Jan 062008
 

Erstaunlich, dass ausgerechnet der aktuelle englischsprachige Spiegel online die knappste und aktuellste mir bekannte Gesamtdarstellung des Mythos Stradivari bringt. Gute, ausgewogene Berichterstattung durch Autor Carsten Holm! Es wird sogar ausgiebig aus dem Nähkästchen der Händlertricks und Käuferfinten geplaudert. Zitat:

The cult surrounding the 300-year-old violins has sent prices through the roof, making the Italian masterpieces a coveted investment worth millions. Only a handful of dealers control the market — and they’re willing to pull any number of strings to maximize profits.

Lesenswert für alle, die dem Zauber der Stradivari erlegen sind – oder noch nicht erlegen sind! Zu den letzteren gehört aufgrund eigener Hörerfahrungen im Konzertsaal der Autor dieses Blogs.

Welches ist denn nun die beste Geige? Meine Meinung ist: Die beste Geige ist stets diejenige, welche du gerade spielst. Und selbst wenn sie es nicht sein sollte: Behandle sie so, als wäre sie es! Du wirst ein Wunder erleben, und deine Zuhörer auch!

Soeben erfahre ich durch einen aufmerksamen Leser, dass dieser Bericht im gedruckten Heft auch auf deutsch erschienen ist, und zwar am 10. Dezember 2007.  Ankündigung im damaligen Editorial des Spiegels:

Als SPIEGEL-Redakteur Carsten Holm, 52, in der Wiener Werkstatt des deutschen Geigenbaumeisters Marcel Richters, 49, zum ersten Mal eine bald 300 Jahre alte Stradivari in die Hände nahm, wurde ihm mulmig. Drei Millionen Euro war die Violine wert, und es beruhigte ihn kaum, dass das teure Stück Holz gut versichert war. Beim Versuch, den Mythos Stradivari zu ergründen, kam Holm während der Recherchen in Chicago, London und München den seltsamen, bisweilen sogar kriminellen Usancen der Geigenhandelsbranche auf die Spur. „Wenn mein Name erscheint, bin ich erledigt“, sagte ihm ein Insider, der Zeuge von Schwarzgeldgeschäften in Millionenhöhe war. Selbst Händler sprechen von der „Stradivari-Mafia“, manche mit Schrecken, andere, so Holm, „mit einem breiten Grinsen“ (Seite 160).

 Posted by at 20:14

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