Mai 142009
 

14052009001.jpg O tempora, o mores! Welcher Sittenverfall, welche Untreue zu den althergebrachten sittlichen Grundsätzen! So klagten wir vor nicht allzu langer Zeit, nämlich am 24.06.2008, in diesem besinnlichen Blog. Denn die im Grunde ihres Herzens hoffentlich immer noch grüngesonnene Renate Künast hatte sich öffentlich für Millionen neuer Autos, statt – wie es die CDU tat – für Millionen neuer Fahrräder starkgemacht. Ausgerechnet einen Tag, nachdem die Presse gemeldet hatte, dass Angela Merkel und Renate Künast sich beim Italiener zum Abendessen getroffen hatten. Und am letzten Wochenende haben die Grünen insgesamt ein zutiefst patriotisches Bekenntnis zu den industriellen Kernbranchen unseres Vaterlandes – einschließlich der Chemieindustrie – abgelegt (Johannes Hampels Blog berichtete). Und die rechtgesonnenen Grünen fordern forsch: „Du musst Deutsch können!“ Die alten Trennlinien verschwimmen, die Karten werden neu gemischt, die Gewissheiten des vergangenen Jahrtausends zählen nicht mehr.

Und was für schlimme Sachen lesen wir heute? Das da:

Koalitionsdebatte: Westerwelle geht auf Distanz zu Merkel – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik
Westerwelle zeigte sich enttäuscht von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Erst vor kurzem habe er gesagt, dass die FDP eine „bürgerliche Regierung der Mitte“ wolle. „Daraufhin sagt die Kanzlerin, sie wolle keinen Lagerwahlkampf führen und kämpfe für eine starke CDU.“ Daraus habe er die Konsequenz gezogen: „Liberal sind wir schon, aber blöd sind wir nicht. Wir kämpfen für eine starke FDP und rennen keinem Rockschoß hinterher.“

Lieber Herr Westerwelle, bitte bedenken Sie folgendes (ich zitiere Johannes Hampels Blog vom 02.07.2008):

Wir haben hier in Friedrichshain-Kreuzberg eine neue bürgerliche Mitte aus gutverdienenden Akademikern. Sie wählen mit absoluter Mehrheit die Grünen! Die CDU und die FDP machen keinen Stich bei ihnen. Und Angela Merkel oder von der Leyen haben sich erfolgreich vom Klischee “bürgerliches Lager, bürgerliche Partei” abgesetzt! Sie haben sich eindeutig vom alten Block- und Lagerdenken verabschiedet.

Vorschlag zur Güte: Streichen wir doch den Begriff „bürgerliche Regierung“ aus unserem Wortschatz. Er bringt uns nicht weiter. Die großen Aufgaben, die kurzfristig, also in den nächsten 10 bis 20 Jahren, vor uns liegen, die lauten:

1) Ein nachhaltiges Modell der Integration der zugewanderten Volksgruppen

2) Ein nachhaltiges Modell für die Fortführung der Sozialen Marktwirtschaft

3) Ein nachhaltiges Modell des Wandels, vor allem in den Bereichen Klima und Arbeitsmarkt

Die Reihenfolge der Dringlichkeit habe ich ich hier nach den Bedürfnissen meiner jetzigen Heimat, also Friedrichshain-Kreuzbergs, erstellt. Für ganz Deutschland erkenne ich hingegen folgende Reihenfolge:

1) Ein nachhaltiges Modell für die Fortführung der Sozialen Marktwirtschaft

2) Ein nachhaltiges Modell verantwortlicher Teilhabe an Wandlungsprozessen in den Bereichen Klima und Arbeitsmarkt

3) Ein nachhaltiges Modell der Integration der zugewanderten Volksgruppen

Welche Parteien können diese Aufgaben am besten anpacken? Meine Antwort: Keine und alle! Es kommt jeden Tag von neuem darauf an. Nur wer die Aufgaben in den Mittelpunkt stellt statt eigener Machtwünsche, verdient es, an die Regierung zu gelangen. Ob er oder sie sich dann bürgerlich oder links oder ökofuzzihaft oder grün oder liberal schimpft oder beschimpft wird, ist mir herzlich egal. Tandemlösungen für jedes einzelne Problem sind gefragt. Wobei auf so einem Tandem unterschiedliche Menschen Platz finden können.

Problemlösungskompetenz zählt, nicht Ampelfarben oder Schwarzgrünmalerei, lieber Herr Westerwelle.

Und nun weinen Sie bitte nicht. Gelassen läuft’s. Kehren Sie in die Mitte zurück, der Sie doch angehören. Wir Männer müssen uns schlicht damit abfinden, dass in diesem Augenblick in dieser Republik einige weitblickende Frauen in einigen Parteien eher den Schlüssel zur Lösung des ganzen Kuddelmuddels in der Hand halten als wir Männer. Auch wenn speziell diese Frauen bekanntlich keine Röcke tragen.

Unser Foto zeigt eine schiedlich-friedliche Begegnung zwischen dem smarten Zweisitzer des hier bloggenden Hobbypolitikers und dem smarten Viersitzer eines Unbekannten. Gelassen läuft’s! Aufgenommen vor einer Stunde auf dem Rückweg von der Schule in Friedrichshain-Kreuzberg.

 Posted by at 11:15

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