Sep 162008
 

In der Berliner Zeitung lesen wir heute:

Berliner Zeitung – Aktuelles Wissenschaft – Deutsche finden fremdartige Raubameise
Washington/Karlsruhe – Karlsruher Forscher haben im brasilianischen Regenwald die primitivste lebende Ameise gefunden. Das Tier erschien ihnen so fremd, als stamme es von einem anderen Planeten.

Daher wählten sie den Namen Martialis heureka – etwa: «Hurra, ich habe die gefunden, die vom Mars stammt». Nach einem Gentest – die DNA dafür stammte aus dem rechten Vorderbein – wurde die neue Art in eine eigene Unterfamilie geordnet.

Wie ist dieser neue Name zu beurteilen? Er scheint dem anerkannten Gebot der internationalen zoologischen Verbände gerecht zu werden, Lateinisch zu sein oder wie Lateinisch zu klingen. Aber aufgepasst! Heureka ist griechisch. Es heißt: Ich habe gefunden – ein resultatives Perfekt. Martialis wiederum klingt nicht nur lateinisch, es ist sogar Lateinisch! Das Wort bedeutet tatsächlich „zum Mars gehörig“. Es diente auch als geläufiger römischer Vorname. Doch Vorsicht: In diesem lateinisch-griechischen Mischgebilde müsste das Adjektiv im Akkusativ stehen. Also „Martialem heureka“.  So würde es mir gefallen. Bin ich mit dieser Korrektur ein Besserwisser und Nörgler? Nein – nur ein Sprachpfleger.

Denn ich meine: Griechisch, Latein und Hebräisch – diese drei Sprachen stehen am Anfang unserer gemeinsamen europäischen Kultur. Sie bergen den Mutterboden. Es sollte zu allen Zeiten einige, oder besser viele Leute geben, die sich um sie kümmern, die sie erlernen und an die Jugend weitergeben.

Es gilt nicht nur, brasilianische Raubameisen zu benennen, sondern die Grundworte unseres Denkens weiterhin verständlich zu halten.

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Im Bann der Venus

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Dez 042007
 

venus.GIF Spät abends am Samstag fuhr ich mit Wanja zum Kreuzberg. Es war eine mondfreie, fast unbewölkte Nacht. Wir stellten unser Teleskop auf, justierten es mühsam ein. Nach 10 Minuten Suchen hatte ich endlich den hellstenLichtpunkt am westlichen Abendhimmel erfasst: eine grünliche, an den Rändern ausgefranste, oszillierende, gallertartige kreisförmige Masse, die fast das gesamte Sichtfeld im Objektiv einnahm. So also sieht die Venus aus! Am Himmel leuchtet dieser Planet bei bloßem Auge so strahlend und unverrückbar, im Objektiv des Teleskops erscheint er hingegen als höchst wandelbares, unruhig flackerndes Licht, umhüllt von einer undurchdringlichen Gashülle. Der gestirnte Himmel über uns mag unwandelbar erscheinen wie das moralische Gesetz in uns – er ist aber ein ständiges Werden, Wandern und Vergehen! In 4 Milliarden Jahren wird dies alles nicht mehr sein. Nachdenklich packte ich das Gerät ein, mehr wollte ich für diesen Abend nicht sehen.

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