Jun 072011
 

06062011697.jpg „Alles nur ein Geldfrage“, so höre ich es immer wieder bei Gesprächen über das Berliner Bildungswesen.

Wirklich?

Ich erzähle gerne von meinem Berliner Palästinenser, der mir begeistert von seiner kargen Dorfschule in Ramallah erzählte. Ein Lehrer unterichtete 40 Schüler in einem Raum. „Dieser Lehrer war streng, aber – er glaubte an uns. Er wollte unseren Erfolg. Ausreden ließ er nicht gelten. Faulheit ließ er nicht gelten. Er duldete keine Disziplinlosigkeit. Er liebte das Lesen, das Rechnen, das Schreiben, er liebte Arabisch, er rezitierte leidenschaftlich gerne die Dichter, er liebte Englisch und diese Liebe teilte er uns mit.“ Ergebnis: Alle Schüler gingen weiter auf weiterführende Schulen, viele studierten, einige wurden Professoren in den USA.

Aber selbst unter den wesentlich besseren materiellen Bedingungen der deutschen Grundschule gelingt dieses Kunststück sehr oft. Entscheidend scheint mir dabei die Persönlichkeit  des Lehrers zu sein. Die Persönlichkeit des Lehrers ist wichtiger als die finanzielle und materielle Ausstattung der Schulen.

Nun, ich habe mir gestern im Rathaus Schöneberg ebenfalls die Freiheit genommen, vom ressourcenorientierten Ansatz der Bildungsdebatte Abstand zu nehmen. „Es liegt nicht am Geld, es liegt auch nicht an der absolut gemessenen Zeit, die die Erzieher mit den Kindern verbringen.“ Wenn es am Geld läge, müsste Berlin ja hervorragende Ergebnisse seiner Schulen vorweisen können, denn Berlin ist Spitze in der Höhe seiner Ausgaben für die Schule pro Kind.

Ich glaube, der Grundgedanke von Frau Preissing führt weiter: Kinder brauchen jeden Tag das Gefühl der Geborgenheit, der Liebe, der Ermunterung zur Freiheit. Sie wollen gefordert werden. „Du musst etwas lernen, auch damit du später einmal für dich und andere den Lebensunterhalt verdienen kannst.“ Dieses Gefühl – so meine ich – sollte und muss vorrangig durch den privaten und privatesten Bereich, durch die Mitmenschen, die Nächsten, die Nachbarn, die kleinen Gemeinden, die Familien, also durch Vater und Mutter, durch die Geschwister und Freunde  erzeugt werden.

Wenn die Familien diese einfache, aber unerlässliche Aufgabe endlich übernehmen und annehmen, werden die allermeisten Schwierigkeiten verfliegen. Wir brauchen eine Rückbesinnung auf den überragenden Rang der Familie.

Die Versäumnisse der Familien sind durch die Schulen allein nie und nimmer wettzumachen. Familien, die eingelullt werden im Gefühl „Wir, der Staat, sorgen für dich“, werden nach und nach alle Verantwortung auf den Staat abwälzen. Genau dies geschieht zur Zeit.

Schüler und Lehrer wollen mehr Geld – Berliner Zeitung

 Posted by at 23:05

Sorry, the comment form is closed at this time.