Feb 042010
 

Mit besonderer Freude reihte ich mich kürzlich in die Schar der Gratulanten ein, als im CDU-Kreisverband Friedrichshain-Kreuzberg Tanja Woywat zur stellvertretenden Kreisvorsitzenden gewählt wurde. Ein guter, ein mutiger Schritt! Die Frauen-Union war auch die erste CDU-Parteigliederung, die mich als Gast zu einem meiner kommunalpolitischen Kernthemen – der von Männern gern belächelten Fahrradpolitik – eingeladen hat. Dafür gebührt ihr mein fortfahrender Dank.

Sicher muss man einräumen: manchen Frauen und Männern reicht das noch nicht. Sie verlangen eine gleichberechtigte Frauenbeteiligung an allen Parteiämtern. Sie verlangen die völlige Gleichstellung, also z.B. die Quotierung. Das haben die Grünen mit ihrer berühmten „Doppelspitze“ so gehalten. Neben Renate Künast stellen sie nominell gleichberechtigt Jürgen Trittin. Dies erinnert an das Kollegialitätsprinzip der alten römischen Senatsrepublik: 2 Konsuln, 2 Quaestoren usw.  Ein Vorbild für die anderen Parteien?

Das könnte bedeuten: Neben die Bundesvorsitzende müsste ein gleichberechtigter Bundesvorsitzender treten. Denn selbstverständlich gölte der Gleichstellungsgrundsatz auch für Männer. Wir bräuchten dann unter Umständen die „Jungenförderung“. Und dann sollten alle Ämter im „Reißverschlussverfahren“ vergeben werden. So schrieb die bekannte, von einer Frau geführte Einrichtung „BMFSFJ“ bereits im Jahr 2008:

BMFSFJ – Politik für Frauen und Männer
Entscheidungspositionen müssen in gleichem Umfang von Frauen und Männern besetzt werden – in der Wirtschaft und in der Politik. Frauen brauchen die gleichen Chancen und die gleichen Möglichkeiten. Sie dürfen nicht länger schlechter bezahlt werden.

Dies ist nur erreichbar, wenn die ungleiche Verteilung unbezahlter Fürsorge- und Hausarbeit zwischen Männern und Frauen überwunden und tradierte Rollenmuster erweitert werden, die vor allem Mütter und Väter daran hindern so zu leben, wie sie es sich wünschen.

Ich habe die Forderung nach mehr Frauen in der Politik immer unterstützt. Ja, ohne das Vorbild einiger bedeutender CDU-Frauen wäre ich wahrscheinlich nicht zu diesem Zeitpunkt (01.05.2007) in der CDU gelandet. Unter Helmut Kohl bin ich und wäre ich – trotz des geeigneten Alters – nicht in die CDU eingetreten. Das ist nun mal so. Im Bundestagswahlkampf habe ich namentlich, ausdrücklich und mit nicht unbeträchtlichem zeitlichem Einsatz zwei Frauen unterstützt, nämlich die Wahlkreiskandidatin in Friedrichshain-Kreuzberg und die Kanzlerkandidatin der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands. Ich war aktives Mitglied des Teams.

Trotzdem muss ich sagen: Ich habe diese und andere Frauen nie deswegen unterstützt, weil sie Frauen sind, sondern weil ich ihre politische Arbeit und ihre Ansichten unterstützenswert finde. Ich hege zwar die Vermutung, dass die deutsche und europäische Politik insgesamt von einem höheren Frauenanteil profitieren würde. Aber eine starre Quote? Bisher konnte mich das starre Quotenmodell in der Politik nicht überzeugen. Die Leistung muss zählen. Und dass Frauen oft Wertvolleres leisten als ihre männlichen  Mitbewerber um dieselben Posten, das habe ich mehrfach in diesem Blog zu belegen versucht.

Ich habe bereits bei meinem ersten CDU-Kreisparteitag am 01.12.2007 Kinderbetreuung  gefordert und erhalten. Und ich war der einzige, der sie dann in Anspruch nahm. Nur dank der Kinderbetreuung konnte ich den Parteitag ohne zusätzliche Kosten besuchen und die von mir zahlreich eingebrachten, oft abgelehnten Anträge verteidigen. Die anderen Männer und Frauen brachten keine Kinder und auch keine Enkelkinder mit. Wer passte auf sie auf?

Oh Leserinnen, wenn ihr mir das nicht abnehmt, blättert zurück in dieser neu angelegten Kategorie  „Frauen und Männer in der Polititk“. Diskutiert mit! Streitet euch mit mir!

Also Frauen – ermannt euch doch bitte! Rein in die Polit-Puschen! Wenn ihr besser seid als die Männer, werde ich euch wählen. Allerdings: Wenn der männliche Kandidat mir besser scheint – dann werde ich den Mann wählen.

Einsatz, Leistung, Fleiß, Klugheit, Ernsthaftigkeit, Demut, Sachlichkeit – das sind die Eigenschaften, die ich mir von Politikerinnen und Politikern wünsche. Wie lange einer das Parteibuch hat, ist nebensächlich. Diese genannten Tugenden stehen beiden Geschlechtern offen.

 Posted by at 13:33

  One Response to “Politik für Frauen UND Männer: brauchen wir die Quote?”

  1. Ich war früher skeptisch gegenüber der institutionalisierten Bevorzugung von Frauen bei Wahlvorgängen.

    Inzwischen dominieren bei den Grünen die Frauen. Wir haben mehr Frauen als Männer unter unseren Abgeordneten und Delegierten und sonstwie Gewählten, und wir haben deutlich mehr Frauen unter den Wählern selber.

    Mit gutem Ergebnis.

    Etwas widerstrebend bin ich mit der Zeit zu dem Ergebnis gelangt, dass diese allmähliche „Machtübernahme“ der Frauen, ihr Übergewicht zumindest bei den Grünen, eine gute Sache ist.

    Das „Matriarchat“ ist allerdings und glücklicherweise noch keine Option. Ob es mal so weit kommt? – Ich werde es nicht mehr erleben.

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