Ein derartiges Gespräch nach den berühmten Versen Josef Kajetan Týls entspinnt sich singend in meinen Gedanken.
„Wo ist, wo war meine Heimat? In Weimar!“ Bereits die zweite Station unserer Stadtwanderung erweist mir am Ostermontag diese Antwort. Nach dem Bauhaus, das 1919 in Weimar gegründet wurde, empfängt mich das Liszt-Haus gastlich und heimatlich.
Hier im Musiksalon stehen der prachtvolle Bechstein-Flügel und das Ibach-Klavier, an denen Liszt seine Schüler unterrichtete. Hier lasse ich im Geiste wieder aufrauschen die Harmonien im Klaviersatz zu Petrarcas „I‘ vidi in terra angelici costumi“.
Der innerlich gehörte Klaviersatz eines ungarischen Komponisten auf das Sonett eines italienischen Dichters, herausgefordert durch den Anstoß der tschechischen Nationalhymne, beflügelt durch die Orientsehnsucht der Puppen Julia Feiningers mit ihren „angelici costumi“, ihren „engelsgleichen Kostümen“, die ich im soeben eröffneten neuen Bauhaus-Museum Weimar sah, – mit diesen hingehauchten Pinselstrichen ist meine Heimat an diesem Tag bereits umrissen. Und der Name dieser Heimatstadt lautet Weimar.
Und der Kontinent heißt Europa.