Mai 112023
 

„Wie kann es sein, dass eine vollständige Oper, die 1838 komponiert worden ist, bis heute noch nie aufgeführt worden ist?“

Diese Frage beantwortete uns Felix Krieger, der Dirigent der Welturaufführung, die am 14. Mai im Berliner Konzerthaus gefeiert wird, mit folgenden Worten:

„Die Geschichte ist eine Geschichte der Verbote: Experten haben entdeckt, dass es sich bei Dalinda um eine alternative Version von Lucrezia Borgia handelt, die von Donizetti umgestaltet und zu einer eigenständigen neuen Oper ausgearbeitet wurde. Lucrezia zählt heute zu den populärsten Opern des italienischen Genies.
 
Die Oper um die Papsttochter Lucrezia Borgia wurde 1833 an der Mailänder Scala uraufgeführt, hatte aber von Anfang an aufgrund ihres für die damalige Zeit unmoralischen Inhalts große Probleme mit der Zensur und war zahlreichen Änderungen unterworfen. In Neapel, damals Lebensmittelpunkt Donizettis, wurde 1834 die Oper Lucrezia Borgia komplett verboten.
 
Um dieses Verbot in Neapel zu übergehen und die Oper am berühmten Teatro San Carlo aufzuführen, schrieb Donizetti seine Lucrezia um, änderte alle Namen in der Oper, stellte Nummern um, versetzte die Geschichte in eine andere Zeit und in eine andere Umgebung und komponierte streckenweise einen ganz neuen 3. Akt.

Noch vor der geplanten Uraufführung von Dalinda  im Jahr 1838 kam die Zensurbehörde dahinter, dass es sich bei dieser neuen Oper um eine Art „versteckte“ Lucrezia handelt, und verbot auch dieses neue Werk sofort. Dalinda verschwand somit unaufgeführt und galt bis vor kurzem als verschollen. Vor wenigen Jahren wurde die Partitur in einer Bibliothek in Neapel wieder entdeckt. Die italienische Musikwissenschaftlerin Eleonora Di Cintio hat die Opern für Ricordi ediert.  
 
Opera Co-pro Ltd., mit denen die Berliner Operngruppe ko-produziert, hat vom RICORDI Verlag für ihre Mitglieder die Rechte für die internationale „Uraufführungs-Tour“ erhalten und ein kreatives Team um die italienische Regisseurin Giulia Randazzo engagiert, die ein kompatibles Konzept für verschiedene Formate entwickelt haben, auch für ein semiszenisches Format wie das der Berliner Operngruppe.

Dalinda wird nach ihrer Uraufführung in Berlin an zahlreiche andere Opernhäuser um die Welt gehen , u.a. nach Rom, New York und London.

Die Uraufführung im Konzerthaus wird daher ein historisches Ereignis.“

 Posted by at 09:09

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