Jul 312011
 

„Bano Rashid was so proud to be Norwegian, war so stolz Norwegerin zu sein …“ – so beginnt Michael Schwirtz seinen Bericht „A grieving Norway defies killer with unity“ im heutigen International Herald Tribune auf S. 3.

Kaum ein anderes europäisches Land arbeitet so leidenschaftlich und unbeirrbar am Projekt der nationalen Einheit wie Norwegen. 2-jährige Einführungskurse in die „norwegische Kultur“ sind seit längerem verpflichtend für alle Zuwanderer, für die neuen Norweger vorgeschrieben. Jeder, der ankommt, soll sich willkommen, aber auch gefordert fühlen. Von jedem, der ankommt, wird erwartet, dass sie oder er eine neue, eine norwegische Identität ausbildet. Alle, die in Norwegen leben, sollen sich als Norweger fühlen. Norwegen setzt eindeutig auf die Karte des Nationalstaates! Die Norweger sind stolz auf ihr weltoffenes, tolerantes, aber eben auch nationalbewusstes Land.

Norwegen fordert und erhält die nationale Loyalität aller Zuwanderer. Dabei wird jedoch niemand gezwungen, seine Herkunftskultur oder seine ethnische Zugehörigkeit aufzugeben. Die aus Irak stammende Bano Rashid bekannte sich klar zum Kurdentum, kämpfte unermüdlich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Norwegen, arbeitete zugleich für ihren Aufstieg als norwegische Politikerin und für den Aufbau eines freien, unabhängigen kurdischen Staates. Ihr Sarg war zugleich in die norwegische und die kurdische Flagge gewickelt. Die norwegische und die kurdische, die norwegische und die palästinensische Flagge sind in friedlicher Koexistenz nebeneinander auf Fotos im International Herald Tribune zu sehen.

Die doppelte Loyalität – zugleich für Norwegen und Kurdistan, zugleich für Palästina und Norwegen – ist in Norwegen gelebter Alltag. Bekennende Einwanderungsgesellschaften wie die norwegische bieten allen Zuwanderern die Chance, für die nationale Sache der Herkunftskultur zu kämpfen.

Norway Attack Victim’s Funeral Is Held – NYTimes.com
A Muslim imam and female Christian minister presided over a ceremony that drew hundreds of mourners to a small 12th-century church in Ms. Rashid’s hometown, about 25 miles from Oslo, the capital. Her coffin was draped with the red, white and green Kurdish flag, as well as Norway’s red, white and blue.

 Posted by at 08:35

Sorry, the comment form is closed at this time.