„Furor impius intus
saeva sedens super arma et centum vinctus aenis
post tergum nodis fremet horridus ore cruento.“
„Der ruchlose Zorn welcher drinnen
sitzt über die klirrenden Waffen, wird, gebunden mit hundert
ehernen Knoten hinter dem Rücken, knirschen mit blutigem Maul.“
Vergil verleiht seiner Hoffnung Ausdruck, dass im Friedensreich des neuen Kaisers (=divus Julius) endlich der Zorn, der Furor des Krieges, ein für allemal gebunden und gefesselt sein wird.
Diese von mir frei übersetzten Worte aus Vergils Aeneis kommen einem unwillkürlich in den Sinn, wenn man liest, wie tugendfuriengleich Frauen hier bei uns in Germanien über einen Mitmann wüten: „Mit seinem Wort Tugendfuror hat er uns verletzt!“
http://www.stern.de/politik/deutschland/tugendfuror-praesident-gauck-im-sexismus-fettnaepfchen-1980370.html
Der Fall verdient Erörterung! Denn der Furor, lateinisch furor, ein männliches Substantiv für „der Zorn“, erinnert in der Tat von ferne an furia, das lateinische Substantiv für die Rachegöttinnen, griechisch die Erinnyen.
„So was typisch Deutsches, eure langweiligen Debatten, ihr habt nicht mehr alle Tassen im Schrank, euch Deutschen haben sie was ins Frühstück gemischt, und für so was habt ihr Zeit?“, bestätigen mir una voce – einstimmig – meine ausländischen Freundinnen aus Ost und Süd und West und Mediterran.
Doch auch wir wollen den Frieden an der urgermanischen Sprachfront. Möge der ruchlose Zorn des Sexismus, der furor impius der Sexismusvorwürfe eingehaust und eingesperrt werden mit hundert Knoten und hundert Verboten!
Hier ein Kompromissvorschlag zur Besänftigung der urdeutschen Tugendfurien bzw. Tugenderinnyen: Mindestens das Wort Tugendfurie bzw. Tugendfurien sollte man vorübergehend zu den verbotenen Wörtern rechnen. Tugendfuror – da männlichen Geschlechtes – würde ich derzeit noch nicht verbieten.
Im Kreuzberger Café Südblock gibt es bereits heute eine geschlechtsneutrale Toilette für Frau und Mann und die zahllosen Transgender-Menschen gleichermaßen. Dort, im Südblock, sollten wir einmal in aller Ruhe überlegen, welche weiteren ruchlosen Wörter man/frau auf die Liste der auszumerzenden Wörter zu setzen hätte.
Hier kommen weitere Vorschläge:
a) „Schwaben“. Ein ruchloses Wort! Denn „Schwaben“ lautet auf Russisch ein umgangssprachliches Wort für Deutsche, aber ebenso auch für Schaben oder Kakerlaken, wie mir Sprecherinnen des Russischen versichern. „У нас есть швабов на кухне. Wir haben Schwaben (=Schaben) in der Küche“, sagt der Russe. Wenn also ein Schwabe das Wort Schwabe hört, könnte er sich verletzt fühlen, da die Russen, wenn sie Deutsch sprechen, unbewusst an Kakerlaken denken und somit ein negatives Vorurteil gegenüber den Schwaben bestärkt wird.
Möglicher Ersatz für Schwäbinnen und Schwaben: Alemanninnen und Alemannen.
b) „Russen“. Denn „Russen“ lautet auf Bairisch ein umgangssprachliches Wort für Schaben bzw. Kakerlaken, wie mir Sprecher des Bairischen glaubwürdig versichern. „Mir hom lauta Russn in da Kichn.“ Wenn also ein Russe das Wort Russe hört, könnte er sich verletzt fühlen, da die Baiern, wenn sie Deutsch sprechen, unbewusst an Kakerlaken denken und somit ein negatives Vorurteil gegnüber den Russen bestärkt wird. Möglicher Ersatz für Russinnen und Russen: Rossjaninen und Rossjanen.
Befund: Auszusondern sind nach jetzigem Stand folgende Wörter: „Furor“; „Furie“ samt allen Zusammensetzungen wie etwa „Tugendfurie“; „Schwabe“; „Russe“; noch nicht „Tugendfuror“
P. Vergilii Maronis opera, ed. Mynors, Oxonii, 1969, Aeneidos I, vv. 293-296
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