Unter einem Bündel neben der gelben Recycling-Wertstoff-Tonne achtlos daliegenden Zeitungspapiers, das offenkundig aus Süddeutschland stammte, fand ich gestern auch dieses Bild, das ihr hier oben sehen könnt. Original, Plagiat oder Fälschung? Reproduktion oder Variante aus Künstlerhand? Manches kam mir bekannt vor: ich erkannte sofort, dass es sich um eine Art Liebesfest handeln musste, wie sie Antoine Watteau gerade um das Jahr 1718 herum so gern malte. Allerdings stimmen die Farben des Fundstückes nicht ganz.
Das Original in der Dresdener Gemäldegalerie misst 61 mal 75 Zentimer, ist also deutlich größer als das gestern gefundene Exemplar. Die Farben hatte ich pastoser in Erinnerung. Die Brauntöne schienen mir bei Watteaus Werk kräftiger, dunkler, gefährlicher. Hier dagegen verschwimmt alles mehr oder minder, zart und unbedrohlich wirkt die Liebe, eine Konvention mehr denn eine Naturgewalt.
Wie dem auch sei, Watteau löste im Sachsen des 18. Jahrhunderts eine regelrechte Watteau-Mode aus, die Meißener Porzellanmanufaktur konnte eigene Maler anstellen, die sich reichlich bei Watteau bedienten – Orginal, Kopie, Recycling, Fälschung, Plagiat, Übersetzung? Wer vermag das zu beurteilen?
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