Mai 202019
 
Siehe! Eine Hummel saugt Nektar aus einer Rainfarn-Phacelie. 19.05.2019, 13:21 Uhr, Feldrain an der Allee am Königsgraben von Luckenwalde nach Jänickendorf

13לֹֽא־תַעֲשֹׁ֥ק אֶת־רֵֽעֲךָ֖ וְלֹ֣א תִגְזֹ֑ל לֹֽא־תָלִ֞ין פְּעֻלַּ֥ת שָׂכִ֛יר אִתְּךָ֖ עַד־בֹּֽקֶר׃

14לֹא־תְקַלֵּ֣ל חֵרֵ֔שׁ וְלִפְנֵ֣י עִוֵּ֔ר לֹ֥א תִתֵּ֖ן מִכְשֹׁ֑ל וְיָרֵ֥אתָ מֵּאֱלֹהֶ֖יךָ אֲנִ֥י יְהוָֽה׃

15לֹא־תַעֲשׂ֥וּ עָ֨וֶל֙ בַּמִּשְׁפָּ֔ט לֹא־תִשָּׂ֣א פְנֵי־דָ֔ל וְלֹ֥א תֶהְדַּ֖ר פְּנֵ֣י גָדֹ֑ול בְּצֶ֖דֶק תִּשְׁפֹּ֥ט עֲמִיתֶֽךָ׃

οὐκ ἀδικήσεις τὸν πλησίον καὶ οὐχ ἁρπάσεις, καὶ οὐ μὴ κοιμηθήσεται ὁ μισθὸς τοῦ μισθωτοῦ παρὰ σοὶ ἕως πρωί. οὐ κακῶς ἐρεῖς κωφὸν καὶ ἀπέναντι τυφλοῦ οὐ προσθήσεις σκάνδαλον καὶ φοβηθήσῃ κύριον τὸν θεόν σου· ἐγώ εἰμι κύριος ὁ θεὸς ὑμῶν.

Du sollst deinem Nächsten nichts rauben; du sollst den Lohn des Taglöhners nicht über Nacht bei dir bleiben lassen, bis morgen. Du sollst keinem Tauben fluchen, keinem Blinden Anstoß in den Weg legen, sondern dich vor deinem Gotte fürchten; Ich, der Ewige!“

Du sollst einem Blinden kein Hindernis in den Weg stellen!“ Beim dankbaren Nachsinnen über den gestrigen Tag fiel mir soeben dieser Vers aus dem 3. Buch Mose ein. Eine blinde Frau suchte mühsam tastend den Weg zur Toilette im Regionalzug von Berlin-Südkreuz nach Luckenwalde. Wie beschwerlich war es doch für sie, die komplizierten Türverriegelungen und die Entriegelung zu bedienen. Eine Kette an Missverständnissen und Missgeschicken! Wir halfen, so gut wir konnten. Doch es gelang uns nur unzureichend. Die Blinde ließ sich nicht beirren und meisterte die Klippen in Gestalt einer halbautomatischen Tür mit bewundernswerter Gleichmut und unbeirrbarer Würde.

Wie unendlich wertvoll, weise, beherzigenswert sind doch die mosaischen Vorschriften über die Heiligung des Alltags! Sie können auch heute noch, im Jahr 2019, zuverlässig ein gedeihliches Miteinander in Regionalbahnen, Interregios und ICEs, auf Bahnhöfen, Bürgersteigen und Fußgängerzonen, in Parklets und Parkhäusern erleichtern. Wie anrührend, wie bedachtsam und feinfühlig findet Mendelssohn den richtigen Ton in seiner Übersetzung der Tora! So findet die Hummel den Nektar am Grund der Blüte der Phacelie!

Hier sind die Verse 13-19 aus dem Buch Levitikus, Kap. 19, in Hebräisch (Tora), Griechisch (Septuaginta) und schließlich in der deutschen Übersetzung durch Moses Mendelssohn wiedergegeben.

Übersetzung Mendelssohns hier zitiert nach: Artikel „Mendelssohn“, in: Philo-Lexikon. Handbuch des jüdischen Wissens. Unveränderter Nachdruck der 3. vermehrten und verbesserten Auflage von 1936, erschienen im Philo-Verlag Berlin. Jüdischer Verlag im Athenäum-Verlag, Königstein/Ts. 1982, Spalte 467-468

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