Dez 312008
 

… so hielt Annette von Droste-Hülshoff am letzten Tag des Jahres inne. So halte auch ich in den letzten Stunden des alten Jahres 2008 inne. Wir bereiten uns hier auf das größte in Russland gefeierte Fest vor: Neujahr.

Die vergangenen Tage brachten wieder Zufälle jeder Art, Überraschungen, neue Freundschaften. Im Obrastsow-Puppentheater begegneten wir beispielsweise niemand geringerem als der Zarin Katharina II. Wir erkannten sie an ihrem heftigen deutschen Akzent. „Fürst Potemkin zeigt Uns endlich das Volk. Denn Wir sind ja dem Volke noch nicht begegnet.“ Was für eine Freude! In Gogols „Weihnachtsabend“ erwies sich die Zarin als gütig – sie schenkte das Paar Schuhe, das den Weg zum vollkommenen Glück bereitete. Schuhe können glücklich machen, das ist der Beweis, von den herrlichen Puppenspielern unwiderleglich erbracht! Frauen wussten es schon vorher.

Den Geiger Viktor Tretjakoff durfte ich im Moskauer Konservatorium hören, und auf dem Roten Platz liefen wir Schlittschuh. Ich kaufte gestern einige neueste russische Geschichtsbücher für die allgemeinbildenden Schulen und vertiefe mich mit Feuereifer in die derzeit gepflegte Sicht auf die russische Geschichte des 20. Jahrhunderts, wie sie im Lande selbst gepflegt wird. Höchst spannend, spannender als jeder Agententhriller! Wir müssen ein gemeinsames Verständnis für das vergangene Jahrhundert aufbauen, etwas, was jetzt eben noch nicht besteht.

Und jeden Tag lese ich ein Gedicht von Puschkin.

In diesem Sinne: Alles Gute Ihnen allen – Auf ein Frohes Neues Jahr 2009! Möge es die Gemeinsamkeit stärken, das Trennende abbauen, Zukunft schaffen, Leiden mindern!

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Vom Wagnis der Freude. Meine Weihnachtsansprache

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Dez 232008
 

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger! Ich wende mich aus Moskau an Sie. Ein ganz feiner Schneehauch liegt hier auf den Straßen. Er hat sich überwiegend aus Rußkörnchen gebildet. Um diese Körnchen herum hat sich Wasserdampf kristallisiert, der dann zu einer Art künstlichem Schnee herangewachsen ist. Zum ersten Mal seit Jahren erlebe ich also die russische Hauptstadt ohne die üblichen Schneemassen. Der Klimawandel hat auch hier bereits in vollem Umfang eingesetzt. Nicht alles, so zeigt sich, ist in bester Ordnung.

Halten wir Rückschau: Hinter uns liegen Zeiten, die für viele nicht leicht waren. Die Zeiten, die vor uns liegen, werden für viele von uns nicht leichter sein. So sagt die eine: „Wir von der Bürgerrechtsbewegung suchten Gerechtigkeit, aber was wir bekommen haben, ist nur der Rechtsstaat.“ Ein zweiter beschwert sich: „Ich habe Arbeit in meinem erlernten Beruf gesucht, aber was ich bekomme habe, ist nur ein Vermittlungsschein vom Jobcenter.“ Eine dritte klagt an: „Ich habe für den Mindestlohn gekämpft, stattdessen wirft der Staat mitten in der Finanzkrise unser hart erarbeitetes Geld den Banken in den Rachen, um fürstliche Vergütungen zu sichern.“

Alle diese Klagen haben ihren Sinn. Sie zeigen die Enttäuschung von Menschen, die sich für ihr Leben einmal mehr vorgestellt haben. Dieses „Mehr“ ist nicht eingetreten. Dann baut sich ein Grundgefühl auf: „Irgendetwas stimmt nicht in unserem Lande!“

Nun, liebe Leserinnen und Leser, diese Enttäuschung werde ich Ihnen nicht ausreden können. Auch ich habe immer wieder Zurücksetzungen, Niederlagen und Demütigungen erfahren müssen. Aber ich habe mir irgendwann vorgenommen: Diese Erfahrungen dürfen nicht in die Sackgasse der Verzagtheit führen. Ich habe es in aller Bitterkeit in der Hand, das Schöne zu stärken. Zu den schönsten Erfahrungen der vergangenen 12 Monate zählte für mich, als ich Bachs Weihnachtsoratorium auf meiner Geige mitspielen durfte. Und zwar in genau jener Kirche in Prenzlauer Berg, in der viele wichtige Treffen der Bürgerrechtsbewegung der DDR stattfanden. Wie viele der Menschen, die dort mitsangen oder wie ich mitgeigten und mitbliesen, glaubten tatsächlich, dass in jenem Stall in Bethlehem wirklich der Erlöser als Kind zur Welt gekommen war? Ich bin sicher, es war und ist in der Bundesrepublik Deutschland nur eine Minderheit, der sich dieser wörtliche Sinn der Weihnachtsbotschaft noch erschließt. Aber wir alle spürten: Dieser überwältigende Ausruf „Jauchzet, frohlocket!“, das ist etwas, was uns alle trägt! Ich konnte das geradezu als Anhauch spüren, als Anwehen und Andrängen.

Es gibt also doch Augenblicke, in denen die Bekümmernis verschwindet. Augenblicke, in denen wir das Zittern und Klagen abschütteln. Solche Anlässe zur Freude gibt es viele. Und wenn es nicht der Glaube an einen Gott hinter den Wolken ist, so liegt ein Anlass zur Freude darin, dass wir diesen Aufruf zur Freude gemeinsam spüren. Und wenn es nicht die Gerechtigkeit auf Erden ist, die jetzt sofort anbricht, so ist es der hart erkämpfte Rechtssaat, in dem wir nunmehr Schritt um Schritt die Wirklichkeit näher an das heranführen können, was wir als menschenwürdig empfinden. Und wenn der Staat mir keine Arbeit verschaffen kann in dem Beruf, den ich mir erwählt habe, so kann diese Freude an meiner Hände Arbeit mich dazu bringen, etwas anderes zu lernen, da anzupacken, wo mein Zutun gerade jetzt gefordert wird. Und wenn riesige Geldströme in die falschen Kanäle versickert sind – wohlan, es steht in unserem Vermögen, die Ordnung der Finanzmärkte so umzubauen, dass so etwas in Zukunft irgendwann seltener geschieht.

Die Freude, die wir heute erleben, flößt uns Zuversicht ein. Dieses Zutrauen tritt an die Stelle der Zukunftsangst. Angst vor dem, was kommt, lähmt. Freude über das, was gelungen ist und gelingen kann, stärkt uns die Herzen und Hände. Wir brauchen starke Herzen, starke Hände, um auch das vor uns liegende Jahr zu gestalten. Ich feiere Weihnachten in diesen Tagen zusammen mit meiner Frau, meinen beiden Söhnen und meinen russischen Verwandten in Moskau. Und auch dies ist für mich ein Grund zu großer Freude. Überall in diesem großen Land, das für sich bereits die Hälfte Europas bildet, sehe ich ein ehrliches Suchen und Ringen um das Neue. Überall wird das Ganze der vergangenen Jahrhunderte in den Blick genommen. Niemand lässt sich bannen vom starren Blick auf die Herrschaft des Schreckens. Denkverbote gibt es nicht mehr. Stattdessen wird gefragt: „Welche Reformen sind nötig, um unser Land für die Zukunft tauglich zu machen?“

Wer so fragt, hegt Zutrauen. Er lässt sich nicht verdrießen und durch Zweifel bekümmern. Er weiß: Wir können Zukunft schaffen. Die Freude, die wir heute erleben, vertreibt die Schatten. Sie macht uns stark. Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie diese Freude erleben. Es kann die Musik Johann Sebastian Bachs sein, es kann ein festliches Essen mit Freunden sein oder auch das Glück über ein Weihnachtsgeschenk. Freude kann auch darin liegen, dass man einen einzigen Menschen aus seiner Einsamkeit erlöst. In diesem Sinne bitte ich Sie: Öffnen Sie die Türen. Lassen Sie die Zuversicht ein, verscheuchen Sie den Kummer. Lassen Sie sich anwehen. Gehen Sie das Wagnis der Freude ein. Ich wünsche Ihnen zusammen mit meiner Familie: Frohe Weihnachten!

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Große Koalition erwärmt sich für den Radverkehr

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Dez 182008
 

Zu Beginn des Monats Dezember hatte sich die Mehrheitspartei CDU eindeutig zugunsten des Radverkehrs ausgeprochen. Wir berichteten am am 02.12.2008 und zitierten direkt aus dem in Stuttgart verabschiedeten Leitantrag:

„Die Union setzt sich konsequent für die Stärkung des Radverkehrs, z.B. durch Ausbau des Radwegenetzes und die bessere Vernetzung mit anderen Verkehrsmitteln ein.“

Da darf die zweite Regierungspartei nicht zurückstehen! Ausdrücklich wirbt nunmehr auch Vizekanzler Steinmeier für die Verbesserung der Radverkehrs-Infrastruktur. Der Focus zitiert ihn:

Berlin: Merkel und Steinmeier wollen Arbeitsplätze sichern – Deutschland – FOCUS Online
Steinmeier sagte: „Wir müssen kraftvoll handeln, aber auch mit Köpfchen.“ Jeden Euro müsse so sinnvoll wie möglich eingesetzt werden, um die Menschen in den Betrieben zu halten. Es gehe um die Sanierung von Schulen und ihre Ausstattung mit Physiksälen, Computern und Sprachlabors. Kindergärten sollten besser ausgestattet werden, Radwege sicherer gemacht, Sportanlagen modernisiert, Jugendhäuser in Schuss gebracht und öffentliche Grünanlagen und Parks einladender gestaltet werden.

Was macht das Volk? Das Volk kauft weniger Autos; mehr und mehr Menschen dämmert es offenbar, dass das eigene rollende Glück auf vier Rädern auf Kosten der Umwelt und der nachwachsenden Generation, auf Kosten jährlich zehntausender von Verkehrstoten allein in Europa erkauft wird. Wer hingegen statt mit dem Auto mit dem Rad fährt, tut etwas für seine Gesundheit und seinen Geldbeutel, entlastet die Umwelt, vermindert die Gefahrenquellen, gewinnt Lebensfreude. Der Treibhauseffekt wird sich obendrein ohne eine bedeutende Reduzierung der verkehrsbedingten Kohlendioxid-Emissionen kaum sinnvoll bekämpfen lassen.

Die Politik kann nunmehr dem Zug der Zeit folgen. Sie sollte nicht weitere Flächen für den Autoverkehr opfern, sondern im Gegenteil dem Radverkehr soviel Fläche einräumen, dass die überwiegende Anzahl der städtischen Kurzstrecken von der überwiegenden Zahl der Bürger mit dem Rad statt mit dem Auto zurückgelegt werden kann. Das setzt auf den vielbefahrenen Hauptstrecken tatsächlich eigene Radverkehrsanlagen voraus: breite, sichere, gut asphaltierte, vor den Autos geschützte Verkehrsflächen für das gesündeste und umweltschonendste aller Verkehrsmittel.

Die Investitionsvolumina für Radverkehrs-Infrastruktur belaufen sich nur auf einen winzigen Teil dessen, was an Geld für PKW-geeignete Straßen gleicher Länge aufgewendet wird. Das Motto könnte lauten: Baue 1000 km Radwege mit Abstellanlagen, vernetze sie mit den Bahnen – statt 1 km Autobahn.

Die angeführten, höchst lobenswerten Bekenntnisse der Bundes-CDU und des Vizekanzlers lassen uns erwartungsvoll in die Zukunft schauen. Werden die Grünen mitziehen? Sie werden sich doch hoffentlich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen? Wir sind gespannt!

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Ein Geschäft der besten Köpfe: Lebendiges Wachstum der Muttersprache

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Dez 182008
 

Was ich mir selber zu Weihnachten gewünscht habe, fragt ihr? Ich wollte eine Gesamtausgabe Goethes, den ich bisher nur in weit verstreuten Einzelausgaben gesammelt besitze, darunter einige Werke mehrfach, andere gar nicht. Um diesen unbekannten Goethe war es mir nun besonders zu tun. Denn so sehr ich Goethe auch verehre, so neugierig bin auf jene Seiten, die bisher der unerbittlichen Auswahl durch die höchst selektiv nachdruckende Nachwelt zum Opfer gefallen sind.

Seit gestern liegt sie vor mir, die antiquarisch erstandene Vollständige Ausgabe von Goethes Sämmtlichen Werken, erschienen bei Cotta, Stuttgart 1885.  Eine erste Kenntnisnahme mit den Bänden 1 und 8 erbrachte manch frohes Wiedersehen, aber auch erste Neuentdeckungen. Insbesondere die Gelegenheitsschriften Goethes, seine Rezensionen etwa, aber auch seine weniger bekannten politischen Gedichte hätten heute mehr Aufmerksamkeit verdient.

Im deutschen Fernsehen schauen wir uns immer wieder einmal die eine oder andere Vorabendsendung für Kinder an. Mir fällt auf: Dort wimmelt es von einem Überbietungsmaximalismus der besonderen Art. Mit einem „vortrefflich“ oder „erstaunlich“ ist es dort nicht getan. Nein, das heißt heute „mega-krass„, oder „supercool. „Super-klasse“ tritt gegen „oberaffengeil“ und ähnliches mehr an, auf Schritt und Tritt. Die Kinder werden abgefüllt mit einer einzigen sämigen Mischung aus entzückten, zunehmend bedeutungsleeren Ausrufen, die Erwachsenen wachsen über sich selbst hinaus in dem hemmungslosen Bemühen, den Kindern nach dem Munde zu reden. Die Kinder werden vielfach durch die Massenmedien in ihrem Ghetto einer Sondersprache bestärkt, die heute durch allerlei gedankenlose Übernahmen aus dem englischen Sprachraum geprägt ist. Folge: Die Generationen in Deutschland drohen sich sprachlich zu entkoppeln. Ich stelle dies fest, wenn ich mit Jugendlichen hier in Kreuzberg rede. Ich muss mir dann sehr genau überlegen, welche Wörter, die mir in meiner Jugend noch als üblich erschienen, heute noch verstanden werden. Und umgekehrt muss ich auch manchmal sehr genau hinhören oder nachfragen, wenn ich einzelne Äußerungen nicht ganz verstehe.

Die deutsche Sprache, die mit etwa 100 Millionen Sprechern innerhalb der EU die meistgesprochene Muttersprache ist, führt in der Öffentlichkeit unserer Bundesrepublik eher das Leben eines anspruchslosen Aschenputtels. Die gescheiterte Rechtschreibreform hat andererseits gezeigt: Die staatlichen Organe schaffen es auch nicht! Jeder Versuch, die deutsche Sprache oder auch nur deren bloße Schreibung durch Gesetz normieren zu wolllen, steht seither unter einem Anfangsverdacht: Es könnte wieder so gnadenlos daneben gehen wie bei dem mehrjährigen Versuch einer kleinen Rechtschreibreform.

Gab es früher derartige Mißstände und Auswüchse ebenfalls? Ja, immer wieder! So lässt sich über das gesamte 18. Jahrhundert hin ein stetes Ringen um die gute deutsche Sprache nachweisen. Die Puristen lagen mit den welschen Alfanzereyen, mit dem französisierenden Zeitgeschmack im Dauerstreit. Viele Fremdwörter, die einem Goethe, einem Schiller noch recht geläufig aus der Feder flossen, sind seither ersetzt worden. Ziel für viele Schriftsteller wurde es, der deutschen Sprache durch beständiges Lauschen und Hinhören neue Schattierungen zu entlocken und durch weitgehenden Verzicht auf abstrakte Wörter, die nur dem Sprachgebrauch der höheren Stände entstammten, eine Art gefühlte Echtheit herzustellen. Dem Zauber der Texte eines Heinrich von Kleist oder eines Franz Kafka, die fast vollständig auf Fremdwörter verzichten, kann auch ich mich schwer entziehen. Der unglückliche preussische Adlige, der böhmische Jude aus Prag, sie beide strebten nach einer musikalischen Durchbildung ihre Werke, die auch lautlich und etymologisch wie aus einem Guss dastehen sollten. Gleiches gilt insbesondere für die deutsche Rechtssprache, etwa das BGB.

Wo stand Goethe im deutschen Sprachstreit? Ich meine: in der Mitte zwischen den Extremen. Weder schloss er sich vor der Welt der anderen Sprachen ab, noch überfrachtete er seine Texte mit Wendungen oder Wörtern, die seinen Zeitgenossen als bloße Anbiederung an den Zeitgeist erscheinen mochten.  Er ließ sich lebenslang über den guten deutschen Sprachgebrauch beraten, denn was damals als gut und vorbildlich galt, lag keineswegs fest. Entscheidend scheint mir: Goethe und seine ganze Generation begriffen die deutsche Sprache als ein Gemeinschaftswerk, als ein Geschäft der besten Köpfe, das alle Deutschsprechenden mittragen sollten.

Wir versäumen nicht, diesen Eintrag mit einem Zitat des Meisters selbst abzuschließen. Als entscheidende Wendung hebe ich die vom „lebendigen Wachsen“ hervor. Goethe schreibt im Jahr 1817:

Die Muttersprache zugleich reinigen und bereichern, ist das Geschäft der besten Köpfe. Reinigung ohne Bereicherung erweist sich öfters geistlos; denn es ist nichts bequemer, als von dem Inhalt absehen und auf den Ausdruck passen. Der geistreiche Mensch knetet seinen Wortstoff, ohne sich zu bekümmern, aus was für Elementen er bestehe; der geistlose hat gut  r e i n   sprechen, da er nichts zu sagen hat. Wie sollte er fühlen, welches kümmerliche Surrogat er an der Stelle eines bedeutenden Wortes gelten läßt, da ihm jenes Wort nicht lebendig war, weil er nichts dabei dachte? Es gibt gar viele Arten von Reinigung und Bereicherung, die eigentlich alle zusammengreifen müssen, wenn die Sprache lebendig wachsen soll. Poesie und leidenschaftliche Rede sind die einzigen Quellen, aus denen dieses Leben hervordringt, und sollten sie in ihrer Heftigkeit auch etwas Bergschutt mitführen, er setzt sich zu Boden, und die reine Welle fließt darüber her.

Quelle: Goethes Sämmtliche Werke. Vollständige Ausgabe in zehn Bänden. Mit Einleitungen von Karl Goedeke. Achter Band. Stuttgart. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1885, S. 114

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Dez 152008
 

14122008005.jpg . . .  fragte mich heute eine freundliche Bewohnerin auf meinem Hof, mit der ich ab und zu plaudere. Auf solche Fragen bin ich nie um eine Antwort verlegen. Denn von Krankenschwestern habe ich gelernt: „Denken Sie an etwas Angenehmes!“ Und das letzte angenehme Erlebnis am heutigen Tage war, dass ich mir mithilfe eines vortrefflichen neuen Stadtplanes für den Radverkehr einen ganz persönlichen Pfad nach Charlottenburg zusammengesucht habe, der fast nur über Nebenstraßen führt. Natürlich: die Yorckbrücken bleiben als unziemlich-garstige Stromschnelle für den munter dahinfließenden Radverkehr bestehen, aber dann schwenkte ich in die Winterfeldtstraße ab, überquerte den schlummernden Viktoria-Luise-Platz, schwang mich in die Ettaler Straße und landete endlich an meinem Bestimmungsort, einem Hotel in der verschlafen wirkenden Eislebener Straße.

Das Gute ist: Dieser neue Plan verzeichnet die Straßen gemäß ihrer „Radfahrfreundlichkeit“, nicht danach, ob es Haupt- oder Nebenstraßen sind. Sowohl Straßen als auch Radwege werden in sehr gut / gut / schlecht unterteilt. Dadurch kann ich mir für alle Ziele einen nervenschonenden Weg durch den Großstadtdschungel bahnen und erkunde zugleich allerlei lauschige Plätzchen.

Deshalb der gute Rat zum guten Geschenk! Verschenkt folgendes Werk:

ADFC-Fahrrad-Stadtplan Berlin, 3. Auflage 2008, erhältlich im Buchhandel, im ADFC-Laden in der Brunnenstraße, oder bei Pietruska Verlag & Geo-Datenbanken GmbH. Preis: Euro 6,90

Unser Foto zeigt einen Eindruck von der Ausstellung am Checkpoint Charlie. Gestern nahm ich das Foto auf einem Spaziergang auf.

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Dez 142008
 

Am vergangenen Mittwoch brachte ich nicht nur den Stier Ferdinand in die Staatliche Europaschule am Brandenburger Tor, sondern am Abend stand auch noch die Jahresmitgliederversammlung der Gesellschaft zur Förderung der Kultur im erweiterten Europa in meinem Terminkalender.

Ich beteiligte mich daran mit einer längeren Wortmeldung. Und zwei Stunden vorher warf ich einige Gedanken zu Papier, die mich bei den mündlich vorgetragenen Überlegungen leiteten. Einen Teil der nachstehenden Gedanken trug ich am Mittwoch vor. Ich überlese das ganze heute noch einmal und beschließe, weiter „am Ball zu bleiben“. Hier sind ungefiltert und gewissermaßen ungekämmt die Gedanken, die mich am Mittwoch antrieben:

Vertrautheit unter den neuen und alten EU-Mitgliedern kann sich nicht vorrangig über die Schrecken der Totalitarismen herstellen. Wir Menschen sind so gemacht, dass wir nach einiger Zeit uns von den Schreckensbildern abwenden.

 

Ich bin zutiefst überzeugt, dass wir viel weiter ausgreifen müssen, um auch nur im Ansatz den Blick in eine gemeinsame Zukunft innerhalb der EU wenden zu können. Insbesondere ist es das Zeitalter der europäischen Revolutionen und Reformen, also die Zeit von etwa 1770 bis 1848, welche in fast allen europäischen Ländern den Wurzelgrund für unseren heutigen Verfassungsstaat gelegt hat.

 

Für uns Deutsche wird eine stärkere Rückbesinnung auf Geist und Buchstaben des Grundgesetzes unerlässlich sein. Die USA pflegen mit Hingabe die Erinnerung an die Entstehung ihrer Verfassung. Deshalb „hält der Laden auch so gut zusammen“. Ein bewundernswertes Beispiel für diese ständige Rückbesinnung auf die Ursprünge der demokratischen Verfassung liefert der bekannte Verfassungsrechtler Barack Obama in seinem Werk „The Audacity of Hope – Hoffnung wagen“. So etwas täte auch uns in Deutschland, uns in Europa bitter not!

 

Aber nein! Weil wir so geschichtsvergessen sind, ist das große Vorhaben einer neuen europäischen Verfassung bisher so kläglich gescheitert.

Wir müssen einander mehr kleine Geschichten erzählen. Erst in einem zweiten Schritt wird man dann über die große Geschichte ein gemeinsames Verständnis herstellen können.

Es ist derzeit keine überzeugende Idee dessen im Umlauf, was Kultur in Europa sein könnte. Das beginnt schon bei der Abgrenzung dessen, was zu Europa im Sinn der Europäischen Union gehört.

Die kühne Gesamtschau verstellt allzu oft den Blick auf die kleinen störenden Details.

 

Nachdem das heutige Griechenland und Bulgarien als Vollmitglieder der EU anerkannt sind, wird man Russland aus kulturellen Gründen keinesfalls aus Europa im engeren Sinne ausschließen dürfen. In unserer Union können und müssen wir fragen: Was hält uns in Europa kulturell zusammen?

 

Allzu oft ist die Antwort auf diese Frage durch den starren Blick auf die Totalitarismen verstellt, als wären die Totalitarismen etwas von außen Aufgenötigtes, das die ursprüngliche Einheit Europas zerschnitten habe. Nach dem vorläufigen Ende der Spaltung Europas fällt es leicht, dieses Fremde nach außen zu projizieren: Russland ist derzeit der böse Bube, der so viel Unheil über das Europa der Opfer gebracht haben soll.

 

Dabei sind lange, erbitterte, blutige Spaltungen geradezu eins der Merkmale der europäischen Geschichte, beginnend vom Peloponnesischen Krieg über den Dreißigjährigen Krieg bis zum Zweiten Weltkrieg. Die Spaltung Europas im 20. Jahrhundert war mitnichten eine Ausnahme. Oft wird gesagt: „1990 kam endlich die unselige Spaltung Europas zu einem Ende, die nach dem Zweiten Weltkrieg begann.“ Als habe sich damals, in den Jahren 1945-1949 ein bleierner Mantel des Totalitarismus über den Osten Europas gesenkt, der die Länder des Ostens aus der gesamteuropäischen Freiheitsgeschichte herausgeschnitten habe.  

 

Vergessen wird allerdings dabei, dass es in fast allen Ländern des ehemaligen Ostblocks Mitglieder der heimischen Eliten waren, die bereits vor 1945 Gewaltherrschaften und Unrechtsregime  errichteten. Es gab während der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts in fast allen Staaten Europas – außer in der Tschechoslowakei und Großbritannien – einen breiten antidemokratischen Konsens. Nirgendwo außer in der Tschechoslowakei und Großbritannien hatte sich vor 1939 eine echte parlamentarische Demokratie dauerhaft behaupten können.

 

Allein deshalb verbietet es sich für uns, die europäischen Totalitarismen als etwas Uneuropäisches von uns zu weisen.

 

Der angestrebte breite antitotalitäre Konsens wird nicht zustande kommen, wenn er nicht überwölbt und getragen wird von einem noch breiteren, tieferen pro-demokratischen Konsens.

 

Wir müssen das Gemeinsame stärken, die große europäische Kultur der drei vergangenen Jahrtausende. Dabei gilt es, über den Zaun der eigenen Nationalkultur zu schauen. Die Deutschen müssen Adam Mickiewicz genauso lesen wie sie Friedrich Schiller wieder entdecken sollten. Wir müssen anerkennen, dass Länder wie Ungarn oder Polen im 19. Jahrhundert für den Westen wesentliche Treiber der demokratischen Entwicklung waren. Der Blick auf das misslingende Europa der Vergangenheit alleine wird uns nicht zusammenhalten. Wir sollten das Gute betonen, das nunmehr erreicht ist – Freiheit, Rechtsstaat, demokratisches Gemeinwesen – und beständig die Zustimmung zu dem neuen Europa erhöhen, das zu glücken beginnt. Europa gelingt gemeinsam.

Unser Foto zeigt den Verfasser als undeutlichen Schatten, gewissermaßen in den Stiefeln der Unfreiheit, gebeugt über den Pfad der Visionäre, der sich über den Kreuzberger Mehringplatz erstreckt. Aufgenommen am heutigen Tage.

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Einsichten beim Aderlass

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Dez 112008
 

„Denken Sie an etwas Schönes!“, forderte die medizinische Assistentin mich heute beim Blutablassen auf. Der Gedanke der Vorsorge hatte mich erfasst, jetzt zahlte ich dafür mit vier Ampullen Blut. Statt nur zu denken, fing ich an zu erzählen:

„Gestern war ein schöner Tag. Ich spielte für die Kinder der ersten Klasse in der Schule am Brandenburger Tor den Stier Ferdinand. Ich erzählte die Geschichte von Munro Leaf und spielte dazu auf der Geige die Musik von Alan Ridout.“ Und während die erste Ampulle gefüllt wurde, erzählte ich die Geschichte noch einmal.

Während der zweiten Ampulle sprachen wir über das Zuhören. „Kinder sind mir das liebste Publikum. Gestern haben sie wieder alle zugehört, alle Fragen richtig oder falsch beantwortet und am Schlusse artig geklatscht.“ Schön. Die Assistentin rüttelte an der Nadel. „Bei Erwachsenen ist es schwieriger, die Zuhörer wirklich alle zu fassen. Viele schweigen vor sich hin, driften ab. Oder sie stimmen im Geiste nicht zu, werden dies aber nicht zugeben.“ Und schon war die zweite Ampulle gefüllt.

Bei der dritten Ampulle sprachen wir über Vornamen. „Es gibt vielleicht schönere Vornamen als den Ihren – aber er ist der Ihre. Hegen und pflegen Sie ihn, Sie werden ihm ähnlicher. Man wird so, wie es der eigene Vorname einem sagt.“ Diese Einsicht strömte einfach so aus mir hervor wie ein Tropfen Blut. Armwechsel, die Vene war erschöpft.

Bei der vierten Ampulle sprachen wir gar nicht mehr, sondern das Blut floss nach und nach ab.

Danach kaufte ich mir nach längerem Probelesen in einer Buchhandlung zur Belohnung für den Aderlass zwei Bücher:

Uwe Tellkamp, Der Turm. Geschichte aus einem versunkenen Land. Roman. Suhrkamp Verlag, Frankfurt 2008

Helmut Schmidt: Außer Dienst. Eine Bilanz. Siedler Verlag, München 2008

Bereits jetzt weiß ich: Diese beiden Bücher werden mich als Quelle von Freude und Einsicht einige Tage begleiten. Helmut Schmidt spricht und schreibt ein vorzügliches Deutsch – er ist fast der beste darin, politische Sachverhalte bündig und knapp auf den Punkt zu bringen. Fürs erste steht allerdings fest: Wie seinerzeit – im Jahre 1356 – Karl der Vierte seinen Wählern, den Kurfürsten, so erteilt auch Helmut Schmidt den heutigen Politikern den dringenden Rat, Fremdsprachen zu lernen.

Er schreibt auf Seite 26 seines durch sprachliche Klarheit und pragmatische Weitsicht herausragenden Buches: „Wer die Angebote nicht nutzt, parallel zu seiner speziellen Berufsvorbereitung mindestens zwei lebende Fremdsprachen zu erlernen, läuft Gefahr, für immer zweitrangig zu bleiben.“

Karl IV. sprach deren fünf. Er gründete seine Macht nicht auf die Kraft der Waffen und Heere, sondern auf Unterredung und diplomatische Bündnisse … und auch – auf Geld.

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„To kratos dolophonei“ – dies ist eine Reisewarnung für Europa!

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Dez 102008
 

Piräus, Patras, Larissa, Trikala, Korinth, Rhodos – dies alles sind Städtenamen, bei denen mein Herz höher schlägt. Es sind Namen, die für die Geburt Europas stehen. In einem einzigartigen Zusammenklang von Mythos, Geschichte, Philosophie und Religion entstand im antiken Kleinasien und Griechenland das meiste von dem, was wir heute als Kern der Idee Europa betrachten.

Und heute – zerreißt es mir das Herz! Im Tagesspiegel steht:

Rebellion der Ratlosen
Das deutsche Auswärtige Amt hat bereits eine Reisewarnung für Griechenland herausgegeben. Denn nicht nur in Athen gibt es Unruhen. Piräus, Patras, Larissa, Trikala, Korinth, Chania, Rhodos – die Liste der Städte, in denen jugendliche Randalierer alles zerstören, was ihnen in den Weg kommt, wird täglich länger.

Ich kenne das moderne Griechenland nicht gut genug, um einen Kommentar zur Lage dort abzugeben. Aber eines kann man folgern: Wenn tausende Jugendliche plündernd durch die Straßen ziehen, handelt es sich nicht um gewöhnliche Kriminelle. Es muss sich darin eine ungeheure Wut ausdrücken, ein völliges Auseinanderfallen von Staat und junger Generation. Diese jungen Menschen schreien es mit Leibeskäften heraus:  „Dies ist nicht unser Staat, dies ist nicht unsere Ordnung!“ To kratos dolophonei – lese ich auf einem Banner, das aus der griechischen Botschaft in Berlin hängt. „Die Macht tötet heimtückisch.“

Wohl aber kenne ich ein wenig die Bewusstseinslage in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Eine im ZDF bekanntgegebene Umfrage vor einer Woche brachte ans Licht, was ich leider schon dumpf ahnte: Die Mehrheit der Deutschen sowohl im „Osten“ wie im „Westen“ findet, es sei ihnen vor der Wiedervereinigung besser gegangen. Wie würden die deutschen Jugendlichen handeln, wenn sie eines fernen Tages ebenfalls der Meinung sein sollten: „Dies ist nicht unser Staat, dies ist nicht unsere Ordnung!“? Wenn eine echte Krise hereinbräche, nicht bloß so ein kleinmütiges Hickhack um Pendlerpauschalen? Wenn Perspektivlosigkeit und Verdruss über Missstände sich zu einer hochexplosiven Mischung verbänden?

Die Vorgänge in Griechenland dürfen uns nicht kalt lassen. Sie sind ein erschütterndes Beispiel dafür, wie ein europäisches Kernland die Zustimmung der jungen Bürger zur Demokratie verspielen kann. Dies ist eine Warnung an alle anderen EU-Länder, wohin die Reise gehen kann, wenn die Grundwerte des modernen Verfassungsstaates, die Grundwerte der Europäischen Union nicht jederzeit, an jedem Ort weiter gepflegt, eingeübt und verteidigt werden.

Wir müssen sehr viel tun, damit nicht eines fernen Tages andere Länder der Europäischen Union Reiseewarnungen herausgeben müssen: „Fahren Sie nicht nach Deutschland, fahren Sie nicht nach Polen, fahren Sie nicht nach Ungarn.“ To kratos dolophonei!

Eine Demokratie, die nicht auf im Herzen gefühlter Zustimmung der Mehrheit der Bevölkerung beruht, hat keinen Bestand. A house divided cannot stand.

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Dez 082008
 

Vor wenigen Tagen, am 3. Dezember, verlangte ich in diesem Blog, die zusätzlichen konjunkturbelebenden Mittel des Staates sollten nicht konzeptionslos zur Stützung von Überkapazitäten bei den Autobauern, sondern nachhaltig eingesetzt werden – also inbesondere in die Bildung gesteckt werden. Ich wünschte mir: Die maroden Schulgebäude und Turnhallen sollten auf Vordermann gebracht werden. Für Kinder müsse ein freundliches, ermunterndes Lernumfeld geschaffen werden. Und, Freunde – mit dieser Forderung stehen wir nicht allein. Bundesministerin Schavan wurde 2 Tage später, am 5.12., mit ganz ähnlichen Forderungen zitiert. Ich freue mich! Wenn der Staat schon Geld in die Hand nimmt, dann muss es an den richtigen Stellen geschehen. Dieser Einsicht wird man sich nicht entziehen können.

Neues Konjunkturpaket – Schavan: 100.000 Euro für jede Schule – Job & Karriere – sueddeutsche.de
„Das hilft dem heimischen Handwerk. Es fördert den Handel, es fördert moderne Energietechnik und es hilft so auch noch dem Klima“, betonte die CDU-Politikerin. Schavan sagte, die Schulleiter und Hochschulpräsidenten wüssten am besten, was akut nötig sei. Deshalb forderte sie, dass „das Geld nicht in der Verwaltung hängen- bleiben“ dürfe. „Das ganze Land muss in so einer Krise erleben, dass wir unser Haus renovieren und unsere Kinder für die Zukunft starkmachen.“

Zusätzlich Schulden aufnehmen

Die Ministerin veranschlagt die Kosten für das Modernisierungsprogramm der 44.000 Schulen in Deutschland auf 4,4 Milliarden Euro. Die Ausgaben für das 500.000-Euro-Programm für die 350 Hoch- und Fachhochschulen beziffert sie auf etwa 175 Millionen Euro. Die zusätzliche Aufnahme von Schulden begründete sie mit dem Ernst der Lage. „Mit nichts könnten wir den schweren Schritt in höhere Schulden besser begründen“, sagte die CDU-Politikerin.

Der aktuelle gedruckte Spiegel vom 8.12. haut unter dem Titel „Unterricht mit Schutzhelm“ in dieselbe Kerbe: Auf 73 Mrd. Euro wird der aktuelle Investitionsbedarf bei Schulgebäuden beziffert (S. 32, Quelle: difu).

Was ist von der befristeten Steuerbefreiung für Neuwagen zu halten, wie sie die Bundesregierung plant? Ich halte sie weiterhin mit einem ganzen Chor an Lobbyisten und Wirtschaftsfachleuten für das falsche Signal. Dem Staat gehen Steuereinnahmen verloren, der Neuwagenverkauf wird dadurch mutmaßlich nur unerheblich angekurbelt. Es fehlt die ökologische Komponente. Also wozu so etwas?

Doch da wir dabei sind: Wenn die Neuwagenkäufer schon so unbillig bevorzugt werden, dann will ich dasselbe billigerweise auch für Neu-Fahrradkäufer! Der ADFC fordert deshalb – wie ich meine, ganz zu Recht – der Bund sollte in Kooperation mit den Ländern ein Austauschprogramm „Alt gegen neu“ für Fahrräder subventionieren.  Bei einem Zuschuss von 200 Euro pro Rad würde das Programm 200 Millionen Euro kosten. So steht es in der neuen ADFC-Radwelt 06/2008 auf Seite 13. Ich bin in diesem Falle dafür, obwohl ich mich in diesem Blog bereits am 20.10. und am 13.11.2008 grundsätzlich gegen branchenspezifische Subventionen ausgesprochen habe. Und außerdem! Hochwertige Abstellanlagen für Fahrräder sind ebenfalls dringend nötig. An meiner Grundschule gibt es so etwas nicht. Ausreichend Fahrradabstellplätze für ein Viertel aller Schüler an 1000 Schulen würden nur 37 Millionen Euro kosten. Das sind doch alles Peanuts!

Unser Foto zeigt einen Eindruck vom Fest Ferdinand der Stier am vergangenen Freitag, bei dem ich wacker die Geige strich. Die Kita am Kleistpark hatte ins Nachbarschaftsheim Schöneberg eingeladen. Mein Fahrrad stand unterdessen draußen in Wind und Wetter, schutzlos am Laternenpfahl angekettet.

 Posted by at 15:16
Dez 042008
 

Eins meiner politischen Vorbilder ist Kaiser Karl – nicht der sogenannte Große, sondern Karl der Vierte. In seiner Goldenen Bulle von 1356 ermahnt er die Kurfürsten ausdrücklich, sich in vielerlei Sprachen unterweisen zu lassen. Er verfügt, dass die Fürsten …

… diversorum ydiomatum et lingwarum differenciis instruantur, ut plures intelligant et intelligantur a pluribus.

Er fordert, die Fürsten des Reiches sollten mehrere Sprachen verstehen – und von mehreren verstanden werden, darunter auch das theutonicum ydioma – der Vorläufer des heutigen Deutsch. Er selbst war kein Deutscher nach Muttersprache, sprach aber wohl die fünf wichtigsten Sprachen des „Römischen Reiches deutscher Zunge“ mehr oder minder geläufig, darunter offenbar auch die lingua Boemica, also Tschechisch.

Ich freue mich, dass derzeit – angeregt durch einen in frühmorgendlicher Laune gefassten Beschluss des CDU-Parteitages in Stuttgart – eine Debatte über die Pflege unserer Muttersprachen läuft! Keine andere Sprache ist für Kinder so wichtig wie die Sprache, in der sie groß werden. Für mich ist das Schwäbisch, Oberbairisch, Schlesisch und verschiedene Mischformen daraus, erst viel später das genormte Hochdeutsch. Für meinen Sohn ist es Russisch und Deutsch, für meine Frau ist das Russisch. Wir alle pflegen und lernen beständig die jeweilige Sprache des anderen. Karl der IV. wäre mit uns zufrieden. Ich hätte ihn als Kurfürst auch gewählt, weil er so viel für die Bildung getan hat.

Ich wünsche mir, dass türkische und arabische Hauptschüler Friedrich Schillers Räuber auf Deutsch aufführen, deutsche Hauptschüler Shakespeares Hamlet auf Englisch, polnische Schüler den Pan Tadeusz von Mickiewicz in einer Berliner zweisprachigen Fassung  darbieten!

Die deutsche Standardsprache, also Hochdeutsch, ist in der Bundesrepublik Deutschland das einigende Band, das wir hier in Deutschland alle – Schwaben, Polen, Anatolier, Berliner, Russen, Araber – hegen und pflegen sollten. In diesem Sinne habe ich bereits einmal – wie am 14.04.2008 in diesem Blog berichtet – an die großartige Sendung mit der Maus geschrieben, deren unerschütterlicher Unterstützer und Anhänger ich im übrigen bin und bleibe –  habe der Maus geschrieben, sie, die Mausväter und Mausmütter, sollten Hochdeutsch sprechen, nicht Kölnische Umgangslautung. Denn unsere Vorschulkinder hier in Kreuzberg haben fast keine Berührung mit der Standardlautung des Deutschen. Und sie brauchen eine Sprache, die ihnen auch den Anschluss außerhalb der Ghettos ermöglicht.

In der Pflege unserer Sprachen sollten wir uns alle mehr Mühe geben. Ich meine: Die Pflege, das Erlernen der Sprachen sollte in unserem Denken und Handeln einen ähnlich hohen Rang einnehmen wie in der Goldenen Bulle Kaiser Karls. Da sind wir alle gefordert – vor allem die Eltern und alle erzieherischen Berufe, die Medien, aber auch die Politiker. Warum nicht Redewettbewerbe für künftige Politiker veranstalten? Immmer wieder lese ich gerne die alten griechischen, lateinischen und englischen Redner – Demosthenes, Cicero, Lincoln … und neuerdings Obama. Das sind große Meister des gesprochenen Wortes, an ihnen sollten wir in Deutschland uns schulen.

Das sind die Vorbilder, deren wir so dringend bedürfen. Ich bin zutiefst überzeugt: Auch unsere schöne deutsche Sprache eignet sich dafür, gute, klar gegliederte, Herz und Kopf gleichermaßen ansprechende Reden zu halten.

Ich befürworte deshalb, dass die Pflege der Sprachen einen noch stärkeren Platz in der einschlägigen Gesetzgebung der Länder und des Bundes einnimmt. Ich finde, es wird in der Unterrichtung der Sprachen, gerade in unseren Schulen,  zu viel Theorie vermittelt – es wird zu wenig gespielt, zu wenig um die gute treffende Formulierung gerungen, zu wenig dargestellt und zu wenig geredet. Es werden zu wenige Gedichte gelesen und gelernt. Statt dessen spricht man lieber über Theorie der Kommunikation.

Sollten Demokratien sich eine Landessprache in die Verfassung schreiben? Ich meine – sie können es, sie müssen es nicht, es kann auch schaden oder überflüssig sein. Gut ist es da, wo klare Mehrsprachigkeit gewünscht wird, wie in Belgien oder der Schweiz. Die USA haben wohlweislich darauf verzichtet. Denn es war zunächst nicht klar, welche Sprache den Vorrang erhalten würde. Zu einer gewissen Zeit im 18. Jahrhundert stellten die Deutschstämmigen sogar die größte Volksgruppe in Pennsylvanien dar, und es wurde ernsthaft diskutiert, ob Deutsch in jenem Bundesstaat als Amtssprache zugelassen werden sollte. Und sogar heute bezeichnen sich die meisten US-Amerikaner ihrer entfernteren Herkunft nach als „deutschstämmig“. Ihre Vorfahren sind also irgendwann aus deutschen Ländern eingewandert, so wie beispielsweise die Türken, Araber oder Russen im vergangenen Jahrhundert in großer Zahl nach Deutschland gekommen sind, um sich hier eine neue Existenz aufzubauen.

Gibt es eine offizielle Landessprachenregelung in den USA? Nein, letztlich überwog die Weisheit der Gründerväter. Man ließ die Frage offen, schrieb bis heute nichts zur Landessprache in die Verfassung hinein. Das Englische setzte sich durch – aus Gründen, die nicht rechtlicher, sondern praktischer Art waren. Das Englische war die am meisten verwendete Sprache. Es herrschte auch bei den deutschen Einwanderern der Wille vor, sich rasch zu integrieren. Und dafür war das Englische nach und nach zur unerlässlichen Voraussetzung geworden, außer bei einigen hartnäckigen Integrationsverweigerern, die lieber in ihren geschlossenen Gemeinden verharrten, wie etwa den Amish.

Die Werte des Rechtsstaates und der Demokratie sind jedoch unabhängig von den einzelnen National- oder Landessprachen. Nicht unabhängig sind sie von Sprache überhaupt. Ein Recht, das nicht geäußert wird, das keine sprachliche Gestalt annimmt, besteht eigentlich nicht. Der mündige Bürger braucht immer die sprachlichen Mittel, um seinen An-Spruch durchzusetzen.

Nur wenn wir beständig unsere Sprachen mehren, schützen und schätzen, werden wir unser gemeinsames Ziel – den selbständigen freien Bürger im Rechtsstaat – stärken können. Aus der Vielfalt der Sprachen, der verschiedenen, sich wandelnden Sprachformen ergibt sich dann jener Sinn für das gemeinsame Wohl, in dem jede Sprache den ihr gemäßen Zu-Spruch findet.

Goldene Bulle Karls IV. 1356

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Dez 032008
 

Die politischen Kräfte können bisher kein überzeugendes Konzept zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise vorlegen. Noch herrscht Beratungsbedarf. Am ehesten vermag noch zu überzeugen, wenn die öffentliche Hand in die Infrastruktur investiert – oder die Einkommensteuer senkt.

Doch halt – da fällt mir ein:

An Berliner Grundschulen fehlt Geld für regelmäßige Reinigung. In unserer Grundschule wird nur in den Ferien eine Grundreinigung gewährleistet. Dieses Blog berichtete bereits über einen ähnlichen Fall im Wedding am 22.02.2008. Während der Unterrichszeiten findet keine regelmäßige Reinigung statt. Die Fenster sind trübe. Die Kinder finden kein sauberes Lernumfeld vor. Kauft Wischmopps und Putzlumpen, bezahlt Putzmänner und Putzfrauen statt Rettungsschirme  für Bänkerinnen und Bänker!

Es fehlt bisher noch Geld für gut ausgestattete Turnhallen. In Berlin sind viele von ihnen sanierungsbedürftig. Gute Sportanlagen sind wichtiger als öffentlich finanzierte Breitbandanschlüsse. Verschafft dem mittelständischen Bauhandwerk frische Aufträge!

In Musikschulen sind die Wartelisten voll. Kinder brauchen mehr Sport, Kinder brauchen mehr gute Musik. Richtet Musikschulen her, stellt Musiklehrer ein, für Geige, für die orientalische Ut, für Pauken und Trompeten!

Die Autoindustrie schrumpft, die Zahl der PKW schrumpft in Berlin, man sollte nicht endlos weiter in Straßen für Autos investieren, sondern in Radverkehrsanlagen, in Fahrradbügel, damit die Leute mehr Fahrrad fahren und ihre Stahlrösser danach auch wiederfinden. Legt Radverkehrsstreifen an, montiert Fahrradabstellbügel!

Mein Wunsch an die Haushälter: Legt das Geld so an, dass es nachhaltig einen Effekt zeitigt. Investiert nicht in verpuffende Effekte, schiebt so an, dass unsere Enkel auch noch etwas davon haben.  Investiert in frühkindliche Bildung, in Schulbildung  und – Überraschung! – in musische und sportliche Bildung, in Klimaschutz, in CO2-senkende Gebäudesanierung. Umsteuern ist angesagt, nicht bloß ein Anschieben. Ein „Weiter so“ darf es nicht geben.

Rezessionsgefahr: Was der Wirtschaft wirklich hilft – und was nicht – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Wirtschaft
Bauinvestitionen

SPD wie Union diskutieren Pläne zur Sanierung öffentlicher Gebäude, weil damit Arbeitsplätze im Handwerk gesichert werden könnten. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) spricht sich zudem für den Neubau von Kraftwerken und den Ausbau der Breitbandverkabelung aus.

Das sagen die Experten

Gegen Investitionen hat keiner der Wirtschaftsforscher etwas einzuwenden. Das Problem ist jedoch, dass die seit Jahren schrumpfende Bauwirtschaft den Ansturm kaum bewältigen kann, sollte zum großen Bauboom geblasen werden – schließlich hat sie ihre Kapazitäten jahrelang ab- und nicht aufgebaut. Das lässt sich nicht so schnell ändern. „Letztendlich würde das Programm dann lediglich die Preise nach oben treiben“, sagt IfW-Konjunkturexperte Meier. Zudem dauert es seiner Meinung nach viel zu lange, bis das Programm überhaupt wirken würde – schließlich müssen die Bauaufträge erst ausgeschrieben und vergeben werden.

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Halunken, Banküberfall, übelster Schmierfink, beschmuddeln, niederträchtig, Spitzbuben

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Dez 032008
 

„Das ist empörend!“ Immer wieder höre ich derartige Ausrufe aus den verschiedensten Parteien. In moralischer Entrüstung über den Gegner versucht, wer so redet, den Funken der Empörung auf die Zuhörer überspringen zu lassen. Unsere Titelzeile enthält wörtliche Zitate aus den Beiträgen verschiedener Redner auf dem Stuttgarter Parteitag der CDU. Die angeführten Kraftausdrücke bezeichneten die unbequemen Kritiker der CDU, die SPD, die SED, die Linke. Ich könnte noch viel anderes an Beschimpfungen aufzählen, will es aber nicht. Wichtiger ist die Frage: Warum das ganze Lärmen? Wird hier nicht vom Nachdenken abgelenkt?

Ich muss gestehen: So oft habe ich nunmehr Empörungs-Anfälle in politischen Debatten miterlebt, dass ich einen Gegenreflex entwickelt habe. Ich stelle mich hin und sage: „Wie würdest du reagieren, wenn jemand das zu dir sagte? Sag das über dich selbst, was du da eben über andere sagst.“ Es ist eine alte biblische Weisheit. Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn so wie ihr über andere urteilt, urteilen andere über euch.

Es wäre aber auch falsch, jetzt in denselben Fehler zu verfallen und sich auf dieses Niveau herabzubegeben. Das ist mir selbst bereits einmal geschehen. Einem CDU-Politiker, der wieder einmal die Linke voller Empörung als die Partei der Mauermörder bezeichnete, warf ich einmal – ebenfalls voller Empörung – vor: „Haben Sie denn überhaupt schon mal mit einem Wähler, mit einem Mitglied der Linken geredet? usw.usw.“

Ein solcher allseitiger Empörungsmaximalismus, dessen ich mich hiermit auch selbst anklage, bringt uns nicht weiter. Gefordert sind in der Politik die Fähigkeit aufeinander zuzugehen, und das Bestreben, künstliche Erregungen nicht noch absichtlich zu schüren. Und notfalls muss man der eigenen Vergangenheit als Blockpartei ins Auge schauen. Ich bevorzuge einen rationalen, nüchternen Politikstil. Empörung über Kritiker bringt niemanden weiter.

Blockflöten-Debatte – Wie die CDU ihre Ost-Vergangenheit vergessen will – Politik – Berliner Morgenpost
Der Delegierte Fritz Niedergesäß wählt den deftigen Berliner Dialekt und auch Worte, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen: Die CDU werde sich „nicht beschmuddeln“ lassen. Der Tillich-Kritiker Karl Nolle, ein Unternehmer und SPD-Abgeordneter, der nach der Wende nach Sachsen zog, sei „der übelste Schmierfink, der aus dem Westen zu uns rübergekommen ist“. Niedergesäß‘ betont volkstümlicher Vortrag findet seine Höhepunkte immer wieder in Kritikerbeschimpfung: „Von diesen Halunken wollen wir uns nicht vorführen lassen“. Die Kritiker sind Wessis, die Motive niederträchtig, über die DDR darf nur reden, wer darin gelebt hat – in diesem Moment klingt die große, stolze CDU in Stuttgart wie die kleine, uneinsichtige PDS nach der Wende.

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Was ist wichtiger in der Politik: Parteien oder Teams?

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Dez 022008
 

Und auch dies wissen wir nunmehr amtlich: Wie wir bereits am 16.11.2008 in diesem Blog mutmaßten, wird die neue US-Regierung eine Art Bündnis der früheren Gegner, eine Große Koalition darstellen.

David Plouffe, der Wahlkampfleiter Barack Obamas, schreibt heute in einer Mitteilung an alle Unterstützer:

Barack and Joe have asked some of the country’s most experienced leaders on national security, foreign policy, law enforcement, and military matters to come together to renew America’s security and standing in the world.

Watch the video of Barack’s announcement and learn about the national security team.

Hillary Clinton, U.S. Senator from New York and former First Lady, will serve as Secretary of State.

Secretary Robert Gates, the current Secretary of Defense, will continue to serve in that role.

Eric Holder, former Deputy Attorney General and a former United States Attorney for the District of Columbia, will serve as Attorney General.

Janet Napolitano, Governor and former U.S. Attorney for Arizona, will serve as Secretary of the Department of Homeland Security.

Dr. Susan E. Rice, a Senior Foreign Policy Advisor to the Obama for America campaign, a Senior Fellow at the Brookings Institution, and former U.S. Assistant Secretary of State for African Affairs, will serve as Ambassador to the United Nations.

General Jim Jones, USMC (Ret), former Allied Commander, Europe, and Commander of the United States European Command, will serve as National Security Advisor.

Barack’s national security team has been assembled to represent all elements of American power, diplomacy, and leadership that will be vital in overcoming the challenges of the 21st century.

Barack Obama scheint also das Gründungsmotto „E pluribus unum“ ernstzunehmen! Ich halte das für bezeichnend in der Staatskunst nach dem Ende des Kalten Krieges, nach dem Zusammenbruch des Lagerdenkens, der etwa 1990 eingesetzt hat: Parteizugehörigkeiten spielen keine entscheidende Rolle mehr. Wichtiger als die „eigenen Leute“ für erwiesene Dienste zu belohnen, sie in Ämter zu bringen, scheint es also zu sein, möglichst breiten Konsens herzustellen, erworbene Kenntnisse in einem ad hoc gebildeten Arbeitsbündnis zu Nutzen und Frommen des Ganzen einzusetzen.

Jahrzehntelange Kärrnerarbeit in den Parteien, das berühmte Plakatkleben bei Schnee und Eis, der erworbene Stallgeruch, die unerschütterliche Loyalität gegenüber der Partei – das sind Kriterien, die weiter an Bedeutung verlieren werden. Als Nachweis der Befähigung, ein Ministeramt oder ein sonstiges politisches Amt auszufüllen, sind sie ohnehin kaum geeignet.

Wichtiger als Parteien sind offensichtlich die berühmten „Teams“. Eine Regierung des neuen Typs, wie er sich – so meine ich – in den nächsten Jahren in den Demokratien durchsetzen wird, ist eine Art Team. Ganz unterschiedliche Kräfte finden in solchen zweckgebundenen Teams zusammen. Ob sie schon vorher zusammen- oder eher gegeneinandergearbeitet haben, ob sie in irgendwelche Seilschaften eingebunden waren – all das ist zweitrangig. Leitfrage ist vielmehr stets: Wer kann was zum Gelingen des Ganzen beisteuern? Wie führen wir die besten verfügbaren Kräfte so zusammen, dass für das Land die besten Lösungen erreichbar werden?

Es ist so, als stünde über dem ganzen Unterfangen ein Wort Abraham Lincolns: A house divided cannot stand.

 Posted by at 22:02