Mrz 022010
 

Europe’s Errors – TIME
I am not exaggerating when I say Europe’s obsession with restructuring its internal arrangements is akin to rearranging the deck chairs of a sinking Titanic.

Im Flieger von Berlin nach Düsseldorf las ich genüsslich die aktuelle TIME, March 8, 2010, etwa über die Vorzüge des Barfußlaufens, S. 40, oder über die Vorzüge des häuslichen Unterrichts, S. 37. Letzteres, also Schulverweigerung, führt allerdings in Deutschland zu Stigmatisierung, Geldbußen und Sorgerechtsentzug. Die Auflage von TIME: 5,8 Millionen Exemplare. Was hier steht, hat Wirkung!

Im Sinkflug befindet sich der Kontinent Europa. Insonderheit die EU. Ein Haufen von selbstverliebten zankenden Schrebergärtnern, die nichts gebacken kriegen. Dies behauptet Kishore Mahbubani auf S. 20. Lesenswerte Gardinenpredigt! Europa verfehlt seine Stärken, es ist blind gegenüber den globalen Herausforderungen. Europa steht sich selbst im Weg, weil die EU im wesentlichen allzu oft als bloße Umverteilung von Ressourcen hin- und hergerissen wird.

Ich wage nicht, Herrn Mahbubani zu widersprechen – zumal er ausdrücklich seine Sicht als „Außensicht“ ausweist.Der Kontinent Europa ist noch nicht zu sich selbst gelangt – und die EU leistet zu wenig dafür, dass dies so werde. Selbstbezüglichkeit herrscht vor.

Ein kleiner Beleg aus meiner europäischen Innensicht: Wenn deutsche Christen von „Ökumene“ sprechen, weisen sie stolz darauf hin, dass Protestanten und Katholiken einander nicht mehr die Schädel einschlagen.  Die europäische Kirchenspaltung sei deshalb praktisch (wenn auch nicht dogmatisch) überwunden.

Was ist dran? Hier wage ich – immerhin! – zu widersprechen. Ein winziger Beleg: Die Katholiken und die Protestanten in Deutschland haben es immer noch nicht geschafft, die entscheidende, die viel tiefer liegende Kirchenspaltung ins Auge zu fassen, zu benennen, geschweige denn sie zu überwinden. Ich meine das Schisma von 1054, als West- und Ostkirche sich trennten. Seither ist Europa kulturell tief gespalten, und zwar bis zum heutigen Tag. Kleinasien, also die heutige Türkei, Bulgarien, Russland, Teile von Ukraine, Griechenland – diese und andere Länder zählen seit damals zum Osten. Sie sind für uns – das andere Europa (von uns aus gesehen). Wir sind für sie – auch für die Türkei: das andere Europa (von ihnen aus gesehen).

Dass dies in den deutschen Kirchen und auch in der CDU Deutschlands nicht gesehen und gesagt wird, erstaunt mich immer wieder. Ich meine: Es muss deutlich gesagt und oft wiederholt werden. Ich habe größte Mühe, den Sachverhalt meinen russisch-orthodoxen Familienangehörigen gegenüber zu rechtfertigen. Ehrlich gesagt: ich unternehme keine Versuche dazu.

Eine christliche Ökumene, die so tut, als sei sie ohne die mittlerweile überall in Europa lebenden „östlichen“, orthodoxen Christen vollständig, greift ins Leere.

Dies ist nur einer der vielen Belege dafür, dass wir Europäer endlich in die Gänge kommen müssen – nicht nur politisch, sondern auch kulturell. Dazu gehört, dass die Politik und die Menschen sich in den gesamten Strom der europäischen Geschichte stellen und nicht einen Teil abspalten.

Europa must get its act together! Wake up, get to your feet, reach out!

 Posted by at 15:26

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