Unverhoffte Begegnung. Langsam setzt sich die S-Bahn in Bewegung. Draußen ziehen streifig die Häuser vorbei, an dunklen Fichtenästen schmelzen letzte Schneereste. Die gesperrte Fußgängerunterführung von Eichwalde wartet seit vielen Jahren auf den Fortgang der Bauarbeiten. Seit sechs Jahren wartet die ebenfalls gesperrte Fußgängerunterführung von Zeuthen auf den Fortgang der Bauarbeiten. Ich spreche eine Mitreisende an. Was ist da los? „Nicht einmal das klappt also in diesem Land!“ – An einer simplen Bahnunterführung scheitert schon die Planungs- und Handlungsfähigkeit der staatlichen Akteure. „Das stimmt mich höchst besorgt über den Zustand unserer Wirtschaft in Deutschland überhaupt“, erklärt mir die mitreisende Eichwalder Bürgerin, mit der ich angeregt in der S-Bahn plaudere. „Dass die Bahn es nicht schafft, unsere Bahnhöfe, die eigentlich Schmuckstücke sind – damals, im 19. Jahrhundert gebaut in wenigen Monaten! – oder sein könnten, in einigermaßen zugänglichem Zustand zu halten! Die Kioskbetreiber kämpfen um das nackte Überleben.“
Ich suche beim Heimfahren einen festen Halt in der Umgebung. Da – eine Frau mit Hund steigt ein. Der Hund legt sich unter die Bank mir gegenüber, betrachtet mich unverwandten Blicks. Ich merke auf: Die Augen dieses treuen Hundes strahlen etwas zutiefst Menschliches aus, dem kein noch so hartes Menschenherz widerstehen kann! Seine Herrin weiß und fühlt das. Sehen kann sie es nicht. Denn sie ist ja blind. Unverhofft strahlt mich dieses Wunder in der S46 an, irgendwo zwischen Eichwalde und Johannisthal. Und vertreibt alles Grämen und Barmen ob der Handlungs- und Planungsunfähigkeit staatlicher oder staatsnaher Akteure selbst bei kleinen Projekten.
Danke, du lieber Hund!
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