„20 Jahre deutsche Einheit“ – diesen Tag feierte ich mit verschiedenen Familien und Freunden, vormittags in meiner bunt gemischten Gemeinde schräg gegenüber dem Rathaus Kreuzberg. Ich vernahm bei herrlichstem Sonnenschein im Laufe des gestrigen Tages russische, alte griechische, lateinische, deutsche, englische, hebräische, arabische Namen, Worte, Wendungen und Namen. Der Chor Gaudeamus („Freuen wir uns“) aus Lichtenrade sang. Meine Frau Ira sang während der Kommunion ein Gloria Patri von Vivaldi, ich spielte auf der Geige dazu, ließ die Stimme des Instruments durch den ganzen weiten Raum schallen.
Am Nachmittag radelten wir quer durch Berlin zu unserem Liguschatnik, dem traditionellen Schülerkonzert der russischen Nachwuchsgeiger im Alter von 4-8 Jahren. Ein herrliches Programm, zu dem mein Sohn den dritten Satz des h-moll-Konzerts von O. Rieding beisteuerte! Was die Buben alles lernen und leisten, wenn sie nur kundig gestützt und gefordert werden, ist verblüffend!
Die Reden Joachim Gaucks und die des Bundespräsidenten Wulff kann ich heute nachlesen. Ich bin sehr zufrieden, hocherfreut über beiden Reden! Allein schon das Zitat aus Goethes West-östlichem Divan freut mich über die Maßen.
Orient und Okzident
sind nicht mehr zu trennen
(„Endlich fangen sie wieder an den Divan zu lesen und zu zitieren!„, so meine ketzerischen Gedanken, die ich natürlich niemals öffentlich aussprechen würde!).
Die Grundgedanken der beiden Reden entsprechen meiner eigenen Sichtweise in sehr hohem Maße: Beide Redner haben sich für verbindliche Werte stark gemacht. Beide haben keine Schuldzuweisungen an einzelne Gruppen betrieben, sondern zu mehr Verbindlichkeit, zu mehr Eigenverantwortung, zu mehr Gemeinsamkeit ermutigt. Beide haben die erreichte Staatlichkeit gelobt und die Bürger eher ermuntert, statt ihnen etwas zu versprechen oder das Blaue vom Himmel in Aussicht zu stellen. Beide Redner haben mehr nach vorne in die Zukunft als nach hinten in die Vergangenheit geschaut.
Ich hätte wahrscheinlich keine so guten Formulierungen gefunden, aber ich wäre froh gewesen, wenn ich sie gefunden hätte. Ich hätte ganz ähnliche Akzente gesetzt wie Joachim Gauck und Bundespräsident Wulff. Und genau das ist das Merkmal guter, erfolgreicher Reden, wenn ein Zuhörer oder Leser empfindet: das hätte ich aber auch gerne so schön gesagt!
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