Alt ist nicht immer schlecht, neu ist nicht immer gut. Warum Kinder kein Standarddeutsch mehr lernen

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Sep 282018
 


Der deutsche Politiker Cem Özdemir erzählte uns bereits 2008 in seinem Türkei-Buch, dass die Kinder in der türkischen Grundschule das Lesen und Schreiben besser und schneller lernten als in Deutschland.

Woran mag das liegen? Ich vermute, es liegt an den verheerenden Experimenten, denen ganze Generationen von deutschen Grundschulkindern ausgesetzt worden sind und weiter ausgesetzt werden, darunter auch meine eigenen!

Sie lernen jedenfalls in Berliner Grundschulen kein ausreichendes Standarddeutsch (Hochdeutsch) mehr, weder in Wort noch in Schrift. In Bundesländern wie Berlin sind Maßstäbe für gutes Lernen und Lehren im Deutschunterricht offenbar weitgehend verlorengegangen.

Stattdessen beschäftigt der Staat Heerscharen von Didaktikern, Integrationsforschern, Evaluatoren usw. usw. Und die kriegen es nicht gebacken, dass die Mehrheit der Berliner Schulkinder vernünftiges, berufstaugliches Standarddeutsch lernte. Bei den Bewerberprüfungen der Berliner Polizei scheitern die meisten an mangelnden Deutschkenntnissen! Irre. Bankrotterklärung.

Lesenswerter Artikel von Heike Schmoll zu diesem Thema heute in der FAZ auf S. 4. Die klassische Lesefibel hat sich als in allen Belangen dem neumodischen Krampf der Didaktiker überlegen erwiesen.

www.faz.net/aktuell/politik/inland/lernmethoden-studie-bestaetigt-ueberlegenheit-der-fibelmethode-15810231.html

Nachweis: Cem Özdemir, Die Türkei, Weinheim 2008, S. 187

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Sollte man in der deutschen Rechtschreibung weiterhin alles schleifenlassen – oder doch besser alles schleifen lassen?

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Sep 182018
 

Sollte man in der Rechtschreibung weiterhin alles schleifenlassen oder doch besser alles auf neu schleifen lassen, damit Berlins Polizei wieder auf volle Mannstärke gebracht werden kann? Bekanntlich scheitern ja die meisten Bewerber beim Ansturm auf einen der begehrten Ausbildungsplätze der Polizei an fehlenden Deutschkenntnissen: Die Hälfte der Prüflinge schloss laut Presseberichten das Diktat mit der Note 6 ab.

Oder nehmen wir etwa irgendeinen Satz aus dem aktuellen SPIEGEL online, soeben entnommen der Fassung von heute, 10.22 Uhr. Thema des Interviews sind die mangelhaften Rechtschreibkenntnisse unserer Jugend. Wie sind die unbestreitbar schlechteren Schreibfertigkeiten der jüngeren Generation zu erklären, obwohl doch heute sehr viel mehr Geld in Bildungsforschung, sehr viel mehr Geld in wissenschaftliche Didaktik, sehr viel mehr Geld in Bildungsreformen und Evaluation von Bildungsreformen gesteckt wird als früher?

Das Schmankerl in diesem Interview mit einer Bildungsexpertin ist: Es enthält in der verschrifteten Fassung mindestens einen dicken Rechtschreibfehler. Doch wer findet ihn? Der wird mit Handkuss bei der Berliner Polizei genommen!

Findest du, liebe Leserin, und selbstverständlich auch du, lieber Leser, diesen Rechtschreibfehler? Dann bewirb dich bei der Berliner Polizei!

„Wir haben unsere Ergebnisse der nordrhein-westfälischen Bildungsministerin das erste Mal vor zwei Monaten zukommen lassen aber bisher noch keine Antwort oder Einladung erhalten. Wir wurden nur aufgefordert, die Ergebnisse allgemeinverständlich in einem Aufsatz für eine Zeitschrift zusammenzufassen, die das Ministerium herausgibt. Mehr nicht.“

Nachweise:

www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/rechtschreibung-lernen-expertin-beklagt-viel-leid-in-den-familien-a-1228573.html, Fassung vom 18.09.2018, 10.22 Uhr

https://www.morgenpost.de/berlin/article213281665/Berliner-Polizei-findet-nicht-genug-geeignete-Bewerber.html

Amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung §72 E2; § 34 (2)

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Sokrates und die Bibel in gutes Deutsch übersetzt – ist das die deutsche Leitkultur?

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Dez 102015
 

Einen wertvollen Denkanstoß zu unserer Besinnung auf das, was die deutsche Leitkultur oder überhaupt die nationalen Leitkulturen Europas ausmacht, lieferte im Jahr 1856 der Dichter Ernst Moritz Arndt.

Seine Formel für den Grundbestand der europäischen Nationalkulturen lautete damals: Griechische Antike und Bibel.

Die Weisheit des hartnäckig fragenden Sokrates mit dem Schatz der Bibel zusammengebracht – das ist in der Tat, in gröbster Vereinfachung, das Basiswissen unserer europäischen Nationalkulturen. Dies gilt, so meine ich, in dieser Allgemeinheit völlig unspezifisch für Polen, Russen, Griechen, Deutsche, Franzosen, für Juden, Muslime, Christen und Atheisten gleichermaßen!

Das sind die unerlässlichen Grundzutaten der vorwaltenden Kulturen aller europäischen Völker. Die Mischung im Teig variiert, aber die Ausgangsstoffe sind überall dieselben.

Und das Nationale, das Eigentümliche der europäischen Völker, des Europas der 47 europäischen Staaten? Es tritt in Form von „Zuschlagstoffen“ hinzu. Aber der Teig, die Masse als solche bleibt dieselbe.

Die Bibel und der größte Zweifler, der wegen Gotteslästerung und Jugendverführung hingerichtete Skeptiker der hellenischen Antike in verlässliches Deutsch übersetzt, das dürfte einen großen Teil unserer deutschen Leitkultur ausmachen. Sie, die nationalen Leitkulturen Europas, sind allesamt Übersetzungskulturen! Nachfolgekulturen der griechischen Antike und der griechisch übersetzten Bibel sind es samt und sonders! Ohne Kenntnis der griechischen Antike und der Bibel kann man die europäischen Leitkulturen nicht würdigen und nicht verstehen.

Wer hätte das gedacht! Ausgerechnet bei Ernst Moritz Arndt finden wir dieses Grundschulwissen! Ein langer Weg, den er seit seinen Anfängen zurückgelegt hat!

Lest selbst, diskutiert diese steile These!

Ernst Moritz Arndt
Der Dämon des Sokrates

Sokrates, der große Geisteskämpfer,
Hatte einen Flüstrer und Erreger,
Einen Weiser Leiter Halter Dämpfer
Und auch Diener und Laternenträger,
Wo es galt durch Finsterniß zu wanken.
Dieser Ohrenflüstrer Haucher Lauscher,
Aller seiner Triebe und Gedanken
Kluger Mitdurchsprecher Gegentauscher
Galt ihm, wie uns Andern das Gewissen;
Dämon schalt er ihn und all sein Wissen,
All sein Ahnen Lieben Denken Wollen –
Wie in uns auch Geisterchen sich rollen –
Schob er diesem Führer zu und Folger.

Ach! ruft Jeder, lebt noch wo ein Solcher?
Sind sie denn erloschen jene Sterne,
Woher solche Folger Menschen kamen?

O ihr Gaffer, Greifer in die Ferne!
Könnt ihr des Begleiters kurzen Namen,
Jenes weisen, gottgeweihten Griechen,
Euch in gutes Deutsch nicht übersetzen?
Müsset durch den Hochmuth doppelt siechen?
Drum herunter von den hohen Stufen!
Auf die Bank der Schüler mit der Fibel!
Dort wird auch der Kleinste lachend rufen:
Das war ja der Engel aus der Bibel.

Quelle:
Gedichte 1830-1900. Nach den Erstdrucken in zeitlicher Folge herausgegeben von Ralph-Rainer Wuthenow. [=Epochen der deutschen Lyrik. Herausgegeben von Walther Killy, Band 8], Deutscher Taschenbuch Verlag, 2. Aufl., München 1975, S. 237

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Frisch, ihr Fibeln, seid den Flüchtlingen zur Hand!

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Sep 072015
 

Spreeufer 20150901_112016

http://karl-landherr.de/thannhausen-landkreis/deutschkurs-für-asylbewerber/

Einen großen Erfolg feiern gerade der pensionierte Lehrer Karl Landherr aus Thannhausen und seine Mitstreiter. Sie haben erkannt, was beim dringend benötigten Deutschunterricht für die Zuwanderer und Flüchtlinge fehlt: ein verlässliches, taugliches Lehrbuch.

Dieselbe Beobachtung machte ich als Vater, der zwei Söhne durch die Berliner staatlichen Grundschulen begleitet hat: für die heutigen Grundschüler, die mit geringen oder ganz ohne Deutschkenntnisse in die Kita oder Schule kommen, gibt es kein wirklich gutes, taugliches Grundschullehrbuch Deutsch.

Sowohl in der Kita wie in der Grundschule arbeiten die Erzieher und Lehrer mit mühseligst zusammengeklaubten, zusammenfotokopierten Materialien.

Einige Jahre lang habe ich selbst ebenfalls „Deutsch für Spätaussiedler“, „Deutsch als Fremdsprache für Erwachsene“ unterrichtet – und selbst da war das Bild ein ähnliches: ich fand kein Buch, das ich guten Gewissens den Spätaussiedlern oder Ausländern als Grundlage des Deutschlernens in die Hand hätte geben können. Die Lehrwerke waren zu intellektuell, zu theoretisch, zu grammatiklastig, sie sprachen nicht zum Herzen, sie waren in der Aufmachung zu schludrig und als Bücher meist nicht stabil genug. Sie zerfledderten, zerfielen, es „blieb einem nichts in der Hand“ und nichts im Herzen.

Es fehlt heute im Deutschunterricht für Kinder und für Zuwanderer das, was generationenlang, ja jahrhundertelang als Grundlage des Unterrichts im Sprechen, Hören, Lesen und Schreiben diente: die Fibel, auch „Sprachbuch“, „Sprachlehre“, „Lesebuch“, erste „Lesefibel“ genannt.

Die Fibel muss neben den Elementen der Sprachlehre auch einfache alte Geschichten, einfache Märchen, einfache alte Lieder und Sprichwörter in deutscher Sprache und bunte Bilder enthalten. Die Geschichten, Märchen, Sprichwörter und Lieder in deutscher Sprache sollten zeitüberdauernden Wert haben, sie sollten nicht rotzfreche aktuelle Songs aus der Hitparade der Didaktiker sein, sondern diejenigen Werte vermitteln, die in allen Völkern, allen Religionen, allen Kulturen anerkannt sind: Achtung und Fürsorge für die Schwachen und Alten, Liebe zwischen Eltern und Kindern, Verantwortung für die Mitmenschen, Ermutigung und Ermahnung, Schmerz und Leid, Wanderschaft und Heimkehr, Sehnsucht, Glück und Unglück, Tod und Krankheit.

Grimms Märchen, das Schatzkästlein des Johann Peter Hebel, Kalendergeschichten  und andere Werke konnten früher als derartige Fibeln dienen – heute muss es doch möglich sein, eine zeitgemäße und doch haltbare deutsche Fibel zu schreiben, die zugleich einen gewissen Kanon an Sprichwörtern, Werten, Gedichten, Liedern und Geschichten bietet.

Ich habe beispielsweise bemerkt, dass an modernen Berliner Schulen fast nicht mehr gesungen wird und vor allem, dass peinlichst genau jedes Lied vermieden wird, in dem das Wort Gott vorkommt; jedes Lied, das Bezug auf Themen der Religion enthält, wird sorgsam vermieden – warum eigentlich? Warum muss im staatlichen Schulunterricht jede Bezugnahme auf Gott so klinisch und aseptisch vermieden werden, wie das heute der Fall ist? Hat nicht der in der Nähe von Betlehem geborene Berliner Politiker Raed Saleh uns einst erzählt, wie sehr ihm das Singen der Adventslieder und das Basteln von Weihnachtsschmuck gefallen haben? Er wurde doch dadurch nicht zum Christentum konvertiert, aber er lernte einen gemüthaften, gefühlten Zugang zur deutschen Sprache und Kultur – zu deutschen Menschen.

Wanderschaft und Heimkehr, Sehnsucht, Glück und Unglück, die Gleichnisreden Jesu Christi wie etwa die Erzählung vom barmherzigen Samariter, Tod und Krankheit: diese Themen sind universal, sie öffnen die Herzen, mit ihnen kann man jede beliebige Sprache erlernen.

Eine derartige Fibel für Zuwanderer sollte möglichst nicht von den akademischen Koryphäen der jeweiligen saisonalen neuesten pädagogischen Methode, sondern von erfahrenen Schulleuten wie etwa Karl Landherr gemacht werden, die selber viele Kinder unterrichtet haben. Und sie muss solide und reißfest gebunden sein, sie muss die Jahre überdauern, sie muss von Hand zu Hand gehen können.  Sie würde weggehen wie warme Semmeln. Sie wäre der Schlager auf dem deutschen Buchmarkt! Die Verlage könnten viel Geld damit verdienen.

In einem früher bekannten deutschen Gedicht hieß es:

„Frisch, Gesellen! seyd zur Hand! “

Bild: Am Spreeufer, Foto vom 01.09.2015

Zitat: Musen-Almanach für das Jahr 1800. Tübingen: Cotta 1799, S. 243, hier zitiert nach: Das deutsche Gedicht. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Hgg. von Wulf Segebrecht. S. Fischer Verlag o.O. 2005, S. 167

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Treber und Zocker

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Mrz 132010
 

Wie oft hört man den Satz „Sie“ – gemeint ist immer die jeweils andere Seite – „haben sich den Staat zur Beute gemacht!“ Sich öffentliche Gelder zur Beute machen, in dieser sportlichen Disziplin bietet Berlin ein reiches Anschauungsfeld. Denn mit einem Haushalt von 17 Milliarden Euro ist Berlin REICH! Sehr REICH! Alle schauen immer nur auf die Schulden von 60 Mrd. – man sollte mal auf diese 17 Milliarden Euro schauen, die es in Berlin Jahr um Jahr zu verteilen gilt! Letzter Fall: die blühende Praxis der Steuergeldverschwendung im Sozialsektor: Treberhilfe. Merkwürdig lau reagieren die Parteien der Opposition und der Regierungskoalition darauf.

Ich gebe noch einmal zu Protokoll: In unserer Kreuzberger Grundschule gibt es wegen Geldmangels keine Deutsch-Lesebücher für die Kinder, aber der Chef einer öffentlich finanzierten gemeinnützigen GmbH fährt Maserati und verdient mehr als die Bundeskanzlerin.

Und wieder eimal hat Vera Lengsfeld etwas tiefer nachgefragt, tiefer nachgeforscht als der Rest der Öffentlichkeit … auch das lässt tief blicken! Wo sind die bestallten Parlamentarier?

Die Achse des Guten: Alltag in Berlin: Ein Betreuer für zehn Obdachlose, ein Lehrer für mehr als dreißig Schüler
Der Senat zahlt seit Jahren ohne mit der Wimper zu zucken die Kostensätze, die von der Treberhilfe verlangt werden, denn eine rechtliche Prüfung, ob diese Kostensätze angemessen sind und ob die Qualitätskriterien, die für die geleistete Arbeit gelten müssten, erfüllt werden, darf nur in „begründeten Ausnahmefällen“ erfolgen. Das heißt, man muss davon ausgehen, dass die vom Senat geförderten oder sogar gänzlich unterhaltenen Vereine in der Regel völlig unkontrolliert Geld bekommen. Diese Praxis ist der eigentliche Skandal in der Treberhilfe-Affäre, die offensichtlich nur die Spitze des Eisbergs darstellt.
Auffällig ist, dass die Opposition gar nicht daran denkt, Licht in den Förderdschungel zu bringen, offensichtlich aus Angst, die eigene Klientel, die ebenfalls von Fördergeldern lebt, zu beunruhigen.

 Posted by at 20:22
Jan 082010
 

Fassungslos schlagen die russischen Mütter meines Bekanntenkreises immer wieder die Hände über die Berliner Grundschulen zusammen! „Sie lernen fast nichts, wir haben dasselbe Pensum in der multiethnischen Sowjetunion in einem Drittel der Zeit durchgearbeitet.“

Jetzt kamen wir darauf, dass die Kinder in der Tat kaum Bücher haben – keine Lesebücher, keine Sachkundebücher, keine zusammenhängenden Sprachlehrbücher … aus Geldmangel!

„Wir hatten keine Unterhosen, aber jedes Kind bekam sein Exemplar des Lesebuches aus der Schulbibliothek entliehen! Jeder musste darauf aufpassen. Wir wurden gefüttert mit der großen klassischen Literatur, mit der gesamten bürgerlichen und adligen Literatur der vergangenen Jahrhunderte! Bei euch in Berlin herrschen die grauen Herren aus Momo. Alles so fantasielos, so leblos. Wo sind die Bilder, wo sind die Geschichten, wo sind die Phantasien? Kein Wunder, dass die türkischen und arabischen Kinder sich nicht zur deutschen Kultur hingezogen fühlen. Ihr zeigt sie nicht. Ihr lehrt sie nicht.“

Tja, ich schluckte. Die russischen Mütter haben die Erziehung der Berliner Grundschulkinder weitgehend in die eigenen Hände genommen: sie lesen vor, sie üben das Schreiben in beiderlei Sprachen, sie bringen die Kinder zum Klavier- oder Geigenunterricht. Vom Berliner Schulwesen haben sie alle die Nase voll. Sie nehmen es nicht ernst.

Sind wir lächerliche Schrumpfgermanen? Ich muss konstatieren: In Russland hatten sie keine Unterhosen, aber Lesebücher. Bei uns in Berlin haben sie wegen Geldmangels keine Lesebücher, aber Fernseher, Satellitenschüsseln, Handys, Spielekonsolen, Autos und Urlaubsreisen.

Leute, da stimmt was nicht. Da ist was faul! Gewaltig!

 Posted by at 20:35

„Wartet’s ab, irgendwann kommt ihr noch zur Bundeskanzlerin!“

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Okt 082009
 

So flapsig äußerte ich mich zu unserer Kindergartenleiterin Ute Kahrs, als wir den Anstoß für eine „musikbetonte Kita“ ausgeheckt hatten. Auch in dieser gutgeführten Schöneberger Einrichtung überwogen die Kinder aus türkischen und arabischen Familien. Die Deutschen schickten ihre Kinder auf die kleinen und feinen privaten und kirchlichen Kitas. Dafür zahlten sie auch gerne.

Heute, drei Jahre später, hat sich eine prachtvolle, fröhliche Kita daraus entwickelt, die deutschen Eltern setzen sich wieder auf die Warteliste. Die Berliner Zeitung hat darüber berichtet. Dieses Blog hat mehrfach darüber berichtet. Und – jawohl – die Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Kinder und die Erzieherinnen empfangen und sich auf ein schönes Foto dazugestellt. Dies entnehme ich mit großer Freude dem neuen Programmheft des Nachbarschaftsheims Schöneberg auf S. 125.

Programmheft-2-09_01.pdf (application/pdf-Objekt)

Kristina Köhler sagte gestern in der mäßig harten und ziemlich unfairen Sendung „Hart aber fair“: „Wir müssen mehr Erfolgsgeschichten erzählen.“ Richtig! Dann schaut euch doch mal das Foto mit Bundeskanzlerin Merkel und der Kita am Kleistpark an: Alle Kinder tragen einen Pulli in den deutschen Farben, sie dokumentieren damit: Wir gehören alle dazu. Und zwar zu Deutschland. Viele Musiker stehen als stützender schützender Hintergrund dabei. Das heißt: Klassische Musik, die Musik eines Mozart, eines Bach, eines Brahms oder Dvorak oder Tschjaikowskij kann uns zusammenführen und verbinden.

Ich ergänze: Diese deutschen Kinder brauchen neben viel Musik und Malen auch viel Poesie. Sie brauchen sinnvolle Gedichte. Sie brauchen Reime, Abzählspiele, Kinderlieder. Sie brauchen Goethe, sie brauchen Friedrich Schiller. Sie brauchen von mir aus auch die türkische Nationalhymne. Und zwar in deutscher Sprache.  Und genau das – gute, einfache, farbenfrohe Bilder aus der deutschen, der europäischen, der Weltkultur – vermisse ich.

Ich blättere verzweifelt die Lesefibeln durch, mit denen unsere Kinder in der Grundschule lernen. Nichts! Keine sinnstiftenden Geschichten! Keine Märchen, keine Sagen, keine Legenden. Keine Reime. Keine Pippi Langstrumpf, kein Zundelfrieder, kein Schweik. Kein Hans im Glück! Nichts. Es ist die Selbstaufgabe der europäischen Kultur, was ich da in den Lernmitteln der Kinder sehe. Der komplette Bankrott. Nur um niemandem auf die Füße zu treten, vermitteln unsere Grundschul-Lehrmittel eine weiße Fläche. Kein Hänsel, kein Gretel, und nicht einmal ein Ali Baba oder ein kleiner Muck. Denn es könnte ja sein, das Kulturstereotypen unbewusst weitergegeben werden. Huch!

Das sollte sich ändern. Wir brauchen ein gutes Lesebuch für die Grundschule. Mit Geschichten, Märchen, Bildern, Gedichten, Liedern.

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Leipzig lockt. Eine Stadt aus dem alten Europa

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Jul 182009
 

15072009.jpg Das Wochenende werde ich privat in Leipzig verbringen. Gestern überraschte mich beim Blättern im Reiseführer von Susann Buhl und Tobias Gohlis der Name des Verlags Teubner. Teubner ist ein Leipziger Verlag. Obwohl ich selbst meist die Oxford Classical Texts bevorzuge, – etwa wenn ich Plato lese -, liegt doch immer wieder ein Band der Teubnerschen Ausgaben in meiner Hand. Blau für Latein, Rot für Griechisch. Aber welche gewaltige Entfernung liegt vor einem Kind der ersten Klasse, ehe es irgendwann diese grundlegenden Texte von Vergil und Plato, von Ovid oder Homer lesen kann! Wird es in 50 Jahren noch Menschen geben, die wissen, was eine gute Teubner-Ausgabe bedeutet? Wirklich? Ich denke mir das manchmal, wenn ich in die Fanny-Hensel-Schule gehe. Nicht nur Mendelssohn Bartholdy oder Mozart, nicht nur Goethe und Shakespeare, sondern eben auch Homer, Aischylos, Aristoteles und wie sie alle heißen – diesen Bestand von etwa 200 bis 300 Autoren, der grundlegend geworden  ist für unser Selbstverständnis, den müssen wir pflegen und weitergeben.

Ich meine: von Grundschulklasse 1 an.  Jedes Grundschulkind sollte auf altersgemäße Weise an die großen, alles überstrahlenden Werke und Namen Europas herangeführt werden. In Übersetzungen. Sie sollen imstande sein, sich zu definieren auch über das, was sie wissen. Wenn sie erst mal 15 sind, werden sie neue Herausforderungen zu bewältigen haben: das massive Angebot der Medien, Sex und nochmals Sex, eine milliardenschwere Unterhaltungsindustrie, die gerne den Jugendlichen das Geld aus der Tasche zieht. Und: Kinder von 11 bis 13 Jahren sitzen heute im Durchschnitt 100 Minuten vor dem Fernseher. Täglich! Was lernen sie da? Was sehen sie da? Womit werden ihre Köpfe angefüllt? Irgendwann definieren sich die Jugendlichen dann vorwiegend über das, was sie besitzen: das iPhone, einen iPod, die schicken Klamotten. Ich meine: bereits vorher müssen wir sie bekanntmachen mit dem, was wirklich zählt. The right stuff: Aristotle, Plato and Company.

Gespannt bin ich auf das Konzept der autoarmen Innenstadt. Mit dem ICE dauert es nur 1 Stunde von Berlin nach Leipzig!  Und das erwartet uns:

Autoarme Innenstadt in Leipzig: Informationsaktion mit Hinweisen für Rad- und Autofahrer startet
# Die City soll zum Flanieren einladen, aber auch von Radfahrern durchquert werden können – einige Hauptfußgängerbereiche sowie das Barfußgäßchen, die Klostergasse und die östliche Kleine Fleischergasse ausgenommen.
# Autos dürfen nur fahren, wo dies nicht durch Beschilderung untersagt ist. Parken können sie ausschließlich auf eigens gekennzeichneten Flächen.
# Andererseits muss die Innenstadt auch für Anlieferfahrzeuge erreichbar sein, Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge müssen sich ungehindert bewegen können.
# In der gesamten Innenstadt gelten Tempo 20 und eingeschränktes Halteverbot – für den Kfz- ebenso wie für den Radverkehr.
# In den Fußgängerzonen, in denen das Anliefern und Radfahren erlaubt ist, gilt Schrittgeschwindigkeit.
# Für Fahrräder stehen in der Leipziger Innenstadt derzeit rund 730 Anlehnbügel zur Verfügung. Die Stadt plant, weitere solcher Bügel aufzustellen. Insgesamt soll es davon künftig mehr als tausend in der City geben. Zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit sollten Räder nur an Anlehnbügeln abgestellt werden.
# Rettungswege und Blindenleitstreifen müssen unbedingt freigehalten werden.

 Posted by at 08:04