Mai 122010
 

„Wir haben uns versündigt“, dieses Zitat fand ich in dem Buch „Die Aufsteigerrepublik“ von Armin Laschet. Ungewöhnlich! Das Eingeständnis eigener Fehler, eigener Versäumnisse steht in diesem Buch an erster Stelle.

Es gibt eine Gemeinschaft, die das öffentliche Bekenntnis eigener Fehler, eigener Missetaten, eigener sündhafter Unterlassungen an den Anfang eines neugestalteten Verhältnisses zwischen den Menschen setzt. Ich selbst suche übrigens nach Kräften den Anschluss an diese Gemeinschaft, und zwar jeden Sonntag Vormittag.

Was folgt daraus für die Politik? Ich meine, jeder Politiker, der irgendwie noch den Anschluss an diese jahrtausendealte Kultur der Umkehr, der Neugestaltung, des schmerzhaften Versöhnungs- und Veränderungsdenkens sucht, sollte zuerst und zumeist eigene Fehler, eigene und gemeinschaftliche Versäumnisse eingestehen lernen. Und zwar auch öffentlich. Wenn es sein muss, auch mehrfach. Mindestens nach Wahlniederlagen. Dieser Prozess steht beispielsweise in der Berliner Union noch aus. Nur wenn frisches, neues Wasser zuströmt, können alte Schuld und alte Staatsschulden weggespült werden. Abgesehen davon, dass es einfach beim Volk gut ankommt.

Aktuelles Beispiel: Das Interview mit eben diesem Armin Laschet heute auf S. 5 im Tagesspiegel. Ich halte es für ein Meisterwerk politischer Klugheit. Grandios ist Laschets Argument, die FDP und die Grünen hätten sich misstrauisch beäugt und bekämpft. Ja, und wer versöhnt dann diese beiden Zankenden? Wer steht in der Mitte als Mittler? Richtig, – die Partei der Mitte. Was wurde gegen Laschet eigentlich im Wahlkampf gesagt? Nichts! Der Mann hat eine hervorragende Presse – „bei Freund und Feind“.

All jenen, die immer mit dem Finger auf andere zeigen: „Die Griechen, die Bundesregierung, Rot-Rot usw. usw. usw. (die Litaneien sind endlos) haben uns das eingebrockt“ sei ein kleines bisschen Bußfertigkeit anempfohlen. Man kehre vor der eigenen Tür!

Interview: „Jamaika ist eine der Möglichkeiten“ – Wahlen 2010 – Politik – Tagesspiegel
Wir haben darüber im Bundes- und im Landesvorstand gesprochen und sind uns einig, dass es eine Mischung aus eigenen Fehlern war, die wir in Nordrhein-Westfalen gemacht haben,

 Posted by at 11:02

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