Feb 052010
 

Zu den spannendsten und schönsten politischen Erfahrungen, die ich bisher machen durfte, gehörte der gesamte Internet-Wahlkampf bei der vergangenen Bundestagswahl. Zwar vermisste man mich (schmerzlich?) bei den traditionsgesättigten Stammtischen, aber die wöchentlichen Wahlkampfbesprechungen und die virtuellen Beratungen im Netz habe ich fast alle besucht. Insgesamt habe ich im Bundestagswahlkampf 2009 sicherlich 250-300 Stunden ehrenamtliche Parteiarbeit geleistet, davon etwa 50% (!) mit dem Rechner im Internet, etwa 30% auf der Straße und in Veranstaltungen, und etwa 20% bei parteiinternen Besprechungen im kleineren Kreis.

Plakatekleben und Stammtischbesuch – das war noch bis vor wenigen Jahrzehnten das Rezept einer erfolgreichen Parteikarriere. „Und bitte nicht anecken!“ Heute hat sich das Bild gewandelt. Plakate werden nicht mehr geklebt, sondern gehängt, getackert, belächelt und nicht ernst genommen. Die politische Auseinandersetzung hat sich verlagert – in mannigfache Medien hinein. Der Straßenwahlkampf mit dem Verteilen von Luftballons und billigem Propagandamaterial verliert noch stärker an Bedeutung, wichtiger wird die direkte Ansprache von Menschen in Kneipen, bei Veranstaltungen, in Schulen, Betrieben und auf Festen.

Professionelle Pressearbeit war immer von überragender Wichtigkeit und bleibt es auch. Neuland betreten die Parteien hingegen noch mit dem Internetwahlkampf.

Ich selber wurde ins Wahlkampfteam der CDU Friedrichshain-Kreuzberg berufen. Meine Aufgabe:  Koordinierung des Internet-Wahlkampfes, verantwortlicher Redakteur im offiziellen Blog der CDU-Bundestagskandidatin Vera Lengsfeld.

Das war er, das ist es, der oder das Blog:

Waehltverablog

Die gesammelten Beiträge, die wir teils ohne Namen, teils auch mit Namensnennung hinterlegt haben, stellen ein einzigartiges Archiv der politischen Debatte dar. Vieles ist haltbar, anderes wird sicher verwehen – es war der Augenblickslage geschuldet. Dieses Archiv ist bis zum heutigen Tag frei zugänglich! Besonders schön war für mich, dass wir Redakteure und schreibende Helfer praktisch freie Hand hatten. Zwar legte ich am Anfang Vera Lengsfeld sicherheitshalber einige Texte „zum Gegenlesen“ vor, aber bald stellte sich ein vollkommenes Vertrauensverhältnis zwischen Kandidatin und Team her. Wir verständigten uns „auf Zuruf“.

Im Netz muss man sehr schnell reagieren, es kommt auf Stunden, ja manchmal Minuten an, um Themen zu setzen, Argumente für sich zu reklamieren, dem Gegner einen Zug voraus zu bleiben.

Besondere Sorgfalt verwendete ich auf den finalen Wahlaufruf, einen Tag vor dem Abstimmungstag am 27. September!  Für drei Akteure galt es einen letzten Appell vom Stapel zu lassen: für die Kanzlerkandidatin, für die Wahlkreiskandidatin, für die Partei. Für diese drei reservierte ich ungefähr gleich viel Platz – es sollte klar werden, dass jede Stimme für Merkel, für Lengsfeld, für die CDU gebraucht wurde. Und das kam nach etwa 30 Minuten Nachdenken ans Tageslicht.

Ist es ein guter Text? Ich weiß es nicht. Ihr könnt es selbst entscheiden – à vous la choix!

Die Bilanz der Kanzlerin Angela Merkel ist herausragend: Sie hat in der Finanzkrise Panik vermieden und somit das Schlimmste verhütet. Sie hat stets auf sozialen Ausgleich geachtet, hat mehr Geld für Hochschulen und Forschung ausgegeben. Unter ihrer Kanzlerschaft wurde die Arbeitslosigkeit zunächst massiv gesenkt. Weltweit werden wir Deutschen um unsere Kanzlerin beneidet. Denn obwohl sie bei den Polen mit großem Abstand die beliebteste ausländische Politikerin ist, gibt sie dem französischen Präsidenten Sarkozy das Gefühl, dass er und nur er der Größte ist. Wer schafft so etwas außer ihr?

Wer Merkel will, muss Merkels Partei, die CDU, wählen. Und nicht  Westerwelles FDP. Denn nur eine mit sehr großem Abstand führende CDU kann die Entstehung nicht gewünschter Koalitionen, nicht gewünschter Notgemeinschaften verhindern. Wenn die CDU nur mit bescheidenem Abstand stärkste Partei wird, besteht die Gefahr, dass nur eine Dreierkoalition die Regierungsmehrheit schafft. Dreierkoalitionen sind derzeit nur die zweitbeste Lösung. Besser sind Koalitionen aus Groß + Klein. Deshalb gilt unumstößlich: Nur eine starke CDU kann auch eine starke Kanzlerin wählen.

Gleiches gilt für die Erststimme. Eine Vera Lengsfeld im Deutschen Bundestag stellt sicher, dass der Bundestag seinen grundgesetzlichen Aufgaben besser nachkommt. Eine Vera Lengsfeld im Bundestag hilft verhindern, dass der Bundestag zum Abnick- und Akklamationsorgan wird. Eine Vera Lengsfeld im Bundestag hilft dabei, dass das goßartige Erbe der DDR-Bürgerrechtler nicht völlig aus dem politischen Betrieb verschwindet. Es ist bitter, dass fast niemand von den aktiven Bürgerrechtlern mehr in den Parlamenten sitzt. Vera Lengsfeld muss deshalb in den Bundestag.

Somit gilt:  Morgen Erststimme für Vera Lengsfeld, Zweitstimme für CDU und ihre Angela Merkel!

Tja, ich selbst muss gestehen: Ich kann zu diesem Aufruf stehen. Ich habe keine Mühe, den zu zitieren. Und wir wissen: Das Netz vergisst nichts.

Eines dürfte klar geworden sein: Mit Frauen, die sich in der CDU engagieren, habe ich keine Probleme. Versprochen!

 Posted by at 21:40

  3 Responses to “Vom Stammtisch ins Internet: Politik im 21. Jahrhundert”

  1. Wahllieder – na großartig! Die Menschen zur Teilanhme zu ermuntern halte ich fast für noch für wichtiger, als sie dazu zu verleiten, hier oder dort das Kreuzchen zu machen … Danke für Ihren Hinweis!

  2. „Wir“ sind ein Arbeitskreis – Studiker u.a.- die zu
    Wahlzeiten mit sogenannten Wahlliedern einen Beitrag zu
    einer höheren Wahlbeteiligung leisten wollen. Unsere „Spuren“
    finden sich z.B. bei GOOGLE „Wahllieder“. Mit http://www.demokratielieder.de / und z.B. den Liedern zur Freiheit“, die wir zum 60ten GG-Geburtstag gemacht haben,
    wollen wir ein musikalisch/konventionelles Rahmenprogramm zur Demokratie-Diskussion beisteuern. Gerne
    arbeiten wir auch an den Projekten anderer mit.

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