, die heute routinemäßig abgespult werden, sobald auch nur eine einzige Risikokategorie erfüllt wird (z.B. hier: Alter der Frau über 35). Die Frauenärztin war empört: „Sie WOLLEN also keine Amniozentese…? Ja,  Ihnen ist es wohl egal, wenn Sie ein behindertes Kind bekommen!? ICH SAG ES IHNEN NUR. Ich muss mich entlasten. Es ist Ihr Risiko.“

Die Frau erzählte mir dies. Wir waren entsetzt. Denn die Komplikationen für Leib und Leben des Embryos, die sich aus einer Amniozentese, also einer Fruchtwasserentnahme, ergeben können, lagen bei der gegebenen „Risikostufe“ statistisch  höher als das Risiko einer schweren Fehlbildung des Embryos. Die Frauenärztin setzte also die eigene „Entlastung“ über die Aussicht des Kindes, ggf. mit einer leichten oder schweren Behinderung geboren zu werden. Bei Vorliegen von Hinweisen auf eine schwere Behinderung hätte die Ärztin zur Abtreibung geraten. Nichts anderes konnte im gegebenen Fall der Sinn der Untersuchung sein. Die Frau widersetzte sich, das Kind der Risikoschwangerschaft kam mit einem APGAR-Index von 10 zur Welt, gehörte also von Geburt an zu den gesündesten überhaupt.

Von den Kindern redet schon gar niemand niemand. Von dem, was die heute übliche Behandlung des ungeborenen menschlichen Lebens als einer Verfügungsmasse der Frau bzw. schlimmer noch der „evidenzbasierten Medizin“ anrichtet, schweigen wir. Viele Kinder wachsen heute im Bewusstsein auf: „Eigentlich könnte es mich auch nicht geben.“

Tja, Freunde, was ist heilig, schützenswert? Das Geld, der Wohlstand, die uneingeschränkte Selbstbestimmung der erwachsenen Menschen über alles das, was mit und im menschlichen Organismus geschieht?

Oder gibt es da noch etwas anderes, was wir als heilig, als unantastbar, als absolut schützenswert erachten?

 Quellennachweis: Avortement: le régression espagnole. Le Monde, Mardi, 31 décembre 2013, Seite 1

http://www.lemonde.fr/a-la-une/article/2013/12/30/avortement-la-regression-espagnole_4341313_3208.html

 

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Here come YOUR music makers

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Nov 192013
 

2013 11 16 Te deum

So, jetzt hört uns mal alle genau zu: „We are the music makers, the dreamers of dreams!“

Das war das TE Deum Anton Bruckners im Berliner Dom am 16. November 2013. Und irgendwo gab es IHN doch, auch wenn man IHN nicht immer hörte und den Kopf drehen musste, um IHN zu sehen. Den kleinen Mann an der Orgel, weit droben! Ja, vielleicht ist ER so etwas wie der kleine Mann auf der Orgelempore. ER hört, was wir unten treiben, ER hört uns, und wir drehen den Kopf und fragen: Hörst DU uns überhaupt?

Oder sind wir lärmende Musikmacher, traurige Traumtänzer, Verzichtbare? –

wandering by lone sea-breakers,
And sitting by desolate streams;
World-losers and world-forsakers,
On whom the pale moon gleams.

Den überströmendsten Traurigkeitsgenuss hat Edward Elgar in dieses Gedicht von Arthur O’Shaughnessy hineingewebt. Noch heute, während ich dies schreibe, höre ich die Klänge in mir weiterklingen. Der Chor erfüllte mich mit dem Anhauch des Unnennbaren.

Und DU? Hast DU uns gehört? Hat es Sinn, sich zu DIR nach oben zu wenden? DU – bist DU der Sense-Maker für uns Music-Makers, the great Listener?

Das Bild zeigt vorne: Die Junge Philharmonie Kreuzberg. Mitten drin der Mann mit umgewandtem Kopf, das ist der hier Schreibende, fotografiert von seiner Schwester.

Hinten: Die studiosi cantandi Berlin, alle geleitet von Norbert Ochmann

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„Ja, willst du denn den Euro nicht als das großartigste Symbol der europäischen Einigung anerkennen …?“

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Mai 082013
 

2013-04-25 07.35.07

So fragen mich immer wieder politische Wandergefährten. Darauf sage ich: „In der Tat, nein, der Euro ist nicht das großartigste Symbol der europäischen Einigung und noch weniger das Symbol der Europäischen Union. Das große, das eigentliche Symbol der Europäischen Union wie überhaupt jedes Staates ist – wie es G.W.F. Hegel dargelegt hat –  das leerste, abstrakteste Symbol überhaupt, nämlich die Flagge, näherhin bestimmt (wie es Hegel so gern in seinen Grundlinien der Philosophie des Rechts sagt) – also die Europa-Flagge mit den 12 gelben Sternen auf blauem Grund.“ Das oben zu sehende Bauschild aus dem ehemaligen Zisterzienserkloster Haydau zeigt dieses Sinnbild der Europäischen Union sehr sinnfällig und sehr wohltätig!

Die EWG, die EU, der Schengenraum, der Binnenmarkt, die EFRE-Hilfen für strukturschwache Gebiete und vieles mehr waren vor der Einführung des Euro unbestreitbar eine Erfolgsgeschichte, die es fortzuschreiben gilt! Es ist schon fast tragisch zu nennen, dass der Euro so Goldenes-Kalb-artig überfrachtet wird. Man möchte mit Beethovens 9. Symphonie ausrufen: Freunde, nicht diese Töne, nicht dieses Gezänke! Seht es doch mal lockerer! Über die Jahrtausende hin haben Staaten Währungen sehr oft eingeführt und sehr oft abgeschafft.  In manchen Staaten waren mehrere Währungen gleichzeitig im Umlauf (so etwa jahrzehntelang in den USA nach ihrer Gründung), andere Staaten schlossen sich zu losen Währungsverbünden zusammen, ohne dass eine politische Union auch nur ansatzweise beabsichtigt gewesen wäre – etwa in der „Lateinischen Münzunion“ -, kurz, man muss ausnahmsweise gegen Goethe, gegen Goethes Gretchen ausrufen:

Am Euro hängt,
Zum Euro drängt
Nicht alles!
Ach wir Armen!

Das große entscheidende Symbol aller staatlichen und staatsähnlichen Gebilde ist seit Jahrhunderten, seit Jahrtausenden stets ein abstraktes Symbol: das Bild des Kaisers, das Wappen des Herrschers, die Fahne des Staates, die Hymne der Nation usw.

Der Eid der deutschen Soldaten, den ich übrigens selbst damals als 19-jähriger Wehrpflichtiger ebenfalls in voller Überzeugung abgelegt habe, gilt nicht dem Wohlstand, den Konvergenzkriterien von Maastricht und der politischen Zentralgewalt, nicht dem Geld und nicht der Währung der Bundesregierung, sondern „dem Recht und der Freiheit“ des Volkes. Das Recht und die Freiheit jedes einzelnen Menschen, jeder staatlich verfassten Gesellschaft sind für mich die entscheidenden Werte politischen Handelns, während die „Währung“ in der Tat – wie der Name verkündet –  nur „während“ ihres Geltungszeitraumes gilt. Währungen sind – im Gegensatz zur Idee des Rechts und der Freiheit –  nichts Ewiges. Währungen kommen und gehen nach dem Willen des Souveräns. Viele römische Kaiser, die Souveräne der Antike, prägten ihre eigenen Währungen, die „Asse“, „Sesterzen“ und „Dinare“, teils ließen sie die Vorgängerwährungen gelten, teils schafften sie sie ab.

Die Währung ist nicht das entscheidende Band der Europäischen Union. Das entscheidende Band der Europäischen Union sind Freiheit und Recht der europäischen Völker. Einige der wenigen, die bereits jetzt so denken (während viele andere in den nächsten Monaten und Jahren folgen werden), scheinen Sahra Wagenknecht, Nigel Lawson (der Finanzminister Margret Thatchers), Bernd Lucke, Oskar Lafontaine, Hans-Werner Sinn, Wolfgang Bosbach und vermutlich auch bereits Bundesbankpräsident Jens Weidmann zu sein. Die genannten europäischen Persönlichkeiten verankern ihr Sinnen und Trachten nicht im Zahlungsmittel als dem Grund allen wirtschaftlichen Handelns, sondern im Bewusstsein dessen, dass die Freiheit, also die Handlungsfähigkeit und Wahlmöglichkeit der Völker und Regierungen wichtiger sind als die Einhaltung eines Währungs-Zwangsverbandes.

Der Souverän der heutigen, demokratischen Zeiten ist in Europa – das Volk. Den europäischen Völkern steht es frei, Währungen einzuführen und Währungen abzuschaffen.

 

 Posted by at 17:41