Einigkeit und Recht und Freiheit
Für das deutsche Vaterland
so dichtete am 26. August 1841 auf der damals britischen Insel Helgoland Hoffmann von Fallersleben in der dritten Strophe seines „Liedes der Deutschen“ und drückte damit die Sehnsucht vieler Deutscher nach einem freiheitlichen Staat aus, in dem man unter dem Schutz des Rechts, nicht unter der Herrschaft der Fürsten und Könige leben könnte. Dies war die Sehnsucht der damaligen deutschen Demokraten und Republikaner, die 1848 so bitter enttäuscht werden sollte! Sie wollten einen Nationalstaat der Deutschen, sie wollten die Herrschaft des Rechts, sie wollten die Selbstbestimmung, sie wollten die Demokratie, sie wollten die bürgerlichen Freiheiten.
Ganz anders heute!
Einigkeit gegen Rechts für Freiheit
also die Beseitigung all dessen, was irgendwie rechts verortet werden könnte, – diesen Reflex bedienen im laufenden Europa-Wahlkampf die herrschenden Parteien mit Wonne, ein Großteil der meinungsbildenden Presse folgt ihnen darin willig und malt beständig das Gespenst vom „drohenden“ Rechtsruck an die Wand. Zwischen rechts, konservativ, bürgerlich, reaktionär, rechtspopulistisch, rechtsradikal, nationalliberal, reformerisch, rechtsextremistisch wird in Deutschland von unseren Geschwätzwissenschaftlern meist gar nicht mehr unterschieden.
Rechts ist immer böse, links ist immer gut! Rechts ist immer schlecht, links ist immer Sicherheit, Solidarität, Frieden! Diese unterschwellige Botschaft wird dem dummen – oder besser dem für dumm gehaltenen – deutschen Publikum Tag um Tag einmassiert.
„Ach gäbe es doch nur noch Linke, wie wäre das Leben so schön!“ So möchte man meinen.
Auch die Nazikarte zieht immer und wird fleißig bei jeder Gelegenheit gezückt. Zu diesem unschlagbaren Trick mit der Nazikarte schreibt hellsichtig Latife Arab: „Meine Mutter hatte stets ihre Nazikarte parat, sollte auch nur eine ihrer Forderungen nicht sofort erfüllt werden. Ich glaube nicht, dass sie eine Ahnung hatte, was Nazis sind. Sie bekam alles, was sie verlangte.“
Als eines von vielen hundert möglichen Beispielen sei hier der riesige Aufsteller der Grünen an der Schöneberger Hauptstraße nachdrücklichst empfohlen. Man sollte ihn bei der anstehenden Europawahl in Erwägung ziehen.
„Einigkeit gegen Rechts für Freiheit.“
Betracht es recht, du wirst den Schluss ziehen:
Die Einigkeit gegen Rechts steht bei den Grünen über der Vielfalt, über dem Ideal der Diversität, sie steht über dem Schutz des Rechts, auch einmal einen Gedanken zu äußern, der als rechts verortet werden könnte.
Zitat:
Latife Arab: Ein Leben zählt nichts. Heyne Verlag, München 2024, S. 58