Dez 172010
 

Der Winterabend fällt herein. Schnee lagert sich weich und wattig am Fensterbrett. Muslime und Juden in Berlin, in Deutschland, sofern gläubig, bereiten sich auf ihre Freitags-Besinnungsfeiern vor.

Ich schaue aus dem Fenster hinaus. Mir kommen die Verse Georg Trakls in den Sinn:

Ein Winterabend

Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
Lang die Abendglocke läutet,
Vielen ist der Tisch bereitet
Und das Haus ist wohlbestellt.

Mancher auf der Wanderschaft
Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
Aus der Erde kühlem Saft.

Wanderer tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
Auf dem Tische Brot und Wein.

Schön. Passend.

Die uralte Pflege des Fremden, das Sich-Kümmern um den Unbekannten, das ist die Gastfreundschaft.

Ein Abschnitt aus dem 3. Buch Mose mag an die Seite des Gedichts von Georg Trakl treten:

Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. 

Buch Wajjikrá/Levitikus 19, 34

„Du sollst ihn lieben wie dich selbst“ – ein Vergleich des griechisch überlieferten Jesus-Wortes „Du sollst den Nächsten lieben wie dich selbst“ (Matthäus 5,43) mit der griechischen Übersetzung der hebräischen Bibel ergibt eine weitgehende Wort- und Satzgleichheit zwischen Levitikus 19,18, Levitikus 19,34 und Matthäus 5,43. Diese drei Stellen lassen sich wahrscheinlich nur zusammen verstehen.

   
 Posted by at 17:07

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