All jenen, die ganze Zeitungsseiten mit den Winterklagen bedrucken, empfehle ich Adalbert Stifters schöne Novelle „Bergkristall“ oder auch die folgende Winterklage Walthers von der Vogelweide:
bibliotheca Augustana
«Uns hât der winter geschadet über al:
heide unde walt sint beide nû val,
dâ manic stimme vil suoze inne hal.
sæhe ich die megede an der strâze den bal
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werfen, sô kæme uns der vogele schal.
II
L 39,6
Möhte ich verslâfen des winters zît,
wache ich die wîle, sô hân ich sîn nît,
daz sîn gewalt ist sô breit und sô wît.
weiz got, er lât ouch dem meien den strît,
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sô lise ich bluomen dâ rife nû lît.
Um das nur klarzustellen:
Dieser Dichter drückt einen Hass auf den Winter aus: „so hân ich sîn nît“! Er würde ihn am liebsten verschlafen. Da dies aber nicht möglich ist, empfindet er echten Widerwillen gegen den Winter, den er offenkundig als Feind des Lebens empfindet.
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