Mai 162010
 

Ein herrliches Beispiel dafür, wie der gute Deutsche sich die Integration vorstellt, finde ich in folgendem Bändchen:

Paul Maar: Neben mir ist noch Platz. Mit neuen Zeichnungen von Verena Ballhaus. Deutscher Taschenbuch Verlag. 8. Auflage, Oktober 2005

Das hübsche Buch erzählt die Geschichte von Aischa, die als Bürgerkriegsflüchtling  aus Libanon nach Deutschland kommt und dann mutterseelenallein in eine deutsche Schulklasse eingewiesen wird. Anfangs herrscht Unbehagen und Fremdheit zwischen den Kindern. Doch bald bricht das Eis. Der Familiensinn in Aischas Familie, die Fürsorge Aischas für ihre neue Freundin Steffi, die von deutschen Mitschülern einfach so im Umkleideraum eingeschlossen wird, überwinden die Distanz zwischen den Kulturen. Wir lernen die Geschichte Aischas kennen: Ihr Vater wurde im Libanon erschossen. Das Haus, das Aischa mit ihren Eltern und Geschwistern in Deutschland bewohnt, wird eines Nachts mit Steinen beworfen. Das vom Mob pogromartig zerstörte Haus sehen wir plastisch ausgemalt auf den Seiten 32-35. Aischas Bruder Jussuf wird in der Stadt von Deutschen verprügelt und zusammengeschlagen. „Vielleicht, weil er nicht deutsch ist. Er hat nichts gemacht“ (S. 41). Am Schluss des Buches sind Steffi und Aischa dicke Freundinnen geworden. Da wird die Familie wieder in den Libanon zurückgeschickt. Das Haus der Familie im Libanon ist zerstört worden. Der Brief Aischas an Steffi endet so: „Ich denke viel an Deutschland. Ich vergesse dich nie, nie! Deine Freundin Aischa.“

So weit das hübsche Buch. Ist es realistisch?  Ja! Ich meine, es gibt auf realistische Art all die irreführenden Schemata und verzerrenden Stereotypen wieder, durch die man sich eine echte Befassung mit der Migrationsthematik über Jahrzehnte vom Leibe gehalten hat.

Welches sind diese Schemata?

Erstes und wichtigstes Gebot: Sieh die Zuwanderer als Opfer! Der Opferstatus wird hier im Buch besonders dick unterstrichen. Mehrere Menschen werden getötet, die Deutschen sind kaltherzig, ein rassistischer Mob, die libanesischen männlichen Jugendlichen werden grundlos von den Deutschen zusammengeschlagen.

Das A und O der Migrationspriviligien ist die Opfergeschichte. Nur wer den Opferstatus ein Leben lang beibehält und auch an seine Nachkommen weitergibt, wird sich in der deutschen Gesellschaft dauerhaft Anrecht auf Integrations- und Fürsorgeleistungen erwerben.

Zweites Stereotyp: Die deutsche Gesellschaft ist rassistisch. Nur durch den Edelmut und die Menschlichkeit der Zuwanderer erwacht auch in deutschen Kindern ein Funke Menschlichkeit.

Drittes Stereotyp:  Die Zuwanderer sind ganz auf sich allein gestellt. Jede Familie ist furchtbar allein. Wir müssen ihnen helfen, so gut es geht.

Wenn man den Migrantenverbänden lauscht, werden sie einem wieder und wieder diese Stereotypen auftischen: „Wir sind Opfer! Deutschland ist rassistisch! Wir sind ganz allein!“

Entsprechen diese Schemata der Realität? Nein! Sie entspringen letztlich nur der Phantasie eines Menschen, der sich um die anderen Menschen nicht wirklich kümmert.

Die Realität sieht anders aus. Die Zuwanderung nach Deutschland ist über die letzten Jahrzehnte eine hochprofessionelle, äußerst effizient organisierte Maschinerie geworden. Kenan Kolat spricht zu recht von einer Kettenmigration: aus Gruppen in Gruppen hinein. Familie zu Familie. Clan zu Clan.

Opferstatus zu bewahren ist Pflicht! Deshalb werden die wenigen schrecklichen ausländerfeindlichen Übergriffe, die es in Deutschland gab und leider gibt, mit Inbrunst wieder und wieder vorgetragen, ausgeschlachtet und mit Vorliebe in eine Reihe mit den Judenpogromen der Nazizeit gestellt. Man betrachte nur die Bilder in Paul Maars Buch!  „Jetzt verbrennen sie uns wieder!“, so titelte einmal die türkische Zeitung Türkiye nach den Anschlägen von Mölln und Solingen.

Kaum jemand bemerkt, dass weite Teile Kreuzbergs, Neuköllns,  Weddings, Tiergartens, Schönebergs bereitwillig von den ansässigen deutschen Familien geräumt worden sind, ohne dass es zu irgendwelchen Übergriffen gekommen wäre. Es gab nirgendwo ernsthafte Versuche, die Deutschen in den Innenstadtquartieren Berlins zu halten. Weite Teile Kreuzbergs sind mittlerweile solide migrantisch. Hier aus Kreuzberg-West ziehen die polnischen, russischen und deutschen Familien mit Kindern ebenfalls zunehmend weg.

Diese polnischen, russischen, deutschen Familien sehen sich nicht als Opfer, sondern als Bürger. Sie wollen ihr Leben selbst gestalten. Sie wollen nicht ständig als migrantische Hätscheltruppe auf Kosten des Staates leben.

Kitas und Grundschulen haben sich mittlerweile komplett auf die Bedürfnisse und Empfindlichkeiten der Zuwanderer eingestellt. Die Polizei veröffentlicht die migrantische Herkunft von jugendlichen Gewaltttätern nicht mehr, um ausländerfeindliche Ressentiments im Keim zu ersticken.

In Büchern, Bildern und Filmen wird der Opferstatus der Zuwanderer beharrlich gepflegt. Ein türkischstämmiger junger Mann sagte mir kürzlich ganz offen: „Ich bin ein typisches Opfer der deutschen Bildungspolitik. Denn ich habe die Schule abgebrochen und kann nach 20 Jahren in Deutschland immer noch nicht richtig Deutsch, obwohl ich hier geboren bin.“

Jeder Zuwanderer aus Ländern wie Türkei und Libanon hat eine bunte Palette an Opfergeschichten parat. Diese Opfergeschichten werden durch ein hochprofessionell organisiertes Netz an Zeitungen, Vereinen und Verbänden ausgegeben und wandern dann als Großstadtfolkore in die Zeitungen und Feuilletons ein. In Verbindung mit Ausfüllanleitungen für Behördenformulare ergibt sich ein dichtgewebtes Netz der Integration in Sozialhilfe, Schattenwirtschaft und familiäre Unterstützersysteme. So funktioniert Integration prima.

Die Deutschen schlucken es willig. Und ziehen weg in andere Stadtteile. Mit schlechtem Gewissen. Das schlechte Gewissen beruhigen sie dann, indem sie erbauliche Bücher wie das von Paul Maar lesen. Zur Pflege des Opferkultes.

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