C’est dans moi que je trouve …

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Aug 062015
 

Pascal schreibt: „Ce n’est pas dans Montaigne, mais dans moi, que je trouve tout ce que j’y vois.“ Pensées, Ms. p. 431

Pascal! Ist er ein Autor der Vergangenheit? Hat er wirklich früher, genauer: vom 16. Juni 1623 bis zum 19. August 1662 gelebt? Ich zweifle zwar nicht daran. Und doch gibt es für mich – vielleicht mit Ausnahme von Augustinus – kaum einen anderen älteren Autor, bei dem der zeitliche Abstand so gering wirkt, kaum einen europäischen Autor, bei dem das Ich so schnell zuhause ist, kaum einen Schriftsteller, bei dem das Ich sich so wiederfindet … wie eben Blaise Pascal. Die erstaunliche Konstanz und Unveränderlichkeit des Französischen mag einen nicht unwesentlichen Beitrag zu dieser Erfahrung leisten.
Ich würde also beim Lesen seiner Pensées ohne zu zögern sagen:
Ce n’est pas dans Pascal, mais dans moi, que je trouve tout ce que j’y vois.

Quellenangabe:
Pascal: Pensées. Préface et introduction de Léon Brunschicg. Le livre de poche. Librairie Générale Française, 1972, S. 23 [431]

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Eisenach, das Tor zur Thüringer Städtekette

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Aug 052015
 

Residenzhaus 20150716_111809
Eisenach, 16. Juli 2015. Nach der Ankunft in Eisenach kauften wir gleich einen Radwanderführer zur Thüringer Städtekette, denn allzu leicht lässt man die Perlen seitab des Weges liegen und schaut nicht links noch rechts. Eine sorgenfreie Navigation ist wirklich sinnvoll, wenn man große Ziele vor der Nase hat, denn dann kann man sich ausgiebig dem Betrachten und Genießen von all dem Herrlichen widmen, das einen erwartet.

Unser erster Weg vom Bahnhof Eisenach führte uns gleich zu unserem „Residenzhaus“ für eine Nacht, das in einem alten Gebäude am Marktplatz eingerichtet ist und strategisch sehr günstig als Basislager für die Besteigung des Burgberges liegt (siehe Bild oben). Dort legten wir erst einmal unsere Packtaschen ab und begannen die Erkundung der Stadt.

Der erste Anstieg unserer Radtour führte uns gleich im strahlenden Sonnenschein den Burgberg zur Wartburg hoch. Das dichte Laubgeflecht der herrlichen alten Buchen schirmte uns vor den Sonnenstrahlen ab, aber die Steigung war uns doch zu beschwerlich, als dass wir sie mit Pedalkraft hätten bewältigen können. So schoben wir unsere Räder den größeren Teil des Anstiegs zur Wartburg hoch und parkten sie am Fuße der Burg auf dem Parkplatz vor der Bude mit den Thüringer Bratwürsten.

Thüringer Wald20150716_123410

Dort oben belohnte uns im Hof ein großartiger Rundblick weit in den Thüringer Wald hinein.

Wir kauften uns Eintrittskarten für die nächste Führung, die um 13 Uhr beginnen sollte. Treffpunkt war am Brunnen vor dem Eingang zum Palas der Wartburg. Bis dahin bestiegen wir erst einmal den Südturm und blickten ringsum hinein in die grüne sonnenbeschienene Landschaft.
Auch war Zeit genug, um sich ein paar Grunddaten der Wartburg einzuprägen! Gegründet wurde die Wartburg der Sage nach 1067 vom Grafen Ludwig dem Springer. Die vier wichtigsten Ereignisse, für die diese Anlage als Schauplatz genannt wird, sind:
Der sagenhafte „Sängerkrieg auf der Wartburg“, ein Motiv, das wohl in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts aufblühte
Das Leben und Wirken der Elisabeth von Ungarn oder auch Elisabeth von Thüringen (1207 Pressburg (?) – 1231 Marburg), die sich durch tätige Nächstenliebe vor allem in Eisenach und Marburg für Arme, Kranke und Bedrängte einsetzte
Das politische Asyl vor der Verfolgung durch Kaiser und Reich, das Martin Luther 1521/22 hier genoß und das er zur Übersetzung des Neuen Testaments aus dem Griechischen ins Deutsche nutzte
Das erste „Wartburgfest“ deutscher Studenten und einiger Professoren am 18.10.1817, bei dem erstmals die schwarz-rot-goldene Flagge als Zeichen der nationalen Einheit gezeigt wurde.

Löwe20150716_125137

Oben auf dem Palas thronend bewachte uns aufmerksam ein mächtiger steinerner Löwe, das Wappentier der Landgrafen von Thüringen.

Hinweis zum Radwanderführer:
Gabi Weisheit: Der Thüringer Städtekette-Radwanderführer. Von Eisenach nach Altenburg. Verlag grünes Herz, 3. Aufl.. Ilmenau 2012

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Woher kommt der wirtschaftliche Mindererfolg der Eurozone?

 Europäische Union, Geld, Gouvernance économique, Soziale Marktwirtschaft  Kommentare deaktiviert für Woher kommt der wirtschaftliche Mindererfolg der Eurozone?
Aug 042015
 

Ein Blick auf die aussagefähigen Datentabellen im aktuellen Economist (August 1st 2015) bestätigt ein verblüffendes Ergebnis, das schon seit Jahren immer konsistent wieder bestätigt wird:

Die wesentlichen wirtschaftlichen Kennziffern der Eurozone, also der EU-Länder, die den Euro als amtliches Zahlungsmittel eingeführt haben, liegen deutlich hinter vergleichbar großen Wirtschaftsräumen zurück. Die Eurozone schneidet seit Jahren in Sachen Arbeitslosigkeit, BIP und Industrieproduktion schlechter als China und die USA ab. Der Abstand zwischen USA und China einerseits und der Eurozone andererseits weitet sich folglich aus.

Hier die letzten verfügbaren Zahlen:
Arbeitslosigkeit/BIP-Veränderung/Industrieproduktion der USA:
5,3%/+2,9%/+1,4%
Arbeitslosigkeit/BIP-Veränderung/Industrieproduktion Chinas:
4,0%/+7,0%/+6,8
Arbeitslosigkeit/BIP-Veränderung/Industrieproduktion der Eurozone:
11,1%/+1,0%/+1,6%

Noch erstaunlicher, geradezu krass aber finde ich:
Die Nicht-Euro-Länder der EU (etwa Großbritannien und Polen) und die europäischen Nicht-EU-Länder (etwa die Schweiz und Norwegen) schneiden in den genannten drei Kriterien ebenfalls deutlich besser ab als die Eurozone. Der Abstand der Eurozone zu den Nicht-Euro-Ländern und zu den europäischen Nicht-EU-Ländern weitet sich im Laufe der Jahre also ebenfalls zu Ungunsten der Eurozone ebenfalls aus.

Fazit:
Die Eurozone schneidet seit längerem gemessen an Arbeitslosigkeit, BIP-Wachstum und Industrieproduktion signifikant schlechter als China und USA sowie konsistent schlechter als die anderen vergleichbaren europäischen Länder sowohl innerhalb als auch außerhalb der EU ab. Die Eurozone weist schlechtere wirtschaftspolitische Kennziffern als der Rest Europas auf.

Wie ist dieser schon seit Jahren andauernde relative Mindererfolg der Eurozone gegenüber allen anderen vergleichbaren Wirtschafts- und Währungsräumen zu erklären? Woran liegt es eigentlich? Ist der Euro als solcher eine Wachstums- und Beschäftigungsbremse? Ist der Euro als solcher nachteilig für die Wirtschaft insgesamt? Oder haben die europäischen Länder Schweiz, Norwegen, Polen und Großbritannien schlechterdings fleißigere ArbeiterInnen, schlechterdings klügere Köpfe, schlechterdings bessere PolitikerInnen oder einfach besseres Wetter als wir? Steckt ein Systemfehler hinter dem Euro, oder haben die Politiker etwas falsch gemacht?

Fing uns ein Wahn? Trog uns treuer Glaube an den Euro?

Quelle:
Economic and financial indicators, The Economist, August 1st 2015, Seite 72

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Am Steilufer

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Aug 032015
 

20150803_101118[1]Liestu ma hier: Judith Luig: „Posse am Landwehrkanal“, Berliner Morgenpost, heute, S. 3: Eine ganze Seite ist dem Kreuzberger Landwehrkanal gewidmet. Hurra, das war ja unser Heimatkanal! 1000 Mal sind wir kopfschüttelnd oder auch nicht kopfschüttelnd schon am abgesperrten Grundstück am Paul-Lincke-Ufer vorbeigefahren. Heute erfahren wir, warum sich dort nichts ändert. Der Kreuzberger Gastwirt Firat Aygül vermutet, der Zaun schütze Menschen, „die hier Dinge machen wollen, die nicht jeder mitbekommen soll“. Der Kreuzberger Anwohner Thorsten Dembsky meint, das Geld für die Sanierung des Landwehrkanals sei „sicher in die Hauptmann-Schule geflossen“.
2 steile Thesen, steiler als das abgesperrte Ufer des Landwehrkanals! Welche von beiden stimmt? Wer weiß es? Wir nicht!

 Posted by at 10:18