Ein großes Vorbild und Muster europäischer Flüchtlingspolitik bietet zweifellos Aischylos in seiner Tragödie Schutzsuchende (Ἱκέτιδες). Wir erleben 50 asylsuchende Frauen aus Ägypten, die sich der Zwangsverheiratung widersetzen, verfolgt von der Männer Wut, von Mordgeschrei und Kriegsdrohung. Bomben und Kanonen gab es damals nicht. Heute sind es junge Männer, damals waren es junge Frauen. Aber die geographische Herkunft ist dieselbe, nämlich Syrien und Ägypten samt den das Mittelmeer säumenden Nachbarländern, der Nahe Osten eben, die Levante.
So tragen die Asylbewerberinnen gleich zu Beginn bei Zeus ihre Herkunft so vor:
Ist ja sein das Land auch
An Syriens Grenzen, aus dem wir entflohn
Das Problem war bei Aischylos damals im 5. Jh. v.d.Z. im wesentlichen dasselbe wie heute in der Europäischen Union .
„Sollen wir die Masse Asylsuchender aufnehmen, auch wenn unser Gemeinwesen dadurch erheblichen Schaden erleidet? Ist die Aufnahme sittlich und rechtlich geboten, auch wenn es unserem Staate nicht nützt?“
Zitatnachweis:
Aischylos: Die Schutzsuchenden. In: Aischylos. Die Tragödien. Übersetzungen mit Anmerkungen von Emil Staiger und Walther Kraus. Nachwort von Bernhard Zimmermann. Philipp Reclam jun. Stuttgart 2002, S. 237-279, hier S. 237
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