Mai 082023
 

Qual tradimento! Ove siam noi venuti?“, „Was für ein Verrat, wo sind wir hier hingelangt?“ so fragen wir singend im Chor, so singen wir fragend als abendländische Ritter aus dem fernen Westen in der uralten, mächtig und schroff über der Wüste Irans aufragenden Felsenfestung von Alamut! Fragen genug, um weiter auszuholen! Wo sind wir? Was wird hier eigentlich gespielt in dieser geheimnisumwobenen Oper Dalinda?

Nun, zu Beginn der Oper feiern wir ein Volksfest in den prachtvollen Gärten und üppig bewässerten Parks der Stadt Emessa, die auf syrisch-arabisch Homs heißt; muslimische Syrer, sephardische Juden, christliche Armenier beider Geschlechter ergehen sich in munterem Geplauder, blicken in Basare hinein, stimmen Jubelrufe an! Hier ist des Volkes wahrer Himmel, vergleichbar einem Osterspaziergang, nach einem bahnbrechenden Friedensschluss ist die multikulturelle, multireligiöse Gesellschaft im syrischen Homs Wirklichkeit geworden! Hinter die Massaker, die infolge der Invasion der abendländischen Franji an den verschiedensten jüdischen, islamischen und christlichen Gruppen vor und während der Eroberung Jerusalems 1099 verübt wurden, ist endlich ein Schlussstrich gezogen.

Die Handlung spielt einige Jahre nach der Rückeroberung Jerusalems, wir stehen also in der Zeit vor dem oder während des dritten Kreuzzuges.

Auftreten in ausgelassenem Frohsinn Garniero, Ubaldo, Ridolfo, Guglielmo, abendländische Milizionäre, berittene Kämpfer, ihnen beigesellt ist Corboga, der die Gewandung eines abendländischen Trovatore, eines Soldatenanwerbers trägt, aber in Wahrheit ein Dai, also ein Hofbeamter und religiöser Gesandter des Alten vom Berge ist und ein doppeltes Spiel spielt. Zu ihnen stößt Ildemaro, ein cavaliere di ventura, also ein berittener Kämpfer ohne klare Loyalität, offensichtlich ungeklärter Abstammung, der im Laufe seiner kriegerischen Karriere verschiedenen Herren dienen darf.

Corboga verkündet nun aus dem fernen iranischen Alamut eine beunruhigende Nachricht: Dort ist Dalinda eingetroffen. Dalinda! Ein Schauder durchfährt die Gebeine aller zuhörenden Männer: Der Name dieser Frau löst in ihnen Entsetzen aus, wütender Hass bricht mit Urgewalt aus ihnen heraus:

„Chi le sue colpe intendere, e non odiar la può?

„Wer kann ihre Untaten vernehmen und sie nicht hassen?“

In Dalinda betritt der Verkörperung des Bösen schlechthin, der Gegenstand tiefsitzenden Hasses die Bühne. Es wird spannend! Jetzt kommt das gewaltige Geschehen in Gang. Die pazifistische Grundstimmung der Anfangsszene ist dahin. Ildemaro will nichts von Dalinda hören und legt sich erst einmal aufs Ohr.

Während Ildemaro müde einschlummert, nimmt das Unheil nimmt seinen Lauf, in Gang gesetzt durch eine Frau: DALINDA!

Quelle:
– Gaetano Donizetti: DALINDA. Dramma in tre atti. Napoli 1838 [da Lucrezia Borgia: Melodramma in un prologo e due atti di Felice Romani]. Riduzione per canto e pianoforte condotta sull’edizione critica della partitura a cura di Eleonora Di Cintio. Ricordi, Milano 2022

Bild:

Starres Entsetzen – nackter Schauder lässt diesem Mann die Gesichtszüge einfrieren, schon seit Jahrhunderten! Die schroff über der Elbe aufragende Festung Königstein, Aufnahme vom 30.04.2023

Erfahre mehr:

URAUFFÜHRUNG: Gaetano Donizetti – DALINDA

Uraufführung am 14. Mai 2023 um 19.00 im Konzerthaus Berlin (semiszenisch)
Dramma in tre atti, Napoli 1838
(da Felice Romani: Lucrezia Borgia, melodramma in un prologo e due atti)
Kritische RICORDI-Edition von Eleonora Di Cintio

Lidia Fridman, Dalinda; Yajie Zhang, Ugo d´Asti; Luciano Ganci, Ildemaro; Paolo Bordogna, Acmet; André Moreno García, Elmelik; David Ostrek, Corboga; Kangyoon Shine Lee, Garniero; Fermin Basterra, Guglielmo; Egor Sergeev, Ridolfo; Kento Uchiyama, Ubaldo

Chor und Orchester der Berliner Operngruppe
Berliner Operngruppe
Felix Krieger, Dirigent
Giulia Randazzo, szenische Einrichtung
Steffen Schubert, Choreinstudierung

Tickets: Programm – Konzerthaus Berlin


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