Das neue Jahr 2011 feierten wir als Familie durch ein Silvesterkonzert mit Geigen und Singen in der Demenzstation eines Altenwohnheimes an. Wir spielten aus freien Stücken, aus freiem Entschluss. Und wir wählten ohne Not und ohne Noten die Stücke, die uns gerade einfielen: Joseph Achrons Hebräische Melodie und Bachs d-moll-Sarabande, eine freie Phantasie nach Mozarts „Das klinget so herrlich“ und Vivaldis „Gloria Patri“.
„So werden wir vielleicht auch einmal sein. Mit deiner Musik schenkst du den Menschen eine riesige Freude“, sagte ich zu meinem Sohn. Und so war es. Die Töne schwebten durch die Luft nach oben.
Demenz – das ist für uns mittlerweile eigentlich keine Krankheit, sondern ein besonderer Zustand des Menschlichen, der uns alle erwarten kann.
Anschließend besuchten wir das Silvesterkonzert in der Evangelischen Ulrichskirche zu Augsburg. Mein Blick schweifte über die Malereien und Stuckaturen.
Der verratene Mensch Joseph (im Koran Jussuf genannt) fesselte mich. Franz Friedrich Franck hat das Gesicht des Joseph ganz deutlich in das Schlaglicht gerückt. Joseph ist der Überflüssige. Der überflüssige Mensch ist der wichtigste Mensch. Ihm gilt mein besonderes Willkommen.
Ein paar Blicke weiter – und ich entdeckte den Anker der Hoffnung als festliche Stuckverzierung. Als Waage ist der Anker der Hoffnung gestaltet, wobei die Himmelssphäre die Erdenschwere überwiegt.
So fand ich mein Motto für das anbrechende Jahr 2011:
Freiheit und Fürsorge – ein Willkommen für jeden Menschen!
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern, allen Gesprächspartnern und Widersachern und Unterstützern diesen Geist der Freiheit und der Fürsorge im Neuen Jahr 2011.
Ein freies und fürsorgliches Neues Jahr euch allen!
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