Aug 082023
 

Alpenüberquerung Etappe 1, 23. Juli 2023 (Fortsetzung). Höher und höher steigt die Sonne, während wir immer wieder die kulissenartig sich öffnenden Ausblicke auf den prächtig schimmernden See genießen. Der Weg wird schon etwas schwieriger, ab und zu brechen knorrige Wurzeln über den Weg, wir gelangen endlich hinunter nach Tegernsee, wo bequeme Bohlenwege in den See hinein gebaut sind. Nun liegt schon das Herzoglich-Bayerische Brauhaus Tegernsee zu unserer Linken. Das lustige Volk hat sich dort versammelt und genießt weiterhin all das Bajuwarisch-Schöne. Nun kommen wir am Schloss vorbei, einem stattlichen Bau, der ursprünglich bis zur Säkularisierung 1803 ein Benediktinerkloster war

Schon lockt uns von weitem ein erster Zielpunkt an, nämlich Rottach-Egern, wo wir die bunten Sonnenschirmchen des Seebades erkennen können. Allmählich setzt uns die sich steigernde Mittagshitze doch zu, und wir sehnen uns nach einer Erfrischung. Wir werden in Rottach-Egern längs einer vielbefahrenen Straße geführt. Hier herrscht reger Ausflugsverkehr. Endlich erreichen wir das Seebad, erstehen den Eintritt und finden gerade noch im Schatten der Bäume einen letzten freien Platz. Endlich dürfen wir die schweren Rucksäcke ablegen!

Abwechselnd darf nun ein jedes ein paar Bahnen im Schwimmbad ziehen, ehe wir uns ungesäumt wieder anziehen. Ich habe reichlich Gelegenheit das Badepublikum zu betrachten; es ist bunt gemischt. Vor mir liegen zwei Männer, die keinerlei Anstalten machen, ins Wasser zu gehen. Sie liegen einfach, reden Russisch miteinander, und gut ist es. Als wir aus den Schließfächern unserer gesamte Habe wieder hervorholen, spricht uns ein Vater mit 2 Kindern an: „Ihr habt ja da so schwere Rucksäcke, was macht ihr denn damit?“ Wir antworten: „Wir gehen auf eine große mehrtägige Wanderung, eine Alpenüberquerung, und nehmen alles Nötige auf dem Buckel mit.“ Der Mann ist erstaunt. So etwas hatte er offensichtlich noch nie in diesem Bad gesehen. Seinem Aussehen und seiner Sprache nach zu urteilen, dürfte er aus einem Mittelmeerland stammen, vielleicht Tunesien, vielleicht Algerien. Ich erläutere, dass das Wandern ein richtiger Sport, eine richtige Freizeitbeschäftigung in Deutschland sei. Er wirkt sehr interessiert, – wer weiß, vielleicht bricht er auch einmal mit seinen beiden Kindern zu einer solchen Unternehmung auf? Mich sollte es freuen!

Und weiter geht es! Nun schlagen wir uns ins Tal der Weissach durch, hier ist der Weg nun wieder sehr angenehm und führt uns den munteren Bergfluss entlang. Es geht immer bergauf. Die Last auf unserem Rücken wirkt allerdings immer schwerer; schließlich gelangen wir auf einem Fußweg zu den ersten Häusern von Kreuth.

Nach wenigen hundert Metern erreichen wir auch schon unser heutiges Nachtquartier, ein prächtiges altes Bauernhaus, bewohnt von unseren lieben Verwandten, die uns heute Obdach geben werden. Nach einer stärkenden Zwischenmahlzeit mit Kaffee und Torte, selbstverständlich selbstgemacht, brechen wir erneut gemeinsam mit den Verwandten zu dem großen Waldfest von d’Leonhardstoana in Kreuth auf, zu dem wirklich die gesamte nähere Umgebung strömt oder doch zu strömen scheint.

Dort genießen wir das Zusammensein mit den Feiernden, sind selber Feiernde, bestaunen und beklatschen die Jugend der Dörfer, die hier, begleitet von der unermüdlich aufspielenden Blaskapelle, die seit Generationen gepflegten Volkstänze aufführt, den Landler, den Zwiefachen, den Tiroler Dreier, den Schuhplattler, – auch das Goaßlschnalzen darf nicht fehlen!

Wir stärken uns mit Radi, mit Würstl und Kraut, mit Bier und Radler. Aber am schönsten sind die Gespräche mit den lieben Menschen hier, das frohe Beisammensein, das Grüßen und Scherzen und schließlich der beschwingte Nachhauseweg. Den Abend lassen wir dann noch mit gemeinsamen Singen, Erzählen von alten und jungen Tagen und erneut wieder gemeinsamem Singen zu Gitarrenbegleitung und dankbarem Gute-Nacht-Wünschen ausklingen.

Das war also der erste Tag, ein wunderbarer Einstieg, der uns müde schon in den Schlummer hinüber gleiten lässt. Wir sind voller Vorfreude auf den nächsten Tag!

 Posted by at 18:27

Sorry, the comment form is closed at this time.