Jun 212008
 

Gerechtigkeit, Freundschaft, Sicherheit – das sind alles schlichte, uralte Tugenden. Der Koran, die Bibel, Platon, Aristoteles, der Talmud und Immanuel Kant sind voll von Erwägungen darüber! Wer Gerechtigkeit und Freundschaft fordert, liegt eigentlich nie falsch. Zunehmend erkennen das auch Bürgerbewegungen und politische Gruppierungen. Sie sagen nicht mehr: „Weg mit den umweltschädigenden erdölgestützten Verkehrsmitteln!“, sondern schreiben sich bewährte Werte wie Freiheit, Gerechtigkeit oder Freundschaft auf die Fahnen – oder auch buchstäblich auf den nackten Leib. Eins der vielen Beipiele für diese neue Schlichtheit in der Kommunikation entnehme ich der Berliner Morgenpost aus dem Hause Axel Springer, und zwar der Ausgabe vom 08.06.2008:

Splitternackt sind gestern Hunderte Menschen durch das Zentrum von Madrid geradelt, um für mehr Sicherheit für Radfahrer im Straßenverkehr zu demonstrieren. Die Demonstranten fuhren am Morgen von der Plaza de Cibeles in Richtung Plaza de España los. Die Kundgebung stand unter dem Motto „Nackt im Angesicht des Verkehrs, Gerechtigkeit auf der Straße“. Autos verstopften die Straßen und machten sie zu „feindlichen und gefährlichen Orten“, erklärten die Organisatoren.

Bemerkenswert: Erneut wird der Begriff „feindlich“ gewählt, um den Ist-Zustand zu beschreiben. Dies dürfte bestätigen, was wir im vorherigen Eintrag schrieben: Letztlich hat sich die Art Mensch nicht von der Einteilung der Welt gemäß dem Freund-Feund-Schema entfernt. Diese Unterscheidung scheint biologisch verankert zu sein wie Lachen und Weinen.

An dieser Grunddisposition können wir kaum etwas ändern. Es gilt also für uns, bewusst Freundschaft zu säen, wo bisher Feindschaft erfahren wird, z.B. durch eine bessere, freundschaftliche Art des Miteinander-Umgehens im Straßenverkehr. Man muss sich ja nicht immer gleich ausziehen.

Hunderte Radler protestieren nackt in Madrid – Panorama – Printarchiv – Berliner Morgenpost

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